Das Buch habe ich als Lese-Exemplar über
Vorablesen.de erhalten. Vielen Dank an das Team und den Verlag.
Kurzbeschreibung:
Eine Frau zieht ans Ende der Welt
Judith O'Reilly liebt ihr Leben in London über alles. Nur eines liegt ihr noch mehr am Herzen: das Glück ihrer Familie. Deshalb folgt sie dem Traum ihres Mannes und zieht, hochschwanger mit dem dritten Kind, in ein Cottage in Northumberland - und lernt High Heels und Karriere durch Schafescheren und Gummistiefel zu ersetzen.
»Mein Mann war derjenige, der unbedingt auf dem Land leben wollte. Als ich meinen jüngsten Sohn fragte, was er davon hält, sagte er mit großen ängstlichen Augen: Ein Bär könnte mich fressen! Da gibt es keine Bären , beruhigte ich ihn, schaute aus dem Fenster in die Dunkelheit und hörte das Brummen «
Meine Meinung: * *
Das Buch hat mein Durchhaltevermögen auf eine Harte Probe gestellt. Ursprünglich als Blog angefangen, schreibt die Autorin autobiographisch über ihren Umzug, aus der Großstadt London, in ein Cottage auf dem Land, das ganze in Tagebuchform. Sie ist von Anfang an wenig überzeugt von dieser Aktion, aber es ist der Herzenswunsch ihres Mannes, in Northumberland zu leben. Leider ist der Herr des Hauses (im Lauf der Geschichte öfter als Idiot bezeichnet oder mit anderen schönen Titeln bedacht) selten anwesend, denn er arbeitet weiterhin in London, muss immer wieder die eine oder andere Deadline einhalten.
Die zurück gebliebene Ehefrau läßt kaum ein gutes Haar an Land und Leuten, ja anscheinend gehen ihr meist sogar die eigenen Kinder auf den Wecker. Die mit dem jeweiligen Datum versehenen Episoden sind zu alltäglich, um dem Buch Spannung zu verleihen. Oft macht die Autorin aus einer Mücke einen Elefanten. Viele Seiten füllend werden oft ganz banale Kleinigkeiten aufgebauscht. Ich fand es eher lästig und langweilig, auf einer ganzen Seite lediglich zu erfahren, wie die Autorin Wäsche aufhängt oder in immer neuen Kapiteln und Varianten zu erfahren, wie ihr Mann wieder einmal vergessen hat zu tanken und sie deshalb ohne Benzin auf der Strecke bleibt. Weniger fesselnd war für mich auch die immer wiederkehrende Suche nach verlegten Schlüsseln.
Ich war mir oft nicht sicher, ob die Protagonistin ihre Aussagen wirklich ernst gemeint hat oder ob das ihre Art von Humor ist, wenn sie maßlos übertreibt, wie zum Beispiel:
"Heute Abend, als ich mit der Kleinen dalag und sie stillte, streckte sie ihre kleine Hand aus und legte sie sachte an meine welkende Wange." Ja geht's noch? Die Frau ist gerade 'mal 42!
Oder am 25. Januar 2007:
"Das Muttersein nimmt einem so vieles...." So eine Aussage fand ich für die Mutter von drei kleinen Kindern ziemlich daneben.
Die Autorin hadert ständig mit ihrem Schicksal und macht anscheinend für alle Probleme in ihrem Leben den Umzug aufs Land verantwortlich.
Alle erwähnten Personen blieben recht oberflächlich, denn es werden keine Namen genannt, sondern jeder bekommt nur irgendwelche Eigenschaften oder mehr oder weniger originelle Titel zugewiesen, wie zum Beispiel:
Miss Freitag (für die Haushaltshilfe, die immer freitags kommt),
London-Diva (für die beste Freundin in London), weiterhin
Die Schäfersfrau,
Der Austernfarmer,
Die geduldige Mutter usw. Ihre Kinder wechseln die Namen jeweils zum Geburtstag: Aus dem
Dreijährigen wird
der Vierjährige, aus dem
Fünfjährigen der
Sechsjährige, und dann gibt es noch
die Kleine.
Für mich persönlich gab es nur wenige, humorvolle Lichtblicke in dem Buch, etwa das "persönliche Rezept" der Autorin für Rice-Crispie-Küchlein, ihre Abenteuer beim Schafscheren oder die Erwähnung lustiger Bemerkungen aus Kindermund.
Mein Fazit: Für ein Buch mit über 350 Seiten ist das ganze einfach zu wenig und bleibt durch die Mini-Abschnitte zu oberflächlich. Der ständige Themenwechsel wirkt sich negativ auf den Lesefluss aus. In Blogform wäre dieses Tagebuch besser aufgehoben, denn die Besucher dort bekommen nach und nach einen besseren Bezug zur Bloggerin und ihrer Geschichte, meist aufgelockert durch Bilder. Die jeweiligen Informationen sind zeitnah, und in kleinen Portionen wirkt das Gejammer der Schreiberin nicht ganz so massiv.