Sonntag, 15. Mai 2011

Fräulein Smillas Gespür für Schnee - Peter Hoeg


Die 37-jährige Smilla Jasperson ist die Tochter einer Grönländerin und eines dänischen Arztes. Sie liebt nichts mehr als ihre Freiheit und Unabhängigkeit. Die Mutter, eine Robbenjägerin, ist gestorben, zum Vater ist das Verhältnis eher gespannt.
Als ein kleiner Nachbarsjunge vom Dach stürzt, glaubt Smilla nicht an einen tödlichen Unfall. Sie kennt sich aus mit Schnee und Eis und liest aus den Spuren, dass Jesaja verfolgt worden ist. Ihre Nachforschungen bringen Smilla bald in Schwierigkeiten und sogar in Lebensgefahr.
Selten habe ich ein Buch gelesen, das die Leserschaft derart spaltet. Inzwischen habe ich den Eindruck gewonnen, entweder man liebt es oder man hasst es.
War mir am Anfang die Ich-Erzählerin Smilla noch einigermaßen sympathisch, so wurde ihr Verhalten für mich immer unverständlicher. Ich konnte weder ihre Gedankengänge noch ihre Handlungen nachvollziehen. Manches erschien mir auch schlichtweg unglaubwürdig. Bei den ersten Kapiteln schwankte ich stetig zwischen Faszination und gähnender Langeweile, wobei mit fortschreitender Handlung immer mehr das zweite Gefühl überhand nahm. Vieles, wie beispielsweise die Einrichtung eines Raumes, wird bis ins klitzekleinste Detail beschrieben, wobei mir letztendlich egal ist, ob sich in einer Kiste nun zwei oder auch drei Paar Gummihandschuhe befinden. Dafür blieben die Charaktere blass und fremd. Selbst zu Smilla, der Hauptperson, konnte ich keine rechte Verbindung aufbauen. Auch die manchmal wirren Gedankensprünge und Rückblicke in ihre Kindheit haben mir Smilla nicht näher gebracht.
Ich hatte schon Probleme, das Buch einzuordnen. Als Thriller betrachtet war mir die Handlung zu langatmig, verworren und zu wenig spannend. Vom literarischen Aspekt hat der Roman sogar einiges zu bieten, was beispielsweise Smillas fast poetische Betrachtungen zu Schnee und Eis betrifft. Ab und zu kommt auch der trockene, teilweise sarkastische Humor der Protagonistin zu Tage, leider viel zu selten. Wenig anfangen konnte ich mit ihren „philosophischen“ Lebensweisheiten, die mir eher fadenscheinig vorkamen.
Auch der Schluss war für mich sehr enttäuschend. Zwar klären sich zuletzt die Todesumstände von Jesaja, aber es bleiben so viele Zweifel offen, so viele Fragen ungeklärt. Man könnte es mit einem selbst gestrickten Pullover vergleichen, bei dem kein einziger der vielen losen Fäden vernäht wurde. Das Ergebnis wirkt ausgefranst und unfertig.

2 Kommentare:

  1. Ich war auch ziemlich enttäuscht von der Geschichte. Das einzige, was ich wirklich spannend fand, war der Konflikt zwischen Dänen und Grönländern, von dem ich vorher noch nicht wirklich etwas gehört hatte.

    LG Cat

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    1. Hallo Catherine,
      Informationswert hatte der Roman durchaus auch für mich, denn das mit Dänen und Grönländern war mir vorher auch gar nicht bewusst.
      Liebe Grüße
      Susanne

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