Klappentext:
»Denken
Sie sich einen Mann, der vor der Leiche seiner Frau steht, einer
Selbstmörderin, die sich erst vor wenigen Stunden aus dem Fenster
gestürzt hat.« Fantastisch und realistisch zugleich so
bezeichnet Dostojewski im Vorwort seine meisterhafte Erzählung »Die
Sanfte«, 1876 erschienen. In einem inneren Monolog lässt er den
Witwer sein Leben überdenken: An Leid und Gram und Schuld
zerbrochen, ist er ebenso sehr Opfer wie Täter. Ein ergreifendes
Stück Weltliteratur über Verletzlichkeit und Rachsucht, über späte
Reue und die schmerzliche Plötzlichkeit der Liebe.
Mein
Eindruck:
Schon im Vorwort
erfährt man, dass sich die junge, sanfte Frau des Pfandleihers aus
dem Fenster gestürzt hat. Der Ich-Erzähler, der Pfandleiher selbst,
führt einen Monolog, in dem er die Umstände und die Vorgeschichte
erklärt. Er ist bereits über vierzig, seine junge Frau war gerade
einmal sechzehn. Als er um sie warb, geschah das wohl eher aus
Zweckmäßigkeit. Zu dieser Zeit lebte sie bei ihren Tanten, für die
sie mehr Bedienstete als Nichte darstellte. Sie sollte mit einem
alten Krämer verheiratet werden. Indem sie den Pfandleiher nahm,
wählte sie das kleinere Übel. Die Ehe verlief weitgehend in
lähmender Stille. Mit seinem Schweigen signalisierte der Erzähler
Strenge, denn er wollte seine junge Ehefrau unterwerfen. Als diese
sich wehrt, wenn auch auf sehr sanfte Art, erkennt er wohl erst, dass
er sie liebt. Er hat viel falsch gemacht in dieser Beziehung. Als er
Reue zeigt und ihr gesteht, was er für sie empfindet, sieht es fast
danach aus, als würde endlich Frieden in die Beziehung einkehren,
aber dass dem nicht so ist, weiß man als Leser ja bereits aus dem
Vorwort. Das Ende der „Sanften“ ist tragisch und bewegend, und
man erkennt in der Erzählung des Pfandleihers dessen Reue und
Erschütterung, auch wenn diese mit einer Menge Rechtfertigung einher
geht.
Obwohl
sprachlich sehr beeindruckend, hat mich die Erzählung nicht
vollkommen überzeugt, denn so ganz konnte ich das Motiv der jungen
Frau nicht erkennen. Mit der Heiligenfigur, die sie bei ihrem Sprung
aus dem Fenster in Händen hielt, hat Dostojewski vermutlich in
seiner Erzählung eine Parallele zu einer Heiligenlegende aufgezeigt.
Die Geschichte enthält mehrere Botschaften, und einige, wenn auch
nicht alle, sind bei mir angekommen und haben mich zum Nachdenken
gebracht.
⭐⭐⭐⭐
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Von diesem Verlag habe ich mir auch einige preiswerte Klassiker bestellt. Sehr schön.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Anne
Hallo Anne, mir gefallen diese kleinen Ausgaben auch sehr gut, und ich habe noch einige andere davon hier im Regal stehen. LG Susanne
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