Dienstag, 29. September 2015

Rache auf Türkisch - Askim Utkuseven


In ihren Kurzgeschichten beleuchtet die Autorin verschiedene Situationen aus dem Alltag auf „Türkisch“. Egal ob es da um Ehekrach auf Türkisch, Führerschein auf Türkisch oder Rache auf Türkisch geht, Askim Utkuseven gelingt es innerhalb weniger Sätze, typische Klischees über unsere türkischen Mitbürger auszuräumen. Zugleich erfährt der Leser jedoch sehr viel Interessantes über Verschiedenheiten und Gemeinsamkeiten der türkischen und der deutschen Kultur. So manches könnte man sich auch mit deutschen Protagonisten vorstellen, andere Geschichten, wo es beispielsweise ums Heiraten und die damit verbundenen Vorbereitungen geht, laufen doch auf Türkisch ein wenig anders ab als auf Deutsch. Aber auch wenn so manche Sitten und Bräuche der Kulturen sich unterscheiden, so sind doch die Emotionen überall gleich. Egal ob sich jemand auf Deutsch oder auf Türkisch verliebt, ob sich jemand auf Deutsch oder auf Türkisch ärgert, die Gefühle sind nicht landesabhängig, sondern einfach menschlich, ebenso wie die Reaktionen darauf.
Die Geschichten sind raffiniert aufgebaut, von hintergründigem Humor und meist bis zuletzt undurchschaubar. Man ahnt lange nicht, worauf es hinausläuft und erlebt am Ende einer jeden Story eine Überraschung.
Schon nach wenigen Sätzen war ich immer so vom Geschehen gefesselt, dass ich die begonnene Geschichte unbedingt sofort zu Ende lesen „musste“, zu neugierig war ich, was sich die Autorin diesmal wieder hat einfallen lassen. Ihre Geschichten sprühen geradezu vor Ideenreichtum, und die meisten haben mir ein Schmunzeln entlockt, manchmal musste ich auch lauthals lachen.
Ich habe mich grandios amüsiert und wünsche mir mehr von diesen köstlichen Geschichten!



Samstag, 26. September 2015

Der magische Bogen - Rodney Bennett


Lizzie liebt die Musik und das Geigenspiel über alles, aber wenn sie selbst zu ihrer Geige greift um zu musizieren, nehmen alle in ihrer Umgebung Reißaus, so schrecklich klingt es, wenn sie den Bogen über die Saiten zieht. Es gelingt ihr einfach nicht, der Geige harmonische Töne zu entlocken; viel zu sehr verkrampft sie sich dabei, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Keiner glaubt an sie, nicht einmal ihre Musiklehrerin, Mrs. Stokes. Als die Mitglieder des Schulorchesters sich weigern, mit ihr zusammen zu spielen, ist Lizzie wütend, enttäuscht und mutlos. Aber dann geschieht etwas, das alles verändert. Lizzie trifft im Stadtpark einen rätselhaften alten Herrn, der wunderschön für sie Geige spielt und ihr seinen Bogen leiht. Mit seiner Gabe sind für das Mädchen jedoch auch gewisse Bedingungen verknüpft, so darf sie beispielsweise niemanden sonst mit dem Bogen spielen lassen, sonst verliert er seine magische Kraft.
Als Lizzie mit dem Bogen spielt, erkennt sie zu ihrem großen Erstaunen, dass sie nun ihrer Geige die richtigen Töne entlocken kann und ihr Spiel wunderbar klingt. Aber so viel Freude ihr dieser alte, geheimnisvolle Geigenbogen auch bereitet, so gefährlich ist es für Lizzie, ihn in ihrer Obhut zu haben, denn sie wird verfolgt, da jemand diesen alten Bogen unbedingt in seinen Besitz bringen möchte.

Lizzie, die liebenswerte junge Heldin der Geschichte, erkennt erst durch das Spiel mit dem alten Geigenbogen, was sie alles erreichen kann. Ihre anfängliche Mutlosigkeit wandelt sich in Selbstvertrauen, und sie entdeckt nicht nur ganz neue Seiten an sich selbst, sondern sie findet auch zu einem besseren, verständnisvollen Verhältnis zu ihrem Bruder. „Der magische Bogen“ ist ein wunderbares modernes Märchen, das sicher in erster Linie junge Musiker ansprechen wird, denn es macht Mut, die eigenen Fähigkeiten zu erkennen und einzusetzen. Lizzies ganzes Leben ändert sich in dieser Geschichte, den sie entwickelt sich von der unscheinbaren grauen Maus zu einem Mädchen, das an sich glaubt und Selbstvertrauen gewinnt.
Daneben erhält der Leser auch ein wenig kurzweiligen Geschichtsunterricht und erfährt, was es mit dem geheimnisvollen Geigenbogen auf sich hat. Hier fließen viele historische Details in die Handlung ein, die Informationen über Herkunft, Bau und Besonderheiten von Geigenbögen vermitteln und erkennen lassen, was für eine wichtige Rolle der Bogen beim Geigenspiel inne hat, und so ganz nebenbei wird durch die detaillierten und anregenden Beschreibungen vielleicht auch beim einen oder anderen das Interesse am Musizieren und an diesem interessanten Instrument geweckt.
Und nicht zuletzt ist es eine richtig turbulente, spannende und zugleich warmherzige Geschichte, die sicher nicht nur viele junge Leser fesseln und begeistern wird, sondern auch Erwachsene faszinieren kann und die einen zeitweilig auch schmunzeln lässt.
Auch die optisch sehr gelungene Gestaltung des Buches möchte ich nicht unerwähnt lassen, denn jedes Kapitel wird von einer extra gestalteten Seite mit einer kleinen Illustration und einem Zitat aus der Handlung eingeleitet.

Alles in allem ist dies ein sehr schönes, empfehlenswertes Buch, das sowohl meine Tochter als auch mich begeistern konnte.



Hier könnt ihr schon mal in die Geschichte 'reinschnuppern: Leseprobe

Montag, 21. September 2015

Die Naturheilerin - Paola Presciuttini


Klappentext des Verlags:
Süditalien im 11. Jahrhundert: Trotula de Ruggiero wächst in einer der reichsten und mächtigsten Familien Salernos auf. Von ihrem Kindermädchen Iuzzella, das für jede Krankheit oder gegen jeglichen Schmerz ein Mittel kennt, wird sie früh in die Geheimnisse der Heilpflanzen eingeweiht. Als die Mutter bei der Geburt des Bruders im Kindbett stirbt, beginnt Trotula sich für Medizin zu interessieren, die sie in Salerno, an einer der besten Schulen des Mittelalters, als erste Frau studiert. Zunächst mit Wut, dann mit wachsender Leidenschaft brennt sie für ihre Berufung als Heilerin. In einer Zeit, in der ihr als Frau wenig Anerkennung entgegengebracht wird, schafft sie es, Geschichte zu schreiben – und für ihr privates Glück zu kämpfen …

Mein Eindruck:
Der Roman beschreibt das Leben der Trotula de Ruggiero, die im 12. Jahrhundert wirklich gelebt hat und als Ärztin in Salerno praktizierte sowie ein Mitglied der dortigen Fakultät war und unterrichtete. Sie schrieb einige bedeutsame medizinische Abhandlungen, hauptsächlich über Frauenkrankheiten und Geburtshilfe, wobei ihre Ansichten für die damalige Zeit sehr fortschrittlich waren. Beispielsweise legte sie großen Wert auf Hygiene, was für das Mittelalter schon außergewöhnlich ist.
Es ist leider nicht allzu viel über diese interessante Frau bekannt, und in den wenigen Informationen, die es über sie gibt, sind sich die Forscher auch nicht einig, was denn nun der Wahrheit entspricht und was eher auf Spekulationen beruht.
Aus diesem Grund musste die Autorin sehr vieles über Trotulas Leben ihrer Phantasie überlassen und neu erfinden. Sie präsentiert in ihrem Roman ein Frauenbild, das sich in vieler Hinsicht von den Informationen unterscheidet, die ich bisher über Trotula hatte.

Der Roman ist komplett in der Ich-Form geschrieben, wobei die Erzähler von Kapitel zu Kapitel wechseln. Zum großen Teil berichtet Trotula selbst, aber es kommen verschiedene Personen aus ihrem Umkreis zu Wort, beispielsweise der Mönch, der sie in ihrer Kindheit unterrichtete, ihr Kindermädchen Iuzzella, ihre Cousine und noch einige mehr. Leider geht aus den Kapitelüberschriften nie hervor, wer hier gerade aus seiner Sicht über Trotula berichtet. Manchmal kann man das schon nach wenigen Sätzen aus dem Sinn erschließen, aber bei vielen Kapiteln muss man schon ein paar Seiten lesen, bis es sich klärt. Das stört den Lesefluss ungeheuer, und ich musste so manchen Abschnitt noch einmal lesen, um richtig zu erfassen, wer der Ich-Erzähler gerade ist und was er mir sagen möchte.
Trotula selbst wirkt auf mich ziemlich exzentrisch, und ihre Mitmenschen verehren sie und heben sie quasi bei ihren Erzählungen auf ein Podest. Wenn man ihnen allen glauben mag, war sie die perfekte Frau, völlig ohne Makel, denn sie wird von den Erzählern als schön, klug und so gut wie unfehlbar beschrieben. Anhand anderer Romane, in denen es ebenfalls um die Heilerin ging, hatte ich mir Trotula als scharfsinnig und intelligent, dabei aber auch bodenständig und tatkräftig vorgestellt. Die Trotula, die dieser Roman zeichnet, wirkt dagegen eher wie eine kapriziöse Kunstfigur.
Sprachlich ist der Roman sehr schön, manchmal poetisch und oft ein wenig philosophisch. Man spürt, dass der Autorin diese wichtige und interessante Frauenfigur des Mittelalters sehr am Herzen liegt, und wie Paola Presciuttini im Vorwort berichtet, waren die Recherchen für ihren Roman immens umfangreich. Aber leider bin ich weder mit der hier beschriebenen Trotula noch mit einem der anderen Charaktere richtig warm geworden, was sicher viel daran lag, dass ich bei jedem Kapitel erst überlegen oder suchen musste, welcher der Ich-Erzähler aktuell gerade berichtet.

Das fand ich sehr schade, denn die Person der Trotula de Ruggiero hat so viel zu bieten, was für mein Empfinden leider viel zu kurz kam.



Samstag, 19. September 2015

Der Palast der Meere - Rebecca Gablé

Bei der Lesejury von Bastei Lübbe hatte ich die wundervolle Gelegenheit, den neuen Roman von Rebecca Gablé "Der Palast der Meere" bereits vorab zu lesen. Ich habe den Roman als Vorab-Manuskript erhalten, und vor vier Wochen begann dazu die Leserunde. Für diese tolle Aktion bedanke ich mich ganz herzlich beim Verlag und auch bei Frau Gablé für die geduldige Beantwortung all unserer Fragen.


 Der aktuelle Roman und zugleich fünfte Band der Waringham-Saga spielt zur Regierungszeit Elizabeths I., und die Handlung beginnt im Jahr 1560, also genau 200 Jahre nach „Das Lächeln der Fortuna“, wo alles begann.
Diesmal dreht sich die Handlung in der Hauptsache um die Kinder und Enkelkinder von Nicholas of Waringham, dem Hauptcharakter des letzten Bandes „Der dunkle Thron“. Francis, sein ältester Sohn, der jetzige Earl of Waringham, führt die familieneigene Pferdezucht mit Erfolg und außerdem das Internat in Waringham. Einen besonders großen und wichtigen Part des Romans nehmen jeweils Isaac und Eleanor, Francis' jüngere Geschwister, ein.

Eleanor lebt am Hof Elizabeths I. und wird überall nur „Das Auge der Königin“ genannt. Als ihre Milchschwester und enge Vertraute ist sie eine Meisterin darin, brisante Informationen für Elizabeth in Erfahrung zu bringen und geheime Machenschaften auszuspionieren. Sie hat sich voll und ganz der Königin verschrieben, und ihr Privatleben ist gleich Null, bis sie Gabriel Durham kennenlernt und sich in ihn verliebt. Diese Liaison ist völlig unmöglich und ganz und gar nicht standesgemäß, denn Gabriel ist der König der Diebe. Um nicht bei ihrer Königin in Ungnade zu fallen, trifft sich Eleanor heimlich mit ihm.

Isaac lebt bei einem Onkel in London, bis Francis' Sohn Lappidot an den Pocken erkrankt und sein Augenlicht verliert. Daraufhin wird Isaac nach Hause beordert, da er nun eines Tages Francis' Nachfolge antreten soll, aber seine Erinnerungen an den Familiensitz Waringham sind nicht die besten. Dorthin zurückzukehren erfüllt ihn mit Unbehagen, und so macht er sich aus dem Staub. Als blinder Passagier schleicht er sich auf ein Schiff im Hafen. Dass ihn diese Reise jedoch so weit von zuhause wegführt, hat er sich nicht träumen lassen. Als er entdeckt wird, arbeitet er eine Zeitlang für den Kapitän und Freibeuter Hawkins als Schiffsjunge, aber Hawkins ist skrupellos und verkauft den Fünfzehnjährigen auf der Insel Teneriffa als Sklaven. Damit beginnt eine Leidenszeit für den jungen Mann, denn es dauert lange, bis er seine Freiheit zurück erlangt und die Heimat wiedersieht.

Isaac ist ein waschechter Waringham und hat die gleichen Eigenschaften, die ich schon an seinen Vorfahren so mochte, denn auch wenn er in noch so verzwickten, ausweglosen und gefährlichen Situationen steckt, also in Zeiten höchster Not, hat er noch einen trockenen Spruch auf den Lippen.
Diesen schlagfertigen Humor, gepaart mit einer draufgängerischen, aber zugleich herzlichen, sympathischen Art, haben die meisten Helden von Rebecca Gablés Romanen.
Eigentlich ist es verwunderlich, dass Isaac und Eleanor sich nicht leiden können, denn im Verlauf der Handlung entdeckt man, dass sie viele Gemeinsamkeiten haben.

Wie eigentlich schon der vierte Band, so ist auch dieser neue Roman ganz anders als die drei Vorgänger, die im Mittelalter spielten. Die Zeiten haben sich geändert und mit ihnen die Lebensart. Die Ära der tapferen, edelmütigen Ritter, die ihr Leben in so mancher Schlacht aufs Spiel setzten und auch oft verloren, gehört der Vergangenheit an. Dafür ist die Welt für die Menschen größer geworden, denn mit dem Schiff erreichen sie auch entfernteste Winkel der Erde. Die Seefahrt in fremde Länder und die Freibeuterei bringen neue Gefahren und Abenteuer mit sich, und Isaac muss für seine Ideale und damit gegen die Sklaverei kämpfen, die er so bitter am eigenen Leib erfahren musste.

Häufige Szenenwechsel im Roman, die an den englischen Königshof und dann wieder auf die raue See bzw. in ferne Länder führen, machen das Buch zu einem kurzweiligen Lesevergnügen. Da die Überschriften der einzelnen Kapitel immer den jeweiligen Ort und das Datum verraten, wo man sich gerade befindet, fallen die Sprünge zwischen den verschiedenen Handlungssträngen leicht.
Der Ort Waringham spielt diesmal eher eine untergeordnete Rolle, da sich das Leben der Familie mehr und mehr an Elizabeths Hof abspielt, denn auch Lappidot geht seinen Weg, der ihn von seinem Zuhause weg und an den Königshof führt.

Hier erfährt man mehr über Elizabeths Probleme mit ihrer papistischen Cousine Mary Stewart, die ihr nach dem Thron trachtet und sich ein katholisches England zurück wünscht. Wie man es von der Autorin gewohnt ist, fließt sehr viel Wahres, historisch Verbürgtes, in die Handlung ein. Wenn man die englische Geschichte der damaligen Zeit kennt, merkt man, wie aufmerksam und gründlich Frau Gablé hier recherchiert hat und wie authentisch sie ihre fiktiven Charaktere um die wahren historischen Persönlichkeiten herum arrangiert und so eine glaubhafte und spannende Geschichte daraus macht. Gerade die aufreibenden Machtkämpfe zwischen der protestantischen Elizabeth und ihren katholischen Gegnern ist ein großes Thema des Romans. Eine weitere Besonderheit ist die neue Rolle der Frauen. Diese sind nicht mehr länger nur schmückendes Beiwerk, sondern stehen mit beiden Beinen im Leben und sind die aktuellen Heldenfiguren.

Interessant finde ich an Rebecca Gablés Romanen, dass sie die historischen Personen, wie eben hier Elizabeth I., Mary Stewart, Robert Dudley und einige andere, immer aus dem Blickwinkel ihrer Protagonisten, eben der Waringhams, sieht und darstellt. Das bringt oft ganz andere Wesenszüge zutage als man von den entsprechenden Personen aus Geschichtsbüchern kennt, aber es macht die Geschichte und die Menschen dieser Zeit lebendig und vorstellbar.
Ich könnte hier noch ewig so weiterschreiben, denn bei einem Wälzer von über 950 Seiten gibt es so viele Eindrücke, dass mir nachträglich gar nicht mehr alles einfällt, was mir beim Lesen durch den Kopf gegangen ist und ich mit wenigen Sätzen gar nicht allem gerecht werden kann. Aber Tatsache ist, dass mich auch dieser fünfte Band wieder begeistern und mitreißen konnte. Ich habe jede Seite sehr genossen.


Hier die bisher erschienenen Bände der Waringham-Saga im Überblick:

Donnerstag, 17. September 2015

Die Salbenmacherin - Silvia Stolzenburg


Konstantinopel 1408:
Die schöne Oliviera hat sich unsterblich in einen Handelspartner ihres Vaters verliebt. Nun setzt die Sechzehnjährige alles daran, ihn für sich zu gewinnen und ihren Vater dazu zu bewegen, sie mit dem attraktiven Deutschen zu verheiraten. Ihr Plan geht wirklich auf, und so begibt sich das frisch vermählte junge Paar schon bald auf die lange und anstrengende Reise nach Tübingen, wo Laurenz seine Niederlassung hat. Schon während der Reise merkt Oliviera, dass sich ihr Gemahl verändert. Immer öfter hat sie den Eindruck, dass er ihr nicht mehr die gleiche Aufmerksamkeit zuteil werden lässt wie in Konstantinopel. Sie schiebt Laurenz' Stimmungsschwankungen und Alpträume auf die Anstrengungen der Reise und hofft, dass sich in Tübingen alles zum Guten wendet. Aber bei ihrer Ankunft erwartet die junge Frau eine herbe Enttäuschung. Das Haus ihres Ehemanns ist dunkel und feucht, und die Einheimischen begegnen ihr zum Großteil feindselig. Einen eigenen Bereich, wo sie ihre Salben und Heiltinkturen herstellen kann, wie sie es von ihrer Großmutter gelernt hat, muss sie sich hart erkämpfen. Verständnis und Unterstützung findet Oliviera nur bei ihrem Schwager Götz. Schon bald erkennt sie aber, dass sich die Brüder nicht besonders zugetan sind. Zudem verhält Laurenz sich immer seltsamer und entfremdet sich seiner jungen Frau von Tag zu Tag mehr. Schon bald muss Oliviera feststellen, dass ihr Gatte ein dunkles Geheimnis hütet, und ihr Wissen darum bringt sie in große Gefahr.

Der Einstieg in den Roman erfolgt mit dem ersten Satz „Die Nacht war wie geschaffen zum Töten“, denn der Prolog führt den Leser nach Tübingen, und man wird Zeuge eines brutalen Verbrechens. Schon nach wenigen Seiten war ich unrettbar in der Handlung gefesselt. Der Kontrast zwischen dem kurzen Prolog und dem ersten Kapitel ist groß, denn vom kalten, dunklen Tübingen kommt man nun in das farbenprächtige und orientalische Konstantinopel, wo man Oliviera und ihre Großmutter begleitet, während sie kostbare Salben und Arzneien herstellen, sich der Frauenheilkunde widmen oder ihre Einkäufe auf dem Basar erledigen. Oliviera ist hier behütet aufgewachsen, liebevoll umsorgt von ihrer Großmutter, wo es immer warm ist und die Luft nach Blüten und Gewürzen duftet.
Mit dem stattlichen Laurenz erlebt sie die erste Verliebtheit und zögert nicht, ihm in seine Heimat zu folgen. Was sie dort, im fernen Tübingen erlebt, ist ein wahrer Kulturschock für die junge Frau. Nie zuvor wurde sie so feindselig und misstrauisch behandelt. Der Fremdenhass, der ihr hier entgegenschlägt, verleiht der Geschichte eine erschreckende Aktualität.
Schnell kommt die Ernüchterung, und ihre Hoffnungen und Träume für die Zukunft zerplatzen wie Seifenblasen. In kurzer Zeit wird in dieser fremden Umgebung aus dem verliebten, eigensinnigen jungen Mädchen eine charakterstarke und desillusionierte Frau, die sich jedoch nicht unterkriegen lässt und trotz der eigenen Sorgen immer ein Herz für die Armen, Schwachen und Kranken hat. Der Entwicklungsprozess ist sehr schön beschrieben und nachvollziehbar.
Auch Laurenz verändert sich sehr. War er anfangs noch der faszinierte junge Mann, geblendet von Olivieras Liebreiz und Schönheit, so erfährt man sehr bald, dass er sich auf eine heikle Angelegenheit eingelassen hat, die ihn in große Gewissensnöte stürzt. Als Leser erhält man faszinierende Einblicke in seine Gedanken- und Gefühlswelt und erfährt von seinen Ängsten, die so typisch für die damalige Zeit erscheinen, denn Laurenz' größte Furcht ist, in die Hölle zu kommen. Hin- und hergerissen zwischen dieser Angst und seiner Gier nach Erfolg und Anerkennung, verstrickt er sich immer tiefer in ausweglose Situationen. Seine junge Frau verliert er dabei immer mehr aus dem Blickfeld.

Die Handlung ist zum Großteil abwechselnd aus Olivieras und Laurenz' Sicht geschildert. Aber auch ein weiterer, sehr düsterer Charakter kommt zu Wort. Die Art, wie die Autorin ihre Protagonisten charakterisiert und wie sie Stimmungen und Gegebenheiten darstellt, ist so intensiv und ausdrucksstark, dass einem des öfteren ein Schauer über den Rücken läuft. Die Spannung, die sich von der ersten Seite an stetig aufbaut, hält bis zum Schluss, welcher gut und abgerundet ist und doch förmlich nach einer Fortsetzung schreit. Es gibt noch so viel, was ich über Oliviera und ihre künftigen Erlebnisse erfahren möchte, und so war ich hoch erfreut, zu erfahren, dass eine Fortsetzung tatsächlich bereits in Planung ist.

In diesem Roman widmet sich Silvia Stolzenburg äußerst interessanten Themen. Da ist einmal die Heilkunde der beschriebenen Zeit. Viele der damaligen Diagnosen lassen uns heute schmunzeln, anderes wirkt erstaunlich modern. Es ist interessant, Oliviera bei ihrem Tun über die Schulter zu schauen.
Ein weiteres Thema und zugleich ein kriminelles Kapitel, um das es hier geht, ist der kräftig florierende Handel mit falschen Reliquien.
Im Nachwort erklärt die Autorin, wie sie auf diese Themen gestoßen ist, und sieht man sich die Bibliografie näher an, gewinnt man einen kleinen Eindruck davon, wie aufwändig und gründlich hier recherchiert werden musste.
„Die Salbenmacherin“ mit interessanten und vielschichtigen Charakteren, einer spannungsreichen Handlung und jeder Menge Hintergrundwissen konnte mich vollends überzeugen und hat sich fünf Sterne redlich verdient!




Sonntag, 13. September 2015

Schwiegermutter all'Arrabbiata - Brigitte Jacobi



Henrike ist Marzipanbäckerin aus Leidenschaft und betreibt ihre eigene kleine Manufaktur in der Lübecker Altstadt. Leider steht es mit ihrem Geschäft nicht zum Besten, denn es mangelt an Aufträgen, auch soll die Miete fast auf den doppelten Betrag erhöht werden, und Henrike hat keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Zu allem Überfluss erreicht sie eine SMS von ihrem Freund Dario, der ohne sie in seine Heimat nach Kalabrien gefahren ist. Nun schreibt er ihr, er sei entführt worden. Voller Sorge entschließt sich Henrike, ihn zu suchen. Mit ihrem Vater im Schlepptau macht sie sich auf die weite Reise nach Süditalien, um ihren Dario zu retten.
Am Ziel ihrer Reise geraten Vater und Tochter mitten in einen lautstarken Familienzwist.
Darios Mutter, die energische Mamma Lucia, verfolgt ihre Interessen temperamentvoll, lautstark und mit Tatkraft. Muss sie sich doch gegen ihre Rivalin Donatella zur Wehr setzen und versuchen, das Herz ihres geliebten Ehemanns Gennaro Serravalle zurückzugewinnen, der sie verlassen hat.
Darios älterer Bruder Massimo verfolgt eigene Interessen und wird von großen Stimmungsschwankungen heimgesucht.
Großmutter Amelia und Tante Benedetta nehmen sich Henrikes Vater, des überkorrekten Lübecker Professors, an, um ihn von seiner chronischen Bronchitis zu kurieren. Aber alle sind sich einig: Henrike ist hier nicht willkommen. Und Dario bleibt wie vom Erdboden verschluckt.

Wieder einmal nimmt die Autorin ihre Leser mit auf eine vergnügliche Reise nach Süditalien. Wie man es von ihren Romanen gewohnt ist, wird es auch diesmal wieder ziemlich turbulent, wenn steife Hanseaten auf temperamentvolle Süditaliener treffen. Die Sache um Dario gestaltet sich recht geheimnisvoll, und Henrike erhält keine Antworten auf ihre Fragen. Darios Familie gibt sich ihr gegenüber verschlossen. Auf ihren Vater kann sie nicht bauen, denn der wird von Darios Tante und Großmutter mit Beschlag belegt, und so macht sich Henrike allein auf die Suche nach ihrem geliebten Dario. Dabei sorgt sie für einige Verwirrung.
Darios Verschwinden gibt nicht nur Henrike, sondern auch dem Leser allerhand Rätsel auf, wobei das Ende für mich kaum vorhersehbar war, sondern einige Überraschungen barg. Mit italienischem Ambiente, viel Humor und einer guten Portion Spannung habe ich mich wieder einmal prima unterhalten gefühlt. Die einzelnen Personen sind lebhaft charakterisiert, und man kann sich besonders Henrikes Vater, den steifen norddeutschen Professor mit seinem übersteigerten Hygienefimmel, richtig bildlich vorstellen. Aber nicht nur ihr Vater, sondern auch Henrike selbst hat einen Tick. Immer wenn sie aufgeregt ist, fängt sie an zu hüpfen. Hier muss ich sagen, dass ich mir das beim besten Willen nicht recht vorstellen konnte, denn sie ist eine erwachsene Frau, die eigentlich weiß, was sie will. Die hüpfende Henrike hat immer ein etwas seltsames Kopfkino bei mir ausgelöst.


Insgesamt jedoch ist die Geschichte wieder bestens gelungen, und der lockere Schreibstil macht den Roman zu einem kurzweiligen Lesevergnügen, das einem so manches Schmunzeln entlockt.


Dienstag, 8. September 2015

Italienische Nächte - Katherine Webb


Apulien 1921: Clare Kingsley und ihr Stiefsohn haben eine lange Reise von England nach Süditalien hinter sich, weil Clares Mann Boyd seine Familie bei sich haben möchte. Er arbeitet als Architekt für den reichen Grundbesitzer Leandro Cardetta. Clare fühlt sich nicht wohl in der fremden Umgebung, auch hat sie den Eindruck, dass ihr Mann ihr etwas verheimlicht. Nach und nach erfährt sie, dass Boyd und Cardetta sich bereits von früher kennen, aber beide schweigen sich über die Vergangenheit aus.
Als Leandros Neffe Ettore eines Tages verletzt zum Gutshaus der Cardettas gebracht wird, tut sich für Clare eine neue, fremde Welt auf. Sie ist vom ersten Augenblick an fasziniert von dem ernsten Mann mit den tiefgründigen blauen Augen. Je mehr sie über ihn erfährt und je besser sie ihn kennenlernt, umso stärker fühlt sie sich zu ihm hingezogen.
Ettore verachtet die Lebensweise seines Onkels, denn er selbst führt ein ärmliches Dasein als Tagelöhner und kämpft ums tägliche Überleben, während Leandro, der ebenfalls in dieser kargen, elenden Umgebung aufgewachsen ist, sein Glück in Amerika gemacht hat und als reicher Grundbesitzer nach Italien zurückgekommen ist. Seitdem stehen Onkel und Neffe auf verschiedenen Seiten. Eine Annäherung scheint ausgeschlossen, denn in Apulien wütet ein erbitterter Krieg zwischen Arm und Reich. Die wohlhabenden Grundbesitzer bezahlen faschistische Schlägertrupps dafür, dass sie die einfache Bevölkerung in Schach halten, und die Rebellion der Tagelöhner, die Schwerstarbeit auf den Feldern der Reichen verrichten und kaum einen angemessenen Lohn dafür erhalten, sondern eher noch von den Aufsehern verspottet und erniedrigt werden, wird ein ums andere Mal zerschlagen.
Als Ettore beginnt, Clares Zuneigung zu erwidern, gerät die junge Frau in einen Zwiespalt. Von nun an steht sie zwischen den Fronten, denn einerseits genießt sie Leandro Cardettas Gastfreundschaft, aber sie liebt Ettore, und diese Liebe darf nicht sein. Es ist, als würden sie beide an einem gähnenden Abgrund stehen, der durch nichts zu überbrücken ist. Zu tief ist die Kluft zwischen Arm und Reich, und den Liebenden ist klar, dass ihre Beziehung keine Zukunft haben kann, denn Clare ist verheiratet, und Ettore trägt tief in sich noch die Trauer um seine Verlobte, die durch ungeklärte Ereignisse ums Leben kam, und er will nicht eher ruhen, als bis er den Schuldigen gefunden hat.

Liest man den Titel und betrachtet das schöne Cover, könnte man meinen, dass es sich bei diesem Buch um einen romantischen Liebesroman in „Bella Italia“ handelt. Wer dies erwartet, wird enttäuscht sein, denn dem ist ganz und gar nicht so. Das Italien, das hier geschildert wird, ist alles andere als idyllisch oder malerisch.
Das Süditalien der Zwanziger Jahre, das Clare Kingsley erlebt, ist ein ödes Land, ohne Schönheit. Die schwere Arbeit auf den vertrockneten Feldern, die Schikanen der Aufseher und der karge Lohn haben die Menschen hart gemacht. Mit Unterstützung der reichen Grundbesitzer gewinnen die Faschisten immer mehr Macht im Land, und alle Verbesserungen, die in der Vergangenheit erreicht worden waren, sind hinfällig. Clare erlebt eine Welt, die ihr bisher völlig fremd war. Sie musste noch nie Hunger leiden oder Angst um ihr Leben haben. Was sie hier in Gioia del Colle erlebt, lässt sie aus ihrem Dornröschenschlaf aufwachen. Sie wird mit der brutalen Realität der hier herrschenden Lebensverhältnisse konfrontiert, aber sie lernt auch die Liebe kennen. Zwar ist sie seit Jahren mit Boyd verheiratet, aber die Gefühle in ihrer Ehe waren genauso gedämpft und verhalten wie ihr ganzes bisheriges Leben.
Mich hat dieser Roman von der ersten Seite an gepackt. Er ist im Präsens und abwechselnd aus Clares und Ettores Sicht geschildert. Der Autorin gelingt es hervorragend, Stimmungen und Emotionen in ausdrucksstarke Bilder umzusetzen und Situationen mit wenigen, treffenden Worten darzustellen. Die Protagonisten sind sehr intensiv charakterisiert, und viele längere Passagen des Romans befassen sich mit dem Fühlen und Denken der Hauptpersonen. Manch einer mag dies als langatmig empfinden. Meinen Nerv hat dieser Roman jedoch voll und ganz getroffen, denn er gewährt einen intensiven Blick hinter die Kulissen und die glänzenden Fassaden, weit entfernt von touristischen Pfaden, sondern mitten ins reale Leben der damaligen Zeit, mit all seinen Problemen und Gefahren. Der Roman war völlig anders als erwartet, was ich jedoch positiv sehe, denn
sowohl die Handlung als auch die Sprache haben weitaus mehr zu bieten als pure Unterhaltung, es ist eine eindringliche Geschichte, die lange nachhallt.



Freitag, 4. September 2015

Das Lied des Hirten - Betsy Duffey, Laurie Myers



Kate McConnell schreibt den Psalm 23 auf einen Zettel und steckt ihn ihrem Sohn Matt zu. Sie möchte ihn damit berühren, denn er hat sich vom Glauben abgewandt und lässt nicht mit sich reden. Mit Matt's Mantel landet der Zettel in einer Reinigung, und der dortige Angestellte findet ihn. Damit beginnt für den Psalm auf dem kleinen Stück Papier eine weite Reise, die rund um die Welt führt. Unterwegs fällt das Blatt zwölf Menschen verschiedener Nationalitäten in die Hände, die alle gerade in einer Lebenskrise stecken, große Sorgen haben oder an einem Wendepunkt in ihrem Leben angekommen sind. Jeder von ihnen schöpft aus einer Zeile des Psalms um den guten Hirten Kraft oder Trost, und zu jedem dieser Schicksale gibt es im Buch eine Geschichte.
Darum ist dieses Buch einerseits ein abgeschlossener Roman, aber zugleich eine faszinierende Kurzgeschichtensammlung, die von einem kleinen, handgeschriebenen Blatt Papier zusammengehalten wird, denn die Reise des Psalms 23 zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch und verbindet die einzelnen Geschichten zu einem stimmigen Ganzen.
Es ist fesselnd, die Reise des Zettels zu verfolgen, und es ist faszinierend, wie die Menschen, die das Papier finden, darauf reagieren. Der bekannte Psalm, von einer gläubigen Frau in Schönschrift zu Papier gebracht, erscheint hier in einem neuen Licht. Die zwölf im Buch erzählten Schicksale füllen die Zeilen des Psalms mit Leben und geben ihm einen realen Sinn. Liest man die einzelnen Erlebnisse, so stellt man fest, dass nicht die betroffenen Menschen den Psalm finden, sondern der Psalm findet sie, genau zur richtigen Zeit.
Am Ende jedes Kapitels ist man gespannt, wo die Reise des Zettels nun hingehen wird und auf welche Weise sie vonstatten geht. Durch die unterschiedlichen Schicksale, denen man begegnet, erhält man reichlich Stoff zum Nachdenken. Manche der Geschichten haben mir sehr berührt, andere weniger. Die meisten Geschichten konnte ich nachvollziehen, andere nicht, aber das ist gerade das Interessante an dem Buch, denn jeder Mensch setzt andere Prioritäten in seinem Leben und jeder Mensch hat andere Probleme oder Sorgen, aber für mich war die Kernaussage, dass dieser Psalm für jeden die richtigen Worte findet, egal welcher Nationalität oder Hautfarbe der Mensch ist und gleichgültig, wie klein oder groß die Sorgen des Einzelnen sind.

Der Schluss des Romans ist zugleich das Ende der Weltreise unseres kleinen Zettels. In gewissem Sinn schließt sich der Kreis. Wie er das tut, grenzt an ein Wunder, und da Wunder heutzutage eher selten passieren, hat mich dieses Finale dann doch ein wenig skeptisch und grüblerisch zurückgelassen. Aber letztendlich ist es ja nicht Sinn des Buches, den Wahrheitsgehalt der fiktiven Handlung zu überprüfen, sondern es geht hauptsächlich um den Psalm 23, der in diesem Fall der Protagonist ist, der etwas bewirken und die Menschen berühren soll, und er hat seine Aufgabe vollends erfüllt.



Donnerstag, 3. September 2015

Der Schwur des Normannen - Ulf Schiewe



Kurzbeschreibung:
Süditalien 1054: Gerlaine, die Geliebte des jungen Normannen Gilbert, ist von Sklavenjägern entführt wurden. Die einzige Spur führt mitten in Feindesland nach Sizilien, dem Reich der Sarazenen. Nur zwei seiner Gefährten sind bereit, ihm zu folgen. Bald schon geraten sie in höchste Gefahr – Machtkämpfe zwischen Berberfürsten, tödliche Anschläge arabischer Gotteskrieger und die Heimtücke des berüchtigten schwarzen Emirs.

Mein Eindruck:
Auf ein Wiedersehen mit dem sympathischen Gilbert und seinen Gefährten habe ich mich schon richtig gefreut. Aber den jungen Normannen plagen die Sorgen, denn seine geliebte Gerlaine wurde entführt. Seine Nachforschungen ergeben, dass sie Sklavenjägern in die Hände gefallen ist, und er beschließt, deren Spur nach Sizilien zu folgen. Was er sonst noch bei seinem Aufenthalt in Kalabrien herausgefunden hat, darauf möchte ich gar nicht näher eingehen, denn sonst würde ich zu viel verraten. Auf jeden Fall empfehle ich, die Normannensaga von Anfang an zu lesen, denn man kann zwar der Handlung gut folgen, auch wenn man die Vorgeschichte nicht kennt, aber es sind die Feinheiten, die man auf diese Weise verpasst, denn so manche kleine Bemerkung, die sich auf frühere Ereignisse bezieht, kann man erst richtig einordnen, wenn man die Vorgeschichte kennt. Gilbert hat sich weiterentwickelt. Er ist reifer und vernünftiger geworden. Aus dem jugendlichen Draufgänger ist ein nachdenklicher Mann geworden, der besonnen handelt und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, und doch wagt er alles, um die Frau wieder zu finden, die er liebt.
Mit seinem Plan, sie zu befreien, stößt er in seinem Umfeld auf Skepsis. Kaum einer seiner Freunde glaubt, dass es ihm gelingen könnte. Die Suche nach Gerlaine erweist sich dann auch als gefährliche und zeitraubende Odyssee, bei der Gilbert und seine Freunde mehr als einmal ihr Leben und ihre Freiheit riskieren.
Ich habe richtig mitgefiebert und war von der ersten Seite an völlig gefangen in der spannenden Handlung. Ulf Schiewes fiktive Helden kämpfen Seite an Seite mit realen historischen Persönlichkeiten. Die Gegend und die Charaktere sind sehr detailliert und authentisch beschrieben, und man erfährt so einiges über die politischen Verhältnisse, das Machtgefüge und auch über das Leben in dieser Zeit in Süditalien und auch über Sizilien, das damals unter sarazenischer Herrschaft stand.
Meines Erachtens ist der dritte und bisher letzte Band zugleich auch der beste. Gut waren sie alle, aber die Normannensaga hat für mich von Band zu Band eine Steigerung erfahren. Wenn ich Gilberts Worten glauben darf, ist die Saga aber noch nicht zu Ende, denn er verrät: „Aber was auch geschieht, das Leben geht weiter. Und auch meine Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt“. Diesem Zitat entnehme ich, dass wir uns mindestens noch auf einen weiteren Band freuen dürfen.





In dieser Reihenfolge sind die Bände der Normannensaga bisher erschienen.

Dienstag, 1. September 2015

Meine Monatsübersicht August 2015

Mit meiner Monatsübersicht August bin ich diesmal ein wenig später dran, aber hier ist sie nun endlich. 


Ich habe im August 7 Bücher gelesen, sechs gedruckte und ein eBook. Das waren 2517 Seiten, wobei ich sagen muss, dass ich eigentlich mehr gelesen habe. Wie schon erwähnt, beteilige ich mich an der Leserunde zum neuen Band von Rebecca Gablés Waringham-Saga, aber die bisher gelesenen Seiten zählen dann erst in den September, weil ich mit dem Buch noch eine Zeitlang beschäftigt bin.
Aber die folgenden Bücher habe ich im August zu Ende gelesen:

Mit den Rezensionen hinke ich diesmal ziemlich hinterher, aber ich werde die fehlenden noch im Lauf der Woche posten und hier verlinken. 
Mit meiner Bücherauswahl für den August hatte ich ein glückliches Händchen, denn es gab von mir nur 5- und 4-Sterne-Bewertungen. Allerdings ergibt sich dabei ein anderes Problem, denn ich kann mich bei so vielen guten Büchern nicht für einen absoluten Monatsfavoriten entscheiden. Glücklicherweise gab es auch im vergangenen Monat keinen Flopp.


Aber Neuzugänge sind zu vermelden:

Ein Band aus der Märchenserie von Gabriella Engelmann,
damit wurde ich von einer Teilnehmerin der Facebook-Gruppe überrascht.

Rezensionsexemplare, die quasi schon in den Startlöchern stehen und bevorzugt gelesen werden wollen.

Gekaufte und ertauschte Bücher, an denen ich einfach nicht vorbeigekommen bin ;-)
In meiner Tee-Ecke gibt es diesmal nicht allzu viel Neues. Glücklicherweise gab es im August viele schöne Tage (und Abende), wo man gerne bei einem kühlen Getränk draußen verbringt. Zu diesen Gelegenheiten habe ich immer gerne den Grüntee "Morimoto Mizudashi" getrunken, den ich euch in der letzten Monatsübersicht schon vorgestellt habe.
Wenn es dann doch mal etwas Warmes sein sollte, gab es die "Würzburger Residenzmischung", die ich aus einem Wichtelpaket habe. Ich liebe diese besonderen Städtemischungen von Tee Gschwendner und habe mittlerweile schon einige probiert. Die Würzburger Mischung ist leicht und lieblich-aromatisch und mit der Vielfalt an zugesetzten getrockneten Blüten genau richtig für den Sommer. Ich mag sie sehr gerne, und ich kann sie jedem empfehlen, der mal in Würzburg Station macht.

Mit dem September kam heute der Regen, und so langsam können wir uns wieder auf kühlere Temperaturen und längere, dunklere Abende einstellen. 
Ich wünsche euch einen schönen September, hoffentlich noch mit einigen Sonnenstrahlen, aber auf jeden Fall mit reichlich tollen Büchern, die euch begeistern und natürlich stets einen gemütlichen Ort, wo ihr ungestört schmökern könnt.