Dienstag, 31. März 2015

Monatsrückblick März 2015

Der März war für mich der bisher schwächste Lesemonat des Jahres. Es waren 8 Bücher mit insgesamt 2460 Seiten. Noch weniger gelesen habe ich nur im April vergangenen Jahres. Aber es ist ja nicht unbedingt Sinn der Sache, möglichst viel zu “schaffen”, sondern ausschlaggebend ist die Qualität der Bücher, die man liest, und ich kann sagen, dass ich wieder einmal mit meiner Auswahl sehr zufrieden bin.
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Wie man unschwer an meinen Sternebewertungen sehen kann, haben mir 6 von den 8 Büchern sehr gut gefallen, ein weiteres gut und eines fand ich durchschnittlich. Ich habe aber diesmal keinen eindeutigen Favoriten, denn jedes der sehr guten Bücher hatte seine Vorzüge, aber sie waren für mich alle ungefähr auf dem gleichen Level.
“Der Mann im Heuhaufen” hat zwar die Bewertung mit den wenigsten Sternen, aber als Flop würde ich den Roman deswegen nicht beurteilen, denn er war durchaus ok und unterhaltsam. Es gibt also diesmal weder Top noch Flopp. Zwinkerndes Smiley

Nicht so zügig voran geht es mit meinen Challenges, denn im März konnte ich nur ein einziges Buch bei der Goldmann-Challenge eintragen.
Was es jedoch gibt, sind wieder einige Neuzugänge. Das sind die Bücher, die momentan ganz oben auf der To-do-Liste stehen, eine bunte Mischung, wie ihr seht:
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Ich lasse momentan nur die Bilder für sich sprechen, da ja in nächster Zeit dann die Rezensionen folgen werden, wo ich euch die einzelnen Bücher genauer vorstelle.
Auch in der Bücherüberraschungs-Gruppe bei Facebook konnte ich zwei mal ablösen und wurde daraufhin auch jeweils wieder mit einem Buch von meiner Wunschliste und zahlreichen Zugaben (Leseproben, Lesezeichen und Tee) überrascht:
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In meinem Teeschrank ist zurzeit Aufbrauchen angesagt, da er fast aus allen Nähten platzt. So müssen nach und nach ein paar Tees weichen, um neuen Sorten Platz zu machen.
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Zeit der Engel vom Oasis-Versand
Ein Lieblingstee von mir, den ich in   jedem Herbst nachkaufe. Er schmeckt sehr lecker nach Schokolade, Sahne und Brombeeren, eine tolle Mischung, die man nur schwer beschreiben kann. Das Gute daran ist, dass der Tee völlig natürlich aromatisiert ist, wobei das Schokoladenaroma von den enthaltenen Kakaoschalen kommt.

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Ein weiterer Grüntee, der nun langsam zur Neige geht: TE Luxury Loose Passion
Er ist ebenfalls sehr gut, erinnert ein klein wenig an einen sanften Earl Grey, ergänzt von dem zarten Aroma der Rosenblüten, Sonnenblumen- und Kornblumenblüten. Auch dieser Tee wird sicher wieder nachbestellt.


Morgen startet der neue Monat, das Aprilwetter haben wir ja schon seit einigen Tagen. Zwinkerndes Smiley Eigentlich wäre es jetzt die ideale Lesezeit, wenn es draußen stürmt und abwechselnd regnet und schneit, aber irgendwie ist gerade lesetechnisch “der Wurm drin”, denn es stehen dauernd andere Sachen an, die erledigt werden müssen. Ich wünsche euch einen guten Start in den April, viele tolle Bücher zu Ostern, natürlich auch ein frohes Osterfest und immer genügend Zeit zum Lesen.

Leah Eine Liebe in Hamburg - Karsten Flohr


Im April 1928, zu seinem 6. Geburtstag, erhält Johannes Bluhm von seinem Großvater ein gebundenes Tagebuch. Darin notiert er von diesem Zeitpunkt an alles, was ihn bewegt und was er erlebt. An der Art, wie das Tagebuch geschrieben ist und wie sich der Schreibstil langsam aber stetig verändert und reifer wird, kann man Johannes' Entwicklung vom Kind zum jungen Mann mitverfolgen. In seinem Tagebuch schildert er die Ereignisse der damaligen Zeit, schreibt über den immer stärker werdenden Einfluss und die Machtergreifung der Nationalsozialisten und über die verheerenden Folgen für die jüdische Bevölkerung. Besonders häufig und gerne aber schreibt er über seine große Liebe Leah. Die Beiden kennen sich von Geburt an und sind unzertrennlich. Aber Leahs Abstammung macht es nicht leicht, diese tiefe und unerschütterliche Liebe zu leben, denn Leah ist Jüdin. In seinem Tagebuch berichtet Johannes von schönen und von schrecklichen Zeiten, die sie gemeinsam erleben, bis Leah eines Tages spurlos verschwindet und Johannes verzweifelt zurück lässt.

Die Tagebucheinträge nehmen einen großen Teil des Romans ein und werden umrahmt von der Geschichte der Gegenwart, wo Bernhard Bluhm jeden Freitag seinen Großvater Johannes besucht und dieser eines Tages beginnt, ihm die alten Tagebücher zu zeigen und von seiner großen Liebe zu erzählen. Je mehr Bernhard über die Vergangenheit seines Großvaters erfährt, umso stärker ist er berührt davon, gefangen in dieser schrecklichen und zugleich schönen Geschichte.
Johannes' Tagebuch ist sehr realistisch und glaubwürdig geschrieben. Er und Leah sind ein ganz besonderes, sehr sympathisches Paar. Sie verbringen so viel Zeit wie irgend möglich zusammen und lassen sich selbst von den Maßnahmen und Sanktionen des Regimes nicht schrecken, auch wenn Leah im Lauf der Zeit fast alles verliert, was ihr am Herzen lag. Sie ist ein liebenswerter und zugleich starker Charakter und passt somit perfekt zu ihrem Johannes. Bis zuletzt arbeitet sie in der Fürsorge und betreut die Menschen, denen es noch schlechter ergeht als ihr selbst. Das Ende dieser innigen Beziehung ist abzusehen, und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ist es so unwahrscheinlich berührend.
Das Besondere an diesem Roman ist, dass er beginnt, als noch Normalität im Land herrschte und dass er die damalige Entwicklung im Lauf der Jahre mitverfolgt, als der Wahnsinn dieser Zeit immer mehr Raum des Alltags einnahm und als sich die politische Ideologie der Nationalsozialisten schleichend immer weiter ausbreitete, wie ein giftiges Gespinst.
Die Schrecken des Krieges bleiben Kulisse, aber umso verstörender ist es, zu erfahren, wie es den Juden damals im täglichen Leben erging. Für uns heute, die wir in einem freien Land leben und selbst entscheiden können, wo wir in der Gesellschaft stehen, ist es nur schwer zu verstehen, wie sehr sich damals der Staat in alles mögliche hinein drängte und wie stark er die Menschen beeinflusste, denn auch wenn die Protagonisten fiktiv sind, so ist alles andere nicht erfunden, sondern leider nur allzu real. Das Ende des Romans wiederum ist überraschend, versöhnlich und sehr berührend.
Ich kann den Roman von Herzen empfehlen, denn auf seine Art ist dieses kleine Buch, das nur ca. 220 Seiten dick ist, ein wichtiges Zeitzeugnis deutscher Vergangenheit und eine Ermahnung gegen das Vergessen.


Freitag, 27. März 2015

Couchsurfing im Iran–Stephan Orth

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Stephan Orth war im Iran unterwegs. Seine Erlebnisse als   Couchsurfer hat er in diesem Buch sehr eindrucksvoll geschildert. Es handelt sich um einen chronologischen Reisebericht in ein Land, das die wenigsten von uns näher kennen. Mir geht es zumindest so, dass ich eigentlich nur ab und zu durch negative Pressemeldungen etwas über den Iran erfahren habe. Auch der Autor trat diese Reise mit teilweise recht gemischten Gefühlen an. Er berichtet,  dass die Angst auf Reisen eigentlich immer dabei ist, denn als Ausländer macht man sich schnell verdächtig, wird sogar schnell der Spionage bezichtigt, wenn man zu viel oder die falschen Objekte fotografiert. Der offizielle Eindruck ist wohl der eines States, wo Menschenrechte sehr klein geschrieben werden.

Durch diese spezielle Reiseform, (die, wie könnte es auch anders sein, im Iran verboten ist) hat der Autor jedoch ganz eigene, besondere Einblicke gewonnen. Als Couchsurfer übernachtet man nicht im Hotel, sondern bezieht über eine zentrale Plattform die Adressen von Privatleuten, die dem Reisenden ein Zimmer, Bett, Sofa oder manchmal auch nur einen Teppich zur Verfügung stellen und im Gegenzug, wenn sie selbst auf Reisen sind, ebenfalls von Couchsurfern für eine oder mehrere Übernachtungen aufgenommen werden. Das läuft alles recht spontan und unkonventionell ab, und dadurch ergeben sich natürlich ganz andere Möglichkeiten für Kontakte oder intensive Gespräche. Stephan Orth hat hinter verhängten Fenstern eine Freiheit entdeckt, welche sich die Iraner einfach selbst schaffen. Was offiziell verboten ist, wird im privaten Rahmen intensiv gelebt. So gibt es ein sehr lebendiges Netz an Couchsurfern im ganzen Land, obwohl bei Entdeckung Gefängnisstrafen drohen, weil der Besuch vieler verschiedener Ausländer schon wieder Verdacht erregt. Hinter verhängten Fenstern feiern die jungen Leute genauso wie in anderen Ländern. So vieles ist nicht erlaubt in diesem Land, das andererseits so viel Sehenswertes, landschaftliche Schönheit und überall herzliche, sehr gastfreundliche Menschen zu bieten hat. Das Buch ist in einzelne Abschnitte gegliedert, die Stephan Orths verschiedene Reisestationen dokumentieren. Eingangs gibt es jeweils eine kleine Skizze und Informationen zur genauen Lage und Einwohnerzahl der jeweiligen Stadt. Ein umfangreicher Fototeil, zusammen mit der lebendigen Erzählweise, lassen ein ganz neues Bild dieses Landes entstehen. Der Autor hat ein gutes Gleichgewicht gefunden, zwischen humorvollen und ernsten Tönen, zwischen der Beschreibung des Landes und seiner Menschen. Er hat erstaunlich viel Schönes und Amüsantes zu berichten, sieht aber gleichzeitig nicht über das Negative und die Kritikpunkte hinweg, die es in diesem Land leider ebenfalls reichlich gibt.

Da der Autor kaum länger als zwei Tage an einem Ort geblieben ist, sondern ständig auf Reisen quer durchs ganze Land war, konnten sich keine wirklich intensiven Freundschaften mit den Einheimischen entwickeln, wie er selbst schreibt. Aber er hat viele sympathische Menschen kennengelernt, interessante Gespräche geführt und oft erfahren, dass es eine tiefe Kluft gibt, zwischen dem, was die Regierung bestimmt oder als das einzig Wahre festlegt und dem, was die Menschen im Land wollen. Letztendlich ist es ein objektives, informatives und kritisches, aber auch ein optimistisches Buch. Trotz aller Untersagungen, Gesetze und Gebote gibt es glücklicherweise die Freiheit des Geistes, denn Wünsche, Hoffnungen und Träume kann man nicht verbieten.

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Donnerstag, 26. März 2015

Hüter des Erbes - Lynn Austin


Das Fundament zu Lynn Austins neuem Roman bildet eine Geschichte aus dem alten Testament. Im Buch Ester kann man nachlesen, dass es im Jahr 473 v. Chr. einen Erlass des persischen Königs gab, dass alle Juden in seinem Herrschaftsbereich am 13. Tag des Monats Adar getötet werden dürften. Beeinflusst wurde Artaxerxes zu dieser Entscheidung von seinem Beamten Haman, der auf diese Weise seinen Hass gegen die Juden befriedigen wollte. Hamans Widersacher Mordechai, ebenfalls Jude und Königin Esters Cousin, sucht einen Weg, seinen Glaubensbrüdern in dieser Not zu helfen. Mit Esters Unterstützung und wachsendem Einfluss auf den König gelingt es ihm, einen zweiten Erlass zu erwirken, der besagt, dass sich die Juden wehren dürfen.
Diese schwierige Zeit im Leben der babylonischen Juden erzählt die Autorin anhand von Esra, einem Gelehrten, der mit seinen Brüdern und deren Familien in Babylon lebt. Als der erste Erlass des Königs bekannt wird, ist die Verzweiflung der Betroffenen groß. Wie sollen sie weiterhin arbeiten und leben, als wäre nichts geschehen, um auf den Tag zu warten, an dem sie umgebracht werden sollen? Der zweite Erlass bringt die Erleichterung, denn auch wenn sich schwere Kämpfe nicht vermeiden lassen, bleibt durch diese unverhoffte Wendung doch ein Großteil der Juden am Leben. Aber fast jede Familie hat nach dem schicksalsträchtigen Tag im Adar Verluste zu beklagen. Auch Esra betrauert den Tod seines Bruders. Ehe er sich versieht, wird er mit der Aufgabe betraut, das jüdische Volk künftig anzuleiten, nach den strengen Regeln der Thora zu leben. Angesichts dieser großen Verantwortung wagt er sich einige Jahre später vor den König, um diesen zu bitten, den babylonischen Juden die Rückkehr ins geheiligte Land ihrer Vorväter zu erlauben. Als sie die Erlaubnis und großzügige Unterstützung des Königs Artaxerxes erhalten, scheint das Glück vollkommen, aber es gibt neue Herausforderungen und unbekannte Hindernisse, nicht nur auf der langen Reise nach Jerusalem, sondern auch, als sie am Ziel angelangt sind, denn nun ist es Esras Aufgabe, die Verhältnisse im gelobten Land zu ordnen und den Glauben zu stärken. Dabei gerät er in schwere Gewissenskonflikte.
Unterstützung und so manchen lebensklugen Rat findet er bei seiner geliebten Frau Deborah, die so ganz anders ist als die meisten Ehefrauen, denn sie sagt offen, was sie denkt. Es ist für Esra nicht immer angenehm oder bequem, aus ihrem Mund die Wahrheit zu hören, aber Deborahs Worte bieten ihm oft eine wichtige Entscheidungshilfe.
Es gibt zwei weitere Erzählstränge, die erst später mit Esras Geschichte zusammenlaufen. Hier geht es einmal um Ruben, den Sohn eines jüdischen Schmieds. Er ist erst zwölf, als sein Vater an diesem tragischen 13. Tag des Adar getötet wird. Als Ruben auch noch sein Erbe, die geliebte Schmiede seines Vaters, verliert, kommt er vom Glauben ab und gerät auf die schiefe Bahn.
Und dann ist da noch Amina, eine junge Edomiterin. Sie hat einen verkrüppelten Fuß, und ihre Familie verachtet sie deswegen. Schelte und Schläge prägen ihre unglückliche Kindheit. Sie verliert am 13. Adar ihre ganze Familie, als die Edomiter gesammelt gegen die Juden in den Kampf ziehen. Obwohl sie zu den Feinden gehört, findet die junge Waise in einer jüdischen Familie freundliche Aufnahme. Im Lauf der kommenden Jahre findet sie zum jüdischen Glauben, doch gerade als sie ihr großes Glück gefunden hat, werden all ihre Hoffnungen und Träume zerstört.

Lese ich die entsprechenden Bibelstellen, so empfinde ich diese meist als sehr sachlich, trocken und emotionslos. Es werden Fakten und Namen aufgezählt, und es fällt mir schwer, mich anhand dieser kurzen Abschnitte in die Geschichte hinein zu denken. Lynn Austin ist es ganz hervorragend gelungen, diese vielschichtige Handlung mit Leben zu erfüllen und mich damit zu fesseln. Sie beschreibt die einzelnen Personen so gut und ausführlich, dass man sich in ihre Lage hineinversetzen kann. Man bangt mit den Juden, wenn sie dem schicksalhaften Tag im Adar entgegensehen, an dem sie ihr Todesurteil erwartet. Die Autorin schreibt sehr einfühlsam und lässt einen an den Gefühlen und Gedanken der Protagonisten teilhaben. Jeder geht aufgrund seiner Wesensart anders mit den Problemen um. Es wird auch deutlich, dass nicht alle Juden fest in ihrem Glauben waren, sondern oft zweifelten und dass schwere Schicksalsschläge manche zur Abkehr von ihrem Gott brachten. Selbst Esra, der Gelehrte, der die Thora kennt wie kein anderer, ist über Zweifel nicht erhaben und muss seine Beweggründe immer wieder hinterfragen.

Es gäbe noch so viel zu diesem Roman zu sagen, denn viele Passagen haben mich zum Nachdenken angeregt oder manchmal schwer ins Grübeln gebracht. Das ist wirklich ein Buch, das ich sicher nach gegebener Zeit erneut lesen werde, denn hier wird nicht einfach nur ein historischer Roman erzählt, sondern man erkennt beim Lesen vieles, was man vorher, anhand der kurzen Bibelstellen, nicht gesehen hat. Es gibt auch, besonders im letzten Teil des Buches, einige Themen, die ich nicht so ganz verstehe bzw. die ich nicht nachvollziehen kann und mit denen ich mich noch ausgiebiger beschäftigen möchte, weil sie in mir Zweifel erwecken, beispielsweise wenn es um ein „Verbot von Mischehen“ geht, wie es in der Thora steht. Dies ist ein Begriff, der bei mir einen schalen Beigeschmack hat und den ich bisher nur in anderem Zusammenhang kannte, wo dieses Verbot auch von ganz anderer Seite und aus anderen Gründen erlassen wurde. Meine Gedanken haben oft unwillkürlich eine Brücke zur Gegenwart geschlagen, und ich habe mich nach dem Warum gefragt, denn wenn man die Geschichte betrachtet, war das jüdische Volk schon immer großen Anfeindungen ausgesetzt, schon hunderte Jahre vor Christus, aber auch bis heute kam dieses Volk kaum jemals zur Ruhe, denn immer wieder gab es wahnsinnige Despoten, die ein ganzes Volk einfach auslöschen wollten.

Meines Erachtens ist dies ein Roman, der nicht nur religiöse Menschen anspricht, sondern auch Zweiflern und Kritikern viele Denkanstöße liefert und Lust darauf macht, mehr zu erfahren.

Es handelt sich bei „Hüter des Erbes“ um den zweiten Teil einer Trilogie und somit die Fortsetzung von „Fremde Heimat“. Man kann jedes der Bücher aber auch problemlos einzeln lesen.



Montag, 23. März 2015

Der Mann im Heuhaufen - Birgit Hasselbusch


Charlotte arbeitet als Therapeutin in einer Physiopraxis. Für ihre Patienten hat sie immer ein offenes Ohr und gute Ratschläge parat, nur in ihrem eigenen Privatleben steckt sie in einer Sackgasse. Ihr Freund Kai, Koch aus Leidenschaft, verwöhnt sie ständig mit seinen selbst gekochten Leckereien. Das Leben an seiner Seite ist bequem, aber ganz und gar nicht aufregend. Als er sie dann, statt mit einem Italien-Kurztrip, mit einer Fahrt in den Hamburger Randbezirk Langenhorn überrascht und sie dort quasi vor vollendete Tatsachen stellt (ein Eigenheim fernab der Innenstadt), sieht Charlotte rot. Die Familienidylle wächst ihr endgültig über den Kopf. Als sie sich ein paar Tage Auszeit in Berlin nimmt, trifft sie während der Rückfahrt nach Hamburg im Zugabteil ihren Traummann. Leider geht alles viel zu schnell, und sie kann ihn nicht einmal nach seinem Namen fragen. Wieder zurück, spukt er ihr weiterhin im Kopf herum, und sie beschließt, eine aufwändige Suchaktion nach ihm zu starten. Das ist, als würde sie eine Nadel im Heuhaufen suchen. Während sie in eigener Sache nicht recht vorankommt, hat sie für das Schicksal ihrer Mitmenschen ein besseres Händchen und kann so manche Verbindung stiften.

Im Großen und Ganzen handelt es sich um einen kurzweilig und witzig geschriebenen Unterhaltungsroman. Die Charaktere sind größtenteils gut getroffen, so dass man sich leicht eine Vorstellung von ihnen machen kann. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und kann sagen, die Geschichte hat mir gefallen. Sehr schön finde ich die Gestaltung der Kapitel, die jeweils mit einem Zitat aus berühmter Feder eröffnen.
Aber es gab ein paar Kritikpunkte, die ich hier anmerken muss. Da ist zum einen Charly selbst. Mit ihren 34 Jahren wirkt sie manchmal wie ein unreifer Teenager. Auch an Klischees wird nicht gespart, wenn es um die familiären Bindungen geht. Von ihrer Mutter fühlt sich Charlotte zusehends genervt, lässt sich aber andererseits von ihr bevormunden. Bei einer Szene ist mir das besonders aufgefallen, nämlich als sie sich widerspruchslos von ihrer Mutter ins Bett schicken lässt, was zur Folge hat, dass sie wichtige Informationen nicht mitbekommt und es dadurch ein paar schwerwiegende Missverständnisse gibt. Das wirkte auf mich arg konstruiert und völlig unglaubwürdig! Es gibt weitere seltsame Zufälle, die dafür sorgen, die Handlung in die richtigen Bahnen zu lenken, die aber so absurd wirken, weil sie eigentlich im realen Leben kaum vorkommen, besonders nicht in dieser Häufigkeit.


Fazit: Man kann sich mit dem „Mann im Heuhaufen“ gut amüsieren und einige unterhaltsame Stunden mit dem Buch verbringen, sollte aber nicht zu streng sein, was die Logik und Glaubwürdigkeit einiger Zusammenhänge in der Geschichte angeht. Hier lässt sich für mein Empfinden vieles nicht so ganz nachvollziehen, und man muss schon öfter mal ein Auge zudrücken. Als entspannende, flott und humorvoll geschriebene Unterhaltungslektüre ohne großen Tiefgang, aber mit viel Herz, ist der Roman jedoch durchaus lesenswert.  



Mittwoch, 18. März 2015

Gastspiele

Heute gibt es zur Abwechslung mal etwas anderes auf meinem Blog. Immer wieder bekomme ich Anfragen und Informationen rund um das Thema Buch, zu denen ich euch etwas mitteilen möchte, seien es Leserunden, Termine für Lesungen, Gewinnspiele oder ähnliche Kurznachrichten, die für Bücherfans interessant sind. Ich werde künftig in unregelmäßigen Abständen unter dem Titel “Gastspiele” (oder hat jemand eine Idee für einen besseren Namen? Ich nehme gerne Tipps entgegen.)darüber berichten, immer wenn sich ein paar dieser Kurznachrichten angesammelt haben. Hier nun also meine aktuellen Kurztipps für euch:
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Montag, 16. März 2015

Gloria und die Liebenden von Verona - Marlene Klaus


Lady Gloria Wingfield befindet sich zusammen mit ihrer Großtante Lady Blythe auf einer Reise durch Italien. Sie hofft, unterwegs von ihrer Trauer um den toten Geliebten abgelenkt zu werden und ihren trübsinnigen Gedanken zu entkommen. Kurz vor Verona wird ihre Kutsche von einer jungen Italienerin, Francesca Bertani, aufgehalten, die völlig außer sich ist. Sie berichtet den beiden englischen Damen, dass es ein Duell zwischen zwei jungen Männern gegeben hat, wobei einer getötet wurde. Der andere, ihr Verlobter Giulio, ist seitdem spurlos verschwunden. Francesca glaubt jedoch fest an seine Unschuld. Gloria fühlt sich vom Kummer der jungen Frau berührt und an ihr eigenes Schicksal erinnert und beschließt, in der Sache Nachforschungen zu betreiben. Eine Reisebekanntschaft der Damen, der arrogante Lord Alexander Lyndon, kommt zufällig ebenfalls am Ort des Geschehens vorbei und mischt sich sofort ein. Von seiner selbstherrlichen Art fühlt sich Gloria zusehends genervt, hält er doch ihr Engagement in der Angelegenheit für töricht und für eine Dame unpassend. Dementsprechend versucht er, ihr Vorschriften zu machen.
Aber da ist er bei Gloria an der falschen Stelle. Mit Intelligenz und viel Charme nimmt sie dem rechthaberischen Gentleman den Wind aus den Segeln. Ein Gespräch, das nicht für seine Ohren bestimmt ist, das er aber zufällig mit anhört, führt Lord Lyndon sein eigenes borniertes Verhalten vor Augen.
Letztendlich geben beide ihre Vorbehalte dem anderen gegenüber auf und unternehmen gemeinsam Nachforschungen zu dem mysteriösen Todesfall. Sowohl Gloria als auch Lord Lyndon erkennen, dass sie sich bei ihrer Einschätzung des jeweils anderen getäuscht haben und dass sie sich bei ihrer Recherche eigentlich recht gut ergänzen.

Dieser außergewöhnliche Kriminalroman entführt die Leser ins schöne Verona zu viktorianischer Zeit. Mit Gloria und Lord Lyndon hat die Geschichte sehr interessante und vielschichtige Protagonisten, mit denen man stets neue Überraschungen erlebt. Von beiden erfährt man zwischendurch immer wieder kleine Fragmente ihrer Vergangenheit, die sich nach und nach zu einem Bild zusammensetzen. Auch die weiteren Charaktere sind allesamt sehr interessant dargestellt, wobei ich besonders Glorias geliebte Großtante Jo schnell ins Herz geschlossen habe.
Sie und Gloria sind ein sympathisches Gespann, beide stets elegant, die Etikette wahrend, wickeln sie doch jeden Mann um den Finger, ohne dass er es wirklich merken würde. Die Vorgehensweise der beiden Damen und die sich entwickelnden Dialoge sind amüsant zu lesen, verraten sie doch sehr viel über die damaligen Umgangsformen. Für Frauen dieses Zeitalters, mochten sie noch so klug und vernünftig sein, war es schwer, von der selbstherrlichen Männerwelt anerkannt zu werden. Aber Gloria und Jo gelingt dies trotz aller Widrigkeiten, und so kommt es, dass Lord Lyndon seine Überheblichkeit ablegt und Gloria in ihrem Vorhaben unterstützt, sich näher mit dem Fall zu befassen, um der verzweifelten Francesca zu helfen, deren Verlobter inzwischen wieder aufgetaucht ist und nun, des Mordes angeklagt, im Gefängnis sitzt.
Neben der kriminalistischen Geschichte, in der sich die Polizei nicht gerade mit Ruhm bekleckert, sondern die Ermittlungen zwei adligen Ausländern überlässt, bringt einem der Roman die Schönheiten Veronas nahe. Mit Hilfe eines Baedeker-Reiseführers, den es damals bereits gab, wird man durch die idyllischen Gassen und zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten geleitet. Dabei wandelt man auf den Spuren Romeos und Julias, deren tragisches Schicksal Gloria bei ihren Erkundungen inspiriert.
Ich fand diesen Roman sehr erquicklich und kurzweilig, und besonders die dem Zeitalter so gut angepasste Sprache sowie die authentisch dargestellte Lebensart haben mir sehr gefallen. Mit großem Interesse las ich die Episode und die ergänzenden Hinweise zur Blumensprache, die es seit dem 18. Jahrhundert gibt, und es ist schade, dass diese heute kaum noch bekannt ist, denn ich finde es eine schöne Idee, etwas durch die Blume auszudrücken.
Viel zu schnell war der Roman zu Ende, und es hieß, von den Helden der Geschichte Abschied nehmen, wobei mich die letzten beiden Worte ganz besonders gefreut haben, denn sie lauten: 

„Fortsetzung folgt“




Sonntag, 15. März 2015

Leipziger Buchmesse 2015

Es war mein erster Besuch, und leider war die Zeit ziemlich knapp, aber ich habe es heuer endlich einmal geschafft, die Leipziger Buchmesse zu besuchen. Es stand nur der Samstag zur Verfügung, und ich wollte gerne einen Gesamteindruck erhalten und möglichst viel sehen, darum habe ich keine Termine oder Treffen vereinbart, sondern bin ganz unvoreingenommen an den Messebesuch herangegangen.
Im Nachhinein muss ich sagen, meinen nächsten Besuch würde ich besser planen und einiges anders angehen, denn nach insgesamt ca. 7 Stunden Bahnfahrt (dabei 4 mal umsteigen) und 5 Stunden Messebesuch war ich spätabends, als ich wieder nach Hause kam, ziemlich erledigt, aber glücklich.
Leider lässt die Qualität der Fotos, die gestern entstanden sind, zum Teil zu wünschen übrig, weil ich manche Bilder über die Köpfe anderer Besucher hinweg machen musste.
In Halle 1 war es ziemlich bunt und turbulent, denn dort fand die Manga-Comic-Convention statt. Da ich keine Mangas lese und auch keinen rechten Draht zu den ganzen Accessoires habe, die dort angeboten wurden, habe ich diese Halle eigentlich nur wegen der vielen, originell gekleideten Cosplayer besucht, die sich dort tummelten. Gut gefallen hat mir der dort aufgebaute “Japanische Teegarten”, ein abgetrennter Bereich, wo man sich niederlassen konnte und wo frischer Tee ausgeschenkt wurde.SAM_3083
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In Halle 3 wurde es für mich dann richtig interessant, denn dort waren u.a. die Drucker und Buchbinder zu finden, und man konnte hier schöne, alte und ausgefallene Bücher bestaunen.
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Eindrucksvoll war der Bücherturm von Droemer Knaur:
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Hier konnte ich einen Blick auf Thomas Raab erhaschen, ins Gespräch vertieft. Sein aktueller Roman “Still” war mein Monatshighlight im Januar.
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Diese originelle Sitzgruppe lud zum Ausruhen ein:
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Der BLV-Verlag hatte jede Menge toller neuer Kochbücher im Gepäck, wobei ich mir besonders “Veggie Tapas” und “Sweet de Luxe” vorgemerkt habe:
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Hier haben sich zwei Mitarbeiter vom Dresdner Alwis Verlag fürs Foto in Positur gesetzt, und Zwerglein Alwis hat mir ein Luftküsschen geschickt. Smiley
Der Verlag hat übrigens ganz bezaubernde Bilderbücher im Sortiment.
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Bei den Schweizer Verlagen fand ich die Regalgestaltung sehr ansprechend und praktisch und die Kulisse der Lesebühne ausgesprochen originell.
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Die Sachenmacher von Wehrfritz waren ganz auf Frühling und Ostern eingestellt:
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Der Coppenrath Verlag und die Spiegelburg präsentierten sich in gewohnt schönem Rahmen.
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Der schöne Stand des Traumfänger Verlags, leider nur über zahlreiche Köpfe hinweg.
Die Spezialität dieses Verlags kann man schon am Namen erkennen, denn hier erscheinen Romane, Biografien, Kinderbücher, Thriller etc. die sich alle um das Leben der Native American drehen, kurz gesagt, es ist der Verlag für gute Indianer-Literatur. Der Verlag präsentierte nicht nur gute Bücher, sondern man konnte auch Engagement zeigen, denn es lag auch eine Unterschriftensammlung für die Freiheit des indianischen Bürgerrechtlers Leonard Peltier aus, der seit 30 Jahren unschuldig im Gefängnis sitzt.
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Hier darf man noch Wünsche haben: Beim Wunschbus des Theaters der Jungen Welt. Aus dem gesammelten Wünschen soll ein Theaterstück entstehen.
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Im Lauf des Nachmittags wurde es in der Glashalle richtig voll, und auch in den Gängen der diversen Ausstellungshallen gab es so manchen Stau.
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Zahlreiche Cosplayer präsentierten sich unter dem gläsernen Gewölbe und wurden von allen Seiten immer wieder fotografiert.
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Leider war es mir in der kurzen Zeit, die ich in Leipzig auf der Messe verbrachte, nicht möglich, Kontakt zu anderen Bloggern oder Autoren aufzunehmen, mich an einem der zahlreichen geplanten Treffen zu beteiligen oder gar eine Lesung zu besuchen, was ich sehr schade fand. Ich habe es mir für die Zukunft gemerkt, dass es wirklich sinnvoller ist, sich vorab einen Plan zu machen und, wenn irgend möglich, den Besuch auf mehrere Tage auszudehnen. Dies war mein erster, aber hoffentlich nicht mein letzter Besuch der Leipziger Buchmesse, und ich sage mal so: “Neues Jahr – neues Glück” Zwinkerndes Smiley
In Anbetracht meines großen SuB hatte ich mir vorab fest vorgenommen, keine Bücher mit nach Hause zu bringen, und ich habe mich an meinen Vorsatz gehalten! Lediglich ein paar Lesezeichen, Leseproben, Verlagsvorschauen und Postkarten durften mit.
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Freitag, 13. März 2015

Highlander meines Schicksals - Sharon Morgan

Eilidh aus Oklahoma besucht ihre Verwandten in Schottland. Bei einer Wanderung in den Culag Woods kommt sie vom Weg ab, weil sie eine junge Frau weinen hört. Während sie dieser zur Hilfe eilen will, wird sie plötzlich ohnmächtig, und als sie erwacht, findet sie sich in der Vergangenheit wieder. Nachdem ihr bewusst geworden war, dass sie vierhundert Jahre zurück durch die Zeit gereist ist, fragt sie sich nach dem Grund. Gefangen in einer fremden Zeit unter fremden Menschen muss sie sich neu zurechtfinden. Aber sie findet Anerkennung und gute Freunde, und sie begegnet der Liebe ihres Lebens. Gerade als ihr Glück vollkommen scheint, gerät sie erneut in ein Zeitloch. Wird sie jemals wieder glücklich werden?

Ich liebe Zeitreiseromane, besonders wenn sie in Schottland spielen. Dieser hier hat mich sehr schnell in seinen Bann gezogen, denn es ist nicht einfach ein Liebesroman in altertümlicher Kulisse, sondern man hat das Gefühl, selbst eine geistige Zeitreise zu machen, denn die Autorin versteht es bestens, die historischen Gegebenheiten farbig, lebendig und sehr authentisch wiederzugeben. Hier passt alles zusammen: die Sprache, die Umgebung, die Gewandungen und die Gepflogenheiten der Menschen. Man erfährt so einiges über Kräuter und ihre damalige Verwendung, und man kann sich in die schottische Landschaft hinwegträumen. Auch lernt man die alten Mythen kennen, die von Feen erzählen und die in Schottland immer noch lebendig sind.
Für mein Empfinden wurden die Themen Zeitreise und schottische Vergangenheit ganz wundervoll umgesetzt, denn Sharon Morgan versetzt ihre Helden an magische Orte. Die Schauplätze ihrer Geschichte existieren wirklich, so dass man sich die Handlung in dieser Umgebung sehr gut vorstellen kann, denn man findet ergänzend reichlich Bildmaterial über die Ruinen und Landschaften im Internet.
Zum Thema „Zeitreise“ gibt es viele verschiedene Vorstellungen und Konzepte in der Literatur. Sharon Morgans Idee dazu und die Ausführung in ihrem Roman fand ich sehr interessant und einleuchtend. Bis zum Schluss ist die Handlung fesselnd und auch für so manche Überraschung gut.
Mit dieser Geschichte konnte ich wunderbar abtauchen in eine andere Zeit, an geheimnisvolle Orte und mit sympathischen Protagonisten.



Mittwoch, 11. März 2015

Eine kleine (reale) Geschichte

Heute habe ich mal keine Rezension für euch, sondern eine kleine Geschichte mit der ich euch eine Autorin und ihren Debütroman vorstellen möchte.
Es ist nur fast zwei Jahre her, als ich über das Kontaktformular meines Blogs eine Mail erhielt. Die Schreiberin stellte sich mir vor und erzählte, dass sie gerade angefangen habe, ihren ersten Roman zu schreiben bzw. schon mehrere Male damit begonnen und immer wieder alles verworfen hatte. Nun war sie in einer Schreibkrise und im Zweifel, ob sie ihr Ziel weiter verfolgen solle. Sie bat mich, ob ich ihre bis dahin geschriebenen 86 Seiten vielleicht lesen könnte. Ich dürfe sie auch “schonungslos” kritisieren, denn sie wolle eine ehrliche, unvoreingenommene Meinung. Ihr Brief klang so sympathisch, und ich bin neugierig auf ihre Geschichte geworden, und so habe ich zugesagt. Es entstand ein sehr netter Mailaustausch, und ich muss sagen, mir hat das, was ich da las, wirklich gut gefallen. Darum ermunterte ich sie, weiterzumachen und ihren Roman zu beenden.
In den vergangenen beiden Jahren habe ich oft an sie gedacht und mich gefragt, was aus ihrem Projekt geworden ist und ob sie ihr Ziel weiter verfolgt hat.
Und dann kam vor einigen Tagen eine Mail mit dem Betreff “Lebenszeichen und Erfolgsmeldung” und der Frage, ob ich mich noch an sie erinnern könne. Klar konnte ich mich erinnern, und wie habe ich mich gefreut! Die Autorin berichtete, dass sie ihren Roman wirklich zu Ende geschrieben und auch einen Verlag dafür gefunden hat.
Nun will ich euch nicht länger auf die Folter spannen, sondern die Autorin und ihren Roman vorstellen. Das eBook “Ich wollte immer nur dich” von Anne Wiegner, ist erst vor wenigen Tagen bei Ullstein Forever erschienen. Schon das Cover finde ich sehr gelungen, aber seht selbst:
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Noch habe ich den Roman nicht ganz gelesen, sondern kenne nur den Anfang. Die Rezension wird also noch ein wenig auf sich warten lassen, aber zumindest eine kurze Inhaltsangabe kann ich euch schon zeigen und vorab ein wenig über die Autorin verraten:

Klappentext:Johannas Leben ist zum Stillstand gekommen: Job, Familie, Beziehung – alles Routine, keine Höhen, keine Tiefen, nur glattpoliertes Gleichmaß. Sie ist Mitte vierzig, abgeklärt und hält Träumen für reine Zeitverschwendung. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Ihr Mann verlässt sie und sie macht sich auf die Suche nach ihrer Jugendliebe, dem charismatischen Paul, der bereits vor zwanzig Jahren ihr Leben gründlich durcheinander gewirbelt hat. Schon bei ihrem ersten Treffen ist alles wieder da: dieser unerklärliche Zauber der Studententage, die Anziehung, das Verlangen. Kopfüber stürzt sich Johanna in ein leidenschaftliches Abenteuer, in dem sie nachholt, was sie in den Jahren ihrer Ehe versäumt hat. „Alte Liebe rostet nicht“, sagt Paul lachend. „Das klingt nach Happy End“, antwortet Johanna. Vor lauter Glück merkt Johanna nicht, dass Paul ein Mann voller Geheimnisse ist und trifft eine folgenschwere Entscheidung ...

Biografie:Anne Wiegner, 1960 in Thüringen geboren, hat Germanistik, Kunstgeschichte und Pädagogik studiert und lebt und arbeitet seit 20 Jahren in Berlin. Wann immer sie es neben Familie und Beruf ermöglichen konnte, hat sie geschrieben, um das Leben festzuhalten. Nachdem ihre Töchter flügge geworden sind und das Haus verlassen haben, hat sie endlich Zeit und Ruhe gefunden und ihren ersten Roman geschrieben.

Hier geht es zu ihrer nagelneu fertiggestellten Website: Anne Wiegner

Auch einen Trailer gibt es zum Roman, und ich finde, er ist ebenfalls sehr schön geworden.
Ich finde es toll, dass ich nun endlich erfahre, wie es mit Johanna und Paul weitergeht.
An dieser Stelle möchte ich Anne Wiegner ganz herzlich danken, für das große Vertrauen, das sie in mich kleine Bloggerin und mein Urteil setzte, indem sie meinen Rat angenommen und ihr Projekt weiterhin verfolgt hat.
Es ist ein schönes Gefühl, nun die “Geburt” dieses Debüts mitzuerleben.



Montag, 9. März 2015

Kaffeeklatsch mit Goldfisch - Martha Sophie Marcus


Im Roman geht es hauptsächlich um vier Frauen, die völlig verschieden sind, sowohl was ihre Wesensart als auch ihr privates Umfeld betrifft.

Da ist einmal Antonia. Sie hat sich ihren Lebenstraum erfüllt und Pharmazie studiert. Nun führt sie ihre eigene Apotheke im malerischen Jeetzeburg an der Elbe.
In ihrem Privatleben kriselt es. Von ihrem Mann fühlt sie sich unverstanden und hat den Eindruck, nicht mehr geliebt zu werden und das, wo die geplante Feier ihres zwanzigsten Hochzeitstags kurz bevorsteht. Die halbwüchsigen Töchter gehen ihre eigenen Wege und entsprechen nicht gerade dem Idealbild ihrer perfektionistischen Mutter.

Carolin arbeitet als PTA in Antonias Apotheke. Die junge Frau ist sehr schüchtern, besonders gleichaltrigen Männern gegenüber. Sobald sie merkt, dass ihr jemand seine Aufmerksamkeit schenkt, wird sie regelmäßig rot.

Helen, Antonias Freundin, hat ein Händchen für gutes Styling und schöne Dekorationen. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in ihrem Traumhaus, aber der Schein trügt, denn es ist nicht alles so harmonisch, wie Helen ihre Umwelt glauben lassen möchte.

Petra, die allein erziehende Mutter von sechs Kindern, ist Stammkundin in Antonias Apotheke. Sie schlägt sich mehr schlecht als recht und meist am Existenzminimum durchs Leben.

Neben diesen vier Protagonistinnen, aus deren Blickwinkel abwechselnd die verschiedenen Kapitel geschrieben sind, gibt es zwei weitere Frauen, die ebenfalls eine wichtige Rolle im Roman einnehmen:

Frau Lilienthal, eine ehemalige Lehrerin, wird auf ihre alten Tage ein wenig vergesslich und lebt allein in ihrem geliebten kleinen Häuschen. In Antonias Apotheke besorgt sie sich regelmäßig die nötigen Medikamente. Allerdings kommt sie bei der richtigen Dosierung ihrer Tagesration in letzter Zeit öfter ins Schleudern.

Frau Dr. Kosewitz, Ärztin und Besitzerin des Hauses, in dem die Apotheke untergebracht ist.
Mit ihrem arroganten und rücksichtslosen Verhalten macht sie Antonia das Leben schwer.


Anfangs lernt man erst einmal die einzelnen Frauen näher kennen und erfährt mehr über ihren Alltag, ihr privates Umfeld und das, was sie bewegt oder ihnen Sorgen bereitet. Antonia will nicht wahrhaben, dass ihre geplante Feier buchstäblich ins Wasser fallen könnte, denn der Wetterbericht und die Nachrichten über extreme Hochwasserstände in anderen Orten entlang der Elbe geben Anlass zur Sorge. Die Apothekerin versucht lange, die aktuellen Berichte zu ignorieren und widmet sich weiterhin den aufwändigen Vorbereitungen. Erst als sie die Nachricht erhält, dass die alte Frau Lilienthal in ihrem Häuschen festsitzt, weil das untere Stockwerk bereits überschwemmt ist, wird ihr bewusst, dass sie nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann. Gemeinsam mit der PTA Carolin und ihrer Freundin Helen eilt sie der alten Dame zur Hilfe. In Frau Lilienthals Häuschen treffen sie auch Petra, die ebenfalls vorbeigekommen ist, um nach ihrer früheren Lehrerin zu sehen und ihr eventuell zu helfen. Weil sich die alte Dame nicht wohl fühlt, wird Frau Dr. Kosewitz, die ganz in der Nähe wohnt, dazu gerufen. Da das Wasser weiterhin steigt, sitzen die sechs Frauen in dem alten Haus fest. Mit Sekt, schlechtem Kaffee und Lakritze richten sie sich in Frau Lilienthals Schlafzimmer halbwegs gemütlich ein und erfahren in vertraulichen Gesprächen mehr voneinander, als sie im Normalfall über sich preisgeben würden. Die Stunden, die sie gemeinsam in dem überschwemmten Haus verbringen, führen dazu, dass jede von ihnen die eigenen Probleme klarer sieht.

Bei diesem Buch trügt der Schein, denn beim ersten Blick auf das hübsche Cover könnte man es für einen heiteren Frauenroman halten. Dem ist aber nicht so. Es gibt zwar auch fröhliche Momente, aber im Grunde genommen ist es eigentlich ein recht ernster Roman, in dem es einerseits um Problembewältigung geht, der andererseits auch an die vielen realen Schicksale der Menschen erinnert, die unter den extremen Hochwasserkatastrophen der letzten Jahre gelitten haben. Durch die große Hilfsbereitschaft und im starken Bemühen um Empathie treten die Probleme des Einzelnen in den Hintergrund.
Den Titel kann man ruhig wörtlich nehmen, denn ein Goldfisch hat wirklich eine tragende Rolle im Roman und bringt auch eine gute Portion Humor in die Geschichte.

Mir hat der Roman richtig gut gefallen, denn er ist sehr realistisch geschrieben und beinhaltet genau die richtige Mischung aus Ernsthaftigkeit und Frohsinn. Nur am Ende ging es mir dann fast ein wenig zu schnell. Gerne hätte ich noch etwas mehr über die weiteren Entwicklungen erfahren, aber dann war das Buch leider auch schon zu Ende.




Dienstag, 3. März 2015

Schnucken gucken - Andrea Hackenberg



Billi Sander, Umweltaktivistin und Reporterin bei der Berliner Hauptstadtzeitung, steht vor den Scherben ihrer Karriere. Ihr jahrelanges Engagement wird nicht endlich mit einem Festvertrag belohnt, sondern sie bekommt, auf Grund eines dummen Missgeschicks bei der Recherche, ihre Kündigung. Zudem ist sie pleite, und ihr Privatleben ist gleich null, denn dafür hatte sie sich bisher keine Zeit genommen. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als wieder in ihren alten Heimatort, ins Haus ihrer Mutter, zu ziehen. Selbstverständlich sieht sie den Aufenthalt in der Lüneburger Heide nur als Zwischenstation, von wo aus sie ihr weiteres Leben planen möchte. Als überbrückende Maßnahme nimmt sie eine befristete Stelle bei der Lokalzeitung an, wo sie für den Kulturteil schreiben soll. Aber auch in ihrem neuen Ressort pflastern Fettnäpfchen ihren Weg, in die sie tapfer immer wieder hineinsteigt. Zudem begegnet sie hier ihrer Jugendliebe Manolo wieder, was alte Erinnerungen und Emotionen hervorruft. Verständnis und Rat ihrer Familie halten sich in Grenzen, denn die haben ihre eigenen Probleme.

Billi war mir vom ersten Satz an sympathisch, denn um ihre Vorstellungen zu verwirklichen und ihre Ideale zu schützen, geht sie recht unkonventionelle Wege. Eigentlich entspricht ihre ganze Familie, vom großen Bruder abgesehen, nicht gerade der gesellschaftlichen Norm. Aber egal ob es um Billi geht, ihre Mutter Antonia oder ihre Schwester Franzi betrifft, jede benimmt sich auf ihre Art etwas exzentrisch, ist aber immer mit dem Herzen dabei. So verschieden die Sanders auch sind, wenn es darauf ankommt, halten sie zusammen. Auch wenn die Protagonisten nicht sorgenfrei sind und in Grümmstein die sprichwörtliche „Leiche im Keller“ eine ganz neue Bedeutung gewinnt, ist der Roman eine amüsante und kurzweilige Lektüre. Er besticht durch originelle Charaktere und hat so manche überraschende Wendung parat. Billis Geschichte ist für einige gemütliche und heitere Lesestunden gut, denn hier gibt es die ideale Mischung aus (manchmal ziemlich schwarzem) Humor, Spannung, zwischenmenschlichen Konflikten und einer guten Portion Romantik.