Dienstag, 30. April 2013

Anständig essen, ein Selbstversuch - Karen Duve



Im Dezember 2009 startet die Schriftstellerin Karen Duve einen Selbstversuch. Ausschlaggebend ist unter anderem ihre neue Mitbewohnerin Kerstin, von ihr meist liebevoll „Jiminy Grille“ genannt, denn Jiminy weist sie darauf hin, wie schrecklich das Schicksal der Grillhähnchenpfanne vor der Schockfrostung gewesen sein muss, wenn diese nun für 2,99 zu erwerben ist. Was zu so einem Spottpreis verkauft wird, kann kein angenehmes Leben geführt haben.
Karen Duve beschließt, im kommenden Jahr verschiedene Ernährungsformen auszuprobieren, immer jeweils für zwei Monate. Sie beginnt im Januar 2010 damit, ihre Nahrungsmittel nur noch aus biologischem Anbau, mit dem 6-eckigen Biosiegel versehen, zu kaufen. Immer intensiver beschäftigt sie sich während dieser Zeit damit, wie unsere Nahrungsmittel „hergestellt“ werden und stellt dabei zu ihrem Schrecken fest, dass viele Verfahren ganz und gar nicht akzeptabel sind.
In den Monaten März und April widmet sich die Autorin der vegetarischen Ernährung und wird im Lauf des Sommers sogar zum Veganer, was sich nicht nur in ihrer Ernährung niederschlägt, sondern auch Auswirkungen auf ihren ganzen Lebensstil und ihre Kleidung hat. September und Oktober stehen im Zeichen der frutarischen Ernährung, was Karen an die Grenzen des Machbaren bringt.
Das Buch schließt mit den Erkenntnissen der Autorin, die sie während der ganzen Zeit gesammelt hat, und es zeigt auf, wie es nun für Karen weitergehen soll.

Karen Duve ist kein Gesundheitsfanatiker. Verzicht zu üben, fällt ihr teilweise ziemlich schwer, das gesteht sie ganz freimütig in ihrem Buch, und doch hat sie es geschafft, sogar die frutarische Lebensweise zwei Monate lang durchzuziehen. Sie ist ehrlich, sich selbst und den Lesern gegenüber. Ich fand es absolut sympathisch, zu erfahren, dass sie auch ihre Schwächen hat, die sie nur ungern aufgeben möchte. Die Art, wie sie über ihre Erlebnisse berichtet, ist humorvoll, sehr menschlich und weit entfernt von selbstgerechtem Heldentum.
Ihre Vorsätze für die Zukunft sind nicht extrem, aber machbar und glaubwürdig, denn wie sie selbst sagt: „Leider ist es etwas völlig anderes, einen Weg zu gehen, als ihn bloß zu kennen.“
Ihre Erkenntnisse nach diesem Selbstversuch kann ich durchaus nachvollziehen, denn in gewisser Weise empfinde ich ähnlich, je mehr man sich mit Problemen wie Massentierhaltung beschäftigt, umso enger zieht sich der Kreis, was zu essen noch akzeptabel ist. Wenn man einmal weiß, wie es in den Tieranstalten zugeht, kann man hinterher nicht mehr so tun, als sei alles in Ordnung. Karen Duve bringt es gut auf den Punkt, wenn sie schreibt, sie ernähre sich mittlerweile so achtsam und rücksichtsvoll wie nie zuvor in ihrem Leben und habe trotzdem eine schlechtere Meinung von sich als früher.
Manche Probleme, die sie beschreibt, sind individuell, denn nicht jeder hat Haustiere und muss sich um deren Wohl Gedanken machen. Wenn man kein Pferd hat, muss man nicht darüber grübeln, ob man einen Reitsattel aus Leder oder Kunststoff nutzen soll oder vielleicht gar nicht mehr reiten dürfte. Aber vieles, was in diesem Buch erwähnt wird, ist allgemein gültig und betrifft jeden von uns. „Anständig essen“ ist ein interessantes und wichtiges Buch, das Denkanstöße liefert und dazu anregt, die eigene Lebensweise zu hinterfragen und zu überlegen, was man selbst zum Guten ändern könnte.  



Montag, 29. April 2013

Die Wandler / Der Beginn - Laura Bitterlich



Klappentext:
Ein Volk von Gestaltwandlern, eingepfercht in ein Königreich, das von hohen Mauern umgeben ist. Vollkommen abgeschnitten von der Außenwelt. Drei Herrscherpaare, die sich nur für ihre eigenen Probleme interessieren. Krieger, ursprünglich dazu gedacht, die Einwohner des Königreichs zu schützen, aber durch ihren Hochmut für das einfache Volk eine tödliche Gefahr geworden. Eine Prophezeiung, die besagt, dass sich alles ändern wird. Ein Mädchen, auf dem alle Hoffnungen ruhen.

Als Leara an ihrem fünfzehnten Geburtstag ihre Tierform erhält, ahnt sie noch nicht, welch große Verantwortung ihr an diesem Tag übertragen werden soll. Auch Cerin, der Drachenprinz, weiß nicht, dass sein kleiner Ausflug von daheim ungeheuere Folgen haben wird – Folgen, die nicht nur sein Leben für immer verändern…

Mein Eindruck:
Die phantastische Geschichte spielt in einem fiktiven Reich, das von Gestaltwandlern bevölkert wird. Die Verwandlungsmöglichkeiten sind vielfältig und reichen vom kleinsten Insekt  bis zum mächtigen Drachen, je nachdem welcher Bevölkerungsschicht der Betreffende angehört. Leara gehört zum Volk der Wandler und lebt in dem abgeschlossenen Königreich, welches von drei Herrscherpaaren regiert wird. Die Regierungsform ist nicht gerade gut, denn die Bevölkerung wird von den Königen unterdrückt, aber es gibt eine uralte Prophezeiung, deren Erfüllung große Veränderungen mit sich bringen wird.
An ihrem 15. Geburtstag soll Leara ihre persönliche Tierform erhalten, in die sie sich bei Bedarf verwandeln kann. Das Ergebnis ihres Rituals ist überraschend und bringt Leara in arge Bedrängnis, denn sie muss ihre Familie und ihre Heimat überstürzt verlassen.
Ungefähr zur gleichen Zeit macht der Drachenprinz Cerin einen kleinen Ausflug, um der Langeweile im Königsturm zu entfliehen. Seine Entdeckungsreise, die so harmlos beginnt, wird bald zu einem lebensgefährlichen Abenteuer.

Sprachlich verzichtet die Autorin weitgehend auf schmückendes Beiwerk. Sie treibt die Handlung konsequent voran, ohne sich in ausgiebigen Beschreibungen und Details zu verlieren. So passiert auf den 175 Seiten des Buches sehr viel. Die Protagonisten geraten von einem gefährlichen Abenteuer ins nächste.
Von der Ideenvielfalt, die in dieser Geschichte steckt, war ich völlig fasziniert, denn überall in dem Königreich, das aus fünf ringförmig angelegten Zonen besteht, gab es neue Überraschungen. Dabei ist man sich bis zuletzt nie sicher, welchen der zahlreichen Charaktere, die die Handlung bevölkern, man wirklich trauen kann, denn man muss sich ständig auf neue Situationen und Verhältnisse einstellen. Ich persönlich hätte nichts dagegen gehabt, manche Probleme etwas ausgiebiger behandelt zu sehen, denn vieles bleibt mehr oder weniger offen im Raum stehen, und auch Learas Gefühle in bestimmten Situationen waren für mich nicht immer nachvollziehbar und offensichtlich. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass es hier für weitere Bände noch den einen oder anderen entsprechenden Anknüpfungspunkt geben könnte.
Erstaunt hat mich, wie jung die Autorin ist, denn mit dem Manuskript für diesen Roman hat sie bereits im Alter von 13 Jahren begonnen. Mittlerweile ist sie 16 und schreibt an der Fortsetzung der Geschichte. Da sie selbst altersmäßig der Zielgruppe angehört, weiß sie natürlich besonders gut, was junge Menschen gerne lesen möchten und kann sich auch vom Schreibstil bestens dem Publikum anpassen, welches sie mit ihren Erzählungen ansprechen möchte.  
Das Ende dieses ersten Bands lässt viele Möglichkeiten offen, die noch entwickelt werden können, und ich denke, wir dürfen uns auf weitere Werke der Autorin freuen. 


Vielen Dank an Edition Zweihorn für das Rezensionsexemplar.

Sonntag, 28. April 2013

Der Fall Peggy - Die Geschichte eines Skandals


Das ungeklärte Verschwinden der kleinen Peggy Knobloch beschäftigt die Nation nun schon seit 12 Jahren. Mich hat das Schicksal des damals 9-jährigen Mädchens besonders bewegt, da ich auch eine Tochter in dem Alter habe. Es gab bereits einen Verurteilten. Aber immer wieder kamen Zweifel an der Schuld des Ulvi Kulac auf. Möglicherweise sitzt er unschuldig in Haft.

















Die Journalisten Ina Jung und Christoph Lemmer 
haben ausführlich recherchiert, 
und nicht zuletzt ihren Nachforschungen 
ist es zu verdanken, 
dass der Fall nicht ungelöst in den Akten verstaubt. 
Zur Premiere ihres Buches, 
das am 2. Mai 2013 im Verlag Droemer erscheint, 
gibt es am kommenden Donnerstag 
eine Veranstaltung im Galeriehaus in Hof.



Das wilde Herz der Highlands - Lynsay Sands



Schottland, 1395: Sie waren sich von Jugend an versprochen, doch dann wartete die schöne Seonaid Dunbar viele Jahre vergeblich auf ihren Bräutigam. Erst auf Befehl von König Richard II. begibt sich Lord Blake Sherwell widerstrebend nach Schottland, um Seonaid zu heiraten. Die junge Frau hat jedoch mittlerweile keine Lust mehr auf eine Ehe mit dem Engländer, denn zu tief sitzt die Schmach, die er ihr angetan hat, indem er sie so lange sitzen ließ. Bei seiner Ankunft auf Dunbar Castle muss Blake erfahren, dass seine Braut geflüchtet ist. Quer durch Schottland führt ihn seine Suche. Als er Senonaid dann gegenübersteht, ist er einer Ehe mit ihr doch nicht mehr so ganz abgeneigt, denn sie ist nicht nur schön, sondern auch eine Kriegerin und ganz anders als die Frauen, die er bisher kennengelernt hat.

Bei diesem soeben im Cora Verlag erschienenen Roman handelt es sich um den dritten Teil der „Deed-Reihe“ der Autorin. Man muss jedoch die anderen beiden Bücher nicht kennen, um an diesem Roman seine Freude zu haben, denn es kommen zwar einige Personen der anderen beiden Bände darin vor, aber der Schwerpunkt dieser Geschichte liegt eindeutig bei Seonaid Dunbar und Blake Sherwell.
Seonaid ist eine starke, mutige junge Frau, die zwar in Liebesdingen völlig unerfahren ist, sich aber schon häufig im Kampf bewähren konnte. Sie und auch ihre Cousine Aeldra entsprechen ganz und gar nicht dem damaligen Weltbild, was Frauen anbelangt. Jedoch gerade dieser Umstand verleiht der Handlung Pfiff. Zwischen den Brautleuten ergeben sich häufig sehr witzige Dialoge, denn Seonaid ist nicht gerade auf den Mund gefallen. Dass sie Blake Sherwell gerade mit ihren ganz und gar unweiblichen Eigenschaften faszinieren kann, ist ihr jedoch lange Zeit nicht klar.
Der historische Liebesroman kann mit viel Humor und auch mit einer guten Portion Romantik aufwarten und bietet einen kurzweiligen Lesespaß.
Irritierend fand ich lediglich das auf dem Cover abgebildete Paar, denn die Protagonisten des Romans sehen ganz anders aus: Lord Blake Sherwell hat blonde Locken und wird mit einem Erzengel verglichen, Seonaid ist der Beschreibung nach schwarzhaarig. Ich finde es zwar schade, dass das abgebildete Paar den Helden so gar nicht entspricht, aber dem Lesevergnügen tut das natürlich keinen Abbruch, das ist auf jeden Fall gegeben.



Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Cora Verlag.
Das vorliegende Buch ist aus der Cora Reihe "Historical Gold", wo im 4-wöchentlichen Abstand historische Liebesromane erscheinen. Die Bände sind auch im Jahresabo verfügbar. 

Donnerstag, 25. April 2013

Hochzeitsküsse - Frauke Scheunemann


Herkules’ Frauchen Caro möchte nun endlich ihren Marc heiraten. Das junge Paar macht sich auf die Suche nach geeigneten Lokalitäten für die Feier. Leider können sie ihr Vorhaben nicht lange geheim halten, und so kommt es, dass sich wieder einmal Marcs Mutter sehr eifrig in die Vorbereitungen einmischt.  Haben sich Caro und Marc eher eine intime Feier im kleinen Kreis vorgestellt, so schwebt Caros künftiger Schwiegermutter eher ein riesiges Fest vor, mit eleganter Kutsche, gigantischer Hochzeitstorte und einer riesigen Gästeliste. Dackel Herkules macht sich seine eigenen Gedanken dazu. Wie oft hat er seinem Frauchen schon aus der Patsche geholfen, und nun darf er nicht einmal Trauzeuge sein. Dann möchte er doch wenigstens verhindern, dass Caros schönster Tag in einem Fiasko endet. Aber die bevorstehende Hochzeit ist nicht Herkules’ einziges Problem, denn er wandelt selbst auf Freiersfüßen, und in der letzten Zeit ist er der Golden Retriever Hündin Cherie, seiner Angebeteten, kein bisschen näher gekommen. Herr Beck, der dicke Kater, hat wieder einige oberkluge Ratschläge parat. Dabei sollte er sich lieber ausgiebiger um sein eigenes Frauchen, Caros Freundin Nina, kümmern, denn diese hat schwerwiegenden Liebeskummer. Und auch Daniel, der bisher mit Cheries Frauchen liiert war, ist nicht glücklich in seiner Beziehung.
Letztendlich wird die Hochzeit aber doch noch für alle Beteiligten ein erfolgreicher Tag, was nicht zuletzt wieder einmal Herkules’ beherztem Eingreifen zu verdanken ist, und auch auf den kleinen Dackelmischling wartet letztendlich das Glück…

Auch diesmal leistet Dackel Herkules wieder vollen Einsatz. Seine Diskussionen mit Herrn Beck, dem Kater, seine Gedanken, die er sich um alles Mögliche macht und die Aktionen, die er beherzt plant, das ist wieder alles so lebendig und witzig erzählt, dass man am liebsten gar nicht mehr mit dem Lesen aufhören möchte. Frauke Scheunemanns Herkules-Bücher sind wahre Pageturner, und mich haben sie von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Aber bei diesem Band ist etwas passiert, was ich gar nicht für möglich gehalten habe: es gab noch eine Steigerung! Schon von Anfang an konnte ich mich köstlich über die Abenteuer des kleinen Dackels und seines Freundes, Herrn Beck, amüsieren. Aber diesmal gab es einige Ereignisse, bei deren Situationskomik ich Tränen gelacht habe. Egal ob man nun Katzen oder Hunde liebt, viele Szenen sind absolut treffend und mit umwerfendem Charme geschildert. Ich für meinen Teil kann gar nicht genug von diesen witzigen Geschichten bekommen. Auf der letzten Seite verrät Herkules, dass er und Herr Beck nun erst einmal Urlaub nehmen. Aber  er schließt mit einem Zitat von Paulchen Panther, das seinen Fans berechtigte Hoffnung auf weitere Abenteuer gibt, indem er bemerkt: „Heute ist nicht alle Tage. Ich komm’ wieder, keine Frage!“ Als treue Leserin freue ich mich heute schon sehr auf ein Wiedersehen mit allen Beteiligten.

Herzlichen Dank an  Page & Turner von der Verlagsgruppe Randomhouse, für die Überlassung des Rezensionsexemplars "Hochzeitsküsse".



Die bisher erschienenen Herkules-Bücher 
mit meinen verlinkten Rezensionen zu den ersten drei Bänden:
Band 2: Katzenjammer
Band 3: Welpenalarm
Band 4: Hochzeitsküsse





Über die Autorin:
Frauke Scheunemann, geboren 1969 in Düsseldorf, ist promovierte Juristin. Sie absolvierte ein Volontariat beim NDR und arbeitete anschließend als Journalistin und Pressesprecherin. Seit 2002 ist sie freie Autorin und schreibt zusammen mit ihrer Schwester Wiebke Lorenz unter dem Pseudonym „Anne Hertz“ sehr erfolgreich Romane. Frauke Scheunemann ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann, ihren vier Kindern und dem kleinen Hund Elmo in Hamburg. Mit ihrem Roman „Welpenalarm“ ist Sie für den DeLiA Literaturpreis 2013 nominiert.



Freitag, 19. April 2013

Welpenalarm - Frauke Scheunemann



Seit einiger Zeit leben nun Marc und Carolin bereits zusammen; mit im Haushalt sind Luisa, Marcs Tochter aus seiner ersten Ehe, und natürlich Dackelmischling Herkules. Bald kündigt sich Nachwuchs an. Carolin erwartet ein Baby. Angesichts der veränderten Umstände ist Herkules ganz aufgeregt, aber sein Freund, der Kater Herr Beck, sieht die Sachlage eher skeptisch, wie man das schon von ihm kennt.
Die Ankunft des Babys bringt dann wirklich nicht nur Freude und eitel Sonnenschein, denn in der ersten Zeit sind Caro und Marc sehr intensiv mit ihrem kleinen Sohn Henri beschäftigt. Dabei merken sie gar nicht, dass sich Luisa zurückgesetzt fühlt. Als das Mädchen beschließt, durchzubrennen und zu ihrer Mutter nach München zu fahren, merken das Herkules und Herr Beck sofort und lassen Luisa nicht mehr aus den Augen. Gemeinsam starten sie zu einem aufregenden Abenteuer , das für alle Beteiligten mit vielen neuen Erfahrungen verbunden ist.

Im dritten Band der Herkules-Reihe von Frauke Scheunemann dreht sich alles um den Nachwuchs.
So vergnüglich und unterhaltsam die Geschichte auch ist, sie kann dabei durchaus auch mit Tiefgang in gewissen Situationen aufwarten, denn es werden häufig vorkommende Alltagsprobleme zur Sprache gebracht. Sehr deutlich wird hier beispielsweise Luisas innerer Zwiespalt , denn einerseits liebt sie ihren gerade erst geborenen Bruder sehr, aber sie fürchtet auch, dass ihr Vater und Carolin nicht mehr genügend Zeit und Verständnis für sie haben. Die Situation aus der Sicht von Herkules und Herrn Beck zu betrachten, macht besonders viel Spaß, denn dieser Blickwinkel sorgt immer für einige Irritationen und führt zu akuten Anfällen von Situationskomik.
Der aufmerksame Hund Herkules lernt fortwährend dazu, was die menschliche Spezies betrifft und erfährt viel Neues über Babys, nicht nur menschliche. Dabei stellt er immer wieder originelle Vergleiche zwischen Mensch und Tier an. Es ist köstlich, zu verfolgen, welche Schlüsse er aus vielen Situationen zieht.
So einen kleinen Herkules hätte wohl jeder Tierfreund gerne an seiner Seite.
Welpenalarm setzt die Reihe um Dackel Herkules und seine Freunde in sehr gelungener Weise fort.
Es ist sehr vergnüglich, Herkules und seinen Freund, den Kater Herrn Beck, bei ihren tiefschürfenden Gesprächen über Gott und die Welt zu „belauschen“.


Die bisherigen Bände der "Herkules-Reihe"

Band 1: Dackelblick
Band 2: Katzenjammer
Band 3: Welpenalarm

Mittwoch, 17. April 2013

Katzenjammer - Frauke Scheunemann


Katzenjammer
ist bereits der zweite Roman mit dem Dackelmischling Herkules. Diesmal ziehen er und sein Frauchen Caro zu dem netten Tierarzt Marc und dessen Tochter Luisa aus erster Ehe. Herkules ist äußerst zufrieden, dass seine Caro und der sympathische Marc nun ein Paar sind. Der Kater Herr Beck, Herkules' bester Freund, sieht die neue Situation nicht so optimistisch. Dazu kommt, dass er sich Sorgen um sein Frauchen macht, denn Frau Wiese ist krank. Glücklicherweise gibt es eine Lösung für Herrn Becks Dilemma, so dass er in seiner gewohnten Umgebung bleiben kann. Auch Herkules ist glücklich, dass er seinen guten Kumpel nicht verliert.
Im Garten führen die Freunde tiefsinnige Gespräche über menschliche Beziehungen, wobei Herkules von Herrn Beck erfährt, dass es große Unterschiede gibt, ob ein Mann gebraucht ist oder gebraucht wird. Als eines Tages Sabine, Marks erste Frau, auf der Matte steht, befürchtet Herkules das Schlimmste. Er sieht Caros Glück und die Harmonie seiner kleinen Familie in Gefahr.

Auf ein Wiedersehen mit Herkules habe ich mich sehr gefreut. Hat man ihn schon im ersten Band (Dackelblick) ins Herz geschlossen, so wird sich diese Zuneigung auf jeden Fall weiter vertiefen, je länger man in diesem Buch liest. Er ist allerliebst, und man hat das Gefühl, dass die Autorin direkt in seine kleine Hundeseele blicken kann. Herkules' neueste Erkenntnisse, was Beziehungen und Freundschaft betrifft, sind mit viel Humor und Herzenswärme dargestellt. Man kommt aus dem Schmunzeln nicht heraus, denn auch diesmal gibt es wieder jede Menge Missverständnisse, weil die Menschen so ganz anders ticken als Hunde. Und ganz nebenbei verliert Herkules auch noch sein Herz an eine wunderschöne Hundedame. Dass diese fast drei mal so groß ist wie er selbst, ist in diesem Fall für Herkules völlig nebensächlich.

Wer gerne fröhliche Romane liest, in denen Tiere eine wichtige Rolle spielen, sollte die Geschichten über Herkules und seine Lieben nicht versäumen, denn frohe und kurzweilige Lesestunden sind garantiert!



Dienstag, 16. April 2013

In meinem kleinen Land - Jan Weiler


Während seiner Lesereise 2005/2006, die ihn quer durch ganz Deutschland geführt hat, schrieb Jan Weiler eine Art Reise-Tagebuch. In seiner Veröffentlichung „In meinem kleinen Land“ berichtet er über alle Städte, die er in dieser Zeit für Lesungen besucht hat. Das ist manchmal Lustiges, Typisches aber auch oft Belangloses zu lesen. Bei manchen Orten hatte ich den Eindruck, dass ihm nicht gerade viel eingefallen ist, denn die entsprechenden Tagesberichte haben nicht wirklich etwas mit der besuchten Stadt zu tun, sondern wirkten auf mich eher zusammenhangslos. Die Beschreibungen des jeweiligen Hotelzimmers, die Hinweise, was der Autor gerade gegessen hat, fand ich nicht übermäßig spannend. Natürlich muss man auch berücksichtigen, dass die Zeit an jedem Ort sehr begrenzt war und meist nicht für eine Stadtbesichtigung gereicht hat.  Ich habe bei diesem Buch den lockeren Humor vermisst, den ich sonst an den Büchern des Autors so schätze. Viele seiner Scherze wirken hier eher gezwungen. Meinen Humor trifft es leider nicht. Ich weiß nicht so recht, was mir dieses Buch sagen möchte, denn weder habe ich besonders viel Neues über Deutschland gelernt, noch habe ich mich sonderlich prächtig unterhalten. Die Gelegenheiten zum Schmunzeln ergaben sich für mich leider nur an wenigen Stellen. Am Stück konnte ich dieses Buch nicht lesen, aber es eignet sich ganz gut als Pausenfüller, da die einzelnen Kapitel (jeweils zu einer Stadt) recht kurz sind.


Montag, 15. April 2013

Das GIMP 2.8 Buch - Kay Richter




Die Bildbearbeitungs-Software GIMP hatte ich mir schon vor einiger Zeit auf meinen Rechner geladen, aber ohne eine fachgerechte Anleitung war das Programm für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln. Daher hat „Das GIMP 2.8 Buch“  von Kay Richter sofort mein Interesse geweckt. Als absoluter Laie in Sachen Fotografieren und Fotobearbeitung war ich sehr gespannt, welche Ergebnisse ich mit diesem Ratgeber erzielen kann.
Der Klappentext verspricht den schnellen Einstieg in die Bildbearbeitung mit GIMP. Als blutiger Anfänger kann ich bestätigen, dass man hier wirklich rasch gute Fortschritte macht. Nach dem Vorwort und ersten Erklärungen zu grundlegenden Vorbereitungen findet man eine  fundierte Einführung in GIMP, wo die ersten Schritte genau erklärt werden. Man lernt, die richtigen Werkzeuge auszuwählen und einzustellen und Dialoge anzupassen. Auch erfährt man, welches Bildformat für welchen Zweck zu bevorzugen ist. Beginnend mit einfacheren Korrekturen, mit dem Optimieren von Belichtung oder Bildschärfe, arbeitet man sich langsam aber sicher auch zu raffinierten Möglichkeiten vor. Man kann mit einzelnen Bildbereichen spielen und tolle Wirkungen erzielen. Über spezielle Farbeffekte und Fotomontagen, bis hin zur perfekten Präsentation der fertigen Werke, ist alles genau dargestellt.
Von der Homepage des Verlags kann man sich die zum Buch passenden Arbeitsdateien, als Zip-Datei downloaden und hat so die Möglichkeit, an den Original-Fotos aus dem Buch die jeweiligen Schritte der Bearbeitung nachzuvollziehen.
Schnell habe ich dann auch die ersten Versuche mit eigenen Fotos gestartet. Auch wenn sie einen Fachmann sicher noch nicht überzeugen können, mich haben meine Ergebnisse schon mal begeistert.

Hier habe ich ein wenig mit Farbe gespielt:
Vorher

Nachher

Man sollte das Buch wirklich zuerst von Anfang bis Ende durchlesen, denn alle enthaltenen Hinweise bauen aufeinander auf, so dass man in neuen Kapiteln das bereits Gelernte immer wieder benötigt. Ich denke, ein Profi wird keinen großen Nutzen mehr aus diesem Buch ziehen, da es sich um absolutes Basiswissen handelt. Meines Erachtens ist dieses praktische Handbuch hauptsächlich für Anfänger gemacht, aber für diese dann wirklich äußerst hilfreich. Hat man einmal angefangen, sich durch die Kapitel zu arbeiten, macht es richtig Spaß, da man schnell tolle Effekte erzielen kann. Der Inhalt des Buches hat mich völlig überzeugt.
Nicht so ganz konnte ich mich mit dem Querformat anfreunden. Da ich das Buch gerne neben dem Laptop liegen habe, um bei der Bearbeitung eines Fotos alles Schritt für Schritt nachvollziehen und immer wieder nachlesen zu können, benötigt das Format ganz schön viel Platz, den ich auf meinem kleinen Schreibtisch leider nicht habe. Auch neigt das Buch dazu, gerne wieder zuzuklappen, so dass ich immer ein Hilfsmittel benötige, um die gewählte Seite geöffnet zu halten. Ginge man beim Aufschlagen zu energisch vor, würde unweigerlich der Buchrücken brechen, was mir völlig widerstrebt. Ein Hochformat mit Ringbindung wäre meines Erachtens sehr viel praktischer zu nutzen. Aber letztendlich zählt für mich hauptsächlich der Inhalt, und der ist wirklich absolut empfehlenswert.


Das Buch kann direkt beim Verlag: O'Reilly bestellt werden.
Vielen Dank an den Verlag O'Reilly und an Blogg dein Buch  für das Rezensionsexemplar.



Sonntag, 14. April 2013

Das Ende der dunklen Tage

Mit dem März endete die Dunkle Tage Challenge, und ich konnte sie erfolgreich abschließen. Über mein Lese-Ergebnis dazu habe ich  >>>  hier berichtet.
Nun gab es auch eine "Belohnung". Die Erfinderin und Organisatorin der Challenge, von "Books from Beyond the Rim", hat mich für eine Buchüberraschung gezogen, und ich war schon gespannt, welches meiner gewählten Bücher ich erhalten würde. Gestern kam nun Post von Mandy, und meine Überraschung war dieses Buch:

Vielen Dank liebe Mandy, ich freue mich sehr über den Gewinn; deine Challenge über die dunklen Tage hat großen Spaß gemacht.

Freitag, 12. April 2013

Grave Mercy - Die Novizin des Todes / Robin L. LaFevers


Bretagne, Ende 15. Jahrhundert:
Die 17-jährige Ismae entkommt einer erzwungenen Ehe und findet Zuflucht in einem Kloster, wo noch den alten Göttern gehuldigt wird. Als Novizin erhält sie in St. Mortain eine Ausbildung, um anschließend im Namen des Todesgottes als Auftragsmörderin gegen Verräter eingesetzt zu werden. Drei Jahre später soll sie sich endlich bewähren. Ihre erste große Aufgabe führt sie an den Hof der bretonischen Herzogin Anne. Hier soll sie mit Kanzler Crunard und dem Edelmann Gavriel Duval zusammenarbeiten, um die Herzogin vor Intriganten, Verrätern und falschen Ratgebern zu schützen, denn um der Bretagne die Unabhängigkeit zu bewahren, müsste sich die Herzogin mit einem Bündnispartner verheiraten. Bald beginnt Ismae, die Befehle aus dem Kloster zu hinterfragen, da sie immer häufiger an deren Richtigkeit zweifelt. Sie muss ihren eigenen Weg finden, ob sie den Aufforderungen der Äbtissin weiterhin unbedingten Gehorsam leisten oder doch lieber auf ihr Herz hören soll, weil sie feststellt: „Der Pfad meines Herzens ist mit den Wünschen meines Klosters kollidiert.“ (Zitat von Seite 439).

In diesem ersten Teil einer Trilogie vereinen sich Fantasy und historischer Roman in perfekter und harmonischer Weise. Viele Ereignisse der Handlung orientieren sich an den geschichtlichen Fakten, und neben ihren erdachten Protagonisten hat die Autorin einige Persönlichkeiten der damaligen Zeit ins Spiel gebracht
Die Geschichte kommt anfangs nur langsam in Fahrt. Zu Beginn erfährt man erst einiges über Ismaes Ausbildung im Kloster, über die Aufgaben, die ihr künftig zugedacht werden und auch über die politischen Gegebenheiten der Zeit. Ismae wird darin unterwiesen, auf wie vielfältige Weise man einen Menschen töten kann. Für ihren Einsatz am Hof der Herzogin wird sie vom Kloster nicht nur mit einer umfangreichen Garderobe, sondern auch mit einem reichhaltigen Waffenarsenal und verschiedenen Sorten Gift ausgestattet. Größere Probleme hat sie dann bei Hof, ihren Opfern körperlich näher zu kommen, was sie zwangsläufig muss, um Mortains Todesmal zu erkennen und ihren Auftrag auszuführen. Auch die enge Zusammenarbeit mit Duval bereitet ihr Unbehagen, denn die Beiden streiten sich nicht nur ganz herrlich, sondern es knistert bald auch gewaltig zwischen ihnen. In Liebesdingen hat Ismae jedoch gar keine Erfahrung, denn das Fach „Verführungskünste“ hat sie während ihrer Ausbildung häufig geschwänzt.
Die geradlinige Protagonistin hat sich ganz dem Dienst am Heiligen ihres Klosters verschrieben und schwankt jedes Mal zwischen Panik und Faszination, wenn Gavriel Duval ihr näher kommt.
Ismae ist eine etwas andere Heldin, denn einer Auftragsmörderin ihrer Art begegnet man nicht sehr häufig, auch nicht in Büchern. Die bildhafte und gewählte Ausdrucksweise der Ich-Erzählerin hat mir sehr gefallen und fügt sich auch gut ins Bild des 15. Jahrhunderts. Viele ihrer Äußerungen bergen auch eine gute Portion schwarzen Humor, wenn sie beispielsweise ganz trocken bemerkt: „Ich tröste mich mit dem Wissen, dass es, falls Duval sich je von mir erdrückt fühlt, daran liegen wird, dass ich ein Kissen auf sein Gesicht halte und Mortain seine Seele empfehle. (Zitat von Seite 232).
Viele humorvolle und auch einige romantische Passagen vermitteln der Handlung eine gewisse Leichtigkeit, und obwohl man sich das bei einer Meuchelmörderin kaum vorstellen kann, man muss sie einfach gern haben, denn im Grunde ihres Herzens ist sie eine verletzliche junge Frau, mit einer großen Sehnsucht nach Anerkennung und Zuneigung. Ihre Überlegungen und Erkenntnisse, über ihren Dienst am Todesgott Mortain, und die Schlüsse, die sie für sich daraus zieht, fand ich dann auch gut und zufriedenstellend.
„Grave Mercy“ spricht die Leser unterschiedlicher Genres an und hat für verschiedene Interessengruppen etwas zu bieten. Mit der empfohlenen Altersangabe (ab 12 Jahren) bin ich allerdings nicht so ganz einverstanden, denn hier geht es zum Teil recht brutal zu, und verschiedene Todesarten werden sehr ausführlich geschildert. Ich denke aber, für ältere Jugendliche (ca. ab 15 oder 16 Jahren), besonders wenn sie Interesse an historischen Romanen haben, spätestens aber für junge Erwachsene, ist das Buch lesens- und empfehlenswert.
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Band 2 der Trilogie, in dem es um die Novizin Sybella d'Albret gehen wird, von der schon im ersten Buch mehrmals die Rede war, erscheint am 10. Juni 2013:

Donnerstag, 11. April 2013

Neu im April

In den letzten beiden Wochen hat sich wieder einiges getan in meinem Bücherregal, so dass ich den Neuzugängen mal wieder einen eigenen Beitrag widme.

"Hochzeitsküsse" ist bereits der vierte Band mit dem kleinen Dackel Herkules, von Frauke Scheunemann. 
Band 3 "Welpenalarm" möchte ich vorher auch noch lesen, und dann ist dieses schöne Buch an der Reihe.


Nun habe ich Band 3 und 4 der Kanada-Serie (in einem Buch) von Janette Oke auch noch ergattert.

Da ich die Romane von Georgette Heyer sehr gerne mag, konnte ich dem Angebot vom Cora Verlag nicht widerstehen. Gleichzeitig ist auch noch ein Historical Gold von Lynsay Sands mit eingezogen.

Die "Virgin River"-Reihe steht schon lange auf meiner Wunschliste, und nun habe ich Band 1 ertauscht.

Die Krimis von Andreas Franz werden meist sehr gelobt, und ich möchte nun auch endlich einen lesen.

Über Vorablesen habe ich diese Schönheit bekommen und freue mich schon darauf, das Buch zu lesen. Bücher mit bedrucktem Schnitt möchte ich am liebsten gar nicht ins Regal stellen. Dieses hier finde ich optisch besonders gut gelungen.

Seit ich "Winterherz" von Tania Krätschmar gelesen habe, wollte ich unbedingt ihre anderen Romane auch haben, denn alle Bände hängen lose zusammen bzw. die Protagonisten der verschiedenen Bücher kennen sich oder sind verwandt. "Die Wassergärtnerin" ist zuerst erschienen, gefolgt von "Seerosensommer". Dann kam "Winterherz", und zuletzt kam 2011 noch "Die Wellentänzerin" dazu. Soviel ich weiß, ist somit die Familie komplett. ;-)

Von Magyria haben mich schon die ersten beiden Bücher begeistert, und ich bin gespannt auf Band 3
I
So, das war's von mir für heute in Sachen Neuzugänge. Ich wünsche euch weiterhin einen schönen April mit möglichst vielen gemütlichen Lesestunden.

Mittwoch, 10. April 2013

Elvancor 1 / Das Land jenseits der Zeit - Aileen P. Roberts


Die 18-jährige Lena muss Sozialstunden in einem Altenheim ableisten. Dabei lernt sie Frau Winter kennen. Diese war früher Malerin, und immer wenn Lena ein wenig Zeit hat, erzählt ihr Frau Winter von einem geheimnisvollen Land und einem verborgenen Schatz. Lena ist natürlich der Meinung, dass all die mystischen Geschichten der Phantasie der alten Dame entsprungen sind. Als Frau Winter stirbt, geschieht so einiges, was Lena zweifeln lässt. Sie überlegt, ob nicht doch etwas Wahres an den phantastischen Erzählungen sein könnte. Frau Winter hat auf ihren Bildern einige Szenen des geheimnisvollen Landes Elvancor festgehalten, aber auch viele Motive der Umgebung gemalt. Zusammen mit Frau Winters Enkelsohn begibt sich Lena auf Schatzsuche, denn auch Ragnar glaubt an eine tiefere Bedeutung der verborgenen Zeichen, welche die Beiden auf einigen der Malereien entdeckt haben.

Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich mit den Protagonisten anfreunden konnte, denn sowohl Lena als auch Ragnar zeigen sich anfangs nicht gerade von ihrer besten Seite. Doch je mehr ich von ihrer Vorgeschichte erfahren habe, umso sympathischer wurden mir die Beiden. Im Lauf der Handlung erfährt man nicht nur, was es mit Lenas Sozialstunden auf sich hat, sondern auch Ragnars seltsames Verhalten wird nach und nach klar.
Auch die weiteren Charaktere, die in der Geschichte vorkommen, sind größtenteils sehr lebendig und teilweise auch recht originell beschrieben. Besonders Lenas Oma hatte ich schnell ins Herz geschlossen, denn bei ihr halten sich Gefühl und Verstand die Waage, und in ihrer ganzen Art entspricht sie so gar nicht dem gängigen Großmutter-Klischee.
Die Handlung, die sehr realitätsnah beginnt, wird mit der Zeit immer phantastischer und packender. Immer, wenn man gerade denkt, hinter ein Geheimnis gekommen zu sein, ergeben sich aus dieser Lösung weitere Rätsel. Ich war so vertieft, dass ich kaum wahrgenommen habe, wie schnell ich  diesen Roman fertig gelesen hatte.
Begeistert war ich von der Wahl der Schauplätze. Da die Story nicht allzu weit von meiner Heimat entfernt spielt, habe ich mich gleich heimisch gefühlt, denn viele der erwähnten Orte habe ich schon selbst besucht und konnte mir alles besonders bildreich vorstellen. Das schafft natürlich gleich noch intensivere Eindrücke beim Lesen. Gerade die Fränkische Schweiz bietet für einen Roman dieser Art viele ideale Orte, mit starker Ausstrahlung.
Am Ende des Buches angekommen, war ich direkt ein wenig traurig, denn nun wird es eine Zeitlang dauern, bis ich erfahre, wie es mit Lena und Ragnar weitergeht. Ich freue mich schon ganz ungeduldig und voller Erwartung auf die Fortsetzung dieses Zweiteilers "Das Reich der Schatten", die glücklicherweise schon heuer im August erscheinen wird.


Herzlichen Dank an den Goldmann Verlag für die Überlassung eines Rezensionsexemplars.


       

Freitag, 5. April 2013

Aussicht auf Sternschnuppen - Katrin Koppold



Klappentext:
Helga fällt aus allen Wolken, denn ihr Freund scheint sie mit einer heißblütigen Italienerin zu betrügen. Diesen Kerl wollte sie heiraten und mindestens vier Kinder mit ihm haben? Hals über Kopf folgt Helga Giuseppe gen Süden - ohne Gepäck, dafür aber mit einem unerwarteten Begleiter: Nils. Schauspieler, Kettenraucher und bald mehr als eine zufällige Reisebekanntschaft...

Mein Eindruck:
Helga Baum ist ein sehr sachlicher Mensch, mit festen Prinzipien und Gewohnheiten. Von der Zukunft hat sie eine klare Vorstellung. Sie wünscht sich, dass ihr Lebensgefährte Giuseppe ihr einen Heiratsantrag macht und möchte gerne mit ihm zusammen Kinder haben – mindestens vier Stück. Als sie zufällig eine SMS auf seinem Handy entdeckt, wo eine gewisse Angela ihm schreibt, dass sie es kaum erwarten kann, Giuseppe wiederzusehen, stürzen Helgas Zukunftspläne wie ein Kartenhaus zusammen, denn ihr hat Giuseppe erzählt, er würde geschäftlich nach Italien reisen. Eigentlich kann sie sich gar nicht vorstellen, dass ihr korrekter und rücksichtsvoller Freund eine Affäre haben könnte, aber was hat es dann mit der SMS auf sich? Helga beschließt, ihm nachzureisen. Da wegen eines Vulkanausbruchs der gesamte Luftraum gesperrt ist, sind die verfügbaren Mietautos sehr begehrt, und im letzten Moment kann sie einen Wagen ergattern, muss sich diesen jedoch mit einem anderen Reisenden teilen. In Gesellschaft des Schauspielers Nils Schöneberger, ganz ohne Gepäck, nur mit ihrer Kreditkarte in der Handtasche, begibt sie sich auf die lange Autofahrt in die Toskana.
Das Verhältnis zu ihrem Begleiter ist äußerst gespannt, denn Nils gibt sich ihr gegenüber arrogant und ziemlich ruppig, und zu allem Überfluss ist er auch noch Kettenraucher.
Aber während der vielen gemeinsamen Stunden Fahrt lernen sie sich näher kennen und haben einige abenteuerliche Erlebnisse.
Die Geschichte ist temporeich und mit viel Humor erzählt. Recht häufig kommt es zum verbalen Schlagabtausch zwischen den Protagonisten.  Ihre Wortgefechte sind amüsant zu verfolgen, und während sie nachts den Sternenhimmel beobachten, kommen sich Nils und Helga dann auch menschlich näher… Helgas Geschichte liest sich äußerst vergnüglich. Die ursprünglich eher konservative junge Frau wächst über sich hinaus und unternimmt so einiges, was man ihr anfangs gar nicht zugetraut hätte. Auch den selbstgefälligen Nils lernt man mit der Zeit von einer ganz anderen Seite kennen.
Es macht richtig Spaß, die Beiden in Gedanken auf ihrer Reise durch Italien zu begleiten. Beim Lesen dieses bezaubernden Romans erfährt man nicht nur, ob sich Gegensätze wirklich anziehen, sondern auch, ob sich das Wünschen lohnt, wenn man eine Sternschnuppe sieht. 


Ganz herzlichen Dank an Katrin Koppold für die Überlassung des Rezensionsexemplars.

Donnerstag, 4. April 2013

Eine Liebe in Luxor - Kate Pullinger



England, im Jahr 1862
Lady Lucie Duff Gordon leidet unter einer schweren Tuberkulose. Der Arzt sieht nur eine Chance auf Linderung oder Heilung, wenn seine Patientin in ein trockenes, heißes Klima übersiedelt. So kommt es, dass sich Lady Duff Gordon, in Begleitung ihrer Zofe Sally Naldrett, auf eine sehr endgültige Reise nach Ägypten begibt. Sie beziehen das so genannte „French House“ in Luxor. Lady Duff Gordon leidet sehr darunter, von ihrer Familie getrennt zu sein, aber ihr Gesundheitszustand lässt ihr keine andere Wahl. Sally ist ihr absolut treu ergeben und tut alles, es ihrer Dienstherrin in der neuen Heimat so angenehm wie möglich zu machen.
Zur Unterstützung des Haushalts stellt die Lady den Dragoman Omar ein, der bei Gesprächen mit Einheimischen übersetzt und vermittelt und daneben über begnadete Kochkünste verfügt. Lady Duff Gordon nimmt regen und herzlichen Anteil am Schicksal der Bevölkerung des Landes und hält regelmäßig Salons, wo sie Kontakt mit Würdenträgern und Verantwortlichen knüpft und dabei oft die eigene Sicherheit außer Acht lässt, wenn sie unverblümt ihre Meinung sagt.
Ihr aufschlussreicher, kritischer Schriftwechsel mit der Familie wurde von ihrer Mutter, Sarah Austin, zu einem Buch zusammengefasst und unter dem Titel  „Letters from Egypt“ veröffentlicht.

Kate Pullingers Roman basiert auf wahren Begebenheiten, wobei die Autorin darauf hinweist, dass sie sich ein paar kleinere künstlerische Freiheiten erlaubt hat, wenn es die von ihr angelegte Handlung erforderte. Hier wird die Geschichte aus der Sicht der Zofe Sally Naldrett geschildert. Das relativ unkonventionelle Zusammenleben mit ihrer Lady und dem Dragoman Omar bringt viele Freiheiten für alle Beteiligten mit sich, aber es ergeben sich bald auch Probleme. Während Lady Duff Gordon gegen ihre Krankheit ankämpft und sich in Zeiten, wo ihr Gesundheitszustand es zulässt, mit Hilfe ihrer beiden Bediensteten, um die Einheimischen kümmert, verlieben sich Sally und Omar ineinander. Lange Zeit halten sie ihre Beziehung geheim, wissen nicht, wie sie es ihrer Lady sagen sollen.
Als Lucie Duff Gordon dann davon erfährt, verhält sie sich ganz anders als erwartet. Sally und Omar sind im Zwiespalt, hin und hergerissen, zwischen ihrer Liebe zueinander und der Loyalität ihrer Herrin gegenüber. Der Grund, wieso Lady Duff Gordon so brüsk reagiert und mit allen Mitteln versucht, das liebende Paar zu entzweien, wird nicht so ganz deutlich.
Die Ich-Erzählerin tut alles, um ihr Glück zu retten. Mit der Zeit legt sie sich ihre eigene Philosophie zurecht und hat nur einen Wunsch: ein selbstbestimmtes Leben in Ägypten, dem Land, das sie lieb gewonnen hat, zu führen und sich ihre Zukunft nicht zerstören zu lassen. Sie lehnt sich gegen die Ungerechtigkeiten auf und verweigert ihrer Lady gegenüber zuletzt den Gehorsam, da deren Anweisungen nicht mehr logisch nachvollziehbar sind. Sallys Verhalten ist äußerst mutig und stark und für mich sehr gut zu verstehen.
Der Roman wirft viele Fragen auf, besonders, weil ihm wahre Begebenheiten zugrunde liegen. Was veranlasst Lady Duff Gordon dazu, sich ihrer Zofe gegenüber derart streng und unerbittlich zu verhalten und mit aller Kraft zu versuchen, Sallys Lebensglück zu zerstören, wo sie sich andererseits für die Kranken und Schwachen einsetzt und viele Opfer für ihre Ideale bringt? Diese zwei so grundverschiedenen Seiten der Lady Duff Gordon haben mich nachhaltig bewegt und nachdenklich gemacht. Darum lese ich nun, zum besseren Verständnis, "Letters from Egypt", in der Hoffnung, dort weitere Einzelheiten zu den damaligen Schicksalen zu erfahren.

„Eine Liebe in Luxor“ ist weit mehr als eine Liebesgeschichte. Die Autorin vermittelt die Atmosphäre des Landes und die Lebenssituation im „French House“ wunderbar farbig und detailreich. Obwohl es eine bewegende Geschichte der großen Gefühle ist, bleibt der Schreibstil durchgehend eher ruhig und diskret. Zugleich ist dieser großartige Roman ein beeindruckendes Zeitzeugnis und lässt auch die politischen Probleme und Abhängigkeiten der ehemaligen Hochkultur Ägypten nicht außer Acht.