Ines Thorn hat einen ganz besonderen, unverkennbaren Schreibstil, der bereits bei ihrem Debüt auffällt. Ihre Romane bestechen durch eine ausdrucksvolle Sprache und die starke Darstellung der Gefühle, so auch hier. Ihre Charaktere sind besondere Menschen mit außergewöhnlichen, tragischen Schicksalen. Die Autorin lässt mit ihren Worten Bilder entstehen, von großer Intensität und Ausdruckskraft. Der Schreibstil im Präsenz schafft zusätzlich eine besondere Nähe zu den Protagonisten.
Matthias Grünwald ist besessen von der Malerei und seinem Streben nach absoluter Perfektion, getragen von seinem Glauben, der schon an Fanatismus grenzt. Sein ganzes Dasein ist eine große Suche nach sich selbst, nach der Liebe und nach Vollkommenheit in seinen Werken. Ines Thorn beschreibt sein Leben als fortwährendes Ringen. Es ist ein steter Kampf, den er auf Dauer nicht gewinnen kann.
„Der Maler Gottes“ hat mich gefesselt von Anfang an. Zwar mag uns diese leidenschaftliche Geisteshaltung des Malers heute fremd sein, aber es war eine andere Zeit, vieles war im Umbruch, auch die Religion. Die Autorin hat diese Stimmung sehr intensiv wiedergegeben. Grünwalds Werke werden so anschaulich beschrieben, dass ich sofort Lust verspürt habe, sie mir anzusehen. Die Beziehung der einzelnen Bilder zur Romanhandlung ist faszinierend, und man kann nur erahnen, wie viel Recherchearbeit dieser Geschichte vorausgegangen ist.
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