Mittwoch, 30. Juli 2014

Karl der Große / der Kaiser, der Dom und die Krone - Iris Wiegandt


Das Karlsjahr 2014 wird nicht nur in Aachen gefeiert, sondern der 1200. Todestag Karls des Großen findet internationale Beachtung. Zu diesem Anlass hat der WDR eine interessante und lehrreiche Produktion geschaffen, die im Audiobuch Verlag erschienen ist.
Im Lauf von 53 Minuten erfährt man viel Neues über Karl den Großen. Nur weniges ist historisch belegt, vieles, was wir heute über ihn wissen, stützt sich auf Vermutungen und Überlieferungen. Iris Wiegandt lässt hier ganz unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen, es werden zum Teil Zeitgenossen von Karl zitiert, beispielsweise sein Biograph Einhard, aber es werden auch aktuelle Erkenntnisse von Kunsthistorikern und Lehrern dargelegt.  In kurzweiliger und leicht verständlicher Weise wird hier eine Vielfalt an Wissen dargelegt, und manches wird aus neuen Blickwinkeln betrachtet. Beispielsweise nimmt man als Hörer an einer Führung im Aachener Dom teil und erfährt bei dieser Gelegenheit außergewöhnliche Details. Es ist spannend, den Ausführungen zu lauschen und sich seine eigenen Gedanken zum Leben und Wirken dieses bedeutenden Herrschers in der deutschen Geschichte zu machen. Wer war er und was wollte er? Auf diese und noch viele weitere Fragen erhält man interessante und zum Teil überraschende Antworten, die einem den Mythos Karls des Großen  zwar nicht komplett, aber immerhin ein kleines Stückchen mehr erschließen.
Da es sich hier um eine Zusammenstellung von Sachtexten handelt und nicht um eine zusammenhängende Geschichte, erfordert diese CD die geballte Aufmerksamkeit des Hörers. Ich werde die CD sicher noch mehrmals anhören, denn bei einem Durchlauf kann man sich gar nicht all die neuen Fakten und Zusammenhänge merken.



Montag, 28. Juli 2014

Feuerprobe - Cordula Broicher


Carolina Dieckmann ist allein erziehende Mutter zweier reizender Kinder, hat ein Häuschen gekauft und ist in ihrem Beruf als KFZ-Mechatronikerin erfolgreich. Sie arbeitet hart, um sich und den Kindern einen guten Lebensstandard und so manche kleinere Wünsche erfüllen zu können. Auch wenn es noch viel zu tun gibt, bis sie das alte Haus nach ihren Vorstellungen renoviert hat, fühlt sie sich glücklich und ist mit sich und der Welt zufrieden.
Als sie den Cousin ihrer Nachbarin und Freundin kennenlernt, bringt dieser ihre Gefühlswelt ziemlich durcheinander. Nach ihrer Scheidung will sie sich eigentlich auf keinen neuen Mann einlassen. Aber dann passiert etwas, das ihre Pläne vollständig über den Haufen wirft…


Bereits im Mai dieses Jahres habe ich erste Bekanntschaft mit einem Roman der Autorin gemacht und war begeistert von Aufmachung, Handlung und Schreibstil, wie man an meiner Rezension dazu sehen kann. Hier habe ich auch einiges zum Konzept von „Quindie geschrieben: Cordula Broicher: Die Zeit danach

Auch Cordula Broichers zweiter Roman „Feuerprobe“ kann qualitativ absolut mit dem Vorgänger mithalten. Der gefällige Schreibstil sorgt dafür, dass schon nach wenigen Seiten der „Funke überspringt“, was in diesem Fall durchaus wörtlich zu nehmen wäre. Beim Lesen sind mir immer wieder Redensarten eingefallen, die hier absolut passen, und für mich gab es mehr als eine Verbindung zwischen Buchtitel und Handlung. Sieht man beispielsweise die Protagonisten an, so haben beide bereits in der Vergangenheit Schicksalsschläge hinnehmen müssen, die für manche ihrer spontanen Reaktionen verantwortlich sind. Carolina Dieckmann zögert nach einer gescheiterten Ehe,  sich wieder auf jemanden zu verlassen. Man sagt ja so schön: „Gebranntes Kind scheut das Feuer“. Die clevere Automechatronikerin möchte unabhängig sein und selbständig für ihre Kinder sorgen. Da kommt sie bei Nicholas Burton genau an den Richtigen. Nach einem folgenschweren Unglück muss sie seine Hilfe annehmen, und zu allem Überfluss hat sie sich auch noch in den attraktiven und feinfühligen Mann verliebt. Nicholas ist zwar gutmütig und liest Carolina jeden Wunsch von den Augen ab, aber er bietet ihr durchaus auch Paroli, wenn es darum geht, seine eigenen Vorstellungen durchzusetzen. So lieb und nett die beiden Helden einerseits sein können, so sind es doch zwei richtige Sturköpfe, und es gibt Momente, wo gewaltig die Fetzen fliegen. Umso schöner ist es, wenn beide im richtigen Augenblick zur Besinnung kommen und sich dem Partner anvertrauen.
Neben dieser interessanten Beziehung gibt es noch jede Menge Nervenkitzel im Roman. Einige rätselhafte, zum Teil beängstigende Ereignisse bringen die Protagonisten stark ins Grübeln, und man rätselt und fiebert beim Lesen kräftig mit, wo die Ursache für die ganzen unglücklichen Vorfälle liegen könnte.
Die Autorin schreibt auch hier wieder sehr realitätsnah und menschlich, so richtig wie aus dem wahren Leben heraus. Dass sie auch diesmal wieder einige Szenen des Romans in der Kulisse der aktuell stattfindenden Landesgartenschau angesiedelt hat, macht das Ganze noch realistischer. Gut gefällt mir auch, dass man einige Charaktere aus dem vorherigen Roman wieder „trifft“ und aus einem neuen Blickwinkel betrachten kann.
„Feuerprobe“ ist rundum eine gelungene und sehr unterhaltsame Mischung, mit spannender Handlung, tollen Charakteren und viel Atmosphäre. 


Freitag, 25. Juli 2014

Vermächtnis der Engel - Carolyn Lucas


Die Söhne und Töchter der Engel leben in ewigem Clinch miteinander. Unversehens gerät die 25-jährige Sarah in den Brennpunkt des Geschehens, denn sie soll „die Eine“ sein, die das Orakel angekündigt hat und mit deren Hilfe beide Fronten hoffen, den Sieg im Krieg der Engel zu erringen. Ausgerechnet Rafael wird vom Orden der Engelssöhne ausgesandt, um Sarah zu verführen und für seine Seite zu gewinnen. Rafael ist ein Bücherwurm, der die Ordensregeln gewissenhaft befolgte und sich bisher kaum für das andere Geschlecht interessiert hat, aber gerade deshalb scheint er ideal für diese Aufgabe geeignet zu sein, denn er sollte nicht so leicht den Versuchungen erliegen, die von einer Frau ausgehen.
Er hat jedoch nicht mit den Gefühlen gerechnet, die sich in sein Herz schleichen, als er Sarah kennen lernt. Wer hätte ahnen können, dass er sich in die junge Frau verliebt? Damit sind jedoch die Probleme vorprogrammiert, und Rafael ist ratlos. Wie soll er sich entscheiden, für Sarah oder für den Orden? Außerdem ist die Liebe zwischen Menschen und Engeln bei Strafe verboten. Letztendlich liegt so ein folgenschwerer Entschluss jedoch nicht bei ihm allein, und es gibt in erster Linie einige große Probleme aus der Welt zu schaffen.

Sarah ist ein Gewohnheitsmensch. Darum kommt es ihr gar nicht gelegen, als ihr Mitbewohner Dominik die Dreier-Wohngemeinschaft verlassen möchte, denn nun müssen sie und ihre Freundin Fabienne einen Nachmieter suchen. Der Bewerber, mit dem sie einig werden, hat etwas gefährlich Beunruhigendes an sich. Der attraktive Rafael stürzt  Sarah in ein Gefühlschaos, so dass sie kaum weiß, wie ihr geschieht.

Mit „Vermächtnis der Engel“ bringt die Autorin frischen Wind in die Heldenreihe der Fantasyromane, denn nach Scharen von Vampiren, anderen Untoten und Gestaltwandlern tut es gut, hier einmal über die noch eher selten vertretene Gattung der Engel zu lesen.
Sowohl bei den von ihr beschriebenen Menschen als auch bei den Engeln gibt es interessante Charaktere. Sarah, die Heldin der Geschichte, ist sympathisch, tierlieb und eher der bodenständige Typ. Neidlos gesteht sie sich ein, dass ihre Freundin Fabienne die Attraktivere von ihnen beiden ist. Sie ist durchaus selbstkritisch, weiß aber auch genau, was sie will und lässt sich nicht so schnell den Schneid abkaufen. Dass sie Rafael ihr Herz öffnet, ist wohl nicht zuletzt der gemeinsamen Tierliebe zu verdanken. Im Zusammentreffen mit dem geheimnisvollen Geliebten und einigen anderen himmlischen Geschöpfen ergeben sich immer wieder reizvolle und zum Teil auch sehr vergnügliche Situationen und Dialoge.

Entstanden ist hier eine spannende, kurzweilige, romantische und auch ein wenig mysteriöse Kombination aus Urban Fantasy und lustigem Frauenroman, auf der Grundlage der Legenden aus dem Buch Henoch, welches in den verborgenen Büchern der Bibel, in den Apokryphen, zu finden ist. Gerade dieser mythische Bezug gibt dem Roman zusätzlich Würze und regt (zumindest mich) dazu an, sich näher mit dem ursprünglichen Thema zu befassen.
Der Schluss schreit förmlich nach einer Fortsetzung, denn da hat die Autorin einen ganz „gemeinen“ Cliffhanger angebracht, der einen  ratlos und ungeduldig zurücklässt.

Da bleibt mir nur, die Zeit bis zum hoffentlichen Erscheinen einer Fortsetzung zu überbrücken, indem ich mich ausgiebiger in das Buch Henoch einlese, denn dort kann man einiges über die Engel erfahren.



Mittwoch, 23. Juli 2014

Grappa sieht rosa - Gabriella Wollenhaupt

Grappa sieht rosa
24. Folge der Grappa-Krimis
Gabriella Wollenhaupt
Grafit Verlag
ISBN: 978-3-89425-436-0


In Bierstadt steht ein großer Event bevor. Hier soll die Hochzeit des russischen Agrarministers mit seinem jungen Lebensgefährten stattfinden. Die internationale Presse nimmt regen Anteil am Geschehen. Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse.
Felix Mohr, ein Skandalreporter, wird auf brutale Weise umgebracht. Erstaunlicherweise stellt sich heraus, dass das Mordopfer, für seine homophoben Artikel berüchtigt, nicht nur Kontakte zur homosexuellen Szene hatte, sondern selbst schwul war, und ihm war anscheinend ein geplanter Anschlag auf die bevorstehende Hochzeit bekannt…

Obwohl dies bereits der 24. Grappa-Krimi ist, war es für mich die erste Bekanntschaft mit der sympathischen Journalistin. Vermutlich hat sich im Lauf der  vorhergehenden Bände einiges an Insider-Wissen angesammelt, das mir nicht bekannt ist, aber ich habe trotzdem sehr schnell und leicht einen Zugang zum Roman gefunden, denn Maria Grappas Vorgeschichte ist sicher interessant, ihre Kenntnis für die aktuelle Handlung jedoch nicht unbedingt erforderlich. Trotzdem wurde meine Neugierde geweckt, beispielsweise was Grappas Verbindung zu Kommissar Friedemann Kleist betrifft. Ich werde mir sicher nach und nach weitere Grappa-Folgen zu Gemüte führen, um meinen Wissensdurst diesbezüglich zu stillen.
Bei der Handlung war für mich erstaunlich, es hier einmal mit einer Journalistin zu tun zu haben, die mit der Kripo quasi „Hand in Hand“ arbeitet. Meist ist das Verhältnis zwischen Presse und Polizei ja eher distanziert, und beide Seiten halten sich gerne bedeckt, was ihre Ermittlungen angeht.
Dass der Roman in der Ich-Form geschrieben ist und Maria Grappa alles aus ihrer persönlichen Sicht schildert, sorgt für eine gewisse Nähe zum Geschehen. Zudem ist Grappa nicht nur eine findige, gewissenhafte Reporterin, sondern sie kombiniert dabei auch sehr clever und geschickt und kann mit den Ergebnissen ihrer Recherchen viel zur Klärung der Angelegenheit beitragen.
Maria Grappa gewährt auch immer wieder Einblicke in ihr Privatleben, so dass ich ein sehr positives, sympathisches Bild der Protagonistin erhalten habe.

Der Schreibstil ist flott, und viele der locker eingestreuten Bemerkungen zeugen von einem vielschichtigen und manchmal ein wenig bissigen Humor. Überdies hat die Autorin hier ein sehr brisantes Thema aufgegriffen und für die Handlung ihres Krimis genutzt, denn in vielen Ländern wird nach wie vor die Homo-Ehe heiß diskutiert oder gar abgelehnt.
Manchmal fand ich die dargestellte Situation ein wenig übertrieben, denn mit der Zeit gewinnt man den Eindruck, dass ganz Bierstadt schwul ist bzw. Homosexuelle in der direkten Nachbarschaft oder Verwandtschaft hat. Dass man nicht alles zu ernst sehen sollte, davon zeugt der Aufbau des Romans, mit humorigen Personenbeschreibungen und spitzfindigen Überschriften der einzelnen Kapitel. Dieses Konzept habe ich bereits bei Gabriella Wollenhaupts historischem Krimi „Blutiger Sommer“ kennen und schätzen gelernt.

Ich kann sagen, der Einstieg in Grappas Welt war überzeugend und unterhaltsam, und bestimmt wird es mit lese-technisch künftig öfter mal nach Bierstadt verschlagen, da bin ich mir ganz sicher!




Montag, 21. Juli 2014

Korallenfeuer - Isabel Beto


Anfang des 19. Jahrhunderts: Noëlle ist auf der Seychellen-Insel Mahé geboren und aufgewachsen. Kurz nach ihrem dreizehnten Geburtstag erhält sie das Brandzeichen, wie alle Sklaven, denn sie ist das Eigentum des früheren Korsaren Jean-François Hodoul. Er hat sich mit seiner Frau auf der kleinen Insel, die zu den französischen Kolonien gehört, niedergelassen und dort sein persönliches Paradies gefunden. Die Hodouls behandeln ihre Bediensteten freundlich, und so gesehen hatte Noëlle Glück mit ihren Herrschaften, denn die meisten Sklaven leiden sehr, werden von ihren Besitzern unterdrückt und misshandelt. Noëlle unterscheidet sich aber auch sonst von ihnen, denn sie hat hellbraune Haut. „Zu viel Milch im Kaffee“, wie ihr Herr es nennt, denn sie ist die Tochter einer Weißen und eines farbigen Sklaven.
Noëlle ist eine begnadete Köchin, und hilft auch als Heilerin in der kleinen Klinik der Insel. Als sich jedoch ihr Onkel Hugo schwer verletzt, ist sie ratlos. Ihre einzige Hoffnung, den alten Mann zu retten, ist der Schiffsarzt der französischen Fregatte, die gerade am Hafen von Mahé vor Anker gegangen ist. Thierry Carnot hilft gerne. Aber er hat etwas an sich, was die junge Frau verunsichert, und doch fühlt sie sich gleichzeitig zu ihm hingezogen. Sie wird nicht schlau aus dem verschlossenen Mann, der immer den Eindruck hinterlässt, als würde er vor etwas auf der Flucht sein. Die Zusammenarbeit in der Klinik bringt die beiden einander näher, wirft aber auch viele Fragen auf. Welches Geheimnis mag der attraktive Arzt verbergen? Als Noëlle sich ihrer Gefühle zu Thierry klar wird, spürt sie, dass die wachsende Zuneigung auf Gegenseitigkeit beruht, aber könnte ihre Liebe wirklich eine Zukunft haben?

Die ausführlichen und schönen Beschreibungen der kleinen Seychellen-Insel Mahé hören sich wirklich paradiesisch an. Am liebsten würde man sofort seinen Koffer packen, wenn man von traumhaften Stränden und der exotischen Flora und Fauna liest. Umso stärker wird einem die Unfreiheit der Eingeborenen bewusst, die im Zuge der Kolonialisierung durch die Franzosen in diesem Idyll leben und dabei der Willkür ihrer Herren ausgesetzt sind. Egal ob schuldig oder unschuldig, bestraft wird immer der Sklave. Zwar nimmt Noëlle eine Sonderstellung unter den Sklaven ein, was ihr keine Sympathien beschert, aber sehr schnell wird klar, dass es auch um das Schicksal der jungen Frau nicht besser bestellt ist als bei ihren Leidensgenossen.
Die sich entwickelnde Beziehung zu dem Schiffsarzt ist eine sehr mutige Geschichte, bei der ich anfangs skeptisch war, ob sie funktionieren könnte. Die Annäherung und beginnende Freundschaft zwischen der Sklavin und dem Arzt sind wohl nur möglich, weil auch Thierry in seinem Leben schon viel Unterdrückung und Unrecht zu spüren bekam.
Gut hat mir gefallen, dass die Schilderung der Charaktere nicht einseitig verläuft. Auch die sympathischen Protagonisten werden nicht als die unfehlbaren Helden dargestellt, denn auch Thierry Carnot muss zugeben, dass er in der Vergangenheit schon Sklaven geschlagen hat, und auch er ist in vielen Angelegenheiten machtlos, weil die humanitäre Einstellung damals eine völlig andere war. Dieses Eingeständnis lässt ihn menschlich und glaubhaft erscheinen. Sehr realistisch werden auch die Lebensbedingungen der französischen Kolonialherren dargestellt, denn hier, in der Fremde, hat sich eine ganz eigene Lebensart entwickelt, die aus der Not heraus entstanden ist, dass Luxusgüter Mangelware und manche Dinge des täglichen Bedarfs nur selten oder gar nicht verfügbar waren. Die Beschreibung von mondänen Abendroben der Herrschaften, kombiniert mit von Sklaven hergestellten Palmblattschuhen, hat mir so manches Schmunzeln entlockt.

Die Autorin hat viel Historisches in ihren Roman eingebracht, denn einige der beschriebenen Charaktere haben wirklich gelebt, beispielsweise Jean-François Hodoul oder Gouverneur Quincy, und auch so manches Ereignis hat damals in ähnlicher Weise stattgefunden.
Egal, von welchen Erwartungen an den Roman ich ausgehe, sie wurden für mich alle erfüllt. Einerseits ist es ein historischer Roman, dem man anmerkt, dass ihm gründliche Recherchearbeit vorausgegangen ist. Man erhält auch eine recht plastische Vorstellung der damaligen medizinischen Praktiken, und die Behandlungsformen sind beeindruckend, wenngleich auch sehr abschreckend für uns heutzutage.
Zugleich ist es aber auch eine romantische Geschichte, bei der die Fans des Genres „Love and Landscape“ auf ihre Kosten kommen. voller Romantik, Spannung und Abenteuer und das alles in einer traumhaften, exotischen Kulisse. Bis zum Schluss bangt man mit den Protagonisten, denen das Schicksal teilweise recht hart mitspielt. Der Roman hat kein „klassisches Happy End“. Es bleiben noch einige Fragen offen, was das Schicksal und die Zukunft von Thierry und Noëlle angeht. Man muss ein wenig zwischen den Zeilen lesen, denn alles Wichtige wurde geklärt oder angedeutet, und die Einzelheiten kann jeder für sich in Gedanken ausmalen und hoffen.
Noch ein Wort zum Cover, bei dessen Betrachtung man ins Träumen gerät. Der Strandabschnitt, mit dem Segelschiff und den Felsen im Hintergrund, in das warme Licht des Sonnenuntergangs getaucht, ist so stimmungsvoll und plastisch dargestellt, dass man sich dorthin wünscht und fast meint, die Füße in die Gischt halten und darin kühlen zu können.  Was könnte besser als Urlaubslektüre für die kommenden Sommerferien geeignet sein?



Donnerstag, 17. Juli 2014

Die Frauen von Tyringham Park - Rosemary McLoughlin


1917 im Süden Irlands: Lord und Lady Blackshaw leben mit ihren zwei Töchtern und vielen Bediensteten auf ihrem imposanten Anwesen Tyringham Park. Eines Tages geschieht etwas Schreckliches, die jüngere Tochter Victoria ist plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Selbst lange, gründliche Suchaktionen bringen keine Spur von dem kleinen Mädchen. Der Verdacht fällt auf Teresa Kelly, die bis zu diesem Zeitpunkt als Kindermädchen auf dem Anwesen gearbeitet hat und nun zu einem neuen Leben nach Australien aufgebrochen ist. Wurde die Kleine vielleicht entführt? Charlotte, die ältere der Blackshaw-Schwestern, steht unter Schock und spricht lange Zeit kein Wort. Das Schicksal der kleinen Victoria ist ungewiss, und manche befürchten, sie wäre vielleicht gar nicht mehr am Leben. Von den dramatischen Auswirkungen auf alle Beteiligten erzählt dieser Roman. Die Kurzbeschreibung zum Buch klang ganz danach, als wäre dies der richtige Roman für mich. Ich lese sehr gerne über alte Herrensitze und ihre Bewohner, und in diesem Fall klang der Klappentext schon sehr verheißungsvoll. Zu meiner Enttäuschung haben sich meine Erwartungen an den Roman jedoch nur zu einem sehr kleinen Teil erfüllt. Es geht eigentlich hauptsächlich um Charlotte, die ältere Tochter von Lord und Lady Blackshaw. Geschildert wird ihre Entwicklung, ungefähr ab dem Zeitpunkt, als ihre kleine Schwester verschwand. Nach und nach lernt man die Personen in ihrem Umfeld kennen und ist erst einmal ernüchtert, denn Lord Blackshaw weilt die meiste Zeit in London, um dort seinen Geschäften nachzugehen. Man gewinnt den Eindruck, dass seine Familie keine große Rolle in seinem Leben spielt, auch spricht er übermäßig dem Alkohol zu. Lady Edwina ist eine verbitterte und selbstsüchtige Frau, denn die Heirat mit Lord Blackshaw war arrangiert, und das Verhältnis zu ihrem Ehemann ist weder verständnis- noch liebevoll. Ihre beiden Töchter scheinen ihr weitgehend egal, wenn nicht sogar lästig zu sein, und sie überlässt die Betreuung einem lieblosen Kindermädchen. Schwester Dixon drangsaliert die beiden Mädchen sehr, und nach Victorias Verschwinden bekommt Charlotte allen Unmut geballt zu spüren. Für mich war es von Anfang an schwierig, in die Geschichte hinein zu finden; ich wurde nicht recht heimisch in Tyringham Park. Vielleicht liegt das in der Absicht der Autorin, der es wohl vordergründig wichtig war, Charlottes Schicksal und die dramatischen Folgen ihrer lieblosen Kindheit zu schildern. Es fehlt dem Roman an Wärme. Ich habe die gesunde Mischung aus positiven und negativen Charakteren vermisst. Während Charlotte versucht, die Zuneigung ihrer Mutter zu erringen, straft Edwina das Mädchen mit unverständlichen Entscheidungen, aus denen Missgunst und Bösartigkeit sprechen. Ich konnte schon nur den Kopf schütteln, als ich las, dass sie nicht einmal das genaue Geburtsdatum ihrer Töchter kennt und von Victoria nicht einmal weiß, ob diese schon laufen bzw. Treppen steigen kann. Was ist das für eine Mutter? Auch die Verhaltensweise des Kindermädchens ist unverschämt und zeugt von Dummheit. Dixon fehlt im Umgang mit Kindern jegliches Feingefühl und auch der nötige Sachverstand. Ganz sicher ist es nicht realistisch, nur nette und liebenswerte Figuren in einem Roman zu beschreiben, aber hier war mir zu viel Boshaftigkeit auf einem Haufen. Die sympathischen Charaktere sind eindeutig in der Minderzahl. Auch haben sie meist nur eine Statistenrolle inne, werden nicht näher beschrieben und verschwinden nur allzu häufig schnell wieder von der Bildfläche. Selbst Charlotte, für deren Reaktionen ich viel Verständnis aufbringen konnte und die ich im Lauf der Geschichte immer wieder sehr bemitleidet habe, ging mir irgendwann mit ihrer Wechselhaftigkeit auf die Nerven. Ohne jedes Selbstbewusstsein verkriecht sie sich wochenlangin ihrem Schneckenhaus und meidet den Kontakt mit anderen Menschen. Dann wieder hat sie Phasen, in denen sie selbstgefällig und arrogant wirkt. Zwar wird ihre Entwicklung über viele Jahre geschildert, aber ihre wechselnde Gemütsverfassung wirkte auf mich häufig abrupt und nicht immer glaubwürdig. Der Schreibstil ist weitgehend einfach und flüssig, aber mir sind im Lauf der Geschichte immer wieder Unklarheiten aufgestoßen, von denen ich nicht sagen kann, ob es an der Übersetzung liegt oder ob sie von der Autorin selbst so dargestellt wurden. Auch kam keine rechte Spannung auf.
Zum Vergleich mit „Downtown Abbey“, der im Klappentext herangezogen wird, kann ich nichts sagen, da ich die Serie nur vom Hörensagen kenne und mir zum Inhalt nichts bekannt ist. Insgesamt ist der Roman für mich enttäuschend, allenfalls Mittelmaß, und die Fortsetzung, die im kommenden Frühjahr erscheinen soll, werde ich wohl nicht mehr lesen.


Montag, 14. Juli 2014

Die Rache des Normannen - Ulf Schiewe


Mit diesem Titel geht Ulf Schiewes Normannensaga in die zweite Runde. Auch diesmal wird die ganze Geschichte aus der Sicht des jungen Gilbert erzählt, der als Kind von den Hautevilles als Geisel geraubt wurde, lange Zeit als Schweinehirt für sie arbeitete und mittlerweile zu einem engen Vertrauten von Robert Guiscard de Hauteville geworden ist.

Der zweite Band beginnt im Jahr 1054, ungefähr ein Jahr nach der Schlacht von Civitate, mit der „Das Schwert des Normannen“ endete.
Gaitelgrima, in zweiter Ehe mit Roberts Bruder Onfroi, dem Grafen von Apulien verheiratet, möchte nach Salerno zu ihrer Familie reisen, um dort ihren neugeborenen Sohn taufen zu lassen. Gilbert und einige seiner Freunde werden von Robert als Geleitschutz für die Contessa eingesetzt. Bei Prinz Guaimar von Salerno, Gaitelgrimas Bruder, finden sie herzliche Aufnahme. Gilbert ist von der Stadt beeindruckt, doch schon bald merkt er, dass sich ein Aufstand gegen die Prinzenfamilie zusammenbraut. „La Familia“ ist eigentlich heilig, aber hier droht innerhalb des Familiengefüges Gefahr, denn die Drahtzieher der sich anbahnenden Revolte sind keine geringeren als Guaimars eigene Schwager, die Brüder seiner Frau Gemma.
Ehe sich Gilbert und seine Gefährten versehen, stecken sie mittendrin in einem blutigen Aufstand. Wird Gilbert sein Versprechen gegenüber Robert einlösen und Gaitelgrima und ihren Sohn retten können?

Obwohl schon einige Monate vergangen sind, seit ich Band 1 gelesen habe, konnte ich mich sehr schnell wieder an die ganzen Ereignisse und Personen erinnern, um die es damals ging. Um die historischen Zusammenhänge vollends zu erfassen, empfehle ich, auf jeden Fall mit dem ersten Buch anzufangen. Aber man findet durchaus auch gut in die aktuelle Handlung, ohne die Vorgeschichte im Detail zu kennen. Es gibt immer wieder dezent eingebaute Hinweise im Buch, so dass die Zusammenhänge klar werden und man  die verschiedenen Charaktere ausreichend kennenlernt.
Was so harmlos, als Verwandtschaftsbesuch, beginnt, wird bald zu einem blutigen Abenteuer mit ungewissem Ende. Gilberts Sorge gilt nicht nur Gaitelgrima und ihrem Sohn, sondern er hat eine dunkle Ahnung, dass seiner geliebten Gerlaine, die ihn bereits seit Hauteville begleitet hat, etwas zugestoßen sein könnte. Unterwegs findet er Hinweise, die seine Befürchtungen bestätigen.
Während es im ersten Band allgemein um die Eroberung Süditaliens durch die Normannen ging, wo die rauen Gesellen aus dem Norden vor nichts Halt machten und sich raubend und plündernd ihr Recht verschafften, so haben sie es mittlerweile zu Macht und Ansehen gebracht und wichtige Bündnisse geschlossen. Die Handlung, die diesmal zum großen Teil in und um Salerno spielt, ist sehr emotionsgeladen. Angesichts der Tatsache, dass Guaimar und seiner Familie Gefahr von der eigenen Verwandtschaft droht, muss man schon schlucken. Beginnt alles als verbaler Machtkampf, so ist bald rohe Gewalt im Spiel. Gemmas Brüder haben eine mörderische Intrige eingefädelt. Die Geschädigten reagieren recht unterschiedlich und mit einem breit gefächerten Spektrum an Gefühlen. Angefangen von taktisch vernünftigen Überlegungen bis hin zu blankem Hass und Rachegedanken ist hier alles vertreten und so lebendig dargestellt, dass man als Leser so manches Mal den Eindruck hat, mittendrin im Geschehen zu sein. Band 1 hat mir gut gefallen, aber die Fortsetzung hat mich völlig gefesselt und in ihren Bann gezogen. Wie er im Nachwort erklärt, hat der Autor für seine Geschichte einige dramaturgische Änderungen an den historischen Tatsachen vorgenommen, und doch bleibt er mit seiner Handlung sehr dicht an der Wahrheit, und diese realen Tatsachen sind besonders faszinierend, ja teilweise schockierend.

Auf jeden Fall ist es Ulf Schiewe nicht nur gelungen, einen Zeitabschnitt und historische Ereignisse für seine Leser lebendig zu machen, sondern er hat das Ende seines Romans so genial angelegt, dass man sich am liebsten gleich auf Band 3 stürzen würde. Hier wird uns jedoch einiges an Geduld abverlangt, denn es soll zwar weitere Bände geben, aber das Erscheinungsdatum ist noch ungewiss. Man kann nur hoffen, dass wir nicht allzu lange auf die Folter gespannt werden.


Mittwoch, 9. Juli 2014

Sommersehnsucht - Nora Roberts



Dies ist  der zweite Band des Jahreszeiten-Zyklus von Nora Roberts und knüpft mit seiner Handlung an das erste Buch Frühlingsträume an. Es sind insgesamt vier Bände, und jeder befasst sich mit einer der vier jungen Frauen, die seit ihrer Kindheit eng befreundet sind und zusammen „Vows“, eine Hochzeitsagentur, aufgebaut haben. Erzählte Band 1 von der Fotografin Mac, wie sie die Liebe ihres Lebens fand, so geht es diesmal um Emma, die Floristin des Unternehmens. Sie liebt ihren Beruf, denn sie kann sich nichts Schöneres vorstellen, als mit Blumen zu arbeiten. Mit viel Liebe entwirft sie Brautsträuße, Tischdekorationen und vieles mehr, alles was an Blumen für die Feierlichkeiten gebraucht wird, die bei „Vows“ stattfinden. 
Als Emma eines Tages feststellt, dass sie für den Architekten Jack, einen alten Freund, der für die vier Frauen fast wie ein Bruder ist, plötzlich ganz andere Gefühle hegt, bringt sie das gewaltig aus dem Konzept. Emma ist ein sehr romantischer Mensch, und sie kennt Jack sehr gut, zu gut! Sie kann sich nicht vorstellen, dass er ihre Gefühle erwidert, geschweige denn, dass er eine feste Beziehung eingehen möchte.

Habe ich beim ersten Band noch gestaunt, wie es Nora Roberts gelingt, mit relativ wenig Handlung ein Buch von stattlichen 400 Seiten zu füllen, ohne dass beim Lesen Langeweile aufkommt, so wurde ich diesmal, trotz der romantischen Handlung, ziemlich ernüchtert. Vielleicht ist es mir in „Frühlingsträume“ nur nicht aufgefallen, aber ich denke wirklich, da war die Handlung noch tiefgründiger. In „Sommersehnsucht“ dreht sich vieles um Oberflächlichkeiten. Die Autorin kann gar nicht oft genug betonen, wie toll die vier Freundinnen aussehen, und natürlich erfüllen sie alle Klischees der erfolgreichen „Powerfrau“. Nicht nur, dass sie fast rund um die Uhr arbeiten, in ihrer kargen Freizeit halten sie sich fit, wenn manche von ihnen auch eher widerwillig. Aber sie treffen sich alle schön brav, zum morgendlichen Training, in der hauseigenen „Folterkammer“. Getrunken wird literweise Diät-Cola, und gegessen wird möglichst in homöopathischen Dosierungen, wenn nicht gerade ein Problem ansteht, dass die vier Frauen bei einer gemeinsamen Pizza besprechen. Das Wort „Diät-Cola“ habe ich gefühlte hundert Mal im Buch gelesen, und abgesehen davon, dass ich dieses Getränk ganz schrecklich finde, wird auch hier wieder ein Klischee bedient: eine Frau, die auf ihre tolle Figur achtet, trinkt Diät-Cola. Wieso darf es nicht mal zur Abwechslung auch ein Wasser sein? Neben dem „abwechslungsreichen“ Speiseplan dreht sich fast alles um die Beziehung zwischen Jack und Emma. Das Thema, ob es möglich ist, aus einer Freundschaft eine Liebesbeziehung werden zu lassen, ohne dabei die freundschaftlichen Bande zu zerstören, wird nicht nur einmal aufgerollt, sondern immer und immer wieder in seine Einzelteile zerpflückt. Die Autorin verliert sich seitenweise in unwichtigen Details, wobei das eigentliche Problem, das diese besondere Liebesbeziehung behindern könnte, lediglich am Rande abgehandelt wird. Es findet ein ständiges Tauziehen statt, zwischen „soll ich“ und „soll ich nicht“.

Erholung von dieser wechselhaften Beziehung und von den vielen zickigen Bräuten und Brautmüttern, die bei „Vows“ betreut werden wollen, findet man in den Schilderungen der Blumenarrangements, die Emma zaubert. Hier kann man förmlich eintauchen, in ein Blütenmeer und den Duft von Rosen und Freesien. Diese Passagen haben es immer wieder geschafft, mich ein wenig mit dem Buch zu versöhnen. Ich werde auch sicher noch die weiteren beiden Bände lesen, denn man soll die Hoffnung auf Besserung nicht aufgeben, und außerdem möchte ich nun auch noch erfahren, wie Laurel und Parker, die anderen beiden Freundinnen, unter die Haube kommen.





Donnerstag, 3. Juli 2014

Die Auswerterin von Elk von Lyck - nun auch als Hörspiel

Im November 2012 habe ich "Die Auswerterin" von Elk von Lyck gelesen und für sehr gut befunden. Für alle, die den Roman noch nicht kennen oder sich nochmal informieren möchten, hier geht es zu meiner Rezension: Die Auswerterin - Rezension

Nun hat mich der Autor informiert, dass der Roman inzwischen als Hörspiel vorliegt und sogar ein kleines Video dazu gedreht wurde. Wer den Roman noch nicht gelesen hat, dem kann ich diese Produktion wärmstens ans Herz legen.



Die Eigenproduktion von Elk von Lyck wurde, im Rahmen des 12. Leipziger Hörspielsommers, für den internationalen Hörspielpreis nominiert. Da gratuliere ich schon mal ganz herzlich und halte die Daumen.

Der Reiter der Stille - Gonzalo Giner

Der Reiter der Stille
Gonzalo Giner
Blanvalet Verlag, 764 Seiten
ISBN: 3764504528

Die Geschichte beginnt im Jahr 1522, im südlichen Spanien. In einem Pferdestall kommt ein Kind zur Welt. Es handelt sich um den Protagonisten des Romans. Seinen ersten Atemzug tut der kleine Yago in Gegenwart eines Pferdes, und zu diesen edlen Tieren hat er auch von Anfang an eine ganz besondere Beziehung. Im Roman begleitet man Yago fast drei Jahrzehnte auf seinem Lebensweg, und dieser ist nicht einfach. Der Junge ist anders, denn schon frühzeitig zeigen sich bei ihm autistische Züge. Autismus war zur damaligen Zeit noch völlig unbekannt, und so wurde Yago schon im Kindesalter als sehr sonderbar, sogar als schwachsinnig, betrachtet. In den ersten Jahren lernt er keine Liebe oder Zuneigung, sondern nur Einsamkeit und Leid kennen, und da er es nicht anders kennt, hält er es für normal. Erst die Begegnung mit dem Kartäusermönch Camilo zeigt dem Jungen, dass das Leben auch ganz anders sein kann. Durch Camilo erfährt er Zuneigung und Freundschaft, aber immer wieder treten Ereignisse in seinem Leben ein, die ihn einem ungewissen, elenden Schicksal ausliefern und mit Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit erfüllen. Es dauert sehr lange, bis Yago seine Bestimmung und seinen Platz im Leben findet und erkennt, dass auch er geliebt und gebraucht wird.

Mit Yago hat dieser Roman einen außergewöhnlichen Helden, der einerseits, bedingt durch seine autistischen Züge, oft auf Hilfe und Unterstützung angewiesen ist, der aber auch mit jedem Schicksalsschlag, den er erleidet, stärker wird. „Der Reiter der Stille“ ist für mich nicht nur ein historischer Roman, sondern ich betrachte ihn auch als Entwicklungsroman, denn es ist faszinierend, Yago bei seinen Erfahrungen zu begleiten und zu sehen, wie er sein Leben meistert. Auch sonst hat die Geschichte viele interessante Charaktere zu bieten, positive wie auch negative. Yago findet Menschen, die Verständnis für ihn haben, ja er erfährt sogar, was Liebe ist. Aber es gibt auch die andere Seite im Roman, wo Herzlosigkeit und Brutalität an der Tagesordnung ist, wo ohne Skrupel Menschen gequält und vermarktet werden. In Yagos Leben sieht es lange Zeit so aus, als würden die schlimmen Erfahrungen überwiegen. Einzig bei den Pferden findet er immer Zuflucht und Trost. Er verfügt über die einzigartige Fähigkeit, diesen Tieren in die Seele zu blicken. Ich muss gestehen, dass ich mich mit Pferden bisher kaum beschäftigt habe und auch nicht auskenne, worauf es bei der Zucht und Dressur dieser Tiere ankommt. Hier merkt man sehr klar, dass der Autor praktizierender Tierarzt ist und weiß, wovon er schreibt. Wie er die Verhaltensweisen und Wesensarten der verschiedenen Rassen erklärt, ist für mich gut nachvollziehbar und interessant dargestellt. Auch die historischen Hintergründe sind mit einer Fülle von Informationen ausgeführt.  Das Zeitalter der Renaissance, wo man Pferde nicht mehr nur nach ihrem Nutzen sondern auch aufgrund ihrer Schönheit und Anmut betrachtete und würdigte, wird hier sehr lebendig und farbenprächtig geschildert. Nicht zuletzt das Thema Autismus, mit dem sich der Autor sehr intensiv auseinandersetzt, macht diesen Roman zu einem fesselnden Leseerlebnis. Auf über 700 Seiten ist die Vielfalt menschlicher Taten und Erkenntnisse ausgebreitet. Da geht es um Liebe und Treue, um Ehre und Mut, aber auch um Verrat, Intrigen und Gewalt. Der geradlinige, unkomplizierte Schreibstil und die vielfältige, packende Handlung machen das Buch zu einem mitreißenden Pageturner.   




Dienstag, 1. Juli 2014

Monatsübersicht Juni und Halbjahresrückblick

Wow ist die Zeit vergangen, heute beginnt schon das zweite Halbjahr 2014!
Es ist an der Zeit für meine Monatsübersicht, die ich heute mit einem kurzen Halbjahresrückblick kombiniere.
Aber zuerst die Bücher, die ich im Juni 2014 gelesen habe, es waren diesmal 10 Stück, mit 3265 Seiten.


Das war eine bunte Mischung, mit 3 historischen und 3 zeitgenössischen Romanen, einem Krimi, einer Anthologie und zwei Büchern, in denen die Autorinnen ihre persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen niedergeschrieben haben. Leider gab es für mich diesmal auch einen Flop, es ist "Die blinde Kommissarin".
Größtenteils waren es im Juni jedoch gute bis sehr gute Bücher, so dass es mir nicht ganz leicht gefallen ist, einen Favoriten zu wählen, aber nach reiflichen Überlegungen war es dieses Buch, das mich am meisten überzeugt und ganz besonders gefesselt hat:



Rückblickend auf das erste Halbjahr 2014 habe ich bisher 51 Bücher (=16.741 Seiten) gelesen. Die Enttäuschungen haben sich glücklicherweise im Rahmen gehalten, und die positiven Leseerlebnisse waren eindeutig in der Überzahl.
Das bedeutet, dass ich schon wieder 51 € mit der Lese-Challenge gespart habe.

Auch einige Neuzugänge habe ich für den Juni zu vermelden, und trotzdem konnte ich meinen SuB ein wenig abbauen. Der aktuelle Halbjahresstand ist Minus 8 Bücher.
Hier nun die Bücher, die neu bei mir eingezogen sind:


Rezensionsexemplare, die natürlich vorrangig auf meiner Leseliste für Juli stehen:
"Die Rache des Normannen" von Ulf Schiewe ist die Fortsetzung von "Das Schwert des Normannen", und ich nehme dazu ab heute an einer Leserunde bei der Büchereule teil.


Bei Lovelybooks gab es wieder das schon traditionelle Midsommar-Wichteln, und meine Wichtelmama hat mir ein tolles Paket gepackt; unter anderem waren diese beiden Bücher (und auch die Lesezeichen) enthalten.

 und letztendlich kam ich an diesem wunderschönen Buch nicht vorbei ;-)

Das erhaltene Wichtelpaket ist natürlich die perfekte Überleitung zum Tee. Hier aber zuerst ein Gesamteindruck vom reichlichen Inhalt meines Wichtelpakets:

unter anderem war ein Bio-Grüntee  "Sencha" und ein sehr schönes Teeglas dabei, und beides ist schon kräftig in Benutzung. Sencha ist für mich ein Tee, den ich eigentlich immer zuhause habe, er gehört für mich zum Standard-Sortiment. Dieser hier ist wirklich gut, leicht herb, erfrischend, genau wie ich ihn mag.

Außerdem habe ich mir diesen aromatisierten Tee bei meinem letzten Teeladen-Besuch gekauft:
Summer Moon ist ein schwarzer Tee, mit vielen Blüten und einem exotisch-fruchtigen Aroma versetzt. Der Tee ist nicht nur warm getrunken sehr lecker, sondern er eignet sich auch hervorragend zur Herstellung von Eistee.

Und auch im Bereich "Raumdüfte" habe ich mal wieder eine Meldung. Auf meinem Geschenke-Foto vom Midsommar-Wichteln könnt ihr sehen, dass ich auch drei duftende Votivkerzen bekommen habe. Es sind "Duftis" von der Gies Kerzen GmbH, und ich darf mich über die Duftnoten "Sweet Cherry", "Lemongrass" und "Juicy Orange" freuen. Alle duften richtig schön fruchtig-frisch und sommerlich, und ich kann sie ins Glas des Windlichts stellen, das ebenfalls im Wichtelpäckchen dabei war.

Nun bin ich gespannt, was das zweite Halbjahr an Bücherschätzen für uns bereit hält. Ich wünsche euch einen wunderschönen, warmen Juli, mit Sonnenschein, spannenden Büchern und einem gemütlichen Leseplätzchen.


Liebe Grüße -