Als jüngste von sechs Töchtern des Niedermoosbacher Bauern
hat es Karoline nicht leicht, noch dazu, weil die Mutter bei ihrer Geburt
gestorben ist. Der Bauer hat auf einen männlichen Erben gehofft, aber der
einzige Junge der Familie hat das frühe Kindesalter nicht überlebt. Dazu kommt,
dass der Niedermoosbacher seiner Frau in ihrer letzten Stunde ein Versprechen
gegeben hat. Die Töchter dürfen nur der Reihe nach heiraten, angefangen bei der
Ältesten.
Die Familie sieht in Karoline den Sündenbock und macht sie
für den Tod der Mutter verantwortlich. Als die älteste Tochter, Johanna, eines
Tages tödlich verunglückt, fällt sofort der Verdacht auf die Jüngste. Für
Karoline stehen die Chancen auf eine Ehe schlecht. Aber sie ist verliebt und
verzweifelt. Es bleibt nicht bei dem einen Unfall in der Familie, und
inzwischen steht für fast alle fest, dass Karoline ihren Schwestern nach dem
Leben trachtet. Nur ihre Amme und Patin Thekla hält zu ihr und ist von der
Unschuld des Mädchens überzeugt.
Der Roman beschreibt einerseits die Suche eines jungen
Mädchens nach ihrem Lebensglück, aber er schildert auch die Verhältnisse in der
Familie und ihrem Umfeld, wie sie wohl in der damaligen Zeit häufig an der
Tagesordnung waren. Im 19. Jahrhundert, als jüngste Tochter eines Bauern, wird Karoline
nicht gerade mit Liebe und Fürsorge überhäuft, ganz im Gegenteil, denn alle
sehen in ihr die Schuldige für die Misere, in der die Familie steckt. In der
Reihenfolge für eine Heirat käme sie erst an sechster Stelle, und Johanna, die
Älteste, hat nach einer Enttäuschung geäußert, nie heiraten zu wollen. Damit
wären die Aussichten, eine Familie zu gründen, für die jüngeren Schwestern
gleich Null.
Ein starkes Motiv gäbe es für Karoline, die Schwestern aus
dem Weg haben zu wollen, aber andererseits wird die junge Frau so geradlinig,
offen und liebenswert dargestellt, dass man ihr eine schlimme Tat gar nicht
zutraut. In einem Umfeld, geprägt von Misstrauen, Vorurteilen und Neid muss
Karoline nicht nur für ihr Glück kämpfen und ihre Liebe retten, sondern sich
auch gegen ihre Mitmenschen zur Wehr setzen, die nur das sehen, was sie sehen
wollen.
Die Autorin trifft mit ihrem Schreibstil den Ton der
damaligen Zeit sehr gut. Schonungslos und dabei glaubwürdig und einfühlsam erzählt
sie, wie es früher war, denn dramatische Umstände, ähnlich wie in Karolines
Fall, waren sicher nicht selten. Dass sich hier, zum normalen Leben einer Bauernfamilie,
noch mehrere Kriminalfälle gesellen, macht die Geschichte äußerst spannend. Bis zuletzt ist unklar, was es mit den
mysteriösen Todesfällen auf sich hat.
Ein fesselndes und zugleich berührendes Buch, das nur einen
Fehler hat: Es ist viel zu schnell gelesen! Dafür ist es prall mit packender
Handlung angefüllt, die keine Längen aufweist, sondern den Leser durchgehend in
Atem hält.