Samstag, 31. Mai 2014

Der Sommer der Blaubeeren - Mary Simses

Der Sommer der Blaubeeren
Mary Simses
Blanvalet, 416 Seiten
ISBN: 9783442382170

Kurzbeschreibung:
Um nach dem Tod ihrer Großmutter Ruth deren letzten Wunsch zu erfüllen, reist die erfolgreiche New Yorker Anwältin Ellen Branford nach Beacon, denn dort, in dem kleinen Küstenort ist Ruth aufgewachsen. Ellen soll einen Brief an einen gewissen Chet Cummings überbringen.
Da sie in drei Monaten heiraten wird und bis dahin noch viele Vorbereitungen anstehen, möchte sie ihren Besuch in der kleinen Stadt so kurz wie möglich halten. Aber es läuft nicht alles wie geplant, und die Übergabe des Briefes gestaltet sich schwieriger als gedacht. Je länger sie in Beacon bleibt und auf den Spuren ihrer Großmutter wandelt und je mehr sie über Ruth erfährt, umso stärker verändert sich ihre Sichtweise. Und plötzlich merkt sie, dass sie dabei ist, ihr eigenes bisheriges Leben umzukrempeln.

Mein Eindruck:
Anfangs hatte ich meine Zweifel, wie ich diesen Roman einschätzen soll. Ellens Verhalten ist zu Beginn schon recht befremdlich, und ihre Handlungen und Reaktionen lassen sich so gar nicht mit dem Bild der erfolgreichen Anwältin in Einklang bringen. Inzwischen vermute ich, dass die Autorin hiermit Ellens besondere Situation und den krassen Unterschied der Lebensverhältnisse, zwischen der Großstadt und dem kleinen Küstenort, verdeutlichen wollte. Die normalerweise weltgewandte Anwältin ist einen ganz anderen Lebensstil gewohnt und kommt mit den örtlichen Gegebenheiten anfangs gar nicht zurecht. Dabei macht sie sich mehrmals regelrecht zum Affen Erst nach und nach beginnt man, die junge Frau zu verstehen und besser einschätzen zu können. Je mehr man über sie erfährt, umso liebenswerter erscheint sie. Auch neben Ellen hat der Roman noch einige interessante zum Teil sehr sympathische Charaktere zu bieten. Da wäre in erster Linie Roy, Ellens Retter aus großer Not und zugleich Chet Cummings Neffe, und dann ist da auch der smarte, erfolgreiche Hayden, Ellens Verlobter, der ihr jeden Wunsch von den Augen abliest. Während ihres Aufenthalts in Beacon kommt es immer wieder zu außergewöhnlichen Situationen, die manchmal etwas befremdlich und grotesk erscheinen. Ich denke, manches ist hier eher sinnbildlich zu sehen und wurde von der Autorin eingesetzt, um Ellens innere Kämpfe deutlich zu machen, denn sie beginnt nach und nach, aus ihren Gewohnheiten auszubrechen, Kompromisse einzugehen und sich Gedanken über ihre Pläne und die Zukunft zu machen.
Was sie in Beacon über Ruth erfährt, zeigt ihr eine bisher völlig unbekannte Seite ihrer Großmutter und hat auch Einfluss auf sie selbst und ihr eigenes Leben. 
Der Schreibstil ist flott und amüsant. Nach einer kurzen Eingewöhnunsphase habe ich die humorvollen Schilderungen genossen. Die verschiedenen Schauplätze sind authentisch und bildhaft beschrieben; besonders gelungen finde ich die gefühlvolle, detaillierte und lebendige Darstellung der Abschnitte auf der alten, verwilderten Blaubeerfarm. Da kommt richtiges Sommerfeeling auf, und man kann sich wunderbar in die Szenen hineindenken.
Einen zusätzlichen Leckerbissen verspricht das Rezept für Blaubeermuffins, das sich auf den inneren Klappen des Umschlags befindet und das ich unbedingt ausprobieren möchte. Schon die Beschreibung klingt sehr gut, und dank einzelner Bemerkungen im Roman, die sich auf dieses Gebäck beziehen, weiß ich nun auch, worauf es für ein perfektes Gelingen ankommt.

Fazit:
Ein turbulenter, luftig-leichter und unterhaltsamer Roman, in ein stimmungsvolles und sehr ansprechendes Cover gekleidet, der Lust auf Sommer und Blaubeeren macht.


Freitag, 30. Mai 2014

Ist da jemand? Gott und meine Zweifel - Beatrice von Weizsäcker

Ist da jemand? Gott und meine Zweifel
Beatrice von Weizsäcker
Piper Verlag, 320 Seiten
ISBN: 349230415X


In diesem, ihrem neuesten Buch, äußert sich die Autorin zu ihrem persönlichen Standpunkt in Glaubensfragen. Sie macht es sich nicht einfach, wenn es um religiöse Themen geht. Ihre Sichtweise ist einerseits geradlinig, aber viele ihrer Erkenntnisse hat sie erst nach mühevollen Umwegen errungen. Was in der Bibel steht, ist von Menschenhand geschrieben, und mit Vorsicht zu genießen, denn man muss berücksichtigen, dass die Menschen damals ein völlig anderes Weltbild hatten, das mit dem heutigen Wissen oft kaum noch übereinstimmt, und dementsprechend haben sie auch ihre Schriften verfasst. So enthält die Heilige Schrift nicht Gottes Wort, sondern die Worte von Menschen, die damals gelebt haben. Genauso verhält es sich mit der Kirche und ihren Regeln. Auch dieses Gefüge stammt von Menschenhand, und nicht alles, was im Namen der Religion geschah oder geschieht, ist zugleich auch Gottes Wille. Manch einer mag diese Sichtweise für provokativ halten, aber es ist nun mal eine Tatsache. Mit ihrer Sicht der Dinge spricht mir Frau von Weizsäcker aus dem Herzen. Auch wenn ich nicht all ihre Gedanken und Überlegungen für mich annehmen kann, so stimme ich ihr in vielen Dingen zu. Glauben ist eben etwas sehr Individuelles, und jeder muss sich seinen eigenen Weg suchen.
Hierzu liefert die Autorin eine Fülle von Denkanstößen. Sie zweifelt und hinterfragt, und doch glaubt sie, denn ihrer Meinung nach ist ein Glaube ohne Zweifel nicht zu haben. Das ist tröstlich, denn man ist nicht gleich ein Ungläubiger oder ein schlechter Christ, nur weil man nicht allem zustimmt, was in der Bibel steht oder was die Kirche sagt.
Manches war mir fast zu ausgiebig behandelt, einige Themen für mein Empfinden regelrecht zerpflückt, und die Gedanken drehen sich im Kreis. Aber auch dieses „Umkreisen“ eines Themas sagt mir letztendlich, dass der Geist nicht zur Ruhe kommt, weil es eben auf viele menschliche Fragen keine erschöpfende Antwort geben kann.
Für mich persönlich war das Buch eine Bereicherung. Ich habe neue Erkenntnisse für mich gewonnen und andere bestätigt gefunden. Auch wenn ich während des Lesens im Geist häufig widersprochen habe, so konnte ich doch einige Gedankenwege mit der Autorin gemeinsam gehen. Sinn des Buches ist ja nicht, zu allem „Ja und Amen“ zu sagen, sondern es sollte jeden aufrütteln und dazu anregen, sich selbst Gedanken zu machen und einen eigenen Weg im „Religionsdschungel“ oder „Glaubenslabyrinth“ zu finden.



Mittwoch, 28. Mai 2014

Der katzegorische Imperativ - Karin Tamcke

Der katzegorische Imperativ
Karin Tamcke
Mariposa Verlag
ISBN: 3927708933

Die Anthologie enthält kurze Episoden, in denen die Autorin Begebenheiten aus ihrem Leben mit Katzen schildert. Es sind Situationen, die wohl jeder kennt, der schon mal eine Zeitlang mit einer oder mehreren Katzen zusammengelebt hat. Karin Tamcke erzählt humorvoll, und ihre kleinen Geschichten zeugen von einer phantastischen Beobachtungsgabe. Sehr schön, fast poetisch geschrieben, mit liebevollen, phantasiereichen Wortspielereien, bringt es die Autorin so treffend auf den Punkt, dass ich häufig laut lachen musste. Wer Katzen kennt und liebt und jemals mit den eigensinnigen und zugleich bezaubernden Samtpfoten zusammengelebt hat, wird sich selbst in vielen der Situationen wieder erkennen und sich oft das Schmunzeln nicht verkneifen können. Man kann sich dem Charme und dem Wahrheitsgehalt der Erzählungen nicht entziehen. Es sind Geschichten wie Pralinen, kleine Häppchen, unwiderstehlich, süß und köstlich.

Ein Buch, das erheitert und bezaubert, das sich nicht nur wundervoll liest, sondern auch mal so zum Betrachten der vielen ausdrucksstarken Schwarzweiß-Fotos (natürlich alles Aufnahmen von Katzen) einlädt und das man immer wieder gerne zur Hand nimmt.



Dienstag, 27. Mai 2014

Sport und Mord gesellt sich gern - Mila Roth


Im 6. Teil von Mila Roths literarischer Vorabendserie wird der Agent Markus Neumann auf einen Fall angesetzt, bei dem es um internationalen Waffenhandel geht. Innerhalb weniger Monate kamen drei Spitzensportler auf mysteriöse Weise ums Leben, und das Institut vermutet hier einen Zusammenhang. Janna soll Markus zu einer Gala im Intersportzentrum begleiten, denn dieser will sich dort mit einem Informanten treffen. Lars Brenkow, der Inhaber des Sportzentrums und Gastgeber der Gala, gehört zum Kreis der Verdächtigen. Ausgerechnet er bekundet stärkeres Interesse an Janna und möchte sich mit ihr zu einem Essen verabreden. Da das Institut keine Gefahr dabei sieht und die Gelegenheit nutzen will, mehr Informationen über Brenkow zu erhalten, soll Janna, als Lockvogel und natürlich gut bewacht, der Verabredung  mit ihm zustimmen. Anfangs scheint alles zu klappen, denn Brenkow ist hingerissen von Janna und schöpft keinen Verdacht. Aber dann laufen die Dinge aus dem Ruder, und Janna gerät in eine äußerst heikle Situation.

Inzwischen kennt man die Protagonisten bereits besser, und mir geht es so, dass ich mich immer freue, wenn ich erfahre, dass ein neues Abenteuer von Janna und Markus erscheint, denn sie sind für mich inzwischen fast so etwas wie alte Bekannte geworden, von denen man immer wieder gerne hört. Die Geschichte beginnt mit einem Mord, verläuft aber dann erst einmal so harmonisch und beschaulich, dass man noch nichts Böses ahnt. Man erhält wieder ein paar neue Einblicke in Jannas Privatleben und ihren Alltag mit der Familie, die in einem Außenbezirk von Rheinbach, auf Gut Tomberg, lebt. Auch im Verhältnis zwischen Markus und Janna gibt es neue Gesichtspunkte, denn es wird langsam vertrauter. Markus benimmt sich ihr gegenüber nicht mehr so abweisend wie anfangs, sondern man hat den Eindruck, er macht sich Gedanken um sie und zeigt manchmal sogar ein klein wenig Eifersucht, was er natürlich nie zugeben würde. Wenn auch widerwillig, so verrät er ihr doch einige sehr persönliche Dinge aus seinem Leben und zu seiner Vergangenheit.
Der aktuelle Fall lässt sich für Janna eher harmlos an, soll sie doch nur als Begleitperson mit Markus die Gala besuchen. Seine schlechte Laune, die mit privaten Sorgen zusammenhängt, macht es ihr nicht leicht, den Abend zu genießen, aber dann tritt Lars Brenkow auf den Plan und spart nicht an Komplimenten. Die Agenten fühlen sich sicher bei ihren versteckten Nachforschungen im Sportzentrum, sind sie doch der Meinung, es weiß keiner von ihrem Informanten und ihrer Aktion. Hier ist man als Leser den Protagonisten stets einen Schritt voraus. Aber dann geht es Schlag auf Schlag, und man erlebt eine Überraschung nach der anderen. Mehr möchte ich zum Inhalt gar nicht verraten, nur so viel: es wird sehr, sehr spannend! Ich kann nur empfehlen, sich besonders fürs letzte Drittel ausreichend Zeit zu nehmen, damit man zwischendurch nicht mehr unterbrechen muss, sondern in einem Rutsch bis zum Finale durchlesen kann.
Jannas Überlegungen am Ende, zu ihrer Arbeit für das Institut, machen nachdenklich und erhöhen die Spannung, wie es nun weitergehen mag. Ich kann es schon jetzt kaum erwarten.



Ausführliche Informationen, Leseproben und andere Details rund um die Story sowie Neuigkeiten zur Serie findet ihr hier:
Fall 6 für Markus Neumann und Janna Berg und hier: Milas Blog

Alle bisher erschienenen Bände der Agenten-Serie:

Montag, 26. Mai 2014

Der Duft von Ambra - Birgit Ringlein

Der Duft von Ambra
Birgit Ringlein
ISBN: 386282246X
Acabus Verlag

Während des dritten Kreuzugs, im Jahr 1189, müssen der jüdische Alchimist und Parfümeur Moses und seine Tochter Jezabel aus ihrer Heimatstadt Akkon fliehen. Gerade ist die schöne und kluge junge Frau dabei, ihre Gefühle Henry de Brezé gegenüber zu erkennen, dem Ritter, der sie aus ihrem brennenden Elternhaus gerettet hat, als Jezabel sich auch schon entschließen muss, ihre Heimat für immer zu verlassen, denn nicht nur der englische König ist von ihrem Wissen beeindruckt, sondern auch der Sultan möchte sie für sich gewinnen, nicht nur der edlen Duftwässer und Balsame wegen, die sie für seine Haremsdamen zaubert, sondern sein Interesse an ihr geht noch in eine ganz andere Richtung.
Mit nichts als ein paar Brocken Ambra, die Moses bei seiner Flucht retten konnte, begeben sich Vater und Tochter, in Begleitung einiger weniger Vertrauter, auf die lange, beschwerliche Reise ins Abendland.
Das Schicksal hält gefährliche Abenteuer und große Strapazen für sie bereit. Ihr erstes Ziel soll die Stadt Nürnberg sein, wo Moses’ alter Handelspartner Giselher sein Geschäft betreibt. Ihm wollen die Parfümeure eine Geschäftsverbindung vorschlagen. Jezabel hofft, dass sich der Händler darauf einlässt. Schwermütige Gedanken über die Zukunft bedrücken die junge Frau: Wo wird sie endlich eine neue Heimat finden und wird sie den Geliebten jemals wieder sehen?

Mit diesem Roman hat sich Birgit Ringlein auf ein ganz anderes Genre eingelassen, denn bisher kannte ich sie nur als Kochbuch-Autorin, die sich besonders der fränkischen Spezialitäten ihrer Heimat annimmt. Aber auch in ihrem historischen Roman geht es in gewissem Sinn um den Genuss, wenn auch diesmal nicht für den Gaumen, sondern eher für die Nase, denn die Autorin beschreibt die abenteuerlichen Erlebnisse der jungen Parfümeurin Jezabel.
Es ist eine weite und gefahrvolle Reise, auf der man als Leser die schöne Jüdin begleitet. Ihre wahre Identität muss sie häufig verbergen, denn nicht überall ist man Juden gegenüber wohlgesinnt. Man muss sich auf krasse Szenenwechsel einlassen, denn egal ob es um die brennende Stadt Akkon geht oder um die Zustände auf dem Schiff, das Jezabel und ihre Begleiter ins Abendland bringen soll, ob sie die Strapazen der Reise und die verschiedenen Eindrücke unterwegs  schildert oder das üppige, bunte Leben eines Basars oder im Harem beschreibt, immer tut es die Autorin sehr intensiv und bildreich. Man spürt von Anfang bis Ende die sehr gute und gründliche Recherche, denn es fließen viele wahre Begebenheiten in die Handlung mit ein. Jezabels Erlebnisse während ihrer langen Odyssee sind vielfältig, und nicht immer ist sie unterwegs von Wohlgerüchen umgeben, ganz im Gegenteil! Aber gerade dann, wenn Birgit Ringlein die Atmosphäre im Hamam beschreibt oder wenn sie der schönen Heldin, bei ihrer Arbeit mit kostbaren, duftenden Ingredienzien, über die Schulter sieht, immer dann würde man sich wünschen, einen Hauch der wundervollen Aromen zu erschnuppern, die über der Szene schweben.
Jezabels und Henrys Liebesgeschichte steht nicht im Vordergrund, sondern begleitet die Handlung eher am Rande. Das Ende ist vage, dabei aber hoffnungsvoll und bietet sich direkt für eine Fortsetzung an. Dass es diese wirklich geben wird, habe ich zu meiner Freude im Nachwort über die Autorin lesen können, und ich bin schon sehr gespannt darauf, wenn es wieder heißt, Jezabel ein weiteres Stück auf ihrem fiktiven Lebensweg zu begleiten. Das möchte ich unter keinen Umständen versäumen!



Dienstag, 20. Mai 2014

Die Zeit danach - Cordula Broicher


10 Monate liegt Joachim Kaspers Selbstmord zurück. Seine Witwe Anna trauert immer noch um ihren Mann, gibt sich sogar die Schuld an seinem Tod. Als sie dem Buchhändler Thomas Wegener begegnet, ist sie fasziniert von dem sympathischen und attraktiven Mann, und auch Thomas hat nur noch Augen für Anna. Nach und nach gewinnt er ihr Herz und bringt wieder etwas Freude und Zuversicht in ihr Leben. Doch dann erfährt Anna etwas, das ihre bisherige Sicht der Dinge völlig verändert und die Vergangenheit wieder aufwühlt.

Der Begriff „Spannungsroman“ war mir bisher noch nicht geläufig, und so war ich sehr neugierig auf dieses Buch.
Die Handlung, die eher ruhig und nachdenklich beginnt, entwickelt im Verlauf eine gewaltige Dynamik. Man wird Zeuge einer wunderbaren Liebesgeschichte, mit starken Charakteren, mit Höhen und Tiefen, voller Zweifel aber auch sehr gefühlsbetont, ohne jedoch übertrieben oder gar kitschig zu wirken. Besonders gut gefällt mir, dass man es hier einmal mit einem Liebespaar mittleren Alters zu tun hat.
Auch Annas Familie und ihren Freundeskreis lernt man mit der Zeit ausführlich kennen. Besonders zu erwähnen wäre auch noch Annas Hund Snoopy, der eine liebenswerte Rolle spielt. Sein Erscheinen bringt immer auch humorvolle und leichte Komponenten in die Handlung. Aber das ist noch lange nicht alles, denn daneben hat der Roman auch eine kriminalistische Seite, die jede Menge Spannung und Dramatik ins Spiel bringt. Insgesamt bietet das Buch eine ausgewogene und interessante Mischung aus Liebesroman, Familiengeschichte und Krimi.
Für einige Szenen hat die Autorin das Landesgartenschau-Gelände in Zülpich, als authentischen Hintergrund, gewählt und damit der Geschichte eine große Aktualität verliehen. So kann man beispielsweise, quasi als geistiger Zaungast, zusammen mit Anna und Thomas, einem Konzert der Wise Guys auf der Seebühne beiwohnen und gewinnt sehr schöne, stimmungsvolle Eindrücke.

Cordula Broichers Buch ist bei Quindie erschienen, einem Zusammenschluss von Autoren und Autorinnen, deren Ziel es ist, unabhängiger Literatur im Self-Publishing zu einem hohen Standard zu verhelfen. Zusammen mit den Autor(inn)en  und Vertretern buchrelevanter  Berufszweige aller Art ist hier ein kompetentes und zuverlässiges Netzwerk entstanden, das für hohe Qualität bürgt.

Ich bin angenehm überrascht von der schönen Aufmachung des Buches, das sich hinter den Veröffentlichungen großer Verlage ganz sicher nicht verstecken muss, denn hier stimmt alles, vom guten Schreibstil über den fesselnden Handlungsverlauf bis hin zum ansprechenden Layout. „Die Zeit danach“ ist ein überzeugendes und beeindruckendes Beispiel dafür, wie gut Indie-Bücher sein können.


Samstag, 17. Mai 2014

Der Medicus von Heidelberg - Wolf Serno

Der Medicus von Heidelberg - Wolf Serno
ISBN: 3426653524
Knaur Verlag, 688 Seiten

Klappentext:
Kanton Thurgau um 1500: die Stiefmutter des zwölfjährigen Lukas Nufer liegt in den Wehen, doch das Kind hat sich nicht gedreht. Eine sogenannte Schnittentbindung könnte Mutter und Kind retten – wäre die gefährliche Operation nicht von der Kirche verboten.
Lukas’ Vater setzt sich über das Verbot hinweg, und tatsächlich gelingt es ihm, den Eingriff erfolgreich durchzuführen. Von diesem Moment an hat Lukas nur ein Ziel: Er will Medicus werden!

Mein Eindruck:
Wie in vielen seiner Werke widmet sich Wolf Serno auch in seinem neuesten Roman sehr ausgiebig den Themen „Medizin“ und „Forschung“ in der Geschichte. Ein umfangreiches Personenregister steht am Anfang des Buches und erweist sich immer wieder als sehr hilfreiche Gedankenstütze, denn dort lernt man die Charaktere, in der Reihenfolge ihres ersten Auftritts im Roman, kennen.

„Der Medicus von Heidelberg“ besteht aus drei großen Abschnitten:
1. Der Magister
2. Der Studiosus und
3. Der Medicus

Grundlage für diesen Roman war die erste historisch bekannte Schnittentbindung am Menschen, die um das Jahr 1500, von dem Schweinekastrator Jacob Nufer, erfolgreich durchgeführt wurde. Mutter und Kind überlebten die gefährliche Prozedur. Dieses Erlebnis, dem der kleine Lukas (Jacobs fiktiver Sohn im Roman) beiwohnte, festigte dessen Entschluss, später einmal Medicus zu werden.
Erster Teil: Nach seiner ersten Studienzeit in Basel, wo er gerade sein Examen zum Magister Artium bestanden hat, macht sich Lukas, der junge Ich-Erzähler, auf den Weg nach Erfurt, um dort seine Studien fortzusetzen. Es wird eine abenteuerliche, gefährliche Reise.  Einiges, was er unterwegs erlebt, macht ihm seine Ohnmacht gegenüber Krankheit und Tod bewusst, und so dramatisch seine Erfahrungen auch sind, so bekräftigen sie doch nur die Richtigkeit seines Berufswunsches. Aber nicht nur körperlichen Gefahren ist er unterwegs ausgesetzt, er begegnet auch einer leibhaftigen Prinzessin, die überfallen und entführt wurde und für die er die Verantwortung übernimmt, sie wohlbehalten zu ihrer Familie nach Heidelberg zu bringen. Die schöne, anfangs sehr kratzbürstige und hochnäsige Odilie, eine Tochter des Kurfürsten Philipp von der Pfalz, in die er sich hoffnungslos verliebt, wird in seinem weiteren Leben noch eine wichtige Rolle spielen.

Im zweiten großen Abschnitt des Romans dreht sich die Handlung hauptsächlich um Lukas’ medizinische Studien in Erfurt. Er lernt seine Kommilitonen kennen und gewinnt neue Freunde, darunter so historisch bedeutende Namen wie Martin Luther und Ulrich von Hutten. Aber nicht alle sind ihm wohlgesinnt, und er muss sich auch gegen diverse Anfeindungen zur Wehr setzen. Als eine Pestwelle über Erfurt hereinbricht, sieht sich Lukas vor eine unmenschlich schwere Aufgabe gestellt. Obwohl er noch lange kein fertig ausgebildeter Medicus ist, versucht er, möglichst viele der Erkrankten zu retten und kämpft um jedes Leben, ein schier unmögliches Vorhaben.

3. Teil: Nachdem er auch diese große und schwierige Herausforderung überstanden hat, zieht es Lukas wieder nach Heidelberg, denn dort hat er sein Herz zurückgelassen, bei Prinzessin Odilie. Seine Liebe zu ihr ist aussichtslos, aber er will ihr wenigstens nahe sein.
In Heidelberg kann er sein Medizinstudium erfolgreich abschließen und trifft alte Freunde und Bekannte wieder. Er widmet sich besonders der Frauenheilkunde und geht in seiner Aufgabe auf. Er sieht auch Odilie wieder, aber unversehens gerät er in bedrohliche Situationen, und sein Leben ist in Gefahr. Als er die Zusammenhänge erkennt, ist es schon fast zu spät….

Man muss ihn einfach gern haben, den Studiosus Lukas Nufer. Er ist wissensdurstig, mutig und voller Tatendrang, und er hat das Herz auf dem rechten Fleck. Dass sich unser Held in Basel, nach dem Erdbeben, eines kleinen Hundewelpen annimmt, der sich mit der Zeit zum Riesen auswächst, macht ihn gleich noch sympathischer. Der Mischlingsrüde Schnapp lohnt es ihm dauerhaft mit seiner unerschütterlichen Treue. Was die beiden im Lauf der Geschichte alles erleben, ist brillant und sehr spannend erzählt. Das Buch hat sich für mich als Magnet erwiesen. Kaum legte ich es zwangsläufig einmal zur Seite, so hat es mich gleich wieder magisch angezogen, und ich hätte es am liebsten in einem Stück gelesen, so gefesselt war ich von Lukas’ Abenteuern. Der Ich-Erzähler trifft interessante Charaktere, von denen einige wirklich gelebt haben und von großer historischer Bedeutung sind.
Man gewinnt einen guten Eindruck vom Studentenleben der Zeit im 16. Jahrhundert, und man erfährt von den damaligen gesundheitlichen Gefahren, die glücklicherweise heute kein Thema mehr sind. Nicht nur mit lebendbedrohlichen Seuchen mussten sich die Menschen früher herumschlagen, sondern auch mangelndes Wissen brachte viele Gefahren für Leib und Leben mit sich. Es ist interessant, zu erfahren, wie die Ärzte damals dachten und handelten. Ein Medicus war weitgehend ein Theoretiker, der sein Wissen als Dozent weitergab und Diagnosen stellte, aber selten bei Behandlungen selbst Hand anlegte. Man erfährt so einiges über die damals anerkannte Vier-Säfte-Lehre und weitere Meinungen zum menschlichen Körper und zu Krankheiten, über die wir heute nur den Kopf schütteln können. Viele Patienten, mit Krankheiten, die heute kein Problem mehr darstellen, waren damals dem Tod geweiht. Das trifft auch auf den Bereich der Frauenheilkunde zu, mit dem sich Lukas bei seinen Studien besonders ausgiebig beschäftigt. Was wir heutzutage ganz selbstverständlich als Kaiserschnitt kennen, war damals fast unmöglich, denn die Überlebenschance für Mutter und Kind war so gut wie nicht vorhanden. Auch wurde die Schnittendbindung von der Kirche nicht gern gesehen, sie war sogar verboten.
Ein weiteres großes Thema des Romans ist die Veränderung der Weltanschauung, an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit. Gerade in Studentenkreisen gab es bereits damals die humanistische Bewegung, der sich auch Lukas anschloss.
So bietet dieser faszinierende Roman nicht nur ein lebendig gezeichnetes Panorama des Lebens, der Wissenschaft und der Menschen am Anfang des 16. Jahrhunderts, sondern er erzählt auch von schicksalhaften, dramatischen und romantischen Begegnungen.
Die Geschichte bietet kein klassisches Happy End, sondern lässt dem Leser Raum und Freiheit für eigene Phantasien und Ideen. Vielleicht hatte der Autor ja den Gedanken im Hinterkopf, Lukas’ Geschichte in einem weiteren Buch fortzuführen. Ich wäre gerne dabei, denn für mich war dieser Roman ein Pageturner, von der ersten bis zur letzten Seite, und es ist mir schwer gefallen, am Schluss von dem liebenswerten Helden mit ungewissem Schicksal Abschied zu nehmen.


Sonntag, 11. Mai 2014

Die Rose von Darjeeling - Sylvia Lott



Kurzbeschreibung, der Website der Autorin entnommen:
Darjeeling, 1930: Die junge Engländerin Kathryn Whitewater wächst auf der Teeplantage ihres Vaters auf. Eines Tages machen zwei deutsche Reisende bei ihnen Halt: der attraktive Teehändler Gustav ter Fehn und sein bester Freund Carl Jonas, der auf der Suche nach einer neuen Rhododendronart ist.
Kathryn folgt den jungen Männern gegen alle Widerstände auf ihre gefährliche Expedition durch den Himalaya in das noch unerschlossene legendäre Königreich Sikkim. Dabei eröffnet sich ihr eine Welt voller Abenteuer und ungeahnter Gefühle ... Beide Männer verlieben sich in sie – und sie entdeckt, wem ihr Herz gehört.
Inmitten der überwältigenden Natur wird Kathryn vor eine Entscheidung gestellt, die ihr Leben für immer verändert – und deren Folgen noch Jahrzehnte später das Schicksal einer jungen Rhododendronzüchterin im norddeutschen Ammerland bestimmen...

Meine Meinung:
Die Kurzbeschreibung verrät gerade genug, um Lust auf das Buch zu machen. Ich habe sie von der Website der Autorin übernommen, denn besser kann man die Handlung nicht zusammenfassen, und ich will gar nicht mehr verraten, um das Geheimnisvolle und die Spannung zu wahren.
Neben der Handlung, die zum Teil an traumhaften Orten spielt und in der es weitgehend um tiefe Gefühle geht, präsentiert der Roman noch viel mehr. Man begleitet die Protagonisten in abenteuerliche Gefilde und kommt beim Lesen der fantastischen Landschaftsschilderungen ins Träumen. Während der Expedition durch Sikkim, wo Carl auf der Suche nach Wildarten von Rhododendren ist, die er für seine Züchtungen in der Baumschule der Familie nutzen möchte, wird man mit einer Fülle von Informationen zu diesem geheimnisvollen Königreich, seinen Bewohnern und der Vegetation des Landes bedacht.
Als Teeliebhaberin habe ich auch sehr die Kapitel mit den detaillierten Beschreibungen von Darjeeling und der Teeplantage der Whitewaters genossen.    
Gerade die Anfänge des Romans spielen in einer sehr bewegten Zeit. In Indien findet ein Umbruch statt; Mahatma Gandhi propagiert den gewaltfreien Aufstand und setzt sich für die Unabhängigkeit Indiens ein. Viele englische Plantagenbesitzer stehen vor dem Ruin und müssen sich neu orientieren. Die gesamte politische Situation macht sich auch in Kathryns Leben bemerkbar und beeinflusst ihre Entscheidungen.
Nicht immer bleibt die Handlung so faszinierend „schön“, denn der Roman bezieht auch die Jahre des zweiten Weltkriegs mit ein, und man wird Zeuge, wie es den Protagonisten während dieser Zeit ergeht und mit welch dramatischen Verlusten und Problemen sie klar kommen müssen. Auch diese Abschnitte sind sehr authentisch und bewegend geschrieben. Man begleitet die drei Familien, um die sich der Großteil der Handlung dreht, bis ins späte 20. Jahrhundert, wo sich der Kreis schließt und alle bis dahin auftauchenden Fragen erschöpfend geklärt werden. Der Wechsel zwischen den beiden Handlungssträngen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, ist sehr geschickt angelegt. Immer taucht am Ende eines Kapitels eine Frage auf oder es geschieht etwas, das die Spannung weiter aufbaut, so dass man es kaum erwarten kann, der Lösung nahe zu kommen. Je weiter sich der Roman dem Ende zu neigte, umso stärker hat er mich gefesselt und berührt, und nicht nur einmal hatte die Autorin noch eine unverhoffte Überraschung parat.  

Nachhaltig beeindruckt haben mich die intensiven Pflanzenbeschreibungen. Ich habe mich regelrecht anstecken lassen und sehe Rhododendren nun mit ganz anderen Augen, denn die Vielfalt, die sich innerhalb dieser Pflanzengattung erschließt, ist faszinierend. Wem es wie mir geht, wer sich gerne ausgiebiger mit diesen wunderschönen Gewächsen befassen möchte, sollte auf der Website von Sylvia Lott vorbei schauen, denn dort gibt es viele bezaubernde Fotos der filigranen und vielfältigen Rhododendronblüten. Nur schade, dass die „Geruchs-Fotografie“ noch nicht erfunden ist, denn nur allzu gerne würde man auch den betörenden Duft schnuppern und sich davon in die Welt Darjeelings und Sikkims versetzen lassen. Sicher werde ich in nächster Zeit öfter dabei ertappt werden, dass ich an allen Rhododendren schnuppere, die ich irgendwo entdecke, immer in der Hoffnung, dem Duft der „Rose von Darjeeling“ nahe zu kommen. Aber zumindest eines hat meine Gedankenreisen in Kathryns Welt hervorragend unterstützt: Ich habe während des Lesens jede Menge zart-aromatischen Darjeeling-Tee genossen.



Freitag, 9. Mai 2014

Viviens himmlisches Eiscafé - Abby Clements


Klappentext:
Als Imogen und Anna das wunderschöne Eiscafé ihrer Großmutter an der Strandpromenade von Brighton erben, stellt sie das vor eine schier unlösbare Aufgabe. Das alte Café quillt zwar über vor Charme – keineswegs jedoch von Gästen. Die beiden Schwestern setzen alles daran, Viviens Erbe zu retten und ihm zu altem Glanz zu verhelfen. Also fliegt Anna nach Italien, um an einem Gourmet-Eiscreme-Kurs teilzunehmen, und ihre Rezepte verzaubern bald nicht nur die Kunden, sondern auch einen ganz besonderen Mann...

Meine Meinung:
Eigentlich passt die unverhoffte Erbschaft Imogen und Anna McAvoy gar nicht in den Kram, denn die beiden jungen Frauen haben ganz anderes mit ihrem Leben vor. Ihre Beförderung zur Marketingleiterin und harte Arbeit haben es möglich gemacht, dass Anna sich endlich die ersehnte Eigentumswohnung kaufen konnte, und Imogen ist in ihrer Wahlheimat Thailand glücklich und hat eine erfüllende Beschäftigung als Fotografin. Der erste Blick auf den Nachlass ihrer Großmutter ist für die Schwestern nicht gerade ermutigend, denn das alte Eiscafe macht einen verwahrlosten Eindruck. Aber nach gründlichem Nachdenken wollen die Geschwister es wagen und einen Neuanfang auf sich nehmen. Diese Nachricht stößt nicht überall auf positive Resonanz, und so müssen sich Anna und Imogen nicht nur mit der Renovierung und Organisation befassen, sondern auch noch mit ein paar missgünstigen Mitmenschen herumplagen.
Sie müssen einiges an Rückschlägen und Niederlagen einstecken, und das tun die Schwestern auf recht unterschiedliche Weise. Imogen ist impulsiv und plant schon mal gerne eigenmächtig, was manchmal ganz schön in die Hose geht, während Anna die ganze Angelegenheit eher vernünftig und sachlich angeht. Um Erfolg mit ihrem neuen Unternehmen zu haben, möchte sie ihre Fähigkeiten und Kenntnisse erweitern und besucht ein Eiscreme-Seminar in Italien.

Zuerst muss ich einfach das wunderschöne Cover des Buches zu erwähnen. Die Pastelltöne und der Metallic-Effekt passen perfekt und vermitteln einen ersten Eindruck von der Handlung.
Von der ersten Seite an hat mich diese schöne und warmherzige Geschichte verzaubert.
Im Roman geht es zwar auch um die Liebe, und es gibt in Herzensdingen einige Verwicklungen, aber der Schwerpunkt der Handlung konzentriert sich auf das Eiscafe und die Bemühungen der Schwestern, es zum Gedenken ihrer Großmutter wieder aufzubauen. Viviens Tod hinterlässt eine schmerzhafte Lücke in der Familie, und die jungen Frauen wollen ihren letzten Willen nicht einfach ignorieren, sondern setzen alles daran, so zu handeln, dass ihre Großmutter stolz auf sie sein könnte. So unterschiedlich Anna und Imogen sind, ist jede auf ihre Art liebenswert und trägt auf ihre individuelle Art Positives zum gemeinsamen Vorhaben bei. Ihre aufrichtigen Bemühungen um das Cafe haben etwas Rührendes und gleichzeitig auch Beeindruckendes. Nicht nur ihre finanzielle Situation hat sich durch das neue Projekt total verändert, sondern auch ihr Privatleben wird völlig auf den Kopf gestellt. Dass sich dies alles in einem relativ engen Zeitrahmen abspielt, wirkt nicht immer völlig realitätsnah. Aber es ist ein Unterhaltungsroman, der seinem Namen alle Ehre macht, und er hat mir einige sehr schöne Lesestunden beschert. Besonders gut hat mir gefallen, dass Annas Italienreise sie nach Florenz führte. Beim Lesen der schönen Ortsbeschreibungen bin ich regelrecht ins Träumen gekommen. Außerdem haben die Geschichte selbst und die tollen Rezepte im Anhang in mir immer wieder das unwiderstehliche Verlangen nach einem leckeren Eisbecher geweckt.  Ich habe mich nur allzu gerne inspirieren lassen und meine Eismaschine mal wieder in Betrieb genommen. Man könnte sagen, mich hat’s „eiskalt“ erwischt ;-)




Mittwoch, 7. Mai 2014

Liebe Post vom Bodensee

Zum Welttag des Buches im April gab es überall tolle Aktionen, und auch bei Lovelybooks stellten viele Autoren Bücher zur Verlosung bereit. 
Wie groß war meine Freude, als mich Cornelia Haller angeschrieben hat, weil ich ein Exemplar ihres Romans "Seelenfeuer" gewonnen habe!
Und heute ist das Päckchen bei mir angekommen. Neben dem wunderschönen von der Autorin signierten Hardcover war noch eine liebe Grußkarte dabei, mit Blick auf Seefelden und die "Eisriesen". (Ich vermute mal, dass die Örtlichkeiten im Roman eine Rolle spielen, denn die Autorin ist ein "Bodenseekind", und ihre Protagonistin lebt auch dort.)
Außerdem hat mir Cornelia noch eine Übersichtskarte vom Bodensee mit eingepackt und viele kleine Schokoladenwürfel, die mir die Lesestunden noch zusätzlich versüßen werden.

Nun ist nicht nur meine Vorfreude auf den Roman geweckt, sondern auch meine Sehnsucht nach dem Bodensee ist erwacht. Die Gegend rund um den See ist wundervoll, und mein letzter Besuch dort ist schon einige Jahre her. Es gibt dort noch so viel, was ich mir ansehen möchte, und es kommen sicher noch einige Örtlichkeiten dazu, wenn ich dann mal den Roman gelesen habe.

Vielen Dank an Cornelia Haller für dieses schöne Gewinnpäckchen!

Sonntag, 4. Mai 2014

Landfrauenküche - Die besten Rezepte für jede Jahreszeit


Beim ersten Durchblättern ist mir gleich die besondere Papierqualität aufgefallen. Die Seiten haben eine matte Oberfläche, die sich ganz leicht rau, aber sehr angenehm, anfasst. Hier wurde dem Umweltgedanken Rechnung getragen, denn das Buch ist komplett auf 100 % Recyclingpapier gedruckt. Man hat zwar keine Hochglanzfotos, aber die Qualität der Bilder ist doch sehr schön. Manche der Aufnahmen wirken, wie mit Weichzeichner bearbeitet, was meiner Meinung nach gut zum gesamten Konzept passt. Das grüne Lesebändchen im Buch ist sehr praktisch.
In der Einleitung erfährt man sehr viel über Nährwerte, Zutaten und Maßeinheiten. Es gibt einen Saisonkalender für Obst und Gemüse und auch sonst jede Menge Tipps zum Einkauf, der Planung von Gerichten und die Lagerung der Lebensmittel. Hier wird auch speziell darauf eingegangen, dass sich manche Obstsorten nicht gut vertragen und man sie möglichst getrennt aufbewahren sollte. Was darf in den Kühlschrank und was nicht? Wie kann ich Lebensmittel haltbar machen? Auf all diese Fragen findet man eine kompetente Antwort.
Dazwischen werden einige Biohöfe ausgiebig vorgestellt.
Die Autorinnen legen viel Wert auf regionale Zutaten, wenn möglich, aus biologischem Anbau.
Der anschließende, recht umfangreiche, Rezeptteil ist nach Jahreszeiten gegliedert.
Man findet für jede Saison viele einfache, unkompliziert und schnell herzustellende Gerichte. Jedes Rezept ist übersichtlich gestaltet. Es beginnt immer mit einer Liste der benötigten Zutaten und Anmerkungen zu Rezeptvariationen. Anschließend kann man dann systematisch alle Arbeitsschritte der Reihe nach erledigen. Es empfiehlt sich jedoch, zuerst das ganze Rezept durchzulesen, damit man sich vorab schon alle Zutaten und Küchengeräte, die man benötigt, griffbereit stellen kann.
Alle Rezepte sind für 4 Personen ausgelegt, wenn nicht anders angegeben. Am Ende eines jeden Rezepts findet man die Nährwertangaben, die immer für eine Portion errechnet wurden.

Das Buch bietet einiges, was mir sehr gut gefällt. Zum einen sind sehr viele vegetarische Gerichte enthalten und mit einem Symbol besonders gekennzeichnet. Das erleichtert die Auswahl natürlich ungemein. Dieses Symbol erscheint praktischerweise auch in der Rezeptübersicht. Außerdem findet man bei vielen Gerichten passende, ergänzende Tipps. Wird beispielsweise Vanillezucker benötigt, gibt es einen Hinweis, wie man diesen selbst herstellen kann. Auch Anregungen zum Austausch einzelner Zutaten sind gegebenenfalls aufgeführt.

Zu jeder Jahreszeit gibt es nicht nur viele Einzelgerichte, sondern auch immer ein festliches Menü, das man an Feiertagen oder zu besonderen Gelegenheiten servieren kann.
Im Anhang kann man im Rezeptregister nach bestimmten Zutaten zu suchen. Hat man beispielsweise im Frühling frischen Spargel, findet man unter „S“ alle Gerichte, für die Spargel benötigt wird.
Die Auswahl der Rezepte ist vielfältig. Neben Suppen, Salaten und herzhaften Hauptgerichten sind auch die Anleitungen für schöne Desserts und sogar Kuchen im Buch enthalten.
Größtenteils finde ich die Rezeptzusammenstellung sehr gelungen, lediglich ein Gericht ist mir besonders aufgefallen. Es ist der Brokkolisalat vom Titelfoto, und er wurde dem Winter zugeordnet. Weder der Brokkoli noch die benötigten Tomaten haben im Winter Saison. Brokkoli bekommt man als Tiefkühlware, aber die Tomaten, die man im Winter kaufen kann, haben nicht nur eine schlechte Energiebilanz (wie man im Saisonkalender sehen kann), sondern schmecken auch nicht sonderlich. Ich habe den Eindruck, dass dieses Rezept ins falsche Kapitel gerutscht ist.

Landfrauenküche - die besten Rezepte für jede Jahreszeit

Noch besser würde mir das Buch gefallen, wenn es zu jedem Gericht ein Foto gäbe. Manches ist überflüssigerweise Schritt für Schritt abgebildet (wie man einen Pfannkuchen füllt und rollt, kann sich sicher jeder vorstellen), zu anderen Gerichten ist leider gar kein Foto vorhanden. Wie die Lachsterrine aussehen sollte, die ich in den nächsten Tagen gerne ausprobieren möchte, hätte ich schon gerne gesehen, denn gerade bei der Zubereitung von Speisen lasse ich mich gerne von schönen Bildern inspirieren. In solchen Fällen muss ich eben dann eine gewisse „künstlerische Freiheit“ walten lassen und das Gericht nach meinen eigenen Vorstellungen gestalten. Insgesamt finde ich das Konzept sehr gelungen, und ich werde das Buch sicher häufig zu Rate ziehen und Rezepte ausprobieren.
Am Ende des Buches werden die Autorinnen noch näher vorgestellt, und es sind die Adressen aller Verbraucherzentralen der Bundesländer angegeben, wo es sich auf jeden Fall lohnt, öfter mal vorbeizuschauen, denn dort werden immer aktuelle Themen rund um unsere Lebensmittel besprochen.


Dieses Buch wurde mir von der Verbraucherzentrale, in zusammenarbeit mit Blogg dein Buch, zur Verfügung gestellt, herzlichen Dank. Es kann direkt im Onlineshop der Verbraucherzentrale bestellt werden.


Nachtrag am 6. Mai 2014:
Gestern habe ich den Gemüsekuchen aus dem Buch gemacht. Die Autorinnen empfehlen, das Rezept mit eigenen Gemüsevorräten bzw. Resten abzuwandeln. Ich habe den Kuchen mit frischem grünem Spargel und Karotten gemacht. Er ist sehr einfach und mit wenigen Zutaten vorzubereiten, und während des Backens duftet es ganz köstlich in der Küche. Auch geschmacklich hält das Gericht, was schon der Geruch verrät, es ist sehr lecker. Einen Teil haben wir warm gegessen, aber auch kalt ist der Gemüsekuchen ein Genuss. Ich finde die Idee prima und werde dieses Gericht sicher noch öfter zubereiten, auch mal mit anderen Gemüsesorten.

Donnerstag, 1. Mai 2014

April-Rückblick

Hallo meine Lieben, schon ist es wieder soweit, die Monatsübersicht für den April 2014 ist fällig.
Der vergangene Monat war ziemlich turbulent. Außer Ostern gab es auch noch ein paar Familienfeste zu feiern und sonstige Gründe, so dass ich für meine Verhältnisse recht wenig gelesen habe. 
Insgesamt sind es zwar 8 Bücher geworden, aber mit 2174 Seiten war dies bisher mein schwächster Lesemonat in diesem Jahr, und wenn ich mich recht erinnere, war auch im letzten Jahr kein Monat dabei, wo ich so wenig gelesen habe. Aber alle Bücher haben mir gut bis sehr gut gefallen; keines hat mich enttäuscht.

Chris Lind: Kein Gott wie jeder andere *****

Bei so tollen Büchern war es mal wieder gar nicht einfach, mich für einen Favoriten des Monats zu entscheiden. Aber letztendlich hat ein Roman meines Lieblings-Genres das Rennen gemacht, der mich von Anfang an, durchgehend und vorbehaltlos total gefesselt und nicht mehr losgelassen hat. Es ist "Die Rache der Heilerin" von Beate Sauer.

Auch für die Challenges, an denen ich mich beteilige, konnte ich meine Monatsaufgaben erfüllen, so wurde "Frühlingsträume" für die Jahreszeiten-Cover-Challenge gelesen, und die Anthologie von Eva Ibbotson konnte ich für die ABC-Challenge eintragen. In meine Spar-Schildkröte sind auch wieder, für 8 gelesene Bücher, 8 € gewandert.

Kommen wir zu meinem "Geständnis": Durch das Osterwichteln, an dem ich teilgenommen habe, eine Überraschungsaktion über die Überraschungs-Gruppe bei Facebook und das Eintreffen einiger Rezensionsexemplare ist mein SuB wieder angewachsen. Ich bin nun wieder auf dem Stand vom 1. Januar, also SuB-Abbau 2014 gleich 0 *hüstel*

Aber ich bereue nichts! ....sondern zeige euch lieber meine Neuzugänge.

Auf Rezensionen dieser Neuerscheinungen dürft ihr euch freuen, denn diese Bücher sind als nächstes dran.

Das Überraschungsbuch, in Begleitung von je zwei Lesezeichen und Leseproben, habe ich über die Facebook-Tauschgruppe erhalten.

und in meinem Wichtelpaket (vom Osterwicheln bei Lovelybooks) waren gleich drei Wunschbücher. Auch das wunderschöne Lesezeichen und noch viele andere Überraschungen waren mit im Paket.


Falls es euch interessiert, was noch alles Schönes im Paket war, hier mal ein kleiner Gesamteindruck:

So habe ich auch gleich eine passende Überleitung zu den Tees, die mir im April besonders geschmeckt haben, denn auch da waren gleich mehrere Sorten in meinem Osterwichtelpaket, davon zwei Päckchen loser Tee. Da meine Wichtelmama wusste, dass ich mich immer über die Städte-Editionen von Tee Gschwendner freue, hat sie mir gleich zwei davon mit eingepackt, dazu auch einen hübschen Teefilter.
7-Schwaben-Tee: eine ganz wunderbar fruchtige Mischung aus schwarzen und grünen Tees, dazu Osmanthusblüten, Rosenblüten, Vanillestückchen, Erdbeerblätter, Sonnenblumenblüten und weißen Kornblumenblüten. Kleine Caramelstückchen runden das Aroma harmonisch ab und geben dem Tee etwas Weiches, Sanftes.
Stuttgarter Königs-Melange: Hier vereinen sich Rooibos- und Früchtetees zu einer cremig-fruchtigen Komposition, die nach Erdbeeren mit Sahne duftet und auch schmeckt.

Ich wünsche euch einen wunderbaren Wonnemonat Mai, mit vielen schönen Lesestunden.

Kein Gott wie jeder andere - Chris Lind


Nach über 2000 Jahren erwachen plötzlich die Götter des Olymp. In der neuen Zeit kommen sie nur schwer zurecht und suchen kompetente Hilfe.
Dabei stoßen sie auf die PR-Agentur von Dr. Cassandra Leda, von ihren Freunden Cassie genannt. Cassie hat sich, nach der Trennung von ihrem untreuen Ehemann, mit der kleinen Agentur selbständig gemacht und wartet bisher vergeblich auf Kunden. Auch muss sie sich zu allem Überfluss noch mit den wohlmeinenden Ratschlägen ihrer Familie herumschlagen. Das ändert sich, als eines Tages Zeus, Hades, Poseidon und Hermes in ihrem Büro auftauchen und um Beratung ersuchen, denn sie haben beschlossen, in Deutschland sesshaft zu werden. Nachdem Cassie den ersten Schreck überwunden hat, übernimmt sie die Betreuung und die Eingliederung der Stammbesetzung des Olymp, denn immerhin sind es ihre ersten Kunden! Aber der nun einsetzende Erfolg hat zwei Seiten, denn bald werden die Öffentlichkeit und die Presse aufmerksam, und der Journalist Lennart hat den Verdacht, dass mit Cassies Kunden etwas nicht stimmt.

Chris Linds neuer Roman lässt sich nicht so einfach in eine Schublade stecken; man könnte sagen, es ist eine Mischung aus Chick Lit und Urban Fantasy, wobei auch der Humor nicht zu kurz kommt. Da ich normalerweise nicht der große Fan von Chick Lit Romanen bin, war ich anfangs ein wenig skeptisch, aber gleichzeitig auch neugierig, wie sich denn die griechischen Götter in so eine Story integrieren lassen. Im Nu hatte ich mich jedoch in die Geschichte eingelesen, denn diese nimmt einen von der ersten Seite an gefangen. Man stelle sich die Götter vor, wie sie nach über 2000 Jahren aus ihrem Tiefschlaf erwachen und einen etwas verwahrlosten Olymp vorfinden. Auf die PR-Agentur von Cassandra Leda werden die Olympioi wegen des Namens der Ich-Erzählerin aufmerksam. Da war doch was, damals, mit Zeus und einem Schwan…  ;-)
Mit der Betreuung ihrer göttlichen Kunden ändert sich Cassies Leben total. Sie muss nicht nur für jeden von ihnen eine vernünftige und persönlich passende Beschäftigung finden, sondern auch noch Schadensbegrenzung bei deren Eskapaden betreiben, denn es ist sicher einfacher, einen Sack Flöhe zu hüten als über das ordentliche und sozial korrekte Benehmen von Zeus & Co. zu wachen.
Auch Cassandras Privatleben, das seit ihrer Scheidung eher ruhig verlaufen ist, wird nun kräftig aufgemischt, denn plötzlich gibt es zwei Verehrer, die in einen göttlich-menschlichen Wettstreit um sie treten.
Der Schreibstil ist locker-leicht, und Cassie hat immer einen flotten Spruch parat, der einen zum Schmunzeln bringt. Über die Götter des Olymp erfährt man so ganz nebenbei sehr viel; man lernt sie, mit ihren guten und schlechten und oft sehr menschlichen Eigenschaften, sehr ausgiebig kennen. Die einzelnen Charaktere sind wunderbar treffend beschrieben. Ich habe vor Jahren ein Buch mit griechischen Göttersagen gelesen. Vieles davon habe ich im Lauf der Zeit vergessen, aber die hier im Roman geschilderten Eigenheiten haben einen sehr hohen Wiedererkennungswert.
Hat man sich bisher noch nicht mit den griechischen Göttern beschäftigt, findet man hilfreiche Unterstützung im Anhang des Buches, denn dort gibt es einige aufschlussreiche Aufstellungen, über die Götter selbst und über die Affären von Zeus und Apollo. Außerdem findet man dort noch wissenswerte Erläuterungen zu den alten Mythen.

Wie man im Nachwort der Autorin erfährt, wird es nicht bei diesem einen Roman bleiben, denn anscheinend haben die Götter des Olymp die Werbetrommel für Cassies Agentur gerührt und andere Gottheiten aufmerksam gemacht. Ich denke, die Chancen stehen gut, dass wir in den Genuss weiterer „göttlich-phantastischer“ Geschichten kommen, und ich freue mich schon darauf!