Samstag, 9. Juni 2012

Die Entscheidung der Magd - Marion Henneberg



Zum Inhalt:
Nach dem tragischen Tod ihres Vaters finden die 17-jährige Eilika und ihr jüngerer Bruder Ingulf eine Anstellung auf der Bernburg, bei Graf Albrecht von Ballenstedt, welcher als „Albrecht der Bär“ in die Geschichte einging. Auf der Burg lernt Eilika den Ritter Robert v. Harsefeld kennen und ist fasziniert von ihm. Die Anziehungskraft ist gegenseitig, denn auch Robert muss immerzu an die hübsche rothaarige Magd denken. Nach einem tätlichen Übergriff, durch den Neffen ihres Dienstherrn, bleibt Eilika nur die Flucht, wenn sie sich und ihren Bruder schützen will. Robert findet sie und bringt sie zu seiner Ziehmutter Alda. Hier trennen sich sehr bald ihre Wege. Eilika erfährt von der alten Amme sehr viel über die Kräuterheilkunst, und im nahen Kloster erhält sie die Gelegenheit, das Lesen und Schreiben zu erlernen. Währenddessen muss Robert für Heinrich den Löwen dringende Aufträge erledigen. Die Hoffnung des Ritters auf ein schnelles Wiedersehen mit Eilika zerschlägt sich, denn ein Kreuzzug gegen die Abodriten steht kurz bevor. Mit Ingulf als Knappen an seiner Seite zieht er in den Krieg und in eine ungewisse Zukunft.
Als Alda stirbt, macht sich Eilika auf die Suche nach ihrem Bruder und nach dem Geliebten. Es steht ihr eine lange, beschwerliche und gefährliche Reise bevor.

Mein persönlicher Eindruck:
„Die Entscheidung der Magd“ ist der Debütroman von Marion Henneberg. Bis auf wenige Kleinigkeiten bei der Wortwahl, über die ich anfangs gestolpert bin, weil sie mir etwas zu modern erschienen, ist es ihr gelungen, mich sehr schnell zu fesseln, sowohl mit der Handlung als auch mit interessanten Protagonisten.
Eilika ist sehr lernbegierig, hat dabei ihre festen Prinzipien und recht genaue Vorstellungen davon, was sie für sich und ihren Bruder möchte. Ihre impulsive Art bringt sie immer wieder in brenzlige Situationen. Ein Zusammenleben mit Robert kommt ohne Ehe für sie nicht in Betracht. Daher plant sie, in Zukunft als Heilerin zu arbeiten.  Besonders ihre Lehrzeit bei Alda fand ich sehr interessant. Die Zusammenarbeit der beiden Frauen ist lebendig und ausführlich geschildert, und Aldas Stellung in der Gesellschaft wird recht genau charakterisiert, denn heilkundige Frauen führten damals ja häufig ein Außenseiterdasein.
Robert, der tapfere Ritter, zeichnet sich nicht nur durch einen scharfen Verstand, sondern auch durch sein gutes Herz aus. Er nimmt Eilikas Bruder als Knappen bei sich auf und ermöglicht ihm so die große Chance auf eine gute Ausbildung. Seine Beziehung zu Eilika bringt ihn in gewaltige Gewissensnöte, hat er sich doch in der Vergangenheit geschworen, nie zu heiraten.
Den beiden bleibt nicht viel gemeinsame Zeit. In zwei großen Handlungssträngen erfährt man, was sie nach ihrer Trennung erleben. Beide müssen ihren Weg gehen, ihre Pflichten erfüllen und sich dabei den Anfeindungen gewisser Mitmenschen stellen.
Auch Ingulf wird genügend Raum in der Handlung gegeben, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Als Knappe macht er eine gewaltige Entwicklung durch, und bei seinen ersten Erfahrungen im Krieg lässt er die unbeschwerte Kindheit sehr schnell hinter sich. Dabei gewinnt er an Reife, Besonnenheit und Vernunft.
Marion Henneberg hat für meinen Geschmack genau die richtige Mischung zwischen Spannung, Romantik und historischer Atmosphäre geschaffen. Auch das Kampfgetümmel kommt nicht zu kurz, nimmt aber trotzdem nicht allzu viel Raum in der Handlung ein. Die geschichtlichen Fakten zum Wendenkreuzzug sind gut und ausführlich erklärt, werden dabei aber nie langatmig. Der Roman bietet packende Unterhaltung und eine interessante, geistige Zeitreise ins Mittelalter.




2 Kommentare:

  1. Schöne Rezi! Das Buch kenne ich von der Autorin noch nicht, dafür habe ich die anderen Beiden von ihr gelesen und kann sie Dir nur empfehlen.
    LG Isabel

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    1. @Isabel, ich habe gestern mit "Das Amulett der Wölfin" angefangen und bin schon total gefesselt, freue mich auch schon auf das dritte Buch der Autorin.
      LG
      Susanne

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