Montag, 29. November 2010

Der zweitbeste Koch - Kurt Bracharz


Wenn man davon ausgeht, dass Hunger der beste Koch ist, dann ist der Chinese Wang Li bestimmt der Zweitbeste. Dies ist jedenfalls die Meinung des Ich-Erzählers Xaver Ypp. Der in die Jahre gekommene Gourmetkritiker einer Feinschmeckerzeitschrift in Wien ist Spezialist, was asiatisches Essen angeht. Als er erfährt, dass Wang Li angeblich das Land verlassen haben soll, wird er misstrauisch und zieht sogar ein Verbrechen in Betracht. Nach einem Besuch des Restaurants, in dem Wang bisher gekocht hat, wird Ypp auf dem Heimweg überfallen, und wie sich herausstellt, haben die Angreifer lediglich an einer kleinen Fleischprobe Interesse, welche der Gastrokritiker bei sich hatte. Zu allem Überfluss muss er sich nebenbei  um einen jugendlichen Praktikanten kümmern, der ein absolutes Geschmacksgenie ist. Durch ihn lernt Ypp die attraktive Eurasierin Zoe kennen, die eine etwas fragwürdige Rolle bei einer Tierschutzaktion spielt. Als dann auch noch ganz unverhofft sein Bruder mit ihm Kontakt aufnimmt, der beim Geheimdienst arbeitet, wird die Sache spannend, und Xaver entwickelt kriminalistisches Gespür. Ypp hält so ziemlich alles für möglich und schließt selbst Kanibalismus nicht aus.

Kurt Bracharz tischt seinen Lesern eine unterhaltsame und kurzweilige Story auf, die neben spannenden Krimi-Elementen auch noch allerlei Kurioses zu bieten hat. Sein Protagonist Xaver Ypp erzählt gerade heraus und frisch von der Leber weg, gewürzt mit einer klugen Portion bissiger Ironie und deftigem Humor. Seine Ausführungen über die Feinschmeckerszene muten zum Teil sehr grotesk an. Er bringt faszinierende und manchmal schockierende Tatsachen zur Sprache und vermittelt so eine Bildung ganz anderer Art. Dabei geht er häufig ins Extrem und bewegt sich hart an der Ekel-Grenze. Manche der angesprochenen „kulinarischen Genüsse“ wirken unvorstellbar, aber bei näherer Betrachtung erweisen sie sich durchaus als real. Einige Ausführungen des Autors, die mir bisher völlig fremd waren, habe ich  mit Hilfe diverser Nachschlagewerke und Suchmaschinen recherchiert und immer  festgestellt, dass es sie wirklich gibt.
Dieser Roman ist kein klassischer Krimi, er lässt sich schwer einordnen und schon gar nicht in eine Genre-Schublade stopfen. Viele verschiedene Handlungs-Elemente verschmelzen gekonnt zu einer spannenden und kurzweiligen Lektüre, bei der man sich im wahrsten Sinn des Wortes „köstlich“ amüsieren kann.


Herzlichen Dank an Frau Oberdanner vom Haymonverlag für die Überlassung des Rezensionsexemplars.

Sonntag, 28. November 2010

Sonntag, 21. November 2010

Im Schatten der Königin - Tanja Kinkel



8. September 1560: Die junge Amy Robsart wird tot am Ende einer Treppe aufgefunden, und ganz Europa spekuliert, ob es ein Unfall war, eventuell Selbstmord, oder ob gar ihr Ehemann Robert Dudley dahinter steckt. Dudley ist allgemein als Günstling der Königin bekannt, und die Gerüchteküche brodelt. Hat er vielleicht veranlasst, seine Ehefrau zu ermorden, um Elizabeth I. heiraten zu können?
Thomas Blount, ein enger Vertrauter Dudleys, macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und reist zum Unfallort nach Oxfordshire, wo Amy zuletzt gelebt hat. Der Ich-Erzähler Blount handelt nicht ganz uneigennützig, denn auch seine Existenz steht auf dem Spiel und nicht nur das. Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass er sich am Schicksal der jungen Verstorbenen nicht ganz unschuldig fühlt, denn er hat ein sehr persönliches Geheimnis. Nach seiner Ankunft im Landhaus Cumnor Place ereignen sich zudem mehrere merkwürdige Zwischenfälle, denen er zusätzlich auf den Grund gehen muss.
Die Gouvernante und enge Vertraute der Königin, Kat Ashley, tritt als zweite Ich-Erzählerin auf und ist ebenfalls bestrebt, so schnell wie möglich Gewissheit über den wahren Sachverhalt zu bekommen.

Man merkt beim Lesen deutlich, dass sich die Autorin sehr ausführlich mit Elizabeth I. und ihrer Zeit beschäftigt hat. Ihr Roman hat Substanz und einen sehr hohen Informationswert. Auch über das alltägliche Leben damals am Königshof lässt Frau Kinkel häufig interessante Bemerkungen einfließen. Daneben erfährt der Leser nicht nur viel über historische Details, sondern bekommt den Fall der Amy Robsart aus zwei ganz unterschiedlichen Sichtweisen Perspektiven präsentiert.
Der eigentliche Handlungszeitraum beschränkt sich nur auf die sieben Tage zwischen dem Tod der jungen Frau und ihrer Bestattung. Beide Erzähler schildern jedoch häufig Ereignisse aus der Vergangenheit, die das Gesamtbild abrunden und zurechtrücken.
Während Kat Ashley nicht ganz so oft und ausführlich zu Wort kommt (ihr sind lediglich diverse Zwischenspiele vorbehalten), machen die Kapitel um Tom Blount den größeren Teil des Romans aus. Blount ist nicht so ganz glücklich mit seiner Aufgabe, Licht in den Fall zu bringen. Er wird von Selbstzweifel gequält. Dies und die Erwähnung seiner kleinen Schwächen und Eitelkeiten lassen ihn sehr menschlich, ja manchmal fast rührend erscheinen. Trotz einiger Hindernisse und seiner Bedenken bleibt er hartnäckig in seinem Tun und lässt sich nicht beirren. Unerwartete Unterstützung findet er dabei in dem Schauspieler Frobisher, dem es mit der Zeit gelingt, Thomas’ Vertrauen zu erringen und wertvolle Beiträge zum Fall zu leisten.
Besonders genossen habe ich die intelligenten und gleichzeitig amüsanten Dialoge zwischen Thomas Blount und Lady Edith Odingsells. Das Geplänkel der beiden, die sich schon von Jugend an kennen, ist stellenweise köstlich zu verfolgen.

Tanja Kinkels Lösung für den Fall ist faszinierend und macht Sinn, auch wenn der wahre Sachverhalt auf ewig ein Geheimnis bleiben wird.
Für Liebhaber gut recherchierter historischer Romane ist „Im Schatten der Königin“ eine absolute Leseempfehlung. Die äußere Aufmachung ist sehr edel und hochwertig gestaltet, und der Inhalt wird durch ein informatives Nachwort sowie die Stammbäume der betroffenen Familien sehr schön ergänzt. Leider haben sich ein paar gravierende Druckfehler eingeschlichen, welche den Sinn und Ablauf der Geschichte verfälschen. Im Forum auf der Homepage der Autorin werden diese richtiggestellt, und ich hoffe, dass die folgenden Auflagen des Romans diesbezüglich korrigiert erscheinen. 

Dienstag, 16. November 2010

Die Saat - Guillermo Del Toro + Chuck Hogan


Kurzbeschreibung:
Für Ephraim Goodweather, den Chef des New Yorker Seuchenpräventionsteams, ist es keine Nacht wie jede andere. Für die gesamte Menschheit ist es keine Nacht wie jede andere. In dieser Nacht kommt auf dem J.F.K. Flughafen eine gerade aus Europa gelandete Maschine unvermittelt zum Stehen, der Pilot bricht den Funkverkehr ab, alle Lichter erlöschen. Goodweather trommelt seine Leute zusammen, und gemeinsam betreten sie das Flugzeug. Es bietet sich ihnen ein gespenstisches Bild: Die Passagiere sitzen aufrecht in ihren Sesseln und rühren sich nicht. Als Goodweather näher herangeht, bemerkt er bei allen einen kleinen Schnitt am Hals. Und er macht eine weitere unglaubliche Entdeckung: Die Passagiere leben – aber sie sind keine Menschen mehr... Nein, es ist keine Nacht wie jede andere: In dieser Nacht beginnt der epische Kampf gegen das Böse, das gekommen ist, um New York zu erobern. Und nicht nur diese Stadt, sondern die ganze Welt.

Meine Meinung:
Es ist eine unheimliche Szenerie, die sich dem Flughafenpersonal und den Verantwortlichen bietet. Ein Flugzeug aus Europa ist in New York gelandet, und plötzlich brechen alle Verbindungen zur Maschine ab; sie steht dunkel auf der Landebahn, wie tot, nichts rührt sich. Ephraim Goodweather wird an seinem freien Wochenende abberufen, um als Seuchenspezialist, zusammen mit seinem Team, die Angelegenheit zu untersuchen, denn es besteht der Verdacht auf eine Viren-Epidemie. Als Ephraim und seine Mitarbeiter nach einiger Zeit das Flugzeug betreten, bietet sich ihnen ein gespenstisches Bild. Alle Passagiere sitzen leblos in ihren Sesseln, scheinen ganz plötzlich und überraschend gestorben zu sein. Nach dem ersten Schock werden dann doch vier Überlebende gefunden. Doch diese benehmen sich sehr seltsam, verändern sich auf mysteriöse Weise, und eines Tages sind nicht nur diese Vier verschwunden, sondern auch alle anderen Passagiere - aus dem Leichenschauhaus... Währenddessen wird eine geheimnisvolle schwarze Kiste im Gepäckraum der Maschine entdeckt - und verschwindet wieder, so plötzlich, wie sie aufgetaucht ist. Das alles wirft jede Menge Fragen auf.
Als sich noch ein alter Mann mit verkrüppelten Händen bei Ephraim meldet, der anscheinend mehr über die Angelegenheit weiß, wird bald klar, dass es sich hier um eine schier unglaubliche Sache handelt. Die erst kürzlich Verstorbenen machen plötzlich als Untote die Stadt unsicher, und sie vermehren sich! Immer mehr ganz normale Bürger machen eine grausige Wandlung durch, und auch Ephraims Familie gerät in Gefahr. 
Dieses Hörbuch lässt einen nicht mehr los! Man kommt kaum zu Atem, denn es geht Schlag auf Schlag. Wie sich die "Epidemie" in rasender Geschwindigkeit innerhalb der Stadt ausbreitet und kaum noch Hoffnung besteht, das Problem in den Griff zu kriegen und auch, wie sich die Obrigkeit quer stellt und die Tatsachen viel zu lange ignoriert, das alles schildert der Sprecher des Hörbuchs auf  fesselnde Weise. David Nathan macht diese Geschichte zum Erlebnis, trägt die Story so genial vor, dass beim Hören ein Film im Kopf abläuft.
Das Ende ist offen, viele Fragen bleiben unbeantwortet. Dies ist wohl von den Autoren so gedacht, denn "Die Saat" ist der erste Teil einer Trilogie. Der zweite Teil "Das Blut" ist erst vor wenigen Wochen erschienen. Ich bin mir noch nicht schlüssig, ob ich die Trilogie weiter verfolge. Zwar fand ich die Story sehr spannend und die hier vertretene Vampir-Theorie faszinierend, aber andererseits hat mich die große Brutalität abgeschreckt, die sich durch das gesamte Buch zieht. Für meinen Geschmack ist der Roman zu blutrünstig und zu reißerisch aufgebaut. Gerade was blutige und brutale Szenen angeht, haben die Autoren tief ins Füllhorn gegriffen und die Handlung damit oft unnötig in die Länge gezogen. Ich werde wohl erst einmal abwarten.

Freitag, 5. November 2010

Die Jungfernfalle - Georgette Heyer


Nach dem Tod des Vaters ist die junge und reiche Erbin Judith Tavernier mit ihrem Bruder unterwegs, um den gemeinsamen Vormund in London aufzusuchen, denn beide sind noch minderjährig. Zu ihrem Unmut stellt sich heraus, dass es sich nicht um einen älteren Herrn und Freund ihres Vaters handelt, sondern dass dessen Sohn, Julian Audley, der momentane Earl of Worth, die Vormundschaft übernommen hat. Judith und ihr Bruder tun alles, um dem Earl seine Aufgabe so schwer wie möglich zu machen, denn der attraktive Julian weckt, durch seine arrogante Art, immer wieder den Widerspruchsgeist der beiden. Ein Onkel und ein Vetter der Geschwister weilen ebenfalls in London, und man kann den nächsten Verwandten die Enttäuschung anmerken, dass Sir John seine Kinder unter die Obhut eines Fremden gestellt hat. Judith stellt mit der Zeit zu ihrer Bestürzung fest, dass ihr Bruder Perry mehrmals in Lebensgefahr gerät, und als er eines Tages wie vom Erdboden verschwunden ist, bleibt die junge Frau verzweifelt zurück und weiß nicht mehr, wem sie vertrauen soll.

Georgette Heyer entführt ihre Leser mitten in die Epoche des Regency. Die Autorin gilt als Fachfrau für diesen Zeitabschnitt, was man ihren bestens recherchierten Romanen immer wieder anmerkt. Da werden die Schauplätze so ausführlich von ihr beschrieben, dass man sie sich wunderbar vorstellen kann. Im leichten Plauderton schildert sie die vornehme Gesellschaft der damaligen Zeit, mit ihrem steifen Sittenkodex und den reichlich blasierten Moralvorstellungen. Manche Schilderungen sind für meinen Geschmack fast schon zu ausführlich und somit etwas langatmig. Die intelligenten Dialoge, so manche überraschende Wendung und die Spannung, die sich nach und nach aufbaut, lassen jedoch über solch kleine Unstimmigkeiten hinwegsehen, und letztendlich ist es ein wunderbarer historischer Roman, der einem diese Ära mit dem ganz besonderen Flair gut nahe bringen kann.

Papa, was ist ein Fremder? - Tahar Ben Jelloun

Kurzbeschreibung:

«Papa, was ist ein Fremder? Wieso haben manche Menschen schwarze Haut und andere Menschen weiße Haut? Sind Ausländer anders als wir? Ist Rassismus normal? Könnte auch ich zu einer Rassistin werden? Was können wir denn tun, damit die Menschen einander nicht hassen, sondern gern haben?» Diese und andere schwierige Fragen stellt die zehnjährige Mérièm ihrem Vater, dem berühmten französisch-maghrebinischen Schriftsteller Tahar Ben Jelloun. Und der Vater erklärt der Tochter in einem einfachen und anschaulichen Gespräch, wie Fremdenfeindlichkeit und Rassismus entstehen und welche Folgen sie haben: wie Vorurteile in Diskriminierungen münden können; wann Rassismus und Kolonialismus zu Sklaverei und Völkermord geführt haben; aber auch, dass niemand als Rassist geboren, sondern erst durch die Verhältnisse dazu gemacht wird.


Mein Eindruck:

Es ist nicht dick, aber sehr inhaltsschwer und aussagekräftig. Gerade im Gespräch mit Kindern über dieses wichtige und brisante Thema kann dieses Buch eine gute Hilfe sein, die richtigen Erklärungen und Worte zu finden. Das Buch sollte zur Pflicht-Lektüre in der Schule gehören, finde ich. Es kriegt volle 5 Sterne von mir.

⭐⭐⭐⭐⭐


Donnerstag, 4. November 2010

Tanja Kinkel in Kulmbach

Am 18. November 2010 ist Tanja Kinkel in Kulmbach zu Gast. Sie liest bei der Buchhandlung Friedrich aus ihrem neuen Roman "Im Schatten der Königin".
Die Veranstaltung beginnt um 20:00 Uhr
Eintritt:6,50 €

Buchhandlung Friedrich
Grabenstraße 4
95326 Kulmbach

Kurzbeschreibung zum Inhalt:
Als die junge Amy Robsart am 8. September 1560 tot aufgefunden wird, ist ganz England überzeugt, den Mörder zu kennen – ihren Ehemann Robert Dudley, Günstling von Elizabeth I., der sich Hoffnungen auf die Hand der Königin macht und seine lästige Gattin loswerden musste. Dieser Verdacht bringt nun nicht nur Robert, sondern auch Elizabeth in Gefahr. Robert schickt daher seinen engsten Vertrauten Thomas Blount nach Oxfordshire, um den Fall aufzuklären – nicht ahnend, dass dieser selbst eine Beziehung zu Amy hatte...

Tanja Kinkel, geboren 1969 in Bamberg, gewann bereits mit 18 Jahren ihre ersten Literaturpreise. Sie studierte in München Germanistik, Theater- und Kommunikationswissenschaft und promovierte über Aspekte von Feuchtwangers Auseinandersetzung mit dem Thema Macht. 1992 gründete sie die Kinderhilfsorganisation Brot und Bücher e. V., um sich so aktiv für eine humanere Welt einzusetzen.

Mehr Informationen über die Autorin und ihr Engagement gibt es auf ihrer Homepage und hier: Brot und Bücher


Dienstag, 2. November 2010

Das Charleston Girl - Sophie Kinsella


Lara Lington ist gerade an einem Tiefpunkt im Leben angelangt. Beruflich läuft es nicht so gut, und ihre Beziehung ist am Ende. Als ihre Großtante Sadie im stolzen Alter von 105 Jahren stirbt, nimmt Lara gezwungenermaßen an der eher sparsam ausgestatteten Trauerfeier teil. Die Verwandten wirken alle sehr gleichgültig, denn sie kannten Sadie kaum und hatten schon zu Lebzeiten wenig Interesse an der alten Dame, die ihre letzten Jahre in einem Pflegeheim verbracht hat. Sogar am Blumenschmuck für die Beerdigung wurde gespart. Mitten in die Trauerzeremonie platzt eine junge Frau, die anscheinend auf der Suche nach ihrer Kette ist. Schnell merkt Lara, dass sie die Einzige der Versammelten ist, welche diese Erscheinung wahrnehmen kann. Es handelt sich um Sadies Geist höchstpersönlich, allerdings jung geblieben und hier erst 23 Jahre alt.
Sadie bittet Lara um Hilfe, die verschwundene Kette zu finden. Anfangs ziemlich genervt von dem fordernden, quirligen Geist, entwickelt sie schnell Sympathie und Verständnis für die Frau, über deren Schicksal Lara erst jetzt einiges erfährt. Dabei stellt sich auch heraus, dass Sadie damals, in den wilden Zwanzigern, unglücklich in einen jungen Maler verliebt war und diese hoffnungslose Liebe bis heute nicht vergessen kann. Lara verspricht Sadie, ihr zu helfen und die Kette zu suchen und merkt, dass es durchaus auch praktisch sein kann, mit einem Geist befreundet zu sein, denn Entfernungen und selbst Wände sind für die vorwitzige Sadie kein Hindernis, und es ist kein Geheimnis vor ihr sicher.

Das ist einmal ein völlig anderer Kinsella, ganz und gar nicht mit den Geschichten um Rebecca Bloomwood zu vergleichen. Die Autorin hat hier ein neues Thema aufgegriffen, denn die eigentliche Hauptperson ist ein charlestonverrücktes Gespenst. Lara, die Ich-Erzählerin wirkt anfangs ein wenig hilflos, sowohl ihren eigenen Problemen gegenüber als auch bei den Rätseln und Fragen, die sich ihr auf der Suche nach der Kette stellen. Aber mit der Zeit weiß sie die Vorteile zu schätzen, welche ihr der Kontakt mit Sadie einbringt, die beiden werden ein Tolles Team. Und auch die Liebe kommt nicht zu kurz, wenn Lara auch hier gegen die Eifersucht eines Geistes ankämpfen muss...

Charleston Girl ist eine hinreißend romantische Komödie, humorvoll und doch mit Tiefgang. Lara erkennt, dass sich hinter der lebenslustigen Fassade von Sadies Geist das Schicksal eines einsamen, enttäuschten und betrogenen Menschen verbirgt. Ihrer Großtante zu ihrem Recht und zu der Anerkennung zu verhelfen, die ihr eigentlich zusteht, dazu ist Lara fest entschlossen.
Maria Koschni liest diesen Roman ganz hervorragend und macht ihn zu einem wundervollen Hörgenuss.