Eigentlich
begleitet die badische Prinzessin Sophie Elisabeth nur ihre beste
Freundin nach Sankt Petersburg, denn Dorotheé von Hessen-Darmstadt
wird dort den russischen Fürsten Dimitri heiraten. Bis zur Hochzeit
sind die beiden jungen Frauen Gäste im Zarenpalast. Schon bald nach
ihrer Ankunft begegnet Sophie Elisabeth jedoch dem attraktiven
Leutnant Nikolai Danilowitsch und verliebt sich in ihn. Aber Nikolai,
der bisher zur Leibwache gehörte, steht auf Zar Alexanders
Abschussliste, weil er ein hinterhältiges Komplott gegen den
Gouverneur von Russisch-Amerika entdeckt hat und verhindern will.
Wegen seiner offenen Kritik an Zar Alexanders Vorgehen scheint
Nikolais Schicksal besiegelt, und er wird festgenommen. Als Sophie
Elisabeth erfährt, dass er aus dem Gefängnis fliehen konnte, lässt
sie alles hinter sich und folgt dem Geliebten ohne Zögern in den
wilden Osten des Landes.
Es
geht alles sehr schnell, denn bei Sophie Elisabeth und Nikolai ist es
Liebe auf den ersten Blick. Für den Geliebten gibt die junge Frau
alles auf. Sie entsagt jeglicher Bequemlichkeit und begibt sich in
die Wildnis. Auf ihrer Reise durch die Taiga erlebt sie vieles, was
sich die im Luxus aufgewachsene Prinzessin noch vor kurzem nicht
einmal in ihren kühnsten Träumen vorgestellt hatte. Sie wird mit
vielen Gefahren konfrontiert und lernt Hunger und Kälte kennen.
Christopher Ross beschreibt die Abenteuer der jungen Prinzessin in
sehr lebendiger und fesselnder Weise. Die Geschichte zieht den Leser
sehr schnell in ihren Bann. Man hofft, bangt und leidet mit der
Protagonistin. Die detailreichen Schilderungen des Landes zeigen,
dass der Autor hier gründliche Recherchearbeit geleistet hat, so
dass man sich in viele Situationen sehr gut hineinversetzen kann.
Aber manchmal kamen mir doch leise Zweifel, denn so manches, was
Sophie Elisabeth erlebt, klingt doch sehr phantastisch. So ganz
glaubwürdig fand ich es nicht, dass eine junge Frau, die bisher im
puren Luxus aufgewachsen ist und sich keine Gedanken uns Überleben
machen musste, plötzlich so allein und selbständig in der Wildnis
Russlands zurecht kommen soll. Die Handlungen der Prinzessin waren
manchmal allzu praktisch und zielsicher für eine Frau, die in den
Bereichen, um die sie sich nun kümmern muss, bisher gar keine
Erfahrung hatte. Andere ihrer Aktionen wirkten auf mich dann aber
wieder unüberlegt und sehr spontan. Lange hat sich mir auch der
Titel des Romans „Die Gesandte des Zaren“ nicht erschlossen. Es
klärt sich am Ende auf, aber ich persönlich fand den Bezug doch
ziemlich irreführend.
Dem
Lesevergnügen tun diese Kritikpunkte jedoch keinen Abbruch, und wenn
man sich auf die Geschichte einlässt, erlebt man einige spannende
Schmökerstunden.
Der
Beschreibung des Romans konnte ich entnehmen, dass dies wohl der
erste Band einer neuen Saga um die Prinzessin Sophie Elisabeth ist.
Man darf also neugierig auf weitere Abenteuer der Prinzessin sein.
⭐⭐⭐⭐