Sonntag, 31. Januar 2016

Rückblick Januar 2016

Hallo ihr Lieben, das erste Zwölftel des Jahres liegt schon wieder hinter uns, und es ist Zeit für einen ersten Monatsrückblick 2016.
Was meine Lesestatistik betrifft, war es ein sehr guter Start ins neue Jahr.
Ich habe insgesamt acht Bücher gelesen, das waren 3573 Seiten. So viel habe ich in keinem Monat des letzten Jahres geschafft, denn da gab es nur einen Monat, wo ich 3000 Seiten überschritten habe, und das war der September mit 3489 Seiten. So gesehen habe ich im Januar schon ganz schön vorgelegt.



Meine Übersicht der im Januar gelesenen Bücher:
Katrin Koppold: Sehnsucht nach Zimtsternen 
Gerit Bertram: Die Tochter des Medicus 
Amy Forster: Der Himmel über Berkeley Park 
Ella Theiss (Hrsg.): Kriminelle Weihnachten 
Barbara Leciejewski: In all den Jahren 
Marita Spang: Blut und Seide 
Sally Andrew: Tannie Marias Rezepte für Liebe und Mord 
Christopher Ross: Hinter dem weißen Horizont 

Es gab keinen Flop, aber jede Menge wunderbarer Bücher, und obwohl so viele Fünfsterne-Bücher dabei waren, gab es für mich diesmal einen eindeutigen Monatsfavoriten. Zwei weitere Bücher waren ihm aber sehr dicht auf den Fersen. Es ist immer schwierig, die Bücher zu vergleichen, weil sie aus unterschiedlichen Genres sind. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen, aber bei einem Buch hat einfach alles 100%ig gestimmt.
Mein absoluter Favorit, der mich am meisten beschäftigt und bewegt hat, war:
Die Bücher, die ganz nah' dahinter kommen, sind
"Blut und Seide" von Marita Spang und
"Die Tochter des Medicus" von Gerit Bertram, denn auch das sind zwei wunderbare Romane, die mich beeindruckt haben und mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben werden.

 ✿  

Auch neue Bücher sind noch einige bei mir eingezogen.
Von meinen Neuzugängen sind zwei Rezensionsexemplare:


"Hoffnung auf Kirschblüten" ist der vierte und letzte Band von Katrin Koppolds Sternschnuppen-Reihe, auf den ich schon sehr gespannt bin.
"Zwei für immer" sollte eigentlich ein richtiges Männerbuch werden, und dann ist ein Liebesroman dabei herausgekommen, so schreibt der Autor. Ich lasse mich mal überraschen und freue mich schon sehr darauf, die beiden Bücher zu lesen.

Und dann wären da noch die gekauften bzw. ertauschten Bücher:



Das sind größtenteils Bücher von meiner Wunschliste. Nachdem jetzt im Januar erst so richtig der Winter Einzug gehalten hat, war es mir noch nach Winterbüchern, und so habe ich "Der Jahrhundertwinter" von Richard Dübell und "Wintergäste" von Sybil Volks entdeckt und bin nicht daran vorbei gekommen. Zwei Bände von M. C. Beaton aus der Agatha Raisin-Reihe mussten ebenfalls mit, um meine Sammlung zu vervollständigen. "Die Tochter des letzten Königs" von Sabrina Qunaj steht schon sehr lange auf meiner Wunschliste, und da im Februar schon der letzte Band der Trilogie erscheinen wird, möchte ich diese Romane heuer endlich einmal angehen. "Englischer Harem" von Anthony McCarten und "Der Alchimist" von Paulo Coelho sind auch schon so lange auf meiner Wunschliste, dass es schon längst fällig war, die Bücher endlich meiner Sammlung einzuverleiben. 


  


Neues aus meiner Teetasse:
Hier gab es ganz oft den Schwarztee "Nougat-Pflaume", eine tolle, würzig-warme und fruchtige Mischung, so richtig ideal für den Winter, mit kleinen Schokoladenstückchen und Mandelblättchen versetzt, und Kornblumenblüten setzen farbliche Akzente. Ich hatte mir den Tee bei Thymian in Bayreuth mitgenommen, als wir dort im Dezember zu einem Weihnachtsmarktbesuch waren, und er war in den vergangenen Wochen definitiv mein Lieblingstee. Den Geburtstagstee von Sonnentor hat mir meine Tochter zum Geburtstag geschenkt. Es ist ein bunt gemischter, ausgewogener und sehr leckerer Kräutertee, den ich bevorzugt abends genieße. 
Und da der Januar immer ein paar gute Vorsätze mit sich bringt, trinke ich momentan fast täglich Detox-Tee von "Tree of Tea". (die unteren beiden Fotos) "Daily Detox", eine Mischung auf koffeinfreier Grüntee-Basis, kenne und verwende ich schon länger, und nun ist eine neue Sorte dazu gekommen: Holy Detox, ein reiner Kräuter- und Gewürztee mit Orangenschalen und Granatapfelstückchen. Diese beiden Sorten werden mich auch weiterhin begleiten, denn im Februar beginnt ja die Fastenzeit, und da werde ich bemüht sein, noch etwas bewusster und gesünder zu leben.


  

Bei der momentan sehr trockenen Heizungsluft ist mein Aroma-Vernebler im Dauereinsatz. Hierfür verwende ich zurzeit sehr gerne den Baldini Raumduft "Wellness", eine feine, unaufdringliche und wohltuende Mischung aus Orange, Kamille und Vanille.



So, das war es wieder von mir mit meinem Januar-Rückblick. Mal sehen, was der neue Monat so bringt, denn immerhin ist es der kürzeste Monat des Jahres, und ich bin gespannt, wie sich das in meinem Lesepensum niederschlägt.
Ich wünsche euch allen einen schönen Februar und treibt es nicht zu toll in den nächsten beiden Wochen, die ja für viele voll im Zeichen der Fastnacht stehen. *ggg*



Samstag, 30. Januar 2016

Hinter dem weißen Horizont - Christopher Ross

1930 im Norden Kanadas:
Bei einem Flugzeugabsturz inmitten der Wildnis, irgendwo in den Ogilvie Mountains, kommt Clarissa Swensons Mann ums Leben. Sie selbst überlebt mit einem gebrochenen Bein. Nur mit knapper Not kann sich die verletzte Frau zu einer verlassenen Blockhütte schleppen. In den folgenden Wochen ist ihre einzige Gesellschaft ein geheimnisvoller Wolfshund. Nanuk, wie Clarissa ihn nennt, wird im Lauf der Zeit immer zutraulicher und sucht immer wieder ihre Nähe. Als ihr Bein verheilt ist, erkundet Clarissa nach und nach die Umgebung der Blockhütte. Auf einem ihrer Streifzüge findet sie einen angeschossenen Mountie. Sie pflegt Frank gesund und kehrt anschließend mit ihm nach Dawson City zurück. Hier möchte sie sich ein neues Leben aufbauen, denn in ihrer alten Heimat würde sie nur alles schmerzlich an ihren verstorbenen Mann Jack erinnern. In Dawson findet sie eine Aufgabe, indem sie sich um die Huskys eines katholischen Pfarrers kümmert. Hier erfährt sie auch vom härtesten Schlittenhunderennen der Welt, das im folgenden Februar stattfinden soll. Als einzige Frau nimmt sie die Herausforderung an und möchte an der Yukon Trophy teilnehmen.

Clarissas Geschichte ist Abenteuer pur. Die Protagonistin ist eine starke Frau, die inmitten der Wildnis überlebt und immer wieder über sich hinauswächst. Die Liebe zu den Huskys bestimmt ihre Zukunft, und Nanuk, der rätselhafte Wolfshund, der mehrmals ihren Weg kreuzt, hat eine Schlüsselrolle und bestimmt immer wieder ihr Schicksal. Eindrucksvolle Schilderungen bringen dem Leser die Schönheit der Wildnis Kanadas nahe. Man vermag fast die Kälte zu spüren und den Schnee knistern zu hören, und man kann Clarissas Leidenschaft für das Land am Yukon sehr gut nachvollziehen. Die junge Witwe trauert nach wie vor um ihren geliebten Mann Jack. Sie fühlt sich in der Stadt nicht wohl und konzentriert sich ganz auf die faszinierende Arbeit mit den Schlittenhunden. Mit ihnen unternimmt sie ausgedehnte Fahrten und genießt die Stille und Einsamkeit in der Natur. Auch eine zarte Liebesgeschichte gibt es im Roman, aber diese steht nicht im Mittelpunkt, sondern entwickelt sich sehr dezent und beiläufig. Für mich gehört dieses Buch ins Genre der Abenteuerromane, wenn auch mit romantischen Elementen, die mir gut gefallen, da sie sehr natürlich und zurückhaltend in die Handlung eingeflochten sind. Im Vordergrund steht Clarissas, für die damalige Zeit sicher ungewöhnliches, Schicksal und die Tatsache, dass sie sich in einer Männerdomäne bewegt und auch behauptet. Dieser Roman hat alles, was man sich von einem fesselnden Schmöker für einen gemütlichen Winterabend wünscht. 


Dieser Roman von Christopher Ross ist bereits 2000 im Schneekluth Verlag erschienen und passt daher prima zur #GoldenBacklist Challenge, an der ich heuer teilnehme.



Mittwoch, 27. Januar 2016

Tannie Marias Rezepte für Liebe und Mord - Sally Andrew



Kurzbeschreibung des Verlags:
Südafrika, im beschaulichen Klein Karoo: Hier lebt Tannie Maria, eine lebensfrohe Witwe, in einem Haus unter einem Eukalyptusbaum. Wenn sie nicht gerade in ihrer Küche neue Gerichte erfindet, schreibt Tannie an ihrer Kolumne für die Lokalzeitung, in der sie robuste Lebenshilfe erteilt – und diese zur Begeisterung der Abonnenten zuverlässig mit den köstlichsten Rezepten garniert.
Als jedoch eine junge Frau ermordet aufgefunden wird, gibt es nichts mehr, was Tannie noch in der Küche hält. Nachdem sie in ihrem Leben schon so manches Geheimnis – unter anderem das des perfekten Schokoladenkuchens – gelüftet hat, schreckt sie auch vor der Jagd nach einem waschechten Mörder nicht zurück. Tannie folgt ihrer feinen Nase, womit sie schon bald Detective
Kannemeyer in die Quere kommt, der sich bei seinen Ermittlungen lieber auf klassische Polizeimethoden verlässt. Vergeblich versucht Kannemeyer, die ebenso bezaubernde wie hartnäckige Hobby-Detektivin kaltzustellen. Denn Tannie lässt sich nicht beirren und folgt weiter ihrer Spur, die sich als immer heißer und gefährlicher entpuppt …

Meine Meinung:
Die Witwe Tannie Maria lebt in der kleinen Karoo. Sie arbeitet als eine Art Briefkastentante für die Klein-Karoo-Gazette, allerdings ist ihre Komumne etwas Besonderes denn sie kombiniert ihre Ratschläge und Lebenshilfe mit passenden Rezepten, die sie selbst kreiert.
Eines Tages wurde eine junge Frau ermordet aufgefunden, und Tannie Maria erkennt, dass eben diese Frau sich vorher um Rat an sie gewendet hatte. Nun fühlt sie sich persönlich verantwortlich und stürzt sich beherzt in eigene Ermittlungen zu dem Mordfall, sehr zum Unwillen von Detective Kannemeyer, der es gar nicht mag, dass Tannie Maria ihm in die Quere kommt. Tannie gibt jedoch nicht nach und stellt, zusammen mit ihrer Kollegin Jessie, immer wieder Nachforschungen an, wobei sich die beiden Frauen letztendlich in große Gefahr begeben.

Tannie Maria ist ein liebenswerter Charakter, wenn auch manchmal ein wenig drollig, denn sie hält gerne Zwiesprache mit den Bisquits, die sie gebacken hat, wenn gerade kein anderer Gesprächspartner greifbar ist. Sie bezieht ihr Wohlbefinden größtenteils aus dem, was sie kocht und isst, und auch ihre Mitmenschen verwöhnt sie mit ihren kulinarischen Kreationen. Zu dem Mord an Martine, einer treuen Leserin ihrer Kolumne, macht sie sich ganz eigene Gedanken. Auf die herkömmlichen Polizeimethoden möchte sie sich nicht verlassen, und bei ihren eigenen Nachforschungen geht sie sehr pragmatisch vor. Sie ist eine recht bodenständige Frau und versorgt ständig ihre Mitmenschen mit guten Speisen, die sie selbst zubereitet. Egal ob sie bei der Polizei vorspricht oder einen Verdächtigen besucht, immer hat sie einen feinen Kuchen oder eine andere Leckerei dabei. Ihr Selbstbild ist nicht gerade rühmlich, denn für modische Outfits hat sie kein Händchen, und wenn sie sich dann wirklich einmal hübsch machen und ein schönes Kleid tragen möchte, um Detective Kannemeyer zu gefallen, was sie sich jedoch nur insgeheim eingesteht, dann erlebt sie so manche unangenehme Überraschung, die zwar nicht für Tannie Maria, aber doch für den Leser sehr amüsant ist. Überhaupt gerät Tannie in so manche kuriose Situation.
Der Roman ist in der 1. Person aus Marias Sicht geschildert, und der Schreibstil ist eher einfach gehalten, eben genau wie Tannie Maria der Schnabel gewachsen ist. Prinzipiell würde sich der Roman also leicht lesen lassen, wären da nicht die zahlreichen Begriffe in Afrikaans. Viele kann man zwar aus der Handlung ableiten, aber so manche haben sich mir nicht erschlossen, und ich misste ständig googeln, denn leider gibt es keine Begriffserklärungen im Buch. So war zwar relativ schnell klar, dass es sich bei den Veldskoene, die Tannie Maria immer trägt, um sehr bequeme und weiche Lederboots handelt und dass die immer wieder erwähnte Stoep wohl die Terrasse oder Veranda vor Tannie Marias Haus ist, aber man liest zahlreiche Schimpfwörter oder andere Aussprüche und viele Alltagsbegriffe in Afrikaans, was den Lesefluss dann doch deutlich beeinträchtigt.
Viele Situationen wirkten auch etwas überspitzt auf mich, denn so manch einer macht sich im Krankenhaushemd mit offenem Rücken auf Mördersuche, was dann doch recht skurril anmutet und vermutlich nicht dem südafrikanischen Lebensstil angelastet werden kann. Auch umweltpolitische Aspekte fließen in die Handlung ein, wenn es beispielsweise um geplantes Fracking in der kleinen Karoo geht, aber das Thema läuft nur am Rande und wird nicht näher ausgeführt.
Dazwischen findet man schöne Landschaftsbeschreibungen und natürlich viele Einblicke in Tannie Marias Küche. Sie kocht und backt, was das Zeug hält, und die Ergebnisse kann man im Anhang bewundern, wo eine ganze Sammlung mit ihren Rezepten untergebracht ist.

Alles in allem ist der Inhalt dieses Buches so farbenfroh wie das Cover, und der Roman bietet ein buntes Potpourri aus Mord und Liebe, Essen und Trinken und etwas schrägem Humor. Er ist unterhaltsam zu lesen, aber man sollte die Handlung nicht allzu ernsthaft betrachten.



Montag, 25. Januar 2016

Die #GoldenBacklist Challenge

Es geht sicher vielen Bloggern ähnlich wie mir: wir haben einen hohen SuB, und immer kommen neue Bücher, die gerade wichtiger erscheinen und dringend gelesen werden wollen. Dabei bleiben ältere Schätze oft auf der Strecke und fristen ein Warte-Dasein im Regal, und das ist schade, denn da sind oft so tolle Bücher dabei, und seien wir mal ehrlich, Bücher werden bei langer Lagerung ja nicht schlecht! Bei Papiergeflüster habe ich nun eine interessante Challenge entdeckt (vielen Dank für den Beitrag dazu an die liebe Cara), die genau dieses Thema anspricht, das mir am Herzen liegt. Zur Motivation habe ich mich dieser Challenge spontan angeschlossen und hoffe, dass ich im Lauf des Jahres 2016 einige Bücher lesen werde, die älter als fünf Jahre (Erscheinungsdatum) sind.
Drei Bücher habe ich mir gleich einmal herausgesucht, die ich demnächst  für die #GoldenBacklist Challenge lesen möchte, weil sie schon so lange in meinem Regal schlummern:


Ich werde auch bei dieser Challenge für alle gelesenen Bücher eine Rezension auf meinem Blog posten und außerdem auf meiner Facebook-Seite und auf Instagram darüber berichten.
Allen Teilnehmern dieser schönen Challenge wünsche ich ein erfolgreiches Lese-Jahr 2016 und viel Freude mit den älteren Schätzchen.

Sonntag, 24. Januar 2016

Blut und Seide - Marita Spang



Deutsches Reich zur Mitte des 13. Jahrhunderts:
Schon als kleines Kind verliert Simon von Monfort seine Eltern bei einem brutalen Überfall. Wie durch ein Wunder überlebt er, und Johann von Sponheim, der beste Freund seines Vaters, nimmt ihn als Ziehsohn auf. Von klein auf ist Simon den Schikanen von Johanns jüngeren Bruder Heinrich ausgesetzt, der keine Gelegenheit auslässt, den Kleinen zu drangsalieren.
Jahre später verliebt sich Simon ausgerechnet in Christina von Katzenelnbogen, denn diese ist Heinrich schon seit ihrer Kindheit versprochen. Obwohl Christina sich ebenfalls zu Simon hingezogen fühlt und sich vor einer Ehe mit dem gewalttätigen, unsympathischen Heinrich fürchtet, ist ihr Vater, Eberhard von Katzenelnbogen, nicht gewillt, von dem damals geschlossenen Verlöbnis zurückzutreten. Der frustrierte Simon sucht sein Heil im Kampf und dient sich dazu unterschiedlichen Herren an. Dabei gerät er immer wieder zwischen die Fronten der Herrschenden. Es war eine unruhige Zeit der Kriege und Fehden, und man erlebt, durch Simons Augen, die kämpferischen Auseinandersetzungen zwischen dem deutschen König Rudolf I. von Habsburg und dem böhmischen König Ottokar mit. Als Ritter von Ehre ist sich Simon nicht sicher, welcher Seite er dienen soll, denn beide Könige stellen sich als unberechenbar und korrupt heraus und handeln nicht immer politisch korrekt, sondern sind in erster Linie auf ihre eigenen Interessen bedacht. Auch die Suche nach dem Mörder seiner Eltern bringt den jungen Ritter in so manche bedrohliche Situation, wäre da nicht sein treuer Knecht und zugleich bester Freund Michel, der ihn in seinem Kummer tröstet und berät und so manches Eisen für Simon aus dem Feuer holt.
Und immer wieder kommt es zu schicksalhaften Begegnungen mit dem verhassten Heinrich.

Grundstock für Marita Spangs zweiten historischen Roman bilden die geschichtlich Gegebenheiten rund um Kreuznach im 13. Jahrhundert, welche ihren legendären Höhepunkt, im Jahr 1279, in der Schlacht bei Sprendlingen finden. Dabei fließen sehr viele reale Geschehnisse in die Handlung ein, und man begegnet auch zahlreichen historischen Persönlichkeiten von damals.
In Gegensatz zu den fiktiven Charakteren Christina und Simon hat es den Metzgersohn Michel wirklich gegeben, und er ist eigentlich die heimliche Hauptperson der Geschichte. Was es mit ihm auf sich hat und wie sich sein Schicksal erfüllt, erfährt man im letzten Teil des Buches.
Egal ob fiktiv oder real, die Charaktere dieses großartigen Romans sind allesamt sehr ausdrucksstark und vielschichtig gezeichnet. Auch die sympathischen Figuren, wie beispielsweise Christina oder Simon, sind nicht tadellos oder unfehlbar, sondern haben ihre Schwächen und treffen so manche falsche Entscheidung, aber genau darum wirken sie so realistisch, eben einfach menschlich. Man kann ihre Gedankengänge und Beweggründe manchmal nur schwer nachvollziehen, da sie sich oft grundlegend von unserer eigenen heutigen Einstellung unterscheiden. Immer wieder stellt man fest, wie wenig eine Frau damals galt und in der Gesellschaft zu sagen hatte, das wird gerade an Christinas Beispiel in erschütternder Weise deutlich.
Die Autorin schenkt ihren Protagonisten nichts; sie verlangt ihren Helden viel ab, und mit ihrer lebhaften, authentischen Erzählweise und der auf die Zeit angepassten Sprache schafft sie eine reale, bildhafte Atmosphäre.

Der Roman hat Suchtcharakter, und ich war so gefesselt, dass ich ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit zur Hand genommen und die über 800 Seiten innerhalb weniger Tage fertig gelesen habe. Der realistische Blick auf ein Kapitel deutscher, mittelalterlicher Geschichte, ist einfach großartig, und die hier geschilderten Ereignisse und Schicksale werden mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben.




Sonntag, 17. Januar 2016

In all den Jahren - Barbara Leciejewski



Der erste Satz: 1990 „Als ich ihn das erste Mal sah, war er nackt.“

Elsa und Finn sind Nachbarn. Schon ihre erste Begegnung verläuft sehr außergewöhnlich, denn als Finn eines Tages bei Elsa an der Wohnungstür klingelt, ist er nackt. Er hat sich ausgeschlossen und möchte gerne seinen Bruder anrufen, der einen Zweitschlüssel besitzt.
Aus der kuriosen Situation, die eigentlich nur Elsa ziemlich peinlich ist (Finn sieht das alles ganz cool und gelassen), wird im Lauf der folgenden Zeit eine innige Freundschaft. Elsa und Finn sind Nachbarn, und sie sind beste Freunde, aber sie sind kein Liebespaar. Darauf bestehen sie, wenn diesbezügliche Bemerkungen aus dem Bekanntenkreis kommen. Eine Liebesbeziehung, darin sind sie sich einig, würde ihre wertvolle Freundschaft nur belasten oder gar zerstören. Eine Liebe kann unglücklich machen oder zerbrechen, aber Freundschaft ist dauerhaft, und Freunde sind immer füreinander da.
Erzählt wird die Geschichte aus Elsas Sicht. Die Handlung des Romans erstreckt sich über zwanzig Jahre, und für jedes Jahr gibt es ein eigenes Kapitel.
Was die Protagonisten in dieser langen Zeitspanne zusammen erleben, worüber sie sich freuen, was sie bewegt und was sie erschüttert, wird von der Autorin in so lebendiger Weise und mit viel Gefühl und Herz erzählt, dass man den Eindruck hat, mittendrin zu sein. Es gibt ernste, trübselige Tage und Wochen, aber da sind auch die schönen Zeiten mit vielen heiteren und positiven Ereignissen. Man erlebt ein Wechselbad der Emotionen, denn man kann mit Elsa und Finn schmunzeln und lachen, aber manches ist so bewegend, dass es einem die Tränen in die Augen treibt, sei es aus Mitgefühl oder aus Rührung. Elsa ist Synchronsprecherin und Schauspielerin, Finn ist ein begnadeter Maler. Beide bewegen sich in Künstlerkreisen, sie entwickeln sich weiter, aber sie bleiben stets sich selbst treu. Das finde ich so wohltuend an der Geschichte, dass die meisten der Charaktere so natürlich dargestellt sind. Man lernt im Umkreis der Freunde einige interessante und sympathische Persönlichkeiten kennen. Hier möchte ich ganz besonders Edda nennen, eine liebenswürdige und gesellige alte Dame, die ein Herz für die Kunst, aber ein schlechtes Gedächtnis hat. Sie erzählt gerne über ihre Vergangenheit mit ihrem geliebten Max, aber jedes Mal fällt die Geschichte ein klein wenig anders aus. Eddas Geheimnis und was dahintersteckt, erfährt man gegen Ende des Romans. Aber dies ist nur einer der Gründe, wieso man dieses Buch unbedingt lesen sollte.
Eigentlich ist es so, man liest es nicht einfach, sondern man erlebt es! Elsa wird (in ihrer Eigenschaft als Schauspielerin) einmal mit einem Rohdiamanten verglichen. Dieser Vergleich ist meiner Meinung nach ebenso passend für den ganzen Roman, denn auch er wirkt unverfälscht und natürlich. Ein weiterer Aspekt, der mir den Roman so besonders nahe gebracht hat, ist die Kulisse Münchens, denn dies ist eine Stadt, die ich besonders liebe, da ein Teil meiner Wurzeln dort ruht. Die schönen Beschreibungen der Schauplätze habe ich daher sehr genossen.

Mir hat Elsas und Finns Geschichte so manchen Kloß im Hals verursacht, und ich musste einige Tränen verdrücken, aber sie hat mir auch oft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Das Jahr ist noch jung, aber ich kann doch jetzt schon sagen, dass dieses Buch zu meinen Highlights 2016 gehören wird!



Dienstag, 12. Januar 2016

Neuzugänge in der ersten Januarhälfte

Das Jahr 2016 ist noch gar nicht alt, aber es sind schon wieder einige neue Bücher bei mir eingezogen.  Zuerst meine drei historischen Neuerwerbungen (gekauft bzw. ertauscht), an denen ich mal wieder nicht vorbei gekommen bin. Aber das sind alles Bücher von meiner Wunschliste, die ich unbedingt haben und lesen möchte, und da kann ich selten widerstehen.


Durch die Bücherüberraschungs-Gruppe bei Facebook, bei der ich mich aktiv beteilige, habe ich folgendes Überraschungsbuch (ebenfalls ein Wunschbuch) erhalten und auch gleich noch einige Leseproben dazu.


Und zwei Rezensionsexemplare vom Heyne-Verlag waren auch vor ein paar Tagen in der Post:
"Das Pfirsichhaus" von Courtney Miller Santo. Hier habe ich mich auf Anhieb in das wunderschöne Cover verliebt. In der Geschichte geht es um drei Cousinen und die Renovierung eines alten Hauses, was mit so einigen Geheimnissen verbunden sein soll. Ich bin gespannt auf die Geschichte. 


Das zweite Rezensionsexemplar, "Im Spiegel ferner Tage" von Kate Riordan, spielt in den Dreißiger Jahren in London. Passenderweise kam dieses Buch zusammen mit einer schönen Dose "English Breakfast Tea". Da ich ja leidenschaftliche Teetrinkerin bin, werde ich diesen Doppelpack ausgiebig nutzen und mir immer den passenden Tee zum Buch aufgießen. Ich freue mich schon sehr auf gemütliche Tee-Lesestunden.


Auch euch Leseratten da draußen wünsche ich recht viel Zeit zum ausgiebigen und gemütlichen Schmökern und Stöbern in euren Bücherschätzen.

Montag, 11. Januar 2016

Kriminelle Weihnachten auf den Nordseeinseln - Ella Theiss (Hrsg.)


Wie der Titel schon verrät, befinden sich in diesem etwas anderen Weihnachtsbuch 17 Kriminalgeschichten verschiedener Autoren, gesammelt von der Herausgeberin Ella Theiss, und alle diese Geschichten spielen auf einer der Nordseeinseln. Lediglich die letzte Geschichte spielt auf dem Festland, im Norden Deutschlands. Wo die einzelnen Erzählungen jeweils handeln, das steht im Inhaltsverzeichnis dabei.
Ich finde es immer schwierig, eine Anthologie zu bewerten, denn da hat man ja meist eine sehr bunte Mischung an Kurzgeschichten, und jede ist anders und individuell. Man entdeckt beim Lesen Storys, die einem gut gefallen und andere, mit denen man vielleicht nicht so viel anfangen kann, und man kann sie nicht alle über einen Kamm scheren.
Ich entschloss mich daher, jede Geschichte für sich zu bewerten, wie sie mir gefallen hat, und so habe ich dann einen Durchschnittswert von 4,5 Sternen herausbekommen und auf fünf Sterne aufgerundet, ein toller Schnitt für ein schönes Buch, wie ich finde.

Aber nun hier zu den einzelnen Geschichten mein persönlicher Eindruck:

  1. Die Helgoländer Weihnachtsgesellschaft
    Hintergründig, mit offenem Ende, was hier aber gut passt. Eine gute Geschichte für „Gedankenspinner“ ****
  2. Rien ne va plus
    So makaber und raffiniert ausgeklügelt, dass ich am Ende fast lachen musste, in Anbetracht der Skurrilität *****
  3. Keine Tafelrunde auf Hooge
    Die Geschichte liest sich sehr vergnüglich, unterhaltsam und ein wenig mystisch, denn es gibt diverse Anspielungen auf „Die Nebel von Avalon“. Aber man versteht die Pointe auch ohne diesbezügliches Insiderwissen. *****
  4. Die entführte Maria
    Amüsant geschrieben und überraschend, was die Verknüpfungen angeht, die sich ergeben. Aber ich fand die Gedankengänge des Ermittlers etwas verwirrend, und seine Schlussfolgerungen haben mich verblüfft. ****
  5. Die Fuge
    Eine rätselhafte, auch ein wenig mystische Geschichte, deren Ende ich leider nicht so ganz verstanden habe bzw. bei der ich das Gefühl hatte, da fehlt noch etwas. ***
  6. Alle Jahre (nie) wieder
    Wenn eine Schwiegermutter zur Plage wird. Amüsante Geschichte mit tragischem Ende. ****
  7. Alle Neune auf Norderney
    Handfeste, kurzweilig geschriebene Kriminalgeschichte, aber mir haben hier ein wenig Spannung und Überraschung gefehlt, den die Handlung war für mein Empfinden frühzeitig vorhersehbar. ****
  8. Strandkorb 7007, mit der Lizenz zum Sterben
    Witwe betreibt auf Juist Trauerbewältigung, weil sie hier immer mit ihrem verstorbenen Mann Urlaub gemacht hatte. Wie sich die Dinge dann entwickeln, ist verblüffend, mit spektakulärem Ausgang. *****
  9. Der Weihnachtsretter
    Ein Dieb auf Baltrum zwecks Weihnachtsentzug – sehr vergnüglich zu lesen *****
  10. Nicht ohne meinen Papa
    Raffiniert eingefädelt, eine super Geschichte, obwohl man ab der Mitte bereits erahnen kann, worauf die Sache hinausläuft. *****
  11. Weihnachten bei Oma
    „Weihnachten rockt“ oder: Da werden Weihnachtstraditionen eisern verteidigt. - Gut geschrieben und spannend zu lesen. *****
  12. Time to say Goodbye
    Von der Gefahr, sich an geistigem Gut zu bereichern, das einem nicht gehört. Durchaus nachvollziehbar, mit einer plausiblen Lösung. *****
  13. Stille
    Handelt von einer zerrütteten Ehe und den Folgen der Garstigkeit. Eine faszinierende Geschichte. *****
  14. Moppe und Kloppe
    Scheinbar bin ich für derartige Geschichten zu arglos. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die „Auflösung“ richtig verstanden habe, denn irgendwie blieben mir die Beweggründe schleierhaft. ***
  15. Das letzte große Ding
    Zwei Freunde planen den letzten großen Coup, eine Geschichte mit überraschender Wendung, toll gemacht und amüsant zu lesen. *****
  16. Ein Steuerfahnder auf Wangerooge
    Seemannsgarn auf Wangerooge? Das nennt sich wohl dann eher „Inselgarn“, eine Geschichte zum Schmunzeln. ****
  17. Warnung
    Von einem Täter mit Weihnachtsmann-Phobie – Humorvoll und ein wenig makaber. *****

Wie bereits oben an entsprechender Stelle erwähnt, sind zwei Geschichten dabei, bei denen sich mir das jeweilige Motiv nicht erschlossen hat. Irgendwie stand ich da wohl auf der Leitung. ;-)
Aber der Großteil der Geschichten hat mich gut bis sehr gut unterhalten, und das Büchlein bietet abwechslungsreiche Lektüre für die dunklen, kalten Monate des Jahres.



Sonntag, 10. Januar 2016

Der Himmel über Berkeley Park - Amy Forster




Kurzbeschreibung des Verlags:
Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, begegnen sich auf dem englischen Landsitz Berkeley Park: das englische Dienstmädchen Ella, die durch einen Unfall ihr Gedächtnis verlor, und die deutsche Adlige Auguste, die mit ihren Eskapaden das ganze altehrwürdige Haus auf den Kopf stellt. Beide Frauen kämpfen in einer Zeit, in der Europa auf den Ersten Weltkrieg zusteuert, auf unterschiedliche Arten um ihr Glück. Doch eine Gemeinsamkeit wird die zwei für immer verbinden: Die Liebe zu Augustes Ehemann Rhys.

Mein Eindruck:
Die Handlung des Buches spielt größtenteils auf dem englischen Landsitz Berkeley Park. Rhys, einer der beiden Söhne des Hauses, verliebt sich während einer Reise in die Berlinerin Auguste von Schongau. Die lebenslustige junge Adlige fühlt sich in ihrem strengen Elternhaus eingeengt und versucht mit allen Mitteln, den starren Konventionen zu entkommen. Sie möchte etwas erleben, und damit trifft sie mit Rhys einen Gleichgesinnten, denn auch er ist auf der Suche nach Freiheit und Abenteuer. Als er Auguste als seine Verlobte mit nach Hause bringt, stößt seine Entscheidung bei der gestrengen Mama nicht auf Gegenliebe. Sie hasst alles Deutsche und steht der zukünftigen Schwiegertochter von Anfang an feindselig gegenüber.

Dann ist da noch das Dienstmädchen Ella. Sie hat durch einen Unfall ihr Gedächtnis verloren, und so hat sie keinerlei Erinnerungen an die Zeit vor ihrer Verletzung, als sie sich in Rhys verliebt hatte. Ihre fehlende Vergangenheit hat aus dem fröhlichen und wissbegierigen Mädchen eine verschlossene und vernünftige junge Frau gemacht.
Sie wird Augustes Kammerzofe und mit der Zeit sogar ihre Vertraute.

Es ist eine aufregende Zeit. Die Technik schreitet immer mehr voran, die Pferdekutschen werden von Automobilen abgelöst, und die Menschen begeistern sich fürs Fliegen. Taucht ein Flugzeug am Himmel auf, sorgt dies für großes Aufsehen. Der erste Weltkrieg wirft bereits seine Schatten voraus und beunruhigt die Menschen. Für Auguste ist daher dieser Zeitpunkt, als Deutsche in eine Familie englischen Landadels einzuheiraten, recht unglücklich gewählt.


Der Roman lässt erahnen, wie das Leben in den besseren Kreisen damals spielte. Die Söhne und Töchter aus gutem Hause begeisterten sich für den Fortschritt, denn sie konnten sich all die technischen Neuerungen leisten, und sie riskierten Kopf und Kragen für den Nervenkitzel, der ein wenig Abwechslung in das komfortable aber gleichförmige Leben brachte.

Während Rhys sein Leben bei Autorennen riskiert, fühlt sich Auguste zur Künstlerin berufen. Eigentlich müsste man meinen, sie hat durch die Heirat mit Rhys alles, was sie sich erträumt hat. Sie hat eine gute Partie gemacht, ohne sich dafür den Wünschen ihres Vaters unterzuordnen, und Rhys liebt sie gerade für ihre Verwegenheit. Und doch scheint ihr etwas im Leben zu fehlen, denn sie stürzt sich in immer gewagtere und zerstörerische Eskapaden.

Ella ist das genaue Gegenteil. Die sympathische Kammerzofe sieht alles von der vernünftigen, praktischen Seite, und sie ist die Einzige, auf die Auguste zeitweise hört. Ohne es zu wissen, sind die beiden Frauen Rivalinnen um die Liebe von Rhys.

Die Geschichte ist sehr gefällig geschrieben und kann mit einer Vielzahl an interessanten Charakteren aufwarten. Sowohl die Zeit als auch das Umfeld erinnern ein wenig an „Downton Abbey“, und ich könnte mir vorstellen, dass Fans dieser beliebten Serie auch Gefallen am vorliegenden Roman finden.

Ich habe anfangs ein wenig gebraucht, mich einzulesen, was nicht unbedingt am Roman liegt, sondern vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass der Zeitpunkt des Lesens von mir nicht so günstig gewählt war und ich mich aus Zeitgründen nicht sofort völlig auf die Geschichte einlassen konnte, die gerade zu Beginn alles sehr ausführlich darstellt. Das ist zwar notwendig, um die verschiedenen Personen richtig kennen zu lernen, um sie einschätzen zu können, aber bei Auguste hat mir doch manchmal das Verständnis gefehlt. Nicht, dass sie sich gegen die starren Zwänge und Vorgaben aufgelehnt hat, sondern wie sie es tat, war mein Problem. Einerseits hatte ich den Eindruck, dass sie ständig auf der Suche nach Liebe und Anerkennung war, aber genau diese Gefühle hat sie bei den Menschen, die ihr wichtig waren, durch ihre meist spontanen Handlungen zerstört. Ich schwankte bei ihr ständig zwischen Mitleid und Unverständnis, denn zeitweise wirkte sie auf mich wie ein trotziges Kind.

Spätestens ab der Hälfte hatte mich der Roman dann absolut gepackt, und ich war von der Handlung fasziniert. Die Entwicklungen, die mit viel Zeitkolorit und sehr lebendig dargestellt sind, halten den Leser in Atem, und man steuert zuletzt mit rasender Geschwindigkeit auf den Showdown zu. Zwischen diesem und dem Epilog gibt es einen Zeitsprung, wie das bei vielen Romanen der Fall ist. Grundsätzlich hat mir das Ende auch gefallen, nur hätte ich gerne noch so einiges gewusst, was leider nur noch kurz oder nur andeutungsweise erwähnt wurde.

Insgesamt gesehen ist dieser Roman jedoch absolut lesenswert, denn neben der turbulenten Familiengeschichte zeichnet er ein detailreiches Bild des damaligen Lebens, des technischen Fortschritts und der politischen Entwicklungen bis zum 1. Weltkrieg.



Dienstag, 5. Januar 2016

Die Tochter des Medicus - Gerit Bertram


Bei dem Pogrom im Jahr 1519 in Regensburg verliert die junge Jüdin Alisha nicht nur ihre gesamte Familie, sondern durch die dramatischen Erlebnisse auch ihre Stimme. Mit dem Medizinkoffer ihres Vaters geht die junge Frau nach Frankfurt und betätigt sich dort als Heilerin und Assistentin eines Arztes. Da sie nicht sprechen kann, fällt es ihr schwer, sich bei ihren Mitmenschen verständlich zu machen. Ihr größter Wunsch ist, in die Fußstapfen des Vaters zu treten und Ärztin zu werden. Aber das war zur damaligen Zeit schier unmöglich.

Die Rahmengeschichte zu diesem Roman, der von einem sehr berührenden Frauenschicksal des 16. Jahrhunderts handelt, spielt in der Gegenwart in Regensburg. Gideon Morgenstern findet im Vermächtnis seines verstorbenen Großvaters einen alten Koffer, in dem sich zahlreiche Relikte aus der Vergangenheit befinden. Neben Fotografien und alten Briefen enthält dieser Koffer auch ein Hochzeitsgewand und einen uralten Holzkoffer. Wie sich herausstellt, war das der Arztkoffer Daniel Friedmanns, Alishas Vater, der damals, vor vielen hundert Jahren bei dem Pogrom ermordet wurde. Gideon, der bisher kaum etwas mit dem Glauben seiner Vorfahren zu tun haben wollte, entdeckt auch alte Tagebücher, die er jedoch nicht lesen kann, da sie in Hebräisch verfasst sind. Mit Hilfe der Studentin Paula gelingt es ihm, die alten Schriften zu übersetzen, und die beiden jungen Leute erleben eine Überraschung, ist dies doch ein aufrüttelndes Zeitzeugnis, von Gideons Vorfahrin Alisha eigenhändig verfasst.
Je länger sich Gideon mit der Vergangenheit und den alten Tagebüchern beschäftigt und je mehr er über die damaligen Geschehnisse und über Alisha erfährt, umso stärker wird seine Faszination. Alishas Schicksal berührt ihn sehr, und er sieht sich selbst, sein Leben, seine Familie und die Religion seiner Vorfahren plötzlich aus einem ganz neuen Blickwinkel.

Nicht nur Gideon und Paula nehmen intensiven Anteil am Schicksal der schönen Alisha, auch ich, als Leserin dieses Romans, war von der ersten Seite an gefesselt und berührt. Die beiden Handlungsstränge, einmal die Vergangenheit mit Alisha und dazwischen die Gegenwart mit Gideon und Paula, laufen parallel nebeneinander her. Obwohl ich völlig in der Geschichte versinken konnte, fand ich die Wechsel zwischen den Zeiten nicht lästig. Ich habe sie nicht als Unterbrechungen wahrgenommen, sondern als Brücken, die Gideons Familiengeschichte aus Vergangenheit und Gegenwart verbinden.
Der Handlungsstrang über die Vergangenheit ist natürlich ungleich dramatischer als die Ereignisse der Gegenwart, denn was dem jüdischen Volk damals widerfahren ist, lässt sich aus humaner Sicht kaum begreifen. Zwar ist Alisha ein fiktiver Charakter, aber die historischen Ereignisse, die diesem Roman zugrunde liegen, sind leider nur allzu wahr. Im Anhang sind auch zahlreiche reale historische Personen verzeichnet, die im Verlauf der Geschichte Erwähnung finden. Die historische Handlung mit all ihren wahren Hintergründen ist meines Erachtens sehr ausführlich und gut recherchiert. Man erhält intensive Einblicke in das Leben einer jüdischen Gemeinde und erfährt sehr viel Wissenswertes über jüdische Bräuche, Regeln und Feiertage. Die vielen Erklärungen im Glossar, zu speziellen Bezeichnungen und Redewendungen, sorgen für ein gutes Verständnis.

Die Rahmenhandlung mit Gideon und Paula rundet diesen eindrucksvollen und bewegenden Roman sehr schön ab, denn Gideon macht eine starke und faszinierende Veränderung durch, die ihren Auslöser in dem alten Koffer und in Alishas Tagebüchern hat. Bei Gideon, dem momentan jüngsten Nachfahren der Familie Morgenstern, schließt sich der Kreis, und es ist nun an ihm, das uralte Vermächtnis zu bewahren und vielleicht eines Tages weiterzugeben. Für mich gehört dieses Buch zu den „nachhaltigen“ Romanen, die mich noch lange nach dem Lesen beschäftigen und mir intensiv in Erinnerung bleiben.




Samstag, 2. Januar 2016

Sehnsucht nach Zimtsternen - Katrin Koppold


Lilly lebt mit ihrem Mann Torsten in einer komfortablen Wohnung mitten in Schwabing. Sie scheinen eine glückliche Ehe zu führen, bis Torsten Lilly eines Tages, ohne Vorwarnung, wegen einer anderen Frau verlässt.
Zurück bleibt eine völlig verstörte, unglückliche junge Frau mit Schlafstörungen und einigen Pfunden Übergewicht. Von einem Tag auf den anderen ist ihre kleine Welt zusammengebrochen, und es dauert eine Weile, bis sie sich aufrafft und ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt.
Gerade als sie beschließt, sich künftig von „Prinzen“ fernzuhalten und lieber auf „Frösche“ zu setzen, kommt es plötzlich zu einem Männerüberschuss im ihrem Leben. Da ist einmal Jakob, der nervige Untermieter, der ein reges Liebesleben hat und die Frauen reihenweise vernascht. In der Wohnung nebenan zieht ein neuer Mieter ein. Günther ist ein richtiger Schönling, und Lilly nimmt gleich bei der ersten Begegnung mit ihm ungewollt Tuchfühlung auf. Dann erfährt die Unglückliche, dass sie auf der bevorstehenden Hochzeitsfeier ihrer Schwester Helga ihre Jungmädchenliebe wieder treffen wird, denn Anton, der während ihrer Schulzeit in die gleiche Klasse ging und ihr damals das Herz gebrochen hat, ist ebenfalls zur Hochzeit eingeladen.
In der folgenden Zeit hat Lilly alle Hände voll zu tun, ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken und ihre Zukunft zu planen. Dabei wird ihr bewusst, dass man nicht unbedingt ein Ziel haben muss, sondern dass es manchmal reicht, einfach den nächsten Schritt zu kennen.

„Sehnsucht nach Zimtsternen“ ist der dritte Teil von Katrin Koppolds Sternschnuppen-Reihe, und auch diesmal dreht sich die Handlung um eine der vier Baum-Schwestern. Natürlich gibt es auch ein Wiedersehen mit den Hauptpersonen aus den ersten beiden Bänden.
Anfangs wirkt Lilly etwas naiv. Sie fällt aus allen Wolken, als ihr Mann Torsten sie vor vollendete Tatsachen stellt, dass er sie verlassen wird. Ihr Selbstwertgefühl ist nicht sonderlich ausgeprägt. Erst mit der Zeit, wenn man sie besser kennen lernt und mehr über ihr bisheriges Leben erfährt, kann man viele ihrer Handlungen und Gedankengänge besser nachvollziehen. Nicht nur die Trennung von Torsten macht ihr zu schaffen, sondern das Schicksal hat noch einige weitere unangenehme Überraschungen für sie bereit. Aber Lilly wächst an ihrem Problemen und meistert sie mit Herz und Verstand. Dabei verläuft nicht immer alles geradlinig, und Lilly wird immer wieder mit unvorhergesehenen Wendungen konfrontiert, die ihre Pläne durcheinander werfen.

Lillys Geschichte ist ebenso fesselnd erzählt wie schon die beiden Vorgängerbände. Katrin Koppold trifft immer den richtigen Ton und die ideale Balance zwischen dramatischen und harmonischen Szenen. Die Bilder, die beim Lesen im Kopf entstehen, könnten jederzeit aus dem wahren Leben gegriffen sein, denn wie in der Realität, so gibt es auch bei den Protagonisten viele Unwägbarkeiten, und die Bandbreite der Emotionen, die hier frei werden, ist groß und facettenreich. Hier ist nichts einseitig, denn es werden sowohl traurige Erfahrungen der Beteiligten thematisiert, aber es gibt auch immer wieder Glücksmomente. Besonders gefällt mir, dass sich die vier Schwestern so gut verstehen und immer füreinander da sind. Und so ist auch Lilly mit ihren Problemen nicht allein, sondern findet Unterstützung innerhalb der Familie.
Obwohl der Titel und auch das Cover winterlich anmuten, spielt die Geschichte im Sommer, und doch hat es durchaus einen Grund, wieso dieses Buch „Sehnsucht nach Zimtsternen“ heißt. Der Zusammenhang wird man beim Lesen des Romans klar.

Ein Buch aus der Sternschuppen-Reihe zu lesen ist wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten, und mögen die Baums auch manchmal ein wenig chaotisch wirken, so sind sie doch allesamt liebenswert und menschlich, mit ihren kleinen Macken und Schwächen.

Ich habe auch diesen Roman wieder mit großem Vergnügen gelesen und freue mich auf den im Frühling erscheinenden vierten Teil, wo es hauptsächlich um Lillys Zwillingsschwester Mia gehen wird.







Alle vier Bände der Sternschnuppen-Reihe:


Freitag, 1. Januar 2016

Jahresrückblick 2015

Ich wünsche euch allen ein gesundes, glückliches Jahr 2016


Der Beginn eines neuen Jahres bringt immer auch einen Rückblick mit sich. Man macht sich Gedanken, ob alles so gewesen ist, wie man es geplant oder gewünscht hat, und man erinnert sich gerne an die schönen Erfahrungen.
Da dies ein Bücherblog ist, geht es natürlich auch im Jahresrückblick um mein Lieblingsthema "Bücher".

Zuerst ein wenig Statistik:
Ich habe im gesamten Jahr 85 Bücher gelesen, das waren 30.859 Seiten. Für mich waren es weniger Bücher als in den Vorjahren, aber wenn man sich bundesweite Statistiken und Umfragen ansieht, stellt man fest, dass nicht einmal 10 % der Deutschen täglich in einem Buch lesen. Nimmt man die Gruppe dazu, die mehrmals wöchentlich zu einem Buch greift, kommt man immer noch nicht über die 25 %-Hürde. So gesehen gehören wir "Vielleser" quasi einer Minderheit an.
Rückblickend kann ich sagen, dass es sowohl von der gelesenen Menge her als auch von der Auswahl meiner Bücher durchaus ein gutes Jahr war, das viele tolle Bücher mit sich brachte.

Meine zwölf Highlights habe ich im folgenden Foto festgehalten. Es waren noch einige Bücher mehr, die mir sehr gefallen haben, aber ich habe mich dann doch auf die 12 absoluten Favoriten beschränkt. Es ist eine bunte Mischung, und es sind viele historische Romane dabei, was schon dadurch bedingt ist, dass dies mein Lieblingsgenre ist. Aber es sind auch andere Genres vertreten, und auch wenn es bei den Autoren viele "Wiederholungstäter" immer wieder in meine Favoritenliste schaffen, so habe ich doch auch einige Autoren ganz neu für mich entdeckt. So habe ich im vergangenen Jahr meinen ersten Roman von Katherine Webb gelesen und war begeistert von "Italienische Nächte". Auch Thomas Raab war mir bisher unbekannt, und "Still" hat mich total fasziniert und vom Hocker gerissen. Von Rachel Weaver ist bisher nur ein Roman erschienen, und ihr Debüt hat mich überzeugt, ebenso wie Cristina Cabonis "Die Rosenfrauen", ebenfalls ein Debütroman. 
Rebecca Gablé, Petra Durst-Benning (ist sogar zwei mal in meinen Jahresfavoriten vertreten), Richard Dübell, Daniel, Wolf, Petra Schier, Ulf Schiewe und Elisabeth Büchle gehören zu den Autoren, wo ich bei Neuerscheinungen ohne zu zögern zugreife, weil ich sie alle lesen möchte.



Auch an einigen Challenges habe ich im vergangenen Jahr teilgenommen. Da wären die Goldmann-Challenge und die Blanvalet-Challenge. Leider habe ich bei beiden nicht so viel geschafft wie erhofft. Statt der gewünschten zwanzig Bücher habe ich für jede dieser beiden Challenges nur 6 geschafft. Das hindert mich jedoch nicht daran, es auch im neuen Jahr wieder zu versuchen, und so habe ich für die Goldmann-Challenge schon eine Seite eingerichtet und hoffe, dass es diesmal besser klappt.

Ein sehr kritisches Thema des vergangenen Jahres ist der geplante SuB-Abbau. So bin ich mit einem SuB in Höhe von 689 Büchern ins Jahr 2015 gestartet, mit dem festen Vorhaben, diese Menge im Lauf des Jahres zu reduzieren. Der Schuss ging ziemlich nach hinten los, denn mittlerweile beträgt mein SuB 730 Bücher, also 41 mehr als zu Beginn. eBooks sind hier gar nicht mit einbezogen, denn auch auf meinem Kindle tummeln sich so einige davon. Aber es ist nach wie vor so, dass ich eBooks eher ungern lese, weil mir das gewisse "Lese-Feeling" fehlt, das man bei einem gebundenen und gedruckten Buch hat. Auch finde ich eBooks unpraktisch, wenn man etwas nachschlagen möchte. Darum werden auch die "richtigen Bücher" in meinem Leben immer die Oberhand behalten.

So, das war's nun aber genug mit Statistik, Zahlen und Rückschau. Ab sofort blicke ich wieder voraus und freue mich im neuen Jahr auf viele interessante Lese-Abenteuer.

In diesem Sinn wünsche ich allen Bücherfreunden und Leseratten ein belesenes Jahr 2016