Donnerstag, 19. Juni 2025

Hier draußen - Martina Behm

 

Hier draußen
Martina Behm
dtv
ISBN: 9783423284783
⭐⭐⭐⭐1/2

Kurzbeschreibung:

Eine weiße Hirschkuh, eine dunkle Prophezeiung und ein Dorf, das kopfsteht

In Fehrdorf scheinen alle zu wissen, wo sie hingehören. Nur Ingo und Lara, die mit den Kindern von der Großstadt aufs holsteinische Dorf gezogen sind, haben Schwierigkeiten. Vor allem Ingo strapaziert die Pendelei zu seinem Start-Up nach Hamburg. Als er eines Abends eine weiße Hirschkuh anfährt, bringt das die gesamte Dorfgemeinschaft aus dem Gleichgewicht. Denn wer so eine tötet, heißt es, hat nur noch ein Jahr zu leben. Und plötzlich fragen sich auch der Dorfjäger, die Vorzeige-Landfrau und die Überbleibsel einer Öko-WG, ob sie das Landleben wirklich glücklich macht.


Mein Eindruck:

Ihre Strickmodelle begeistern mich schon seit langem, und nun konnte ich ihr Romandebüt lesen. Wie Martina Behm strickt, so schreibt sie auch: einfach richtig gut!

Man lernt in diesem Roman nach und nach die verschiedenen Einwohner von Fehrdorf kennen, einem kleinen Ort in Schleswig Holstein. Ingo und Lara kommen aus Hamburg und sind vor einiger Zeit aufs Land gezogen. Sie bewohnen einen Resthof, und der ehemalige Traum von ländlicher Idylle, Ruhe und Entspannung ist inzwischen einer gewissen Ernüchterung und Abgeklärtheit gewichen. Das junge Paar stellt bald fest, dass es gar nicht so einfach ist, das alte Bauernhaus im Winter warm zu kriegen, dass der Hof mit viel Arbeit verbunden ist und dass sie den Einheimischen, die ihr Herz nicht gerade auf der Zunge tragen, nur sehr langsam näher kommen. Ingo pendelt täglich zwischen Hamburg und seinem neuen Heim, und eines Abends gerät ihm eine weiße Hirschkuh vors Auto, wird schwer verletzt und muss getötet werden. Dem nicht genug, gibt es den Aberglauben im Dorf, dass derjenige, der eine weiße Hirschkuh tötet, im Verlauf eines Jahres stirbt. Man erhält Einblick in die verschiedenen Familien, und schnell wird klar, dass die Fassade der Beziehungen oft sehr brüchig ist.

Meines Erachtens ist der Blick der Autorin aufs Landleben sehr realistisch aber auch sehr einfühlsam. Die Idylle trügt oft und viele Träume und Wünsche der Menschen bleiben unerfüllt. Es gibt nicht nur Beziehungsprobleme sondern auch tief sitzende Existenzängste, denn was macht eine Landfrau, die sich in ihrer Ehe nicht mehr glücklich, geliebt und verstanden fühlt, die aber von ihrem Mann und dem gemeinsamen Hof finanziell abhängig ist?

Oder welche Probleme ergeben sich für einen Bauern, der auf Biowirtschaft umstellen möchte, dies aber an der Bank scheitert? Das und vieles mehr wird in dem lebendigen und sehr authentischen Roman von Martina Behm angesprochen. Dass sich Ingo, der in Hamburg arbeitet und in Fehrdorf wohnt, wie zwischen zwei Welten gefangen fühlt, kann man sehr gut nachvollziehen.

Dies ist ein Roman, der wohl so manches verklärte Weltbild vom Landleben zerstört, der nachdenklich macht aber auch die schönen Seiten nicht außer Acht lässt und sich auf jeden Fall von der ersten bis zur letzten Seite super gut liest.







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