Montag, 29. Februar 2016

Mein Lesemonat Februar 2016


Der Monat Februar war etwas kürzer, und entsprechend ist auch mein Lesepensum etwas kleiner ausgefallen. Ich habe insgesamt sieben Bücher gelesen, neben den sechs oben abgebildeten auch noch das eBook "Joli Rouge" von Alexandra Fischer.

Insgesamt waren es 2789 Seiten, und hier noch einmal alle Bücher, mit Links zur jeweiligen Rezension, in der Übersicht. (Rezension zum letzten Buch wird in Kürze nachgereicht)

Es waren wieder einige Fünf-Sterne-Bücher dabei, die mich jeweils auf ihre Art besonders begeistert oder berührt haben, denn sie waren alle sehr gut. Aber ein Favorit stach doch ganz deutlich heraus, und das war............
Elisabeth Büchles "Winterstürme", vorher auch unter dem Titel "Die Magd des Gutsherrn" erschienen. Ich freue mich ganz besonders, diesmal einem bereits älteren Buch den Siegerkranz umlegen zu dürfen, denn das zeigt doch, dass es noch viele Schätze auf dem SuB zu entdecken gibt, und für mich persönlich ist es ein Zeichen, mich wieder etwas mehr um diese verborgenen Schätze zu kümmern.


Auch bei meinen Neuzugängen sind einige Titel dabei, die schon länger auf dem Markt sind und die ich schon lange haben wollte. 
Hier meine ertauschten und gekauften neuen Bücher: 


Bei dem Roman von Liz Balfour hat mich die Kurzbeschreibung sehr angsprochen, darum durfte es bei mir einziehen, ebenso ein weiterer Teil der Henkerstochter-Serie von Oliver Pötzsch. Nun muss ich aber endlich einmal anfangen, diese Reihe zu lesen! "Das Flüstern der Wände" ist quasi die Vorgeschichte zu den Higher-Barton-Krimis von Rebecca Michéle und daher ein Muss für meine Sammlung. "Die Erben der Kakaohändlerin" ist die Fortsetzung zu "Die Kakaohändlerin", und vielleicht schaffe ich es nun, die beiden Bände hintereinander zu lesen. "Das italienische Mädchen" fehlte mir noch in meiner Lucinda-Riley-Sammlung, und die Daringham Hall Trilogie habe ich nun auch endlich vollständig. "Steine auf dem Küchenbord" ist ein kleines Bändchen, das Gedanken, Erinnerungen und Zitate von Astrid Lindgren enthält. Da "Das Parfum" von Patrik Süskind zu meinen Lieblingsbüchern zählt, war es an der Zeit, endlich zu entdecken, was der Autor sonst noch veröffentlicht hat, und so freue ich mich nun auf "Die Geschichte von Herrn Sommer". "Das Seelenhaus" klingt vom Klappentext her sehr interessant. Es spielt im 19. Jahrhundert und geht um eine Frau, die wegen Mordes verurteilt wurde.

Außerdem ist dieses Rezensionsexemplar bei mir eingetroffen, und ich werde Mitte März an einer Leserunde dazu teilnehmen. Der historische Roman, der in Irland, im 12. Jahrhundert spielt, ist mit fast 1000 Seiten ein ganz schöner Wälzer, auf den ich mich sehr freue. Ich finde schon das Cover so toll und bin sehr gespannt, was mir dieser Roman zu bieten hat.


Und hier wieder ein kleiner Blick in mein kunterbuntes Teesortiment. 
"Cherry Lime Bamboo" vom Teewicht hatte ich im Februar häufig in meiner Teetasse. Der grüne Tee mit vielen Blüten, ganzen Rosenknospen, Fruchtstücken und Bambus ist sehr lecker und herb-fruchtig. Allerdings konnte ich ihn auf der Teewicht-Seite im Shop nicht mehr finden. Ich weiß nicht, ob er nur vorübergehend aus ist oder ob er dauerhaft das Sortiment verlassen hat, was sehr schade wäre. 


Auch die fruchtige Rotbusch-Mischung "Cranberry Mandarine", von der ich ein Probepäckchen hatte, ist auf der Shop-Seite nicht mehr zu finden. Ich muss feststellen, dass der Teewicht teilweise so schnell die Sorten wechselt, dass man kaum hinterher kommt, und immer, wenn mir ein Tee gerade gut gefällt, kann ich ihn nicht mehr nachbestellen.


Matcha liebe ich ganz besonders, und den Kräutertee mit Matcha von King`s Crown habe ich von meiner Mama geschenkt bekommen, denn als sie den Tee entdeckt hat, der bei Rossmann relativ neu im Regal ist, musste sie gleich an mich denken. Es ist eine Kräutertee-Mischung im Pyramidenbeutel, die 15 % Matcha enthält, daneben aber auch Minze, Orangenschale, Zimt und Anis. Der Tee ist aus Bio-Anbau und schmeckt sehr fein, aromatisch und erfrischend "minzig".

Aber auch Matcha-Pulver gibt es jetzt bei Rossmann. Der Tee stammt aus der japanischen Region Shizuoka. Ich habe ihn noch nicht probiert, weil ich erst mein angebrochenes Döschen Matcha aufbrauchen möchte, bevor ich diese Packung öffne, damit er auch schön sein volles Aroma behält. In dem aromadichten Päckchen von King`s Crown sind 30 Gramm gemahlene Teeblätter, und die Packung kostet bei Rossmann 9,99 €. Für alle, die Rossmann auch bei Facebook verfolgen, ist sicher interessant, dass man dort momentan einen Coupon für diesen Matcha im Produktgarten erspielen kann, eine gute Gelegenheit für alle, die diesen Tee einmal kennenlernen möchten. Ich werde noch näher darüber berichten, sobald ich ihn probiert habe.


Nun wünsche ich euch einen guten Start in den neuen Monat. Vielleicht bzw. hoffentlich bringt der März schon ein wenig Frühlingsstimmung. Bisher ist zwar nichts davon zu merken, denn heute war es bei uns richtig kalt und hat recht heftig geschneit. Also machen wir es und halt weiterhin drinnen gemütlich, bei einem guten Buch und einer feinen Tasse Tee.


Donnerstag, 25. Februar 2016

Liebes Herz - Anja Saskia Beyer


Jahrelang haben sie ihren Urlaub zu viert in der Toskana verbracht, aber nun ist Betsy nicht mehr. Ihr Tod hat eine große Lücke bei den drei verbliebenen Freundinnen hinterlassen. Zurück bleibt auch Emmi, Betsys kleine Tochter. Laura, Susa und Wilma beschließen, noch einmal in die Toskana zu fahren, wo sie sich vor Jahren zum ersten Mal trafen und wo ihre Freundschaft ihren Anfang nahm. Sie versuchen, zu begreifen, was mit Betsy geschehen ist, und sie wollen Emmis Vater finden, denn Betsy hat ein paar Notizen hinterlassen, und die drei Freundinnen hoffen, dadurch auf die Spur des Mannes zu kommen, der ihr damals so weh getan hat.

Dieses Buch habe ich am Ende mit recht gemischten Gefühlen zugeklappt. Es gibt sehr viele stimmungsvolle Szenen, in denen die tolle Atmosphäre der Toskana gut dargestellt wird. Das Agriturismo, wo die Freundinnen ein Apartment mieten, ist wunderschön gelegen, und man bekommt beim Lesen direkt ein wenig Fernweh, so lebendig und verlockend ist der Aufenthalt dort dargestellt. Die drei Frauen und die kleine Emmi erleben so viel Schönes in der Toskana, die wunderbare Landschaft, die Natur, interessante Menschen, und es wird ihnen immer aufs Neue bewusst, dass Betsy dieses Glück nie mehr genießen kann.
Andererseits ist da auch der immer wiederkehrende Kummer über den Verlust der Freundin. Durch das Thema Trauerbewältigung, das häufig zur Sprache kommt, besonders in den Dialogen mit der kleinen Emmi, wirkt der Roman stellenweise recht melancholisch.

Betsys Schwester Laura hat das Sorgerecht für Emmi und muss in ihre Aufgabe hineinwachsen, denn bisher hatte sie so gar keinen Draht zu Kindern. Man erfährt, wie es ihr dabei ergeht und welche Probleme die neue, ungewohnte Situation mit sich bringt. Kleine Eifersüchteleien zwischen den Freundinnen bleiben nicht aus, denn Laura leidet darunter, dass ihre kleine Nichte sich ihr gegenüber oft abweisend gibt und sich eher zu Susa hingezogen fühlt.

Die Begegnungen mit Männern entwickeln sich alle anfangs etwas zwiespältig. Einige Aktionen der Freundinnen wirkten auf mich regelrecht blauäugig, was den Umgang mit Wildfremden angeht, andererseits empfinden die drei Frauen jeden erstbesten Mann, der ihnen in Italien begegnet, sofort als potentiellen Kandidaten für die Vaterschaft an Emmi. Die Spezies Mann wird generell misstrauisch beäugt, und die Art, wie die Freundinnen häufig vorschnell urteilen, fand ich ein wenig unrealistisch. Manche Gedankengänge und die daraus hervorgehenden Ideen wollten in meinen Augen nicht so recht zu den drei Freundinnen passen, denn sie sind keine naiven Teenager mehr, sondern gestandene Frauen mit einer gewissen Lebenserfahrung.

Vom Handlungsverlauf fügt sich für meinen Geschmack dann letztendlich aber alles zu schnell und zu nahtlos. Was mich speziell gestört hat, kann ich nicht näher erläutern, ohne zu viel über die Geschichte zu verraten. Ich möchte den Roman mit einem Puzzle vergleichen, vielleicht mit fünfzig oder gar hundert Teilen. Nehmen wir einmal an, man greift wahllos in die Masse der kleinen Puzzleteile, holt zwei davon heraus, und sie würden sofort nahtlos zueinander passen. Dies wäre schon ein sehr großer Zufall, aber völlig unglaubwürdig wäre für mich, wenn so etwas öfter vorkäme, und wenn die so gefundenen Teilchen-Paare dann auch noch direkt nebeneinander ins Bild passen würden, dann wäre das in meinen Augen völlig utopisch.

Keine Frage, es ist ein kurzweiliger Roman, der sich schnell wegliest und der einen vom Urlaub in Italien träumen lässt. Aber ich konnte die Probleme und ihre schnelle Lösung nicht so ganz nachvollziehen, denn zuerst gibt es jede Menge Turbulenzen, aber am Ende ist mir dann alles ein wenig zu schnell und zu viel „Friede-Freude-Eierkuchen“. Die 180-Grad-Wendungen der Stimmung und Einstellung einiger Protagonisten auf den letzten drei Seiten der Geschichte kamen mir persönlich zu überstürzt.

 mit Tendenz zu  


Sonntag, 21. Februar 2016

Hoffnung auf Kirschblüten - Katrin Koppold



„Hoffnung auf Kirschblüten“ ist der Abschlussband von Katrin Koppolds Sternschnuppen-Reihe. Hier geht es um die vierte der Baum-Schwestern, nämlich um Mia. Sie hat Kummer, denn ihr Freund Rik hat sie bitter enttäuscht. Spontan beschließt sie, nach Paris zu fahren, denn dort hängt an einer Brücke ein Liebesschloss, dass sie einige Zeit vorher zusammen mit Rik angebracht hat. Mia möchte es nun suchen und entfernen, um auch symbolisch mit ihrer Liebe abzuschließen.
In Paris lernt sie Noah kennen. Der faszinierende aber verschlossene Mann hat eine geheimnisvolle Aura um sich aufgebaut und lässt auch Mia nur zögerlich an sich heran. Vieles an seinen Reaktionen und Handlungen ist ihr rätselhaft, aber mit der Zeit freunden sie sich an, und Noah zeigt ihr ein ganz anderes Paris, fernab von den allgemeinen Touristenplätzen.
Mia ist verzaubert von seinem sympathischen, wenn auch geheimnisvollen Wesen und beginnt, Paris ganz neu zu entdecken und sich in der Stadt sogar heimisch zu fühlen. Es sieht ganz danach aus, als würde sie sich in Noah verlieben, aber kann sie wirklich mit der Vergangenheit abschließen und ihr Herz neu verschenken?

Ob sie dazu bereit ist und wie die Sache ausgeht, das ist in diesem vierten Band sehr schön, kurzweilig und realistisch erzählt. Was genau mit Rik vorgefallen ist, das erfährt man erst im Lauf des Romans, und man kann Verständnis für Mias Reaktionen und ihre Zweifel aufbringen. Manchmal reagiert sie etwas heftig und verstört damit ihre Mitmenschen, aber auch das kann man gut verstehen, wenn man um die Hintergründe weiß und ihre Vorgeschichte kennt. Es stehen einige Entscheidungen für die sympathische Mia an, und wie immer sind auch diesmal wieder alle anderen Familienmitglieder mit von der Partie. Man trifft „alte Bekannte“ wieder und erhält neue Informationen über die nicht gerade alltägliche Familienstruktur der Baums.
Wer die vorherigen Bände kennt, hat auch Mia dort bereits kennengelernt, wenn auch nicht so intensiv wie in diesem Band, in dem sie die Hauptrolle spielt. Gerade das gefällt mir so an dieser Reihe, dass jede der vier Schwestern ihre eigene Geschichte hat, aber alle Personen im Umfeld der Familie immer wieder auftauchen. Ein Buch dieser Reihe ist ein wenig, wie alte Freunde treffen, und in jedem Band sieht man sie wieder aus einer etwas anderen Perspektive.
Zwar kann man durchaus auch jedes Buch für sich alleine lesen, aber interessanter ist es doch, die Reihenfolge einzuhalten und die Bücher nacheinander zu lesen, denn dann kann man viele erwähnte Kleinigkeiten und die Reaktionen der Protagonisten noch besser verstehen. Die vier Schwestern sind sehr unterschiedlich in ihrer Wesensart, aber jede ist auf ihre Art sympathisch und liebenswert, und das macht diese Reihe so interessant, denn gerade die charakteristischen Eigenheiten jeder dieser vier jungen Frauen sind sehr treffend festgehalten.
Gefallen haben mir alle vier Bände, wobei dieser letzte Roman der Reihe für mich noch einmal einen ganz besonderen Stellenwert hat, denn gerade Mia fand ich ausgesprochen glaubhaft und einnehmend.
Insgesamt hat mich nicht nur die Geschichte angesprochen, sondern auch die Kulisse, denn so ganz nebenbei erlebt man Paris von einer Seite, wie man es als Tourist sicher nicht kennenlernt. Die Autorin führt den Leser zu ausgesprochen schönen und außergewöhnlichen Plätzen, die alle auch ihre eigene kleine Geschichte mitbringen. Dadurch wird dieser Roman so kurzweilig und vielfältig, und ich hätte immer so weiterlesen können. Übrigens kommt auch der Titel „Hoffnung auf Kirschblüten“ nicht von ungefähr, sondern hat einen ganz besonderen Grund, der sich erst im Lauf der Handlung erschließt.

Es ist mir schwer gefallen, mich von den Protagonisten und ihrem Umfeld zu verabschieden, und so habe ich die Reihe nun mit einem lachenden und einem weinenden Auge abgeschlossen, denn obwohl mir der vierte Band eine etwas melancholische Abschiedsstimmung beschert hat, so konnte ich ihn doch auch zufrieden zuklappen, denn der Abschluss ist rund, wenn auch die Zukunft noch ungewiss erscheint. Vieles ist noch ungeklärt, und ob alles so klappt, wie es sich die Protagonisten vorstellen, bleibt offen, aber damit ist es halt wie im richtigen Leben, denn auch da weiß man nicht, was die Zukunft bringt, und genau das macht Katrin Koppolds Romane so lebendig und glaubwürdig.




Die Sternschnuppen-Reihe in der chronologischen Reihenfolge:

Donnerstag, 18. Februar 2016

Funkenflug - Glaube neu entfacht - Heinrich Bedford-Strohm

Klappentext:
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm schreibt über seinen Traum von einer neuen Kirche: christlicher Glaube, der wie ein Funke überspringt. Der in Bewegung bringt, Mut macht, sich für andere zu engagieren. Um Hoffnung zu verbreiten in einer Welt, die von Armut, Zerstörung, Terror und Krieg bedroht ist. Offene Augen zu haben für alle, die Hilfe brauchen – Arme, Kranke, Verfolgte.

Er wendet sich an die Suchenden, an diejenigen, die ihren Glauben bewusst leben und jene, die sich neu dafür begeistern lassen: für einen Glauben, der nach Freiheit, nach Liebe schmeckt.

"Was kann es Schöneres geben, als sein ganzes Leben aufgehoben zu wissen in einer Kraft, die uns zugewandt ist, die versteht, wer wir sind, was wir erleiden und was wir erhoffen? Gott ist es, von dem eine Liebe ausgeht, die froh macht, die stark macht. Eine Liebe, die uns heil werden lässt."
Heinrich Bedford-Strohm



Mein Eindruck:
Schon die äußere Aufmachung dieses Buches ist etwas ganz Besonderes, denn der schwarze Schutzumschlag weist viele kleine Ausstanzungen auf, durch die der goldfarbene Bucheinband hindurchschimmert und wirklich den Eindruck fliegender Funken vermittelt.
Jedes der sieben Kapitel wird von einem aussagekräftigen Bild eröffnet, welches sehr gut zum Inhalt passt. Die komplette Farbgestaltung des Buches ist auf die drei Farben Schwarz, Weiß und Gelb (Gold) reduziert. Hier hat das Team der Kommunikationsdesignerin Eva Jung eine großartige Arbeit geleistet, denn das wundervolle Design animiert regelrecht dazu, dieses Buch zu lesen.

Heinrich Bedford-Strohm gibt viele persönliche Glaubens-Erfahrungen und Erlebnisse preis.
Sehr zeitgemäß wendet er sich den Themen zu, welche nicht nur gläubige Christen aktuell beschäftigen und bewegen, sondern die jeden denkenden und fühlenden Menschen angehen. Sie handeln von Nächstenliebe und Frieden, von gerechtem Handel und der Bewahrung der Schöpfung. In klaren, verständlichen Worten führt der Autor zur christlichen Sicht der Probleme hin, die sich der Menschheit heutzutage stellen und die gelöst werden wollen.

Der evangelische Landesbischof hat eine Vision, und in diesem Buch teilt er sie mit den Lesern. Er träumt von einem großen, friedlichen Miteinander der Konfessionen, von gegenseitiger Wertschätzung und dem respektvollen Umgang und Austausch mit unseren Mitmenschen, egal welchen Standes, welcher Religion oder Staatsangehörigkeit. Er wünscht sich einen achtsamen Umgang mit der Umwelt und den Ressourcen. Dies alles ist kein reines Wunschdenken, sondern durchaus in der Realität umsetzbar. Der Autor bietet interessante Denkansätze und Lösungsvorschläge. Dabei hält er auch mit Kritik gegen Missstände nicht zurück, denn für eine hoffnungsvolle, friedliche Zukunft muss sich einiges ändern. Die starke Aussagekraft vieler uralter Bibelworte, die Herr Bedford-Strohm hier anführt und die für viele unserer aktuellen Probleme auch heute noch absolut den Nagel auf den Kopf treffen, ist beeindruckend.

Anhand des Osterfeuers zieht der Autor sein Resümee, denn Feuer hat einerseits eine zerstörerische Kraft, aber es spendet auch Licht und Wärme. Wie der Funkenflug, so kann sich auch die gute Botschaft des Evangeliums neu verbreiten, kleine Flämmchen der Hoffnung und des Glaubens entfachen und die Welt erhellen.

Zum Schluss möchte ich noch ein Zitat nennen, welches Herr Bedford-Strohm im Buch erwähnt und das mich nachhaltig beeindruckt hat: „Die größte Versuchung ist es, den Traum mit der Realität zu verwechseln. Die größte Niederlage, Träume zugunsten der Realität aufzugeben“.


Ein inspirierendes, lebenskluges Buch, das einerseits realistisch und sachlich, dabei aber auch sehr persönlich geschrieben ist und das nicht nur aktive Christen oder Idealisten anspricht, sondern auch für die Nachdenklichen, die Suchenden, die Pragmatiker und die Skeptiker eine hohe Aussagekraft hat und eine klare Botschaft vermittelt.



Dienstag, 16. Februar 2016

Albertos verlorener Geburtstag - Diana Rosie


Bei einem Gespräch mit seinem Großvater Alberto erfährt der 7-jährige Tino, dass sein Apu, wie er ihn liebevoll nennt, nicht weiß, wann er geboren ist. In seiner Kindheit hat Alberto sein Gedächtnis verloren. Es war zur Zeit des Spanischen Bürgerkriegs, und der Junge wuchs im Waisenhaus auf, weil niemand wusste, wohin er gehört. Tino ist entsetzt, dass sein Großvater noch nie seinen Geburtstag gefeiert und noch nie Geschenke bekommen hat. Er beschließt, seinem Apu zu helfen, und gemeinsam machen sich die beiden auf eine Reise, die sie zu Albertos Wurzeln führen soll. Anfangs entschließt sich Alberto nur seinem Enkel zuliebe zu dieser Reise in die eigene Vergangenheit, aber je länger sie unterwegs sind und bekannte Orte von damals besuchen, umso stärker wird auch das Bedürfnis des alten Mannes, zu erfahren, wer er eigentlich wirklich ist und woher er kommt.


Die Rahmengeschichte, die sich in der Gegenwart abspielt, ist in der dritten Person und im Präteritum geschrieben. Die dazwischen eingeflochtenen Kapitel aus den Jahren 1931 bis 1937 sind aus der Sicht verschiedener Personen geschildert, die damals mit dem kleinen Alberto Kontakt hatten. Diese Abschnitte sind im Präsens und in der 1. Person verfasst.
Der Aufbau des Romans wirkt dadurch etwas außergewöhnlich, aber der Grund dafür ist verständlich, denn die Personen schildern die Situation aus ihrer damals gegenwärtigen Sicht und sind zum Teil in der Handlung in der Jetzt-Zeit gar nicht mehr am Leben.
Das Verhältnis zwischen Großvater und Enkel ist sehr schön und feinfühlig dargestellt, und man begleitet sie gerne auf dieser Reise ins Innere Spaniens und bei ihren Nachforschungen.
Hier ist man als Leser immer einen Schritt voraus, was das Wissen um Albertos Schicksal und die diversen Verbindungen zwischen den Protagonisten angeht. Einiges , was der Leser im Verlauf der Handlung erfährt, bleibt den Hauptcharakteren bis zuletzt vorenthalten. Der Schreibstil ist eher einfach, denn es wird ja häufig die Sicht eines Siebenjährigen dargestellt. Es gibt viele schöne und stimmungsvolle Momente, die hier geschildert werden. Man erfährt zwar auch vieles über die Schrecken des damals herrschenden Bürgerkriegs, aber insgesamt ist die Geschichte doch eher bedächtig, man könnte fast sagen, harmonisch. In den letzten Kapiteln geht es jedoch dann plötzlich alles sehr schnell. Nach einem Zeitsprung, der nur kurz in kleinen Rückblicken abgehandelt wird, obwohl hier noch einiges an wichtigen Dingen passiert, endet die Geschichte ziemlich abrupt, was mich dann doch ein wenig enttäuscht hat. Insgesamt ist der Roman wirklich schön und lesenswert. Albertos Suche nach seinen Wurzeln und die Rolle seines Enkels dabei sind weitgehend gut ausgearbeitet, wenn auch manches Mal dem Zufall etwas stärker nachgeholfen wurde. Darüber konnte ich hinwegsehen, weil es die Handlung vorwärts gebracht hat, aber dieses Ruck-Zuck-Ende hat mich irritiert und gestört; ich fand es fast ein wenig lieblos, besonders Alberto gegenüber. Und so musste ich auf den letzten Seiten meinen bis dahin sehr guten Eindruck noch einmal revidieren.



Dienstag, 9. Februar 2016

Winterstürme - Elisabeth Büchle


In einer stürmischen Winternacht des Jahres 1866 findet der Tierarzt Lukas Biber, unweit seines Gutshauses, eine halb erfrorene junge Frau. Sie hat eine Kopfverletzung und kann sich an nichts erinnern. Sie weiß weder, wer sie ist, woher sie stammt noch, wie sie in den Schwarzwald gekommen ist. Ihr Dialekt lässt vermuten, dass sie aus der Gegend um Wien kommt, aber da ist noch ein weiterer Akzent zu hören, den Lukas nicht deuten kann. Der Witwer bietet der jungen Frau an, für ihn und seine kleine Tochter als Magd zu arbeiten, bis sie ihr Gedächtnis wieder erlangt und weiß, wohin sie gehört. Lukas nennt sie Theresa, manchmal auch gerne „Fräulein Fuchs“ (wegen ihrer roten Haare), da sie ihren wirklichen Namen nicht kennt.
Schnell lebt sich die junge Frau im Gutshaus ein und ist froh, dort leben und für die kleine Anne sorgen zu dürfen, aber insgeheim leidet sie darunter, keine Vergangenheit und keine Identität zu haben.

Ein zweiter großer Erzählstrang führt nach Wien, zur Familie des österreichischen Botschafters Wieland. Dass ihr Sohn Thomas heimlich, neben seinem Musikstudium, für das Außenministerium arbeitet und spioniert, davon wissen die Wielands nichts, nur seine Schwester Marika hat Thomas eingeweiht.
Eines Tages ist Marika spurlos verschwunden...

Ich verrate sicher nicht zu viel, denn es ist von Anfang an kein Geheimnis, dass es sich bei Theresa eigentlich um die verschwundene Marika handelt. Das war mir schon von Anfang an klar. So richtig fesselnd sind jedoch die Zusammenhänge und die folgenden Entwicklungen.
Mit der temperamentvollen, rothaarigen jungen Frau, die unter Amnesie leidet, hat der Roman eine starke, eigenwillige und dabei sehr liebenswerte Protagonistin. Besonders ihre Wortgefechte mit dem eigenbrötlerischen Lukas haben mir sehr gefallen. Der Tierarzt hat den Verlust seiner geliebten Frau noch immer nicht verwunden. Seine Freunde erzählen, dass er sich seit deren Tod verändert hat und niemanden an sich heran lässt. Aber Theresa lässt sich nicht einschüchtern, sondern bietet dem mürrischen Mann Paroli und lockt ihn aus der Reserve. Die Art, wie die Entwicklung zwischen den beiden beschrieben ist, hat mir sehr gefallen, denn die Annäherung erfolgt eher zaghaft und wird verständlicherweise immer wieder von Theresas Gedächtnisverlust überschattet, denn obwohl sie sich im Gutshaus wohl fühlt, in ihrer neuen Umgebung Freunde gefunden hat und auch Lukas und seine kleine Tochter immer mehr lieb gewinnt, so weiß sie eben nicht, was oder wer in ihrem früheren Leben auf sie wartet. Ihr innerer Zwiespalt, die verschiedenen Reaktionen ihrer Mitmenschen auf die Gegebenheit und die Entwicklung neuer Freundschaften, das alles wird sehr feinfühlig und realistisch beschrieben.
Dazwischen erfährt man auch mehr über die Familie Wieland, in der Hauptsache dreht sich dieser Erzählstrang um Thomas, der nicht aufgibt und unermüdlich nach seiner Schwester sucht. Auch er knüpft neue Kontakte und erlebt Dinge, die sein Leben grundlegend verändern.

Den Rahmen zu der mitreißenden Handlung, die aufs Ende zu immer mehr an Spannung zunimmt, bildet das Zeitgeschehen rund um den deutschen Krieg. Die politischen Spannungen zwischen Österreich und Preußen und die daraus resultierenden militärischen Auseinandersetzungen werden hier sehr anschaulich erklärt, indem die Gegebenheiten immer wieder ganz dezent in den Dialogen der Protagonisten auftauchen. So erfährt man sehr viel über diese Zeit und kann auch die Auswirkungen auf private Schicksale sehr gut nachvollziehen.
Es ist ein vielschichtiger Roman, denn in der an sich kurzweiligen Handlung werden viele problematische Themen angesprochen. Hier geht es um Amnesie, um Trauer, um Vorurteile, und man lernt besondere Notsituationen kennen, wie sie in der damaligen Zeit sicher nicht untypisch waren. Wie immer in den Romanen von Elisabeth Büchle spielt auch hier das Thema Glauben und Religion eine große Rolle, ohne dabei allzu dominant im Vordergrund zu stehen. Die meisten der Charaktere im Buch sind religiös und leben ihren Glauben ganz in der Art, wie man es zur damaligen Zeit sicher allgemein getan hat.

Winterstürme“, im Jahr 2012 bei Weltbild erschienen, wurde bereits fünf Jahre vorher bei Gerth Medien veröffentlicht, damals unter dem Titel „Die Magd des Gutsherrn“. Das frühere Coverbild zeigt eine junge Magd, die einen Apfel schält. Dieses Cover ist zwar schön, aber meiner Meinung nach passt das Bild von „Winterstürme“ besser zu der Protagonistin, da es deren Charakter und Situation realistischer widerspiegelt.
Dies war Elisabeth Büchles zweiter Roman, und es ist mittlerweile schon so, dass ich mich darauf einstelle, wenig Zeit für andere Dinge zu haben, solange ich ein Buch der Autorin lese, denn man ist so tief in der Handlung drin und muss ständig darüber nachdenken, zumindest mir geht es so, immer wenn ich einen „Büchle“ zur Hand nehme.





Durch das winterliche Cover und den Titel eignet sich das Buch gut für die Jahreszeiten-Challenge, an der ich teilnehme, und da der Roman schon vor über fünf Jahren erschienen ist, passt er zur #GoldenBacklist Challenge.

Sonntag, 7. Februar 2016

Joli Rouge: Eine Piratin kämpft für Liebe und Freiheit - Alexandra Fischer



Kurzbeschreibung:»Ich werde niemals einen Mann heiraten, der über mich befiehlt«, schmetterte Jacquotte ihm entgegen. »Ebenso wenig wie ich jemals einen Mann heiraten werde, über den ich zu befehlen vermag.«
La Española, 1656: Das Gesicht der Westindischen Inseln beginnt sich zu verändern. Einst von Spanien dominiert, beginnen sich die Mächte mit den eintreffenden Seefahrernationen England, Frankreich und Holland zu verschieben. Es ist die Welt der Bukaniere, in der die junge Jacquotte Delahaye aufwächst. Eine Welt der Männer, wie sie sehr bald feststellt, beherrscht von der Bruderschaft der Küste, die nach ihren eigenen Regeln lebt und in der Frauen nicht erwünscht sind. Mit dem ihr eigenen Stolz stellt sie sich den Herausforderungen dieser unsteten Zeit, in der man nur selbstbestimmt leben kann, wenn man ein Mann ist. Wird es ihr gelingen, der Bruderschaft beizutreten und ihren eigenen Weg zu gehen?

Eine Frau in einer von Männern dominierten Welt, die niemals aufgibt und trotz Widerständen ihren Weg geht.
Ein historischer Roman über eine der wenigen Piratinnen, die in diesen harten Zeiten überleben konnte. Lassen Sie sich von dieser Geschichte in die Karibik und die wilde Zeit der Piraten entführen!


Mein Eindruck:
Der Roman eröffnete mir den Blick in eine Welt, über die ich bisher nichts wusste, denn die Piraterie in der Karibik war mir bis dato nur aus einschlägigen Filmen bekannt, welche die Sachverhalte doch eher verklärt dargestellt haben. Mit den realen Bukanieren, die damals im 17. Jahrhundert die Meere unsicher machten und mit ihrem Leben haben die Piraten der Filmindustrie vermutlich nur sehr entfernt etwas zu tun. Besonders, was weibliche Piraten angeht, ist dieses Thema für mich absolutes Neuland. Allgemein war es ja so, dass Frauen damals auf Schiffen verpönt waren, weil ihre Anwesenheit angeblich Unglück brachte. Vermutlich war der tiefere Sinn dahinter, dass eine Frau an Bord die Seemänner ziemlich in Aufruhr versetzt hätte, denn wenn man sich so eine Meute Seeleute vorstellt, die viele Wochen ohne weibliche Gesellschaft auf See unterwegs waren, dann ist es nur allzu klar, was weibliche Reize hier auslösen konnten. Und doch hat es damals Frauen gegeben, die in diese Männerdomäne eingedrungen sind und sich einen Platz und Anerkennung unter den Piraten verschafft haben, wenn auch meist als Männer getarnt. Eine von ihnen war Jacquotte Delahaye, die Tochter eines Franzosen und einer Haitianerin. Sie soll schön gewesen sein, und ihr stärkstes äußerliches Merkmal waren ihre roten Haare. Sie ist die Heldin dieser Geschichte, und ihr vielschichtiger Charakter, ihre Beweggründe und ihr Schicksal werden von Alexandra Fischer in sehr beeindruckender Weise dargestellt. Der Roman ist fesselnd geschrieben und wartet mit jeder Menge an detaillierten Informationen zu den historischen Gegebenheiten auf. Man kann nur erahnen, wie umfangreich die Recherchearbeit für diese Story war, denn Jacquotte ist bei weitem nicht die einzige Person, die real existiert hat. Die Autorin erweckt die illustren Gestalten der Bukaniere zum Leben und schildert sie detailliert und farbig. Man erkennt schnell, dass es auch innerhalb der Bruderschaft oft zu Differenzen kam und dass man eigentlich kaum wusste, wem man wirklich trauen konnte. Man erlebt so manche Schlacht hautnah mit, und da ging es ziemlich roh zu. Auch die Überfälle und die zum Teil sehr blutigen Aktionen werden in aller Deutlichkeit erzählt. So gesehen ist der Roman nichts für schwache Nerven, aber andererseits ungemein spannend und ein wahres Lesevergnügen. Ich gebe zu, bei vielen Szenen habe ich schon mal ein wenig geblinzelt, weil sie die Brutalität in aller Deutlichkeit wiedergeben, aber das Leben damals war eben kein Zuckerschlecken, und gerade in den beschriebenen Kreisen ging es sicher noch einmal viel härter zu. Wie sich Jacquotte in dieser Welt von Verrat und Gewalt durchsetzt und unerschütterlich ihr Ziel verfolgt, ist sehr eindrucksvoll beschrieben.

Ich kann eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben. Nur eines hätte ich mir gewünscht, nämlich ein Personenverzeichnis, denn es kommen im Lauf der Handlung viele Charaktere vor, und so mancher von ihnen wechselt auch schon mal seinen Namen bzw. ist unter verschiedenen Bezeichnungen zu finden, was manchmal zu kleinen Irritationen meinerseits geführt hat. Meiner Faszination und dem Lesefluss hat dies jedoch keinen Abbruch getan. Für mich war dieser Roman eine Bereicherung, denn ich habe historische Ereignisse und ein Thema kennengelernt, von dem ich bisher nicht viel Ahnung hatte.




Samstag, 6. Februar 2016

Jede Menge Neuzugänge


Der Februar ist quasi noch in den Startlöchern, und schon sind so viele Neuzugänge eingetrudelt, dass es sich lohnt, einen eigenen Beitrag dafür zu machen. Seht selbst, der Stapel ist beachtlich!

Drei Bücher sind Rezensionsexemplare. Auf den neuen Büchle freue ich mich schon sehr, denn ich mag die Werke der Autorin sehr gerne. Bei den beiden Büchern aus dem Mira-Verlag lasse ich mich überraschen, denn ich kenne die Autorinnen noch nicht. 


Das sind alles Tauschbücher, wobei "Winterkartoffelknödel" und "Ein Engel im Winter" aus unserem städtischen Bücherschrank stammen, den ich in der vergangenen Woche besucht habe. Eigentlich wollte ich nur einige Bücher hineinlegen, aber die beiden mussten dann doch mit, besonders weil dadurch nun mein erster "Musso" bei mir eingezogen ist. Da ich schon so viel Gutes über die Bücher des Autors gelesen habe, war das schon lange überfällig. Aber in Sachen Bücherzuwachs kann ich euch beruhigen, für zwei herausgenommene Bücher sind dafür fünf von mir in den Bücherschrank gewandert. Ich finde diese öffentlichen Bücherschränke eine tolle Sache, und unserer wird anscheinend gut genutzt, denn ich lege fast wöchentlich Bücher hinein, und bei meinem nächsten Besuch ist von meinen Büchern meist nichts mehr zu sehen, auch finden sich häufig neue Bücher dort, so dass auch ab und zu für mich etwas Interessantes dabei ist. Das alles lässt auf eine rege Fluktuation schließen, was ich natürlich sehr begrüße.


Dieses Buch habe ich über die Bücherüberraschungs-Gruppe bei Facebook erhalten:



Und das neue Buch von Inge Löhnig habe ich bei einem Gewinnspiel von ihr gewonnen, für mich persönlich signiert und mit einer schönen Karte der Autorin, wo ihre kompletten Dünnfort-Krimis in der richtigen Reihenfolge aufgelistet sind. Besonders freue ich mich, da ich mir den ersten Band "Der Sünde Sold" erst kürzlich auf den eBook-Reader geladen habe, weil mich die Beschreibung sehr angesprochen hat. 


Über einen Mangel an tollem Lesestoff kann ich also wirklich nicht klagen. Damit mir mein Lesestapel nicht über den Kopf wächst, verabschiede ich mich auch schon wieder und stecke die Nase noch ein wenig in ein Buch. Euch allen wünsche ich noch ein schönes, gemütliches und lesereiches Wochenende.

Dienstag, 2. Februar 2016

Die Schlossküche der Fränkischen Schweiz - Birgit Ringlein & Reiner Benker

Verlockende Rezepte und gespenstische Geschichten
Wer kommt nicht beim Anblick einer alten Burg oder eines alten Schlosses ins Träumen. Als Kinder haben wir uns wohl alle irgendwann vorgestellt, wie es wäre, auf einer Burg zu wohnen. In der Fränkischen Schweiz, gar nicht weit entfernt von meiner Heimatstadt, gibt es viele schöne alte Gemäuer, die sich bestens als „Futter“ für die Phantasie eignen. Und dann stellt sich natürlich auch gleich die Frage, was denn bei den Schloss- oder Burgherren in alter Zeit so auf den Tisch kam.
Das Autoren-Team ist dieser Frage nachgegangen. Birgit Ringlein und Reiner Benker haben in alten Kochbüchern und Rezeptsammlungen gestöbert und eine Fülle an Leckereien dabei entdeckt. Mit ihrem neuen Buch bringen sie uns nicht nur die Schlossküche der Fränkischen Schweiz nahe, sondern sie haben auch jede Menge an „Lesefutter“ in das schöne Buch eingebracht, und so wechseln sich verführerische Rezeptkreationen mit Gedichten und Geschichten ab, die alle ein wenig geheimnisvoll sind, manchmal auch gruselig oder gespenstisch erscheinen.
Das Buch lädt also nicht nur zum Nachkochen ein, sondern es ist ein wahrer Fundus an alten fränkischen Geschichten und Sagen, die alle in irgend einer Form mit einer Burg, einem Schloss oder einer Ruine in Zusammenhang stehen.
Einige der Gedichte sind in klassischem Fränkisch verfasst, aber der Großteil des Buches ist hochdeutsch und für alle verständlich, die der deutschen Sprache mächtig sind.
Schlägt man das Buch auf, kommt man schnell ins Schmökern, denn die alten Geschichten ziehen einen magisch in ihren Bann.
Und dann sind da noch die vielen Rezepte, meist mit schönen Fotos in Szene gesetzt, und so manches davon klingt schon beim Lesen „teuflisch gut“.
Ob Vorspeise, Hauptgericht oder Dessert, ob süß oder herzhaft, die passenden Getränke nicht zu vergessen, da kommt auf den Tisch, was die Schlossküche hergibt.
Mit den fränkischen Gerichten aus diesem Buch kann man schlemmen wie die Burgherren, und während der Braten im Ofen brutzelt, wird einem beim Schmökern der Gespenstergeschichten die Zeit ganz sicher nicht lang.
Aber sehen wir uns doch die Rezepte einmal näher an. Sie sind übersichtlich geordnet, und das Menü beginnt mit einer deftigen Suppe. Egal ob man sich eine Blut- und Leberwurstsuppe einverleiben möchte oder sich lieber an einer Weinsuppe, Kressesuppe oder Warmbiersuppe gütlich tut, hier werden unterschiedlichste Vorlieben bedient.
Im Kapitel „Wald-, Wiesen- und Kräutergarten“ werden Liebhaber von außergewöhlichen Brotaufstrichen, Salaten und Pilzgerichten fündig. Da ich Feldsalat liebe, habe ich mir besonders die „Rawinzala (=Feldsalat) mit Malzbierdressing“ vorgemerkt, denn das klingt sehr interessant.
Von den nachfolgenden Fleisch- und Fischgerichten habe ich schon zwei ausprobiert und für sehr lecker befunden:
Da ist einmal das „Schlossgeheimnis“, ein Backofengericht mit Hähnchenbrustfilet, das sich mit verschiedenen Gemüsesorten gut variieren und leicht zubereiten lässt und das, am folgenden Tag aufgewärmt, gleich noch einmal so gut schmeckt.
Das wird es ganz sicher nun häufiger bei uns geben.
Sehr lecker war auch das „Böfflamot“, ein typisch bayerisches Fleischgericht, für welches das Fleisch in Rotwein mariniert wird, was dem Ganzen ein sehr feines und besonderes Aroma verleiht:
Ich kannte „Böfflamot“ von meiner Großmama, die es früher häufig zubereitet hat. Für mich selbst war es eine Premiere, denn bei uns kam das Gericht vergangenen Sonntag zum ersten Mal auf den Tisch und wurde spontan für gut befunden.
Alle Rezepte sind detailliert beschrieben, gut nachzuvollziehen und gelingen ausgezeichnet.
Darüber hinaus haben die Autoren auch an kleinere Brotzeiten sowie an die Süßschnäbel gedacht, denn die Desserts klingen sehr verführerisch. Ob man Bayerisch Creme liebt oder Birnenpudding bevorzugt, ob man sich eher für Fastenkrapfen oder für glasierte Maronen mit Kürbisschaum erwärmen kann, von Hollerblüten in Bierteig über Nonnenfürzla bis hin zu einer weihnachtlichen Pflaumen-Lebkuchen-Marmelade wird hier an so ziemlich alle Geschmacksvorlieben gedacht.
Zum Abschluss gibt es dann noch eine Hexenbowle, einen Gewürzwein oder ein Warmbier, und man fühlt sich in uralte Zeiten an eine Burgtafel zurückversetzt.
Auch an die kleinen Ritter und Burgfräulein wurde gedacht, denn diese können sich an „Krötenschleim“, „Blutbowle“ oder „Fliegenpilzen à la Waldschrat“ laben und werden dies sicher mit großem Vergnügen tun, denn das sieht alles schon so richtig schön gruselig aus.
Nicht nur Bilder zu den Rezepten sind im Buch enthalten, sondern man findet auch stimmungsvolle und sehr schöne Fotografien von fränkischen Burgen und alten Ruinen, so dass man beim Betrachten richtig ins Träumen kommt.
Die gesamte Gestaltung ist sehr gelungen und stimmig, und dieses Lese-Kochbuch macht sicher nicht nur eingefleischten Franken viel Freude, sondern eignet sich auch jederzeit als Geschenkidee bzw. Mitbringsel für alle, die vielleicht schon einmal in der Fränkischen Schweiz waren oder vorhaben, sie irgendwann zu bereisen.  


Herzlichen Dank an den Sutton Verlag und Birgit Ringlein für die Überlassung des Rezensionsexemplars.