Donnerstag, 30. Juni 2011
Das habe ich gewonnen
Donnerstag, 23. Juni 2011
Magyria 2: Die Seele des Schattens - Lena Klassen
Seit Rékas 15. Geburtstag sind zwei Wochen vergangen. Eigentlich könnten Mattim und Hanna glücklich sein, aber der ehemalige Prinz des Lichts leidet immer wieder darunter, was er seiner Freundin antut, denn er von ihrem Blut abhängig, um auch tagsüber das Haus verlassen zu können.
Bald stellt sich heraus, dass wieder Vampire in Budapest aufgetaucht sind, allen voran ihr dunkler Anführer Kunun. Mattim fragt sich, ob all seine Bemühungen sinnlos waren, denn er hat, zusammen mit seinem Vater, die Pforte zwischen Budapest und Magyria geschlossen. Wie kommen die Schatten zurück? Dann verlangt Kunun etwas Unglaubliches von ihm und von Hanna. Mattims Glaube an das Licht wird fortan auf eine harte Probe gestellt, und auch Hanna weiß bald nicht mehr, was die richtige Entscheidung ist.
Zur gleichen Zeit macht sich auch in Akink die Furcht breit, denn der König von Magyria ist nur knapp einem Anschlag der Schatten entkommen. Durch Kununs dunkle Machenschaften gerät Hanna in die Gewalt des Lichtkönigs, und als Mattim davon erfährt, kommt er ebenfalls in Gefangenschaft, bei dem Versuch, seine geliebte Hanna zu befreien. Trotz Mattims Beteuerungen, nach wie vor auf der Seite des Lichts zu stehen, misstraut König Farank seinem Sohn und beschließt, ihn und auch Hanna hinzurichten. Die Rettung erfolgt von unerwarteter Seite. Gibt es noch Hoffnung für Magyria und das Licht?
Bei diesem zweiten Band hat sich die Autorin noch gesteigert. Nach einem etwas zögerlichen Einstieg in die Geschichte, nimmt der Kampf um Magyria sehr schnell an Tempo zu. Die Ereignisse überschlagen sich. Die Grenzen zwischen Recht und Unrecht, zwischen Gut und Böse verschwimmen, werden durchlässig. Jeder, ob Wolf, Schatten, Mensch oder Lichtgestalt, hat seine persönliche Sichtweise der Dinge und auf seine Art Recht und damit auch ein Motiv für sein Verhalten, und so kann man zum Teil durchaus auch für Kunun ein gewisses Verständnis aufbringen, denn letztendlich wird auch der Vampir getrieben von der Sehnsucht nach Magyrias Vollkommenheit.
Die Geschichte vermittelt eine klare, fast philosophische Botschaft. Licht und Schatten sind in jedem Einzelnen und gehören untrennbar zusammen. Man kann keine ganze Art, kein ganzes Volk verurteilen, denn überall gibt es eine helle und eine dunkle Seite. Furcht lähmt die Möglichkeit, klar zu urteilen und macht verbohrt. Die entstehenden Vorurteile machen vieles noch schlimmer, und dramatische Situationen werden dadurch sogar erst heraufbeschworen.
Fasziniert habe ich auch die Passagen über die Wölfe verfolgt, sie sind ganz wunderbar und lebendig geschrieben. Alles in allem handelt es sich bei „Die Seele des Schattens“ um Fantasy der feinsten Sorte.
Obwohl vieles in diesem zweiten Band geklärt wird, manches ein glückliches, anderes ein unglückliches Ende findet, gibt es auch diesmal noch jede Menge offene Fragen. Einiges bleibt ungeklärt, und ich warte bereits jetzt ganz ungeduldig auf einen hoffentlich folgenden dritten Teil.
Donnerstag, 16. Juni 2011
Magyria: Das Herz des Schattens - Lena Klassen
In diesem Roman treffen zwei Welten aufeinander. Da ist einerseits Budapest in Ungarn, wo Hanna für ein Jahr als Au-pair-Mädchen arbeiten möchte. Ihre Gastgeber-Familie Szigethy hat zwei Kinder, den siebenjährigen Attila und die 14-jährige Réka. Besonders das junge Mädchen ist verschlossen und mürrisch, und es ist nicht leicht, das Vertrauen des abweisenden Teenagers zu gewinnen. Bald muss sich Hanna Sorgen um ihren Schützling machen, denn die Putzfrau der Familie und ihre Enkelin Maria behaupten, Rékas Freund sei ein Vampir. Seltsamerweise fehlt dem Mädchen nach den Treffen mit dem geheimnisvollen Fremden jegliche Erinnerung.
Als Hanna kurz darauf Mattim kennen lernt, erfährt sie von ihm eine ganz unglaubliche Geschichte. Er erzählt ihr von seiner Heimat Magyria, einer Parallelwelt, die durch eine geheimnisvolle Pforte mit Budapest verbunden ist. Das Reich des Lichts wird von Schatten bedroht und ist im Begriff, in Dunkelheit zu versinken. König Farank und seine Frau Elira haben alle Kinder an die dunkle Seite verloren. Nur ein Sohn ist ihnen geblieben: Mattim, der letzte Prinz des Lichts. Der mutige junge Mann ist ihre einzige Hoffnung, Magyria zu retten. Dafür muss er den Kampf gegen die dunklen Mächte und damit gegen seinen Bruder Kunun aufnehmen, welcher schon vor langer Zeit ein Vampir geworden ist und mit einem ganzen Heer von Schatten das Reich Magyria für sich erobern will. Wird Mattim Magyrias Untergang aufhalten können?
Mit interessanten Protagonisten bringt die Autorin frischen Wind in die momentan ziemlich überstrapazierte Vampir-Scene. Der König von Magyria, seine Frau, die Untertanen und besonders Mattim, der Prinz des Lichts, sind von einem märchenhaften Flair umgeben, das einen interessanten Kontrast zum modernen Budapest setzt. Gerade die phantastischen Elemente geben der Geschichte eine ganz besondere Atmosphäre. Magyria mit der Hauptstadt Akink wirkt auf mich, als wäre es ein Reich aus einer völlig anderen Zeit, wo Mut, Tapferkeit und Ehre noch hoch gelobte, ritterliche Tugenden waren. Mattim ist mit seinen siebzehn Jahren bereits ein ausgezeichneter Schwertkämpfer, dabei gutherzig, selbstlos und eben ein „richtiger“ Prinz. Er denkt in erster Linie an das Wohl der Untertanen und stellt eigene Bedürfnisse edelmütig zurück, immer mit Rücksicht auf Andere. In die kluge und mutige Hanna verliebt sich der Junge fast auf den ersten Blick. Aber sie ist bald mehr für ihn, als seine erste Liebe und Freundin, denn er braucht ihr Blut, um das Gute in sich zu bewahren.
Auch die weiteren Charaktere sind alle sehr facettenreich beschrieben. Interessant finde ich hier, dass Wölfe und Vampire nicht verfeindet sind, sondern zusammen gehören.
Anfangs hatte ich diverse Schwierigkeiten, durchzublicken, nach welchen Gesetzen sich die Verwandlung vollzieht und wann nun aus einem gebissenen Menschen ein Wolf, wann ein Vampir wird. Auch die Sache mit dem Licht kommt mir nicht immer ganz logisch vor, denn eigentlich hätte doch der Prinz des Lichts unangreifbar sein müssen, aber dann wäre die Geschichte wohl schnell zu Ende gewesen. Über so kleine Ungereimtheiten sieht man jedoch gerne hinweg, denn „Magyria“ bietet für Fantasy-Begeisterte aller Altersgruppen ein spannendes Lesevergnügen in einer tollen Kulisse. Sehr sympathisch finde ich, dass Mattim und Hanna nicht unfehlbar sind. In ihrer Unvollkommenheit wirken sie besonders menschlich und authentisch. Auch die dunklen Charaktere haben ihre Schwächen, und sogar Kunun, der Anführer der dunklen Mächte, ist sich seiner Sache nicht immer sicher und muss selbst erst vieles ausprobieren, zum Beispiel, wie sich das mit Vampiren und Wasser verhält.
Sonntag, 12. Juni 2011
Vom anderen Ende der Welt - Liv Winterberg
Plymouth, spätes 18. Jahrhundert: Die 19-jährige Mary Linley hat durch ihren Vater, den Biologen Francis Linley, eine umfassende Ausbildung zur Botanikerin genossen. Als bekannt wird, dass ihr Vater durch einen Schiffbruch bei Kap Hoorn ums Leben gekommen ist, hat Mary nur einen Wunsch, sie möchte sein Werk fortführen. Es drängt sie in die Ferne, sie möchte frei sein und ihrem persönlichen Ziel folgen, das ihr am Herzen liegt. Aber es ist für eine Frau unmöglich, an einer Forschungsreise teilzunehmen. Außerdem ist Marys Tante Henriette bestrebt, den Haushalt ihres verstorbenen Bruders aufzulösen und die Nichte so schnell wie möglich zu verheiraten, ob diese will oder nicht.
In ihrer Verzweiflung verkleidet sich Mary als Mann und heuert auf der Sailing Queen an, als sie erfährt, dass für die Expedition nach Tahiti ein Zeichner gesucht wird. Unter dem Decknamen Marc Middleton geht sie an Bord, um den Botaniker Carl Belham bei seiner Arbeit zu unterstützen. Eine lange Schiffsreise steht der jungen Frau bevor, während der sie die großen Strapazen und das raue Leben auf See kennen lernt und dabei immer wieder an ihre Grenzen stößt. Auch lebt sie fortwährend in der Angst, enttarnt zu werden. Ihre Verkleidung kann sie viele Monate lang aufrecht erhalten, bis sie kurz nach ihrer Ankunft auf Tahiti von den Ureinwohnern dort sofort als Frau erkannt wird. Nun steht sie an einem Wendepunkt. Wird Carl sie akzeptieren und als Assistentin bei sich behalten?
Bereits das wunderschöne Cover ist eine verlockende Einladung, Mary auf ihrer abenteuerlichen Reise um die halbe Welt zu begleiten. Der Einband ist matt gehalten und wie eine alte Weltkarte gestaltet. Darauf befinden sich in glänzendem Druck verschiedene exotische Tiere und Pflanzen. Auch die weitere Ausstattung ist perfekt. Es gibt im Anhang, neben einem Nachwort der Autorin, auch ein ausführliches Glossar und ein Porträt der Botanikerin Jeanne Baret, die für die fiktive Figur der Mary Linley als Vorbild diente. Auf der ebenfalls enthaltenen Weltkarte kann man die Reiseroute der „Sailing Queen“ gut verfolgen. Der Aufbau des Romans selbst erinnert ein wenig an ein Logbuch. Die kurzen Kapitel sind in der Überschrift mit Datum und der ungefähren Ortsangabe versehen.
Das raue Leben der Seeleute ist sehr lebendig und realistisch beschrieben. Zusätzlich sind dieGedankengänge der Protagonisten geschickt in die Handlung eingebaut, und die Leser erhalten dadurch einen guten Eindruck über die Gemütsverfassung von Mary und Carl, aber auch von dem Schiffsjungen Seth, der ebenfalls eine starke und sehr sympathische Rolle spielt.
Bei diesem Buch handelt es sich in erster Linie um einen spannenden, farbenprächtig erzählten Abenteuerroman. Die enthaltene Liebesgeschichte zwischen Mary und Carl steht dabei nicht im Mittelpunkt, ist aber wunderschön und sehr berührend erzählt.
Mein Gesamteindruck: Ein starkes, sehr intensiv und ausführlich recherchiertes und bestens gelungenes Debüt der Autorin. Ich freue mich schon auf weitere Werke von ihr.
Samstag, 4. Juni 2011
Abyssinia: Mein Jahr in Äthiopien - Carola Frentzen
"Abyssinia" ist ein Erfahrungsbericht der Journalistin Carola Frentzen. Die Autorin hat ihr komfortables Leben in Rom hinter sich gelassen, um für ein Jahr nach Äthiopien zu ziehen und dort, gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, ein Hilfsprojekt aufzubauen. Während ihrer Zeit am Horn von Afrika hat sie Tagebuch geführt. Mit ihren Lesern teilt sie nun ihre Eindrücke und Gefühle. Sie schildert das Land und die Menschen aus einem völlig neuen Blickwinkel.
Allgemein ist Äthiopien als eines der ärmsten Länder bekannt, sonst weiß man nicht viel darüber. Dieses Buch ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen. Mit der Zeit beginnt man, das Land und seine Einwohner mit der besonderen Mentalität durch die Augen der Autorin zu sehen. Man spürt hinter jedem Satz ihre Hingabe und Liebe zu diesem Teil Afrikas. Sie hat sich Äthiopien mit Herz und Seele verschrieben.
Die angenehme Schreibweise macht es leicht, sich in die verschiedenen Situationen hinein zu versetzen und Äthiopien von einer ganz anderen Seite kennen zu lernen. Vieles, was man über die Medien oder auch als Tourist in Erfahrung bringen kann, ist unvollkommen oder weit entfernt von der Realität. Neben bitterster Armut gibt es auch unermesslichen Reichtum, und die Autorin macht deutlich, dass die Spenden der Hilfsorganisationen nicht immer dort landen, wo sie dringend gebraucht werden. Auch den Menschen, die aktiv helfen möchten, wird es oft nicht gerade leicht gemacht.
Sie berichtet einerseits über das große Elend, über Korruption und auch über grausame Bräuche und Verstümmelungen, die bei einigen Völkern noch an der Tagesordnung und auch mit vernünftigen Argumenten nur schwer auszurotten sind. Andererseits zeigt sie uns den Zauber und die Faszination, die dieses Land auf jeden ausübt, der sich wirklich darauf einlässt. Für sie ist dieser Teil von Afrika eine Art Heimat geworden, und sie hat viele Menschen dort lieb gewonnen.
Zum Teil gibt das Buch sehr private Einblicke in das Leben der Autorin, denn ihr langjähriger Lebensgefährte, der selbst Halb-Äthiopier ist und das Hilfsprojekt mit ihr gemeinsam geplant hat, trennt sich von ihr. Der private Kummer macht ihre Situation nicht gerade einfach, und ihre Pläne drohen zu scheitern, aber letztendlich wächst sie an dieser privaten Krise und kann im Verlauf des Jahres sehr viel Positives schaffen.
"Abyssinia“ ist die beeindruckende Geschichte einer starken Frau, die uns zeigt, dass man auch mit kleinen Schritten viel bewirken kann, es ist eine einzige große Liebeserklärung an dieses Land und seine Menschen. Die intensiven Schilderungen haben mich sehr berührt und beschäftigen mich noch nachhaltig. Sie machen es möglich, wenigstens ansatzweise zu verstehen, was Frau Frentzen an diesem Land so liebt. Es ist ein Buch, das man von Zeit zu Zeit immer wieder zur Hand nehmen wird, um die Bilder zu betrachten oder ausgewählte Passagen, vielleicht sogar die ganze Geschichte, erneut zu lesen und die Gedanken in die Ferne schweifen zu lassen, in ein Land, welches das große Geheimnis von den Ursprüngen der Menschheit in sich birgt.
Vielen Dank für die Überlassung des Rezensionsexemplars an den Blanvalet-Verlag.