Der dreißigjährige Sascha ist wenig begeistert, als er nach einer Augen-OP kurzfristig sein Krankenzimmer mit einer schnarchenden Oma teilen muss: Frau Ella. Als die aber gegen ihren Willen operiert werden soll, bringt Sascha sie bei Nacht und Nebel in seine Wohnung. Saschas Freunde Klaus und Ute sind von dessen neuer Mitbewohnerin begeistert: Total schräg, so eine WG! Tatsächlich wird der lethargische Sascha die lebendige, aber einsame Frau Ella so schnell nicht wieder los. Klaus und Sascha nehmen sich der alten Dame an, kleiden sie neu ein, führen sie zum Essen aus und machen Ausflüge in die Sommerfrische. Alles läuft bestens bis Saschas Freundin Lina braungebrannt aus Spanien zurückkehrt. Ein humorvoller und warmherziger Roman über eine ungewöhnliche Freundschaft.
Pressestimmen
»Gelungene Harold-und-Maude-Variation aus Deutschland: generationenversöhnend, gewitzt, geradlinig« (Bücher, August 2009)»Lassen wir auch den Erfinder dieses schönen Sommermärchens Florian Beckerhoff lächeln. Ist ihm doch gelungen, was Bücher in Sommer-Sonnen-Zeiten unbedingt haben müssen: Humor, Kurzweiligkeit und ein Prise Geist.« (rbb /Antenne Brandenburg, 17.08.09)
Meine Meinung: * * * * *
Zwei Augen sehen mehr als vier? So paradox das klingen mag, im Fall von Sascha und Frau Ella scheint es zutreffend zu sein, denn es ist so, dass beide für einige Zeit nur ein Auge benutzen können. Sie lernen sich (zwangsläufig) in der Augenklinik kennen, als Frau Ella ihr Zimmer kurzfristig, wegen eines Wasserschadens, räumen muss und im Zimmer von Sascha einquartiert wird. Auf den ersten Blick scheint diese Zusammenlegung eine Katastrophe zu sein, denn die beiden könnten unterschiedlicher gar nicht sein: Frau Ella ist 87 und eigentlich noch rüstig, aber dem jungen Sascha ist sie ein Dorn im Auge. Er empfindet es als Zumutung, mit so einer alten Frau plötzlich das Zimmer teilen zu müssen, haben die beiden doch so gar keine Gemeinsamkeiten.
Über ein Gläschen Klosterfrau kommen sich die beiden näher, und Sascha nimmt Anteil am Schicksal der alten Dame, die gegen ihren Willen am Auge operiert werden soll. Kurz entschlossen entführt er sie und nimmt sie für eine Nacht in seiner Wohnung auf. Doch bei dieser einen Übernachtung bleibt es nicht. Wie sich die beiden unterschiedlichen Menschen anfreunden, wie Frau Ella neue Bekanntschaften macht, über die verschiedenen Arten, Kaffee zuzubereiten und über gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme, davon handelt dieses Buch. Mit viel Herz und Humor schildert Florian Beckerhoff diese außergewöhnliche Situation. Manche Begebenheiten sind stark übertrieben dargestellt, und viele Details hat der Autor sicher mit einem Augenzwinkern geschrieben, aber in so mancher lustiger Begebenheit steckt ein wahrer Kern, und man wird nachdenklich. Sowohl Frau Ella als auch Sascha, beide kommen zu Wort und können ihre Gefühle und Beweggründe darlegen. Und letztendlich hinterläßt der Roman ein gutes Gefühl, denn er zeigt auf, dass es durchaus möglich ist, Brücken zwischen den Generationen zu bauen. Frau Ella und Sascha gewinnen so manche neue Erkenntnis und sehen plötzlich alles viel klarer, wenn's auch nur mit einem Auge ist. ;-)