South Carolina 1781: Antonia Lorimer, die ihren Mann Henry
im kürzlich beendeten Unabhängigkeitskrieg verloren hat, ist fest entschlossen,
ihre von Engländern zerstörte Plantage wieder aufzubauen. Ihr missgünstiger
Schwager versucht mit allen Mitteln, ihren Erfolg zu verhindern und legt ihr
Steine in den Weg, wo er kann. Auf dieser Basis fällt es ihr nicht leicht, sich
in einem von Männern beherrschten Metier zu behaupten.
Als sie eines Nachts einen schwer verwundeten britischen
Soldaten in ihrem Pferdestall vorfindet, will sie dem Mann helfen und
beschließt spontan, ihn gesund zu pflegen. Ihre humanistische Gesinnung kann
ihr leicht zum Verhängnis werden, wenn öffentlich wird, wen sie in ihrem Haus
beherbergt. Auch hat sie nicht mit der Sturheit und Unnachgiebigkeit ihres
unfreiwilligen Gastes gerechnet. Obwohl er lebensgefährlich verletzt ist,
gelingt es ihm immer wieder, seine Mitmenschen, allen voran Antonia, zu
tyrannisieren. Mit der Zeit kommen sich die Protagonisten jedoch näher und
spüren beide eine gewisse Anziehungskraft zueinander.
Als Ausgleich für seine Pflege und Genesung hilft William
Marshall, wie sich der Engländer nennt, die Plantage wieder in Schwung zu
bringen. Dank seiner tatkräftigen Unterstützung wiegt sich Antonia bald in
Sicherheit und verlässt sich auf den Mann, den sie mittlerweile liebt. Aber sie
hat nicht mit Williams Streben nach Unabhängigkeit gerechnet. Auch weiß sie so
gut wie nichts über seine düstere Vergangenheit.
Es fällt mir nicht leicht, ein objektives Urteil für diesen
Roman zu verfassen, denn ich muss gestehen, dass ich massive Probleme hatte,
mich auf die Geschichte und die Personen einzulassen. Die Plantage Legacy, die
dem Roman seinen Namen gab, blieb in meiner Vorstellung eine starre Kulisse. Fast
alle Charaktere wirkten auf mich blass und ohne Konturen. Gerade von Antonia
und William hätte ich gerne eine ausführlichere Beschreibung gehabt. Nur von
wenigen Personen konnte ich mir ein klares Bild machen.
Der historische Hintergrund und die politischen
Zusammenhänge im damaligen Unabhängigkeitskrieg sind hervorragend recherchiert,
jedoch fast zu ausschweifend dargestellt. Häufig werden Situationen sehr
detailliert ausgemalt oder Dialoge in aller Ausführlichkeit wiedergegeben,
obwohl sie im weiteren Verlauf keine größere Bedeutung erlangen oder später gar
nicht mehr zur Sprache kommen.
Erschreckend fand ich die Häufung abartiger Handlungsweisen
im Verlauf der Geschichte. Kindesmissbrauch, Folter und andere Gewalttaten, bis
hin zu brutalen Morden, kommen häufig zur Sprache und sind sehr genau
beschrieben, so dass man sich plötzlich in einem Thriller wieder findet. Dieser
Eindruck wird durch die zum Teil sehr moderne Sprache noch verstärkt.
Antonia, eigentlich die Hauptperson des Romans, gerät mehr
und mehr in eine Statistenrolle und steht ständig im Schatten der „bösen Buben“
dieser Geschichte. Hat man anfangs noch den Eindruck, sie sei eine starke und
mutige Frau, fallen einem schon bald ihre mangelnde Entschlusskraft und ihre
Inkonsequenz auf. Mit der Zeit konnte ich viele ihrer Gedankengänge und
Handlungen nicht mehr nachvollziehen. William konnte mich leider ebenso wenig überzeugen.
Für seine Entschlüsse und Aktionen hat mir oft das tiefere Verständnis gefehlt,
denn er ist egoistisch und rücksichtslos und lebt dabei eigentlich nur für
seine Rache.
Auch der Bezug zur „Geschichte des Kriegers“, mit der dieser
Roman beginnt, ging im Lauf der Handlung für mein Empfinden weitgehend verloren.
Zwar ist am Schluss noch einiges dazu geschrieben; auch die alte Indianerin
taucht wieder auf, aber eine wirklich sinnvolle Auflösung gibt es nicht, was
ich schade finde, denn gerade diese alte Legende hatte mich anfangs auf das Buch
neugierig gemacht.
Wenn ich das schöne Cover betrachte und den Klappentext
lese, habe ich völlig andere Erwartungen an den Roman. Dies könnte unter
Umständen bedenklich werden, beispielsweise wenn jemand auf der Suche nach
einem Geschenk, in der Annahme, einen historischen Südstaatenroman in der Art
von „Vom Winde verweht“ zu erhalten, zu diesem Buch greift und sich zudem auf
den Aufkleber „Tipp des Monats“ verlässt. Auf diese Weise könnte der Roman leicht
auch in die Hände Minderjähriger gelangen, was ich in Anbetracht der vielen
brutalen und perversen Szenen für problematisch halte.
Ein weiterer Punkt, den ich ansprechen möchte, ist der
Anhang, in dem viele Begriffe erklärt werden. Leider findet man keine
entsprechenden Fußnoten im Text, wo auf diese Möglichkeit der Information verwiesen
wird.
Ich finde es schade, dass ich an diesem Buch so viele
Kritikpunkte anbringen muss, denn einerseits enthält dieser Roman einen Fundus
an Wissen über die Zeit und die Schauplätze. Leider ist es der Autorin für mein
Empfinden nicht gelungen, diese solide Basis mit Leben zu füllen. Ich bin auf
Grund der Aufmachung von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Hätte ich
gewusst, was mich hier teilweise erwartet, wäre das Buch für mich nie in die
engere Wahl gekommen.