Kurzbeschreibung Hörbuch:
Im
Kurort Ostseebad Heiligendamm bereitet sich die Hotelierfamilie Baabe
im Jahr 1900 auf die feierliche Bekanntgabe der Verlobung ihrer
Tochter Johanna vor, dabei liebt diese einen anderen. Da wird nach
einem Schiffsunglück eine junge Frau am Strand angespült. Sie kann
sich nicht an ihren Namen oder ihre Herkunft erinnern, verzweifelt
hält sie einen kleinen Zweig umklammert. In Johanna findet sie eine
Freundin. Die Namenlose weiht Johanna in die Tradition des
Barbarazweigs ein: Die beiden Frauen stellen am 4. Dezember frisch
geschnittene Zweige in eine Vase, jede mit der für sie dringendsten
Frage – der knospende Zweig wird ihnen die Zukunft weisen.
Mein Eindruck:
Der größte
Teil der Handlung spielt sich, während der Adventszeit im Jahr
1900, im Umfeld der Familie Baabe ab, die im Ostseebad Heiligendamm
ein Gästehaus betreibt. Als Christian, der Sohn des Hoteliers, eine
bewusstlose junge Frau am Strand findet, die offensichtlich
Schiffbruch erlitten hat, wirft dies einige Fragen auf, denn die
Gerettete kann sich an nichts erinnern, nicht einmal an ihren Namen.
Die Mitglieder der Familie Baabe verhalten sich der jungen Frau
gegenüber recht unterschiedlich. Christian fühlt sich von Anfang an
für sie verantwortlich, weil er sie ins Haus gebracht hat. Er möchte
ihr helfen, die Erinnerung wieder zu erlangen, und je öfter er mit
ihr zusammen ist, umso stärker fühlt er sich zu ihr hingezogen.
Johanna, Christians Schwester, sucht ihre Nähe, mit dem Wunsch, in
der Fremden eine Freundin zu finden. Auch wenn diese nicht weiß, wie
sie heißt oder woher sie kommt, so ist ihr aber ein Brauch in
Erinnerung, der mit einem kleinen Zweig zusammenhängt, den die
Schiffbrüchige in ihren Händen hielt, als Christian sie fand. Sie
weiß sehr genau, dass es sich dabei um einen Barbarazweig handelt.
Obstbaumzweige, die am 4. Dezember geschnitten und ins Wasser
gestellt werden, sollen Glück bringen, wenn sie an Weihnachten
blühen. Glück können beide jungen Frauen brauchen: Johanna, weil
sie nach dem Willen ihrer Eltern eine Zweckheirat eingehen und eine
gute Partie machen soll, obwohl sie in einen anderen Mann verliebt
ist, den ihre Eltern jedoch nie und nimmer als Ehemann für sie
akzeptieren würden, weil er einer Familie angehört, die seit
Urzeiten mit den Baabes verfeindet ist.
Ihre neue
Freundin, die von Johanna kurzerhand „Barbara“ genannt wird,
wegen des Zweigs, den sie bei sich hatte, wünscht sich nichts
sehnlicher als ihre Erinnerung zurück zu gewinnen.
Herr Baabe, der
Vater des Geschwisterpaars, hat Mitleid mit Barbara und möchte alles
versuchen, ihr zu helfen und etwas über ihre Herkunft in Erfahrung
zu bringen, während seine Frau ganz und gar nicht mit dem neuen
Hausgast einverstanden ist. Ihre Abneigung, die sie der jungen Frau
entgegenbringt, kann man erst mit der Zeit ein wenig nachvollziehen,
wenn man mehr über sie erfährt. In ihrem Bestreben, Barbara
schnellstmöglich wieder loszuwerden, setzt sie Ereignisse in Gang,
die sich bald als verhängnisvoll erweisen.
Die Charaktere
des Romans sind alle sehr klar und gut ausgearbeitet. Johanna und
Christian waren mir vom ersten Moment an sympathisch. Über die
Eltern mit ihrem Standesdünkel konnte ich manchmal nur den Kopf
schütteln, aber eine derartige Einstellung gab es sicher damals in
vielen Köpfen. Obwohl Herr Baabe ein eher friedliebender, gerechter
Mensch zu sein scheint, hat er so seine Probleme, was ein altes
Familiengeheimnis angeht, mit dem auch die Feindschaft zu jener
anderen Familie zusammenhängt, in deren Sohn Johanna verliebt ist.
Während die
Geschwister Baabe darauf hoffen, ihre Zukunft selbst in die Hand
nehmen und ihre große Liebe heiraten zu dürfen, sieht es in der
Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Eltern ganz anders aus. Da gewinnen
negative Gefühle die Oberhand, und so manche Handlung wird von
Misstrauen und Eifersucht, von Neid und Hass angetrieben. Merete
Brettschneider liest dieses Hörbuch sehr ausdrucksvoll und verleiht
den Protagonisten mit verschiedenen Stimmlagen Charakter. Ich habe
ihr nur allzu gerne zugehört, und das Hörbuch war leider viel zu
schnell zu Ende. Neben der kurzweiligen, facettenreichen Handlung hat
mir auch gefallen, dass man einiges über das damalige
gesellschaftliche Leben des eleganten Ostseebads Heiligendamm
erfährt.
Wie schon der
Titel aussagt, spielt die Geschichte im Winter, genauer gesagt in der
Adventszeit und endet an Weihnachten. Das ist ja auch schon in
Hinblick auf die Barbarazweige klar, die im Roman ihre eigene,
besondere Rolle spielen. Ob die Zweige bis Weihnachten blühen und ob
sich damit die Hoffnungen der beiden jungen Frauen erfüllen, verrate
ich natürlich hier nicht, denn das muss jeder Leser oder Hörer
dieses schönen und stimmungsvollen Romans selbst herausfinden.
⭐⭐⭐⭐ 1/2
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