Als Fanni zusammen mit zwei Freundinnen
das Münchner Winter-Tollwood-Festival besucht ergibt sich die Frage,
ob es wirklich Hellseherei geben kann. Kurz entschlossen spricht Sie
einen jungen Mann an, der mit seiner Freundin am Nachbartisch sitzt,
ob er bereit wäre, mit ihr zusammen, als vorgetäuschtes Liebespaar,
die Hellseherin aufzusuchen, um zu beweisen, dass alles nur Schwindel
ist.
Horst, wie sich der angesprochene junge
Mann vorstellt, ist gleich dabei, und gemeinsam begibt sich das
fingierte Paar zu Tanna Divina, der Hellseherin. Dieser spontanen
Aktion folgt eine Reihe von Ereignissen, die Fannis und Horsts
bisheriges Leben auf den Kopf stellen und die beiden in ein heilloses
Gefühlschaos stürzen. Fanni findet die Liebe ihres Lebens, und
zugleich bricht ihr das Herz. Nach einer endlosen Achterbahnfahrt der
Emotionen landen die Protagonisten ein Jahr später erneut bei Tanna
Divina, und ihre Sicht der Dinge hat sich in der Zwischenzeit
grundlegend geändert.
Barbara Leciejewski ist mir bereits von
ihrem Roman „In all den Jahren“ bestens bekannt, denn dieses Buch
gehörte zu meinen Jahreshighlights 2016. Schon deshalb war ich
gespannt auf das neueste Werk der Autorin, das mich gleich durch das
schöne Cover angesprochen hat. Die Illustration des Einbands wirkt
winterlich, und die Geschichte beginnt ja auch in der
Vorweihnachtszeit, aber es ist deshalb kein Weihnachtsroman und keine
reine Wintergeschichte, denn wir begleiten die Protagonisten ein
ganzes Jahr lang.
Barbara Leciejewski schreibt wunderbar
leicht, eingängig und dabei sehr humorvoll, und trotzdem lassen ihre
Geschichten auch eine gewisse Tiefgründigkeit nicht vermissen.
Ja, dies ist ein Liebesroman, jedoch
kein typischer Vertreter dieses Genres, denn die Handlung ist
vielschichtig und geht weit über die reine Liebesgeschichte hinaus.
Die Protagonisten machen eine starke Entwicklung durch, die für
beide einerseits wunderschön ist, aber auch sehr schmerzvolle
Erlebnisse für sie bereit hält.
Besonders Fanni
lernt man sehr intensiv kennen und erfährt so einiges über ihre
Einstellung und Beweggründe. Nicht nur einmal hätte ich sie am
liebsten geschüttelt, weil sie, in ihrem Bedürfnis, richtig zu
handeln, sich so oft selbst im Weg stand.
Insgesamt war ich
sehr angetan von der gründlichen Charakterisierung aller Personen,
die in der Geschichte vorkommen. Dass auch dieser Roman wieder in
München spielt, bringt ihm von mir einen zusätzlichen
Sympathiepunkt ein, denn da ich die Stadt liebe und schon häufig
besucht habe, kann ich mich hier besonders gut gedanklich an die
Schauplätze versetzen.
Zwar kommt die
Handlung dieses Romans nicht ganz an den Vorgänger heran, was die
Tiefe betrifft, aber es ist eine Geschichte zu Mitlachen und
Mitweinen, und sie hat mir einige schöne Lesestunden beschert, so
dass sie für mich auf jeden Fall ihre fünf Sterne wert ist.
⭐⭐⭐⭐⭐