Samstag, 17. März 2018

Die Sanfte: eine fantastische Erzählung - Fjodor Dostojewski



Klappentext:
»Denken Sie sich einen Mann, der vor der Leiche seiner Frau steht, einer Selbstmörderin, die sich erst vor wenigen Stunden aus dem Fenster gestürzt hat.« Fantastisch und realistisch zugleich – so bezeichnet Dostojewski im Vorwort seine meisterhafte Erzählung »Die Sanfte«, 1876 erschienen. In einem inneren Monolog lässt er den Witwer sein Leben überdenken: An Leid und Gram und Schuld zerbrochen, ist er ebenso sehr Opfer wie Täter. Ein ergreifendes Stück Weltliteratur über Verletzlichkeit und Rachsucht, über späte Reue und die schmerzliche Plötzlichkeit der Liebe.


Mein Eindruck:
Schon im Vorwort erfährt man, dass sich die junge, sanfte Frau des Pfandleihers aus dem Fenster gestürzt hat. Der Ich-Erzähler, der Pfandleiher selbst, führt einen Monolog, in dem er die Umstände und die Vorgeschichte erklärt. Er ist bereits über vierzig, seine junge Frau war gerade einmal sechzehn. Als er um sie warb, geschah das wohl eher aus Zweckmäßigkeit. Zu dieser Zeit lebte sie bei ihren Tanten, für die sie mehr Bedienstete als Nichte darstellte. Sie sollte mit einem alten Krämer verheiratet werden. Indem sie den Pfandleiher nahm, wählte sie das kleinere Übel. Die Ehe verlief weitgehend in lähmender Stille. Mit seinem Schweigen signalisierte der Erzähler Strenge, denn er wollte seine junge Ehefrau unterwerfen. Als diese sich wehrt, wenn auch auf sehr sanfte Art, erkennt er wohl erst, dass er sie liebt. Er hat viel falsch gemacht in dieser Beziehung. Als er Reue zeigt und ihr gesteht, was er für sie empfindet, sieht es fast danach aus, als würde endlich Frieden in die Beziehung einkehren, aber dass dem nicht so ist, weiß man als Leser ja bereits aus dem Vorwort. Das Ende der „Sanften“ ist tragisch und bewegend, und man erkennt in der Erzählung des Pfandleihers dessen Reue und Erschütterung, auch wenn diese mit einer Menge Rechtfertigung einher geht.
Obwohl sprachlich sehr beeindruckend, hat mich die Erzählung nicht vollkommen überzeugt, denn so ganz konnte ich das Motiv der jungen Frau nicht erkennen. Mit der Heiligenfigur, die sie bei ihrem Sprung aus dem Fenster in Händen hielt, hat Dostojewski vermutlich in seiner Erzählung eine Parallele zu einer Heiligenlegende aufgezeigt. Die Geschichte enthält mehrere Botschaften, und einige, wenn auch nicht alle, sind bei mir angekommen und haben mich zum Nachdenken gebracht.

⭐⭐⭐⭐

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2 Kommentare:

  1. Von diesem Verlag habe ich mir auch einige preiswerte Klassiker bestellt. Sehr schön.

    Liebe Grüße, Anne

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    1. Hallo Anne, mir gefallen diese kleinen Ausgaben auch sehr gut, und ich habe noch einige andere davon hier im Regal stehen. LG Susanne

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