Das Haus in der Löwengasse
Pauline hat ihre Eltern früh verloren und wächst unter der
Obhut ihres Onkels auf. Als dieser überraschend verstirbt, steht die junge Frau
völlig allein und mittellos da. Ihr einziges Kapital ist ihre gute Erziehung
und ihre Bildung. Sie arbeitet als Gouvernante in einem Bonner Haushalt, aber
als der Hausherr zudringlich wird, bedeutet dies für Pauline die unehrenhafte
Entlassung. Ohne gute Referenzen ist sie froh, als sie sehr schnell in Köln
eine Anstellung als Magd bekommt, und obwohl ihr die ungewohnt schwere
körperliche Arbeit sehr zusetzt, ist sie fest entschlossen, durchzuhalten und
sich zu bewähren. Als der Textilfabrikant Julius Reuther auf sie aufmerksam
wird, erhält Pauline eine zweite Chance auf eine bessere Zukunft, denn Reuther
stellt sie als Gouvernante für seine beiden Kinder ein.
Anfangs fällt es ihr nicht leicht, mit dem ernsten,
unnahbaren Mann auszukommen. Ihrem starken Willen und ihrem Einfühlungsvermögen
hat sie es zu verdanken, dass sie sich bald in ihrer neuen Position einlebt und
nicht nur das Vertrauen der Kinder erringt, sondern auch von Julius mehr und
mehr geschätzt wird. Allerdings wird sie vom Schicksal auf eine harte Probe gestellt,
denn sie verliebt sich in den Hausherrn, und die Vergangenheit droht, sie
einzuholen.
Diese Geschichte, die Anfang des 19. Jahrhunderts spielt,
wird von einem ganz anderen Zeitgeist beherrscht, als die bisherigen historischen
Romane der Autorin, die alle im späten Mittelalter spielen. Aber auch hier ist
es ihr wieder perfekt gelungen, das Flair einzufangen und es glaubwürdig und
vielschichtig zu vermitteln. Besonders die Arbeits- und Lebenssituation der
Frauen hat sich im Lauf der Jahrhunderte gar nicht so sehr gewandelt. Frauen werden
auch im dieser Zeit der fortschreitenden Industrialisierung immer noch sehr schlecht
bezahlt und gerne von ihren Vorgesetzten als Freiwild behandelt.
Julius Reuter ist kein einfacher Charakter, und anfangs tut
man sich nicht leicht, ihn zu mögen. Aber im Lauf der Handlung, wenn man Näheres
zu seiner ersten Ehe und zu seinen Sorgen mit der Firma erfährt, gewinnt man
Verständnis für ihn und kann auch seine Reaktionen gut nachvollziehen. Pauline
habe ich gleich ins Herz geschlossen. Sie ist ein starker und zugleich
liebenswerter Charakter. Das Leben hat ihr ziemlich heftig mitgespielt, und obwohl
sie einige schlimme Erlebnisse verarbeiten muss, die ihr regelmäßig Alpträume
bescheren, hat sie die Kraft, immer wieder nach vorne zu blicken und sich nicht
unterkriegen zu lassen.
Wenn ich ein Buch von Petra Schier zur Hand nehme, tue ich
das mittlerweile mit einer gewissen Erwartungshaltung, in Vorfreude auf schöne,
spannende und unterhaltsame Lesestunden, die mir zugleich interessantes Wissen
über das Leben in früheren Zeiten bescheren. Auch ihr neuer Roman hat meine
Erwartungen wieder in allen Punkten voll und ganz erfüllt.
Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Rowohlt Verlag.
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