Der Sommer der Blaubeeren Mary Simses Blanvalet, 416 Seiten ISBN: 9783442382170 |
Kurzbeschreibung:
Um nach dem Tod ihrer Großmutter Ruth deren letzten Wunsch
zu erfüllen, reist die erfolgreiche New Yorker Anwältin Ellen Branford nach
Beacon, denn dort, in dem kleinen Küstenort ist Ruth aufgewachsen. Ellen soll
einen Brief an einen gewissen Chet Cummings überbringen.
Da sie in drei Monaten heiraten wird und bis dahin noch
viele Vorbereitungen anstehen, möchte sie ihren Besuch in der kleinen Stadt so
kurz wie möglich halten. Aber es läuft nicht alles wie geplant, und die Übergabe
des Briefes gestaltet sich schwieriger als gedacht. Je länger sie in Beacon
bleibt und auf den Spuren ihrer Großmutter wandelt und je mehr sie über Ruth
erfährt, umso stärker verändert sich ihre Sichtweise. Und plötzlich merkt sie,
dass sie dabei ist, ihr eigenes bisheriges Leben umzukrempeln.
Mein Eindruck:
Anfangs hatte ich meine Zweifel, wie ich diesen Roman
einschätzen soll. Ellens Verhalten ist zu Beginn schon recht befremdlich, und
ihre Handlungen und Reaktionen lassen sich so gar nicht mit dem Bild der
erfolgreichen Anwältin in Einklang bringen. Inzwischen vermute ich, dass die
Autorin hiermit Ellens besondere Situation und den krassen Unterschied der
Lebensverhältnisse, zwischen der Großstadt und dem kleinen Küstenort,
verdeutlichen wollte. Die normalerweise weltgewandte Anwältin ist einen ganz
anderen Lebensstil gewohnt und kommt mit den örtlichen Gegebenheiten anfangs
gar nicht zurecht. Dabei macht sie sich mehrmals regelrecht zum Affen Erst nach
und nach beginnt man, die junge Frau zu verstehen und besser einschätzen zu
können. Je mehr man über sie erfährt, umso liebenswerter erscheint sie. Auch
neben Ellen hat der Roman noch einige interessante zum Teil sehr sympathische
Charaktere zu bieten. Da wäre in erster Linie Roy, Ellens Retter aus großer Not
und zugleich Chet Cummings Neffe, und dann ist da auch der smarte, erfolgreiche
Hayden, Ellens Verlobter, der ihr jeden Wunsch von den Augen abliest. Während
ihres Aufenthalts in Beacon kommt es immer wieder zu außergewöhnlichen
Situationen, die manchmal etwas befremdlich und grotesk erscheinen. Ich denke,
manches ist hier eher sinnbildlich zu sehen und wurde von der Autorin
eingesetzt, um Ellens innere Kämpfe deutlich zu machen, denn sie beginnt nach
und nach, aus ihren Gewohnheiten auszubrechen, Kompromisse einzugehen und sich
Gedanken über ihre Pläne und die Zukunft zu machen.
Was sie in Beacon über Ruth erfährt, zeigt ihr eine bisher
völlig unbekannte Seite ihrer Großmutter und hat auch Einfluss auf sie selbst
und ihr eigenes Leben.
Der Schreibstil ist flott und amüsant. Nach einer kurzen
Eingewöhnunsphase habe ich die humorvollen Schilderungen genossen. Die
verschiedenen Schauplätze sind authentisch und bildhaft beschrieben; besonders
gelungen finde ich die gefühlvolle, detaillierte und lebendige Darstellung der Abschnitte
auf der alten, verwilderten Blaubeerfarm. Da kommt richtiges Sommerfeeling auf,
und man kann sich wunderbar in die Szenen hineindenken.
Einen zusätzlichen Leckerbissen verspricht das Rezept für
Blaubeermuffins, das sich auf den inneren Klappen des Umschlags befindet und
das ich unbedingt ausprobieren möchte. Schon die Beschreibung klingt sehr gut,
und dank einzelner Bemerkungen im Roman, die sich auf dieses Gebäck beziehen,
weiß ich nun auch, worauf es für ein perfektes Gelingen ankommt.
Fazit:
Ein turbulenter, luftig-leichter und unterhaltsamer Roman, in
ein stimmungsvolles und sehr ansprechendes Cover gekleidet, der Lust auf Sommer
und Blaubeeren macht.