Dienstag, 26. Juli 2011
Die Schattenritter - Unsterbliches Verlangen, Katryn Smith
Sonntag, 24. Juli 2011
Der Ruf des weißen Raben - Sanna Seven Deers
Bei der Journalistin Myra Morgenstern läuft es gerade privat und beruflich nicht so toll, und sie beschließt, der Großstadt für eine Weile den Rücken zu kehren, um die Heimat ihrer Kindheit zu besuchen. Auf dem Weg nach Boulder Landing hat sie ein sonderbares Erlebnis, als sie in einem größeren Gebäude in der Nähe des Highways einen Getränkestand und die Toilette sucht. Sie hört Trommeln, folgt ihrem Klang und gerät ganz plötzlich mitten in eine indianische Zeremonie. Erschrocken und aufgewühlt ergreift sie die Flucht.
Eine Indianerin hatte die Ältesten um Hilfe gebeten, weil ihre Tochter spurlos verschwunden ist. Da von Seiten der Polizei keine Hilfe kam, beschloss der Rat, die Ahnen um ihre Unterstützung anzurufen. Einer der Tänzer des Rituals ist der junge Indianer Chad Blue Knife.
Kurze Zeit später begegnen sich Myra und Chad erneut unter dramatischen Umständen. Beide haben auf Anhieb das Gefühl, auf geheimnisvolle Weise sehr stark miteinander verbunden zu sein. Für Myra beginnt mit dieser Begegnung die Suche nach einem alten Talisman, der starke Kräfte besitzt, aber nun in Gefahr ist, denn ein seltsamer, widerwärtiger Mann ist zweifellos hinter dem Amulett her, um es für dunkle Machenschaften zu benutzen:
Schon die stimmungsvolle und wunderschöne Einbandgestaltung sowie der Titel vermitteln einen kleinen Eindruck der Atmosphäre, die in dem Buch vorherrscht.
Myra Morgenstern wird von den Geistern gerufen und reist durch die Zeit, in die Welt der Ahnen, um Näheres über den Verbleib des geheimnisvollen Talismanns zu erfahren.
Sie ist die Schlüsselfigur des Romans und kann, mit Hilfe der Geistwesen, sowohl in die Vergangenheit als auch in ihre eigene Zukunft eintauchen. In dem Indianer Chad findet sie Beistand für ihre schwierige Aufgabe, aber sie spürt, dass sie mehr mit dem sympathischen Mann verbindet.
Die Handlung des Romans spielt sich auf drei verschiedenen Zeitebenen ab. Ausgangspunkt ist die Gegenwart, als Myra in die Zeremonie gerät und Chad zum ersten Mal begegnet. Myra spiritueller Weg führt sie in die Vergangenheit zu Runa, einer weisen Kräuterfrau im urzeitlichen Europa, deren Schicksal durch den Talismann gelenkt wird und die eine lange, beschwerliche und abenteuerliche Reise antritt, die sie quer durch Asien und über die Aleuten nach Kanada führt, um eine Botschaft zu übermitteln.
Aber auch in ihre eigene, unbestimmte Zukunft kann Myra mit Hilfe der Ahnen blicken, und sie erkennt durch ihr zwanzig Jahre älteres Ich, dass die in der Gegenwart bestehenden Probleme ihre Ursprünge und Auswirkungen sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft haben.
Die klare, schnörkellose Sprache passt sehr gut zu der ursprünglichen, sehr mystischen Handlung und trägt dazu bei, dass man auch den komplizierten zeitlichen Wechseln und Verbindungen jederzeit gut folgen kann.
Auf diese Geschichte muss man sich voll und ganz einlassen. Wer ein starkes Interesse an den indianischen Mythen und Ritualen hat, dem wird sich die Botschaft erschließen, die hinter allem steckt. Der Autorin ist es gelungen, mich absolut zu fesseln. Man spürt ihre starke Verbundenheit mit der alten indianischen Kultur und mit der wunderbaren Natur, die sie beschreibt.
Stark berührt hat mich auch die in der Handlung erwähnte Skulptur „Das Lachen der Kinder“, die wirklich existiert. Die Autorin hat hier ein Werk ihres Mannes perfekt in die Geschichte integriert und sehr eindrucksvoll beschrieben. Auf der Internetpräsenz des Bildhauers David Seven Deers kann man „Children’s Laughter“ betrachten.
Sonntag, 17. Juli 2011
Die Kaffeemeisterin - Helena Marten
Die junge Witwe Johanna Berger versucht, das Kaffeehaus „Coffeemühle“ ihres verstorbenen Mannes alleine weiterzuführen und für sich und ihre beiden Stieftöchter eine sichere Existenz aufzubauen. Leider hat sie erbitterte Feinde in der Stadt. Besonders Gottfried Hoffmann sieht in der erfolgreichen jungen Frau eine Konkurrenz für seine Apfelwein-Wirtschaft. Mit seinen Kumpanen macht er Johanna das Leben schwer, und als diese eine extra Kaffeestube, nur für Frauen eröffnet, kommt es bei der Einweihungsfeier zum Eklat. Mit roher Gewalt versucht Gottfried alles zu vernichten, was für Johanna wichtig ist. Die Einrichtung der Coffeemühle wird weitgehend zerstört, Johanna verliert ihre Lizenz, und der von ihr engagierte und heimlich geliebte jüdische Musiker Gabriel Stern wird schwer verletzt.
In ihrer Verzweiflung verlässt Johanna Frankfurt, um Hilfe bei einem Freund ihres verstorbenen Mannes zu suchen. Ihre Reise führt sie nach Venedig, zum berühmten Caffe Florian, wo sie eine Zeitlang bei Floriano und seiner Familie Zuflucht findet und neue Kraft schöpfen kann. Aber auch dort findet sie auf Dauer keinen Frieden. Selbst als sie nach Konstantinopel weiterreist, um bei der Kaffeemeisterin des Sultans in die Lehre zu gehen, weilen ihre Gedanken immer wieder in der Heimat und bei ihrer großen Liebe Gabriel.
Mit ihrem zweiten historischen Roman haben die beiden Autorinnen, die sich hinter dem Pseudonym „Helena Martens“ verbergen, einen kurzweiligen und unterhaltsamen Treffer gelandet. Die Geschichte um Johanna und ihre Lieben ist nicht nur spannend erzählt, sondern auch das ganze Drumherum, die verschiedenen Charaktere und die Atmosphäre der Schauplätze sind sehr ausdrucksvoll und lebendig geschildert. Johanna in ihrem eigenen Kaffeehaus, ihre Ausflüge in die Frankfurter Judengasse, ihr Aufenthalt in Venedig, dabei ihre Eindrücke von den Kanälen und Palästen, ihr Besuch in der Oper und dann ihre Zeit in Konstantinopel, das orientalische Flair, das alles kann man sich bildlich vorstellen, während man dieses schöne Buch liest.
Dass aus dramaturgischen Gründen vielleicht einige Charaktere und Szenen, wie beispielsweise Hoffmann und seine Machenschaften, etwas überspitzt dargestellt sind, kann man den Autorinnen leicht verzeihen, denn insgesamt ist die Geschichte doch stimmig und wirkt glaubhaft. Man erfährt daneben auch einige Details über den Kaffee und seine Geschichte im 18. Jahrhundert und kann der Kaffeemeisterin bei der Zubereitung über die Schulter gucken. Zur Lektüre dieses Romans kann ich nur empfehlen, sich ab und zu eine schöne Tasse Kaffee oder Espresso zu gönnen, denn der Appetit auf dieses würzig duftende Getränk wird einfach unwiderstehlich.
Montag, 11. Juli 2011
Die Mädchen aus der Villa Sorrento - Bodil Bredsdorff
An ihre Mutter kann sich die Ich-Erzählerin nur vage erinnern. Zusammen mit ihrem Vater und ihrer Tante Helga lebt Bella in der „Villa Sorrento“, so hat ihre verstorbene Mutter das Haus nach einem Italienbesuch genannt. Das Leben der kleinen Familie an einem dänischen Fjord ist beschaulich, bis sich vieles ändert, denn der Vater heiratet wieder, und Bella bekommt nicht nur eine Stiefmutter, sondern gleich noch eine Stiefschwester dazu. Obwohl die gleichaltrigen Mädchen sehr unterschiedlich sind, gibt es schnell Berührungspunkte, und nach der ersten Enttäuschung über die ausgefallene Urlaubsreise, beginnen Bella und Elinor den Sommer und die folgende gemeinsame Zeit zu genießen. Alles scheint in bester Ordnung zu sein, doch dann geschieht etwas Furchtbares, was das Leben der Familie bis in die Grundfesten erschüttert.
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, sich in die Psyche eines heranwachsenden Mädchens einzufühlen. Bella vermisst ihre Mutter nicht, dafür sind ihre Erinnerungen zu schwach. Als der Vater eine neue Frau und deren Tochter mit nach Hause bringt, gibt sich Bella alle Mühe, die gemeinsame Zukunft harmonisch zu gestalten. Erstaunlicherweise nähern sich die beiden charakterlich so verschiedenen Mädchen sehr schnell an, auch zu ihrer Stiefmutter entwickelt Bella ein gutes Verhältnis, und fast alle sind zu Kompromissen bereit. Eifersucht und Starrköpfigkeit kommen von ganz anderer Seite, als man es erwartet.
Eigentlich ist dies ein Jugendbuch, aber Bellas Erzählung geht ganz sicher nicht nur jungen Lesern nahe, sondern sie spricht genauso gut Erwachsene an. Vielen wird es sicher wie mir ergehen, denn die Ereignisse beschäftigen mich noch sehr nachhaltig. Man macht sich automatisch Gedanken darüber, wie es zu so einer schlimmen Tragödie kommen konnte, ob sie zu verhindern gewesen wäre und welche Rolle den einzelnen Beteiligten dabei zufällt.
Die klare, schlichte Sprache wirkt unaufdringlich und zugleich sehr berührend. Ängste und Empfindungen werden dabei so deutlich und intensiv zum Ausdruck gebracht, dass man fast den Schmerz fühlen kann. Es ist eine ruhige kleine Geschichte, und doch geschieht sehr viel. Da gibt es wunderbar leichte, glückliche Ereignisse, aber auch unermessliches Leid. In dem beschriebenen Zeitraum wird die ganze Bandbreite an Emotionen dargestellt. Beim Lesen wird deutlich, wie zerbrechlich das Glück sein kann, aber man erkennt zugleich, dass es selbst nach dramatischen Schicksalsschlägen auch wieder so etwas wie Hoffnung gibt.
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an Blogg dein Buch und an den Verlag Urachhaus.
Eine Bestellung ist jederzeit auch direkt über den Verlag möglich: Die Mädchen aus der Villa Sorrento
Sonntag, 10. Juli 2011
Das Orchideenhaus - Lucinda Riley
Klappentext: Als kleines Mädchen verbrachte die Pianistin Julia Forrester jede freie Minute im Gewächshaus von Wharton Park, wo ihr Großvater die schönsten und exotischsten Orchideen züchtete. Als sie viele Jahre später eine schreckliche Familientragödie ereilt, führt das Schicksal sie wieder nach Wharton Park zurück. Inzwischen gehört das baufällig gewordene Anwesen Kit Crawford, den Julia bereits aus ihrer Kindheit kennt. Kit überreicht ihr ein altes Tagebuch, das bei den Renovierungsarbeiten gefunden wurde und womöglich Julias Großvater gehörte. Julia erzählt ihrer Großmutter Elsie von dem Fund, worauf die alte Dame erschüttert reagiert. Denn Elsie weiß, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, ihr jahrelanges Schweigen zu brechen. Sie weiht ihre Enkelin in das wohl gehütete Geheimnis ein, das seit Generationen auf ihrer Familie lastet. Eine tragische Liebesgeschichte aus den 1930er Jahren kommt ans Licht, und Julia erkennt, wie auf schicksalhafte Weise ihre eigene Zukunft mit der Vergangenheit verknüpft ist.
Meine Meinung:
Der Klappentext verspricht einen spannenden, bewegenden Roman, und der optisch sehr ansprechend gestaltete Einband lädt geradezu zum Schmökern ein. Mit dem Inhalt des Buchs war ich dann leider nicht so ganz glücklich.
Es beginnt mit einem märchenhaften Prolog, der mir sehr gefallen hat und dessen Verbindung zur eigentlichen Handlung sich erst nach und nach zeigt, aber sehr passend gewählt ist. Aber dann werden, durch den häufigen Wechsel zwischen Julias Geschichte und der Erzählung ihrer Großmutter Elsie, beide Handlungsstränge unnatürlich zerpflückt. Man nimmt Julia nicht ab, dass sie so gar nicht neugierig auf eine Fortsetzung ist und immer wieder ziemlich viel Zeit vergehen lässt, bis sie Kontakt zu Elsie aufnimmt, um zu erfahren was weiter passiert ist. Auch Details über Julias Schicksalsschlag bekommt der Leser nur in kleinen Häppchen serviert, was bei mir nicht die Spannung gesteigert, sondern eher meinen Unwillen erregt hat. Sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit, in beiden Handlungssträngen hat die Autorin insgesamt zu dick aufgetragen und viel zuviel an Verstrickungen und Überraschungen hineingepackt. Dabei bleiben die meisten Charaktere leider blass und oberflächlich, so dass es mir schwer gefallen ist, Verständnis für sie aufzubringen. Vieles nimmt man den betroffenen Personen einfach nicht ab, die Dialoge wirken häufig phrasenhaft. Dann überschlagen sich die Ereignisse, und es kommen nach und nach so viele Geheimnisse ans Tageslicht, dass alles zusammen für meinen Geschmack sehr unglaubwürdig und kitschig erscheint. Hier wäre weniger sicher mehr gewesen.
Viel besser als die Beschreibung der Protagonisten ist der Autorin die Schilderung der verschiedenen Schauplätze und der jeweils herrschenden Atmosphäre gelungen. Dies hat mich etwas für die fragwürdigen Teile der Geschichte entschädigt. Der Schreibstil ist leicht und schnell zu lesen, und wenn man im Anbetracht der unwahrscheinlich wirkenden Geschehnisse beide Augen zudrückt, hat man mit diesem Buch durchaus eine nette und kurzweilige Unterhaltung.
Freitag, 8. Juli 2011
Schon verliebt, Rosenblüte? - Dagmar Geisler
Als dann plötzlich ein wildfremder, sehr gut aussehender Junge in ihrem Zimmer auftaucht, der sie „Rosenblüte“ nennt und ihre Kleidung kritisiert, glaubt sie zuerst, einen Freund ihres jüngeren Bruders vor sich zu haben. Aber Salih, so heißt der junge Mann, belehrt sie schnell eines besseren. Er sei ein Flaschengeist, gesteht er ihr, und er setzt alles daran, seine Rosenblüte glücklich zu machen. Sein plötzliches Erscheinen bringt Jule immer wieder in Verlegenheit und in schwierige Situationen. Alle halten Salih für Jules neuen Freund, leider auch Frederik, der Junge, in den Jule schon seit einiger Zeit verliebt ist.
Verliebt habe ich mich nicht nur in Jule und die anderen Charaktere dieses Romans, sondern gleich, als ich das wunderschöne Cover gesehen, gefühlt und gerochen habe. Die ganze Ausstattung ist sehr dekorativ und liebevoll gemacht, der Umschlag teilweise mit geprägten Motiven, mit Hochglanzelementen und Golddruck. Streicht man über die erhaben gedruckten Blüten, steigt einem ein zarter Rosenduft in die Nase.
Der Roman selbst ist zauberhaft und unwiderstehlich geschrieben. Sowohl in Jules Familie als auch in ihrem Freundeskreis fühlt man sich gedanklich gleich wohl, auch wenn es etwas seltsam ist, dass keinem auffällt, wenn Salih ganz plötzlich aus dem Nichts auftaucht und genauso spurlos einfach wieder verschwindet. Überhaupt sorgt der Dschin häufig für peinliche Momente, weil er vieles nicht kennt, was für uns heute selbstverständlich ist. Seine panische Reaktion auf Autos oder sein entrüsteter Auftritt im Supermarkt, sein Versuch, sich in einer vollen Wasserflasche aufzuhalten, das und vieles mehr bringt jede Menge Spaß und Situationskomik in diese erfrischende Geschichte. Die Handlung bietet kurzweilige Unterhaltung, mit einer ausgewogenen Mischung aus märchenhaften und realistischen Elementen, gewürzt mit viel Humor, Romantik und einer kleinen Prise Lebensweisheit, die der schöne Salih aus seiner Flasche mitbringt.
Jule verändert sich im Lauf der Geschichte, sie gewinnt an Selbstbewusstsein, was sie nicht zuletzt ihrem liebenswerten Flaschengeist zu verdanken hat. Was sie alles erlebt, welche Erkenntnisse sie gewinnt und ob sie in Herzensdingen erfolgreich ist, das muss man einfach selbst lesen.
Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar
an den Loewe-Verlag
Samstag, 2. Juli 2011
Im Land der Sümpfe - Ivonne Hübner
Anfangs braucht man etwas Geduld, um in die Handlung hinein zu finden, denn man wird schon im Prolog mit einer Vielzahl fremdartiger Namen und Begriffe konfrontiert. Auch ist es nicht ganz einfach, die politischen und kirchlichen Machenschaften zu durchblicken, über welche die Autorin sehr ausführlich berichtet. Aber die Mühe ist es Wert. Hat man sich erst einmal an den sachlichen, aber sehr schönen Schreibstil gewöhnt und mit den verschiedenen Personen vertraut gemacht, kann man die Geschichte uneingeschränkt genießen und mit großer Spannung verfolgen. Als sehr hilfreich habe ich gerade zu Beginn das Personenregister und die ausführliche Begriffserklärung im Anhang empfunden.
Die Liebesgeschichte von Erik und Fjäder ist nicht vorherrschend, denn sehr bald werden die beiden getrennt. Jahrelang müssen sie sich allein durchs Leben schlagen, fortwährend schwankend zwischen Hoffnung und Resignation, denn lange Zeit haben beide nicht die Möglichkeit, sich auf die Suche nach dem anderen geliebten Menschen zu machen. Den Hauptanteil des Romans nehmen die Lebens- und Leidenswege der Protagonisten ein, immer unterbrochen von Passagen, in denen es um reale geschichtliche Entwicklungen der beschriebenen Zeit geht und wo auch einige authentische historische Persönlichkeiten angesprochen werden.Fasziniert haben mich an diesem Roman die intensiven und ausführlichen Beschreibungen der früheren Lebensumstände, der Sitten und Gebräuche der Slawen, bevor sie durch diesen Kreuzzug mehr oder weniger heimatlos und ihres alten Glaubens beraubt wurden.
Die Tatsache, dass damalige „heidnische Beziehungen“ von den Christen nicht als Ehe anerkannt, sondern einfach ignoriert wurden und die Kinder der betroffenen Verbindungen als „in Sünde gezeugt“ galten, macht mich heute noch sprachlos. Es ist unfassbar, mit welcher Anmaßung die Christen über Recht und Unrecht entschieden und was sie mit ihren selbstherrlichen Bestimmungen den slawischen Völkern angetan haben.Das Ende ist großartig und hat mich sehr berührt. Trotzdem bleibt vieles ungesagt, es gibt noch jede Menge offene Fragen, was vielleicht auf eine Fortsetzung hoffen lässt.
Wer gerne historische, anspruchsvolle und gut recherchierte Romane liest und neugierig ist auf Teile der Geschichte, die uns heute fast unbekannt sind, obwohl sich dies alles ganz in unserer Nähe abgespielt hat, dem kann ich dieses Buch uneingeschränkt empfehlen.
Vielen Dank an Blogg-deinBuch und den Dryas-Verlag für das Rezensionsexemplar.
Das erste Halbjahr 2011
Freitag, 1. Juli 2011
Sommernacht auf Mallorca - Lea Korte
Eigentlich kommt Isabella nach Mallorca, um einmal völlig abzuschalten. Von den Männern ist sie enttäuscht, und ihre letzte Beziehung mit Axel ist gerade gescheitert. Sehr bald nach ihrer Ankunft im Hotel fühlt sie sich beobachtet, und sie hat den Verdacht, es könnte ihr Ex-Freund dahinter stecken. Eigentlich möchte sie nur ihre Ruhe, um ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen, aber dann trifft sie gleich beim ersten Frühstück den hartnäckigen Engländer Eric, der sich unbedingt mit ihr verabreden möchte und partout nicht abschütteln lässt.
Als sie auf einer Wanderung dem sympathischen Guillem begegnet, geraten ihre ganzen Vorsätze, was Männer betrifft, schnell ins Wanken. Sie fühlt sich gleich zu dem gut aussehenden Mallorquiner hingezogen, aber andererseits wird sie von allen möglichen Zweifeln geplagt, denn die kürzlich erlebte Enttäuschung hat sie noch nicht verwunden. Vieles deutet auch darauf hin, dass dieser faszinierende Mann bereits vergeben ist.
Lea Korte, die man hauptsächlich als Autorin historischer Romane kennt, hat sich in ihrem aktuellen Buch einem völlig anderen Genre gewidmet. Die romantische und zugleich spannende Liebesgeschichte, die sie erzählt, spielt in der Gegenwart, und das kleine Buch ist die ideale Sommer- und Urlaubslektüre, denn es passt in jedes Handgepäck.
Isabella und Guillem wirken auf Anhieb sympathisch, und man folgt ihnen gerne auf ihrem Weg über die Insel. Auch der etwas aufdringliche Eric zeigt bei näherer Betrachtung seine guten Seiten und erscheint gar nicht mehr so lästig.
Die im Verlauf entstehenden Verwicklungen und Missverständnisse geben der Handlung den richtigen Pfiff. Sehr gut hat mir hier gefallen, dass sich die Liebesgeschichte langsam entwickelt. Auch wird nicht alles gesagt und festgelegt, und so bleibt dem Leser am Ende viel Raum zum Weiterspinnen und Träumen.
Das Buch hat aber noch viel mehr zu bieten, als eine schön erzählte Romanze.
Lea Korte krempelt das allgemein vorherrschende Bild über Mallorca völlig um. Ihre wunderbaren Schilderungen der Landschaft und der Stimmungen bringen einem die Insel näher und machen neugierig. Am liebsten würde man sofort aufbrechen, um Land und Leute zu erkunden, weitab von den gängigen Touristengebieten, um das wirkliche Mallorca zu finden, wie es die meisten Menschen nicht kennen.
Auch kann die Autorin ihre Vorliebe für historische Begebenheiten nicht verheimlichen, denn durch Guillem vermittelt sie Isabella und den Lesern noch jede Menge Hintergrundwissen über die Zeit, welche Chopin, zusammen mit der Schriftstellerin George Sand, im 19. Jahrhundert auf Mallorca verbracht hat.
Dies alles zusammen ergibt einen erfrischenden Schmöker, den man zwischendurch gar nicht mehr aus der Hand legen mag.