Montag, 28. Juli 2025

Das Pestkind - Nicole Steyer

 

Das Pestkind
Nicole Steyer
atb
ISBN: 9783841237538
⭐⭐⭐1/2

Kurzbeschreibung:

Rosenheim 1648: Die junge Marianne lebt und arbeitet in der Brauerei, die von der Witwe Hedwig Thaler geführt wird. Die alte Frau hat Marianne bei sich aufgenommen und aufgezogen – doch das Mädchen hat von ihr nur böse Worte und Ungerechtigkeiten empfangen. Einzig der Pfarrer des Ortes begegnet Marianne freundlich und nimmt sie vor den Anfeindungen der Leute in Schutz: Diese sehen in ihr so etwas wie eine Hexe, da sie einst die Pest überlebt hat. Doch dann liegt eines Tages Hedwig Thaler erschlagen auf dem Hof – und nur Marianne ahnt, wer der Mörder ist



Mein Eindruck:

Rosenheim 1648. Marianne Leitner hat in ihrer Kindheit als einzige ihrer Familie die damalige Pestepidemie überlebt. Seitdem lebt sie bei ihrer Ziehmutter Hedwig Thaler. Diese führt die Brauerei ihres verstorbenen Mannes weiter, und Marianne ist eine billige Arbeitskraft. Sie bekommt von der Witwe kein gutes Wort, sondern wird sehr ungerecht und lieblos behandelt. Aber selbst Hedwig Thalers leiblicher Sohn hat es nicht besser. Anderl ist nicht wie seine Altersgenossen. Die Rosenheimer halten ihn für verrückt, nur seine Stiefschwester Marianne versteht ihn. Ihr geht es ähnlich, denn die Menschen meiden das Mädchen. Dass sie die Pest überlebt hat, halten sie für Teufelswerk. Als eines Tages Hedwig Thaler auf ihrem Hof erschlagen wird, fällt der Verdacht auf Anderl. Aber Marianne hat einen starken Verdacht, wer sie umgebracht hat, allerdings fehlen ihr die Beweise.

Anderl sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Verurteilung. Marianne gibt ihm bei einem Besuch das Versprechen, dass sie wiederkommt und alles gut wird.

Als die Schweden vor Rosenheim stehen und die Gefahr groß ist, dass sie die Stadt einnehmen und plündern, handelt Pater Franz, der Abt des nahen Klosters, einen Schutzbrief mit dem schwedischen General Wrangel aus. Marianne muss die Stadt verlassen und gerät ins schwedische Lager. Ihr Versprechen kann sie nicht einlösen und bittet Pater Franz, sich um Anderl zu kümmern. Wie es Marianne weiterhin ergeht, möchte ich hier gar nicht näher ausführen. Ihre Zukunft ist auf jeden Fall sehr abenteuerlich. Irgendwie scheint sie allen Menschen, die ihr irgendwie nahe stehen, Unglück zu bringen.

Die Autorin hat die letzte Phase des dreißigjährigen Krieges sehr lebendig und anschaulich dargestellt. Man erlebt das Elend der Menschen mit, ganze Dörfer werden mitleidlos zerstört und geplündert, die Menschen geschändet und umgebracht. Marianne gerät auf eine Odyssee, ständig schwankend zwischen Hoffnung und Mutlosigkeit. Sie lernt die große Liebe kennen und verliert sie wieder. Auch andere Menschen, die ihr nahe stehen, werden ihr wieder genommen. Ständig macht sie sich Gedanken um Anderl und setzt alles daran, zurück nach Rosenheim zu kommen, in der Hoffnung, dem Jungen helfen zu können.

Man lernt zahlreiche Charaktere kennen, und wie die Autorin im Nachwort erklärt, sind einige davon historisch belegt. Vieles was im Roman geschieht, hat auch wirklich stattgefunden, beispielsweise die Verhandlungen zwischen Pater Franz und General Wrangel. Auch das Pestkind hat es wirklich gegeben, wenn auch nicht überliefert ist, wie das Mädchen wirklich hieß. Der Bezug im Roman zu realen historischen Ereignissen hat mir sehr gefallen.

Die Kirche kommt in vielen historischen Romanen eher schlecht weg. Hier hat man es aber einmal mit redlichen, gütigen und sehr sympathischen Ordensmännern zu tun, die das Herz auf dem rechten Fleck tragen. Auch diese Darstellung fand ich sehr schön.

Was Marianne angeht, so ist sie eine sehr liebenswerte Protagonistin, die aber manchmal recht unüberlegt handelt bzw. erst zu spät nachdenkt. Auch hat sie die Verluste, die quasi ihren Weg pflastern, immer recht schnell weggesteckt. Die Katastrophen in ihrer Gegenwart häufen sich sehr, was mir dann doch des Guten etwas zu viel war und nicht so ganz glaubwürdig auf mich wirkte. Auch wurde mir der Zufall zu häufig bemüht.

Der Roman liest sich flüssig, denn die Autorin schreibt kurzweilig und sehr lebendig. Allerdings gab es im Mittelteil doch ein paar Längen, die meines Erachtens nicht hätten sein müssen. 


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