Aachen im Jahr 1412:
Für Frau Marysa Markwardt reißen die
schlechten Nachrichten nicht ab. Sie erhält Besuch von einem fremden
Mönch, der ihr mitteilt, dass ihr Bruder Aldo während seiner
Pilgerreise ums Leben gekommen ist. Er war Christophorus' bester
Freund, und die beiden Männer waren gemeinsam auf dem Jakobsweg.
Aldo nahm dem Mönch auf dem Sterbebett das Versprechen ab, sich um
seine Mutter und seine Schwester zu kümmern.
Wenig später wird bekannt, dass Klas,
der Geselle des Schreinbauers Reinold Markwardt, ermordet im Dom
aufgefunden wurde. Zu ihrem Entsetzen muss Marysa feststellen, dass
man ihren Mann verdächtigt, seinen Gesellen umgebracht zu haben.
Reinold wird ins Gefängnis geworfen. Marysa kann nicht an die Schuld
ihres Mannes glauben, und Christophorus' Schwur seinem Freund Aldo
gegenüber erhält nun eine ganz andere Bedeutung, denn so hatte er
sich die Aufgabe nicht vorgestellt, die beiden Frauen zu
unterstützen. Zur gleichen Zeit tauchen in Aachen gefälschte
Reliquien auf, und auch hiermit wird die Familie Markwardt in
Verbindung gebracht. Marysa vermutet eine gefährliche Verschwörung
hinter den dunklen Machenschaften, und sie befürchtet, dass ihr Mann
als Sündenbock herhalten und den Verdacht von den eigentlichen
Tätern ablenken soll. Dann gerät sie selbst noch in den Kreis der
Verdächtigen und wird ebenfalls verhaftet.
Bisher habe ich fast alle historischen
Romane von Petra Schier gelesen, nur die Aachen-Trilogie fehlte mir
noch in meiner Sammlung. Nun habe ich mit dem ersten Band, „Die
Stadt der Heiligen“ auch diese Trilogie begonnen zu lesen. Wie
nicht anders erwartet, ist es der Autorin auch hier gelungen, mich
innerhalb kürzester Zeit mit der Geschichte zu fesseln. Mit Marysa
und dem Mönch Christophorus hat der Roman zwei äußerst
vielschichtige und interessante Protagonisten. Marysa, eigentlich
eine starke Frau, ist in einer nicht gerade glücklichen Ehe
gefangen, und man hat zeitweise den Eindruck, sie hätte resigniert.
Im Verlauf der Handlung wird ihr einiges an Mut und
Durchsetzungsvermögen, aber auch an Diplomatie, abverlangt.
Christophorus, der fremde Mönch, der in Aachen als Ablasshändler
und Inquisitor auftritt, hat immer ein etwas mysteriöses Flair um
sich. Marysa wird nicht schlau aus ihm, und auch als Leser gelingt es
einem nicht so leicht, hinter seine Fassade zu schauen.
Die Fäden der Handlung laufen zwar am
Ende zusammen, und vieles klärt sich, aber wie gesagt, es ist der
erste Band einer Trilogie, und so gibt es eben auch einige Punkte,
die offen bleiben. Das stachelt natürlich meine Neugierde gewaltig
an, so dass ich mich in absehbarer Zeit um die Folgebände kümmern
„muss“, denn ich möchte unbedingt wissen, wie es mit Marysa
weitergeht. Nicht nur sie, sondern auch Frau Jolánda, ihre
sympathische Mutter, ist mir im Lauf der Geschichte richtig ans Herz
gewachsen. Wie gesagt, Christophorus ist schwer zu durchschauen, sein
Geheimnis hütet er sorgsam, und ich wusste bis zuletzt nicht recht,
was ich von ihm halten soll.
Neben einem fesselnden Kriminalfall,
der hier gelöst werden muss, vermittelt die Autorin ihren Lesern
viel Wissenswertes über Aachen und seinen Dom. Hier geht es
besonders um das Ritual der Heiltumsweisung, die nur alle sieben
Jahre stattfindet. Dann wird jeweils der Marienschrein geöffnet und
die wertvollen Reliquien den Menschen gezeigt, die zu dieser Zeit in
Scharen in die Stadt pilgern. So kann man bei dieser spannenden
Lektüre auch gleich seine historischen Kenntnisse erweitern.
Wie gar nicht anders zu erwarten, hat
mich auch dieses Werk der Autorin nicht enttäuscht, sondern konnte
mich fesseln und geistig nach Aachen, in die Zeit des 15.
Jahrhunderts, versetzen.