Dienstag, 29. März 2011

Weiblich, ledig, untot - Mary Janice Davids



Elisabeth Taylor hat gerade ihren Job als Sekretärin verloren. Um Verwechslungen mit ihrer prominenten Namensvetterin zu vermeiden, wird sie von allen nur Betsy genannt. Auf der Suche nach ihrer Katze gerät sie dann auch noch vor ein Auto.......und erwacht zu ihrem großen Schrecken in einer Leichenhalle!
Wie sie kurz darauf erfährt, ist sie bei dem Autounfall gestorben und nun eine Untote, genau genommen ist sie ein Vampir. Empört ist sie über die Unverfrorenheit ihrer Stiefmutter, die sie für die Trauerfeier mit den schrecklichsten Klamotten und billigsten Schuhen ausgestattet hat.
Mehrere Versuche, ihrem untoten Dasein ein Ende zu setzen missglücken, und so ganz nebenbei entdeckt Betsy ihre soziale Ader, indem sie einen jungen Arzt vor dem Selbstmord bewahrt. Schnell merkt sie, dass ihre Wenigkeit in der Welt der Vampire heiß begehrt ist. Der Vampirmeister Nostro lässt sie entführen und möchte sie unter seine Macht stellen. Und dann gibt es da auch noch Sinclair, einen umwerfend attraktiven Vampir und Gegner Nostros, der Betsy ebenfalls auf seine Seite ziehen möchte. Er besticht die Schuh-Fetischistin mit Designermodellen und erzählt ihr von einer Prophezeiung, in der sie bereits angekündigt wurde, denn als Vampirin mit außergewöhnlichen Fähigkeiten (sie kann ein Kreuz als Schmuck tragen und in die Sonne gehen), soll sie die künftige Königin sein.

Ich weiß nicht, ob ich bis zuletzt durchgehalten hätte, wenn ich das Buch gelesen hätte, denn auf Dauer fand ich es ein wenig nervig, die Scherze teilweise an den Haaren herbeigezogen. Ich habe das Hörbuch verfolgt, und da ich Hörbücher grundsätzlich während der Hausarbeit oder beim Stricken höre, kann es da gerne ein wenig oberflächlich sein. Kurzweilig ist es, das gebe ich zu, und Nana Spier liest die Geschichte in unnachahmlicher Weise. Sie verleiht der Ich-Erzählerin mit ihrer Stimme Persönlichkeit und gestaltet so manche Situation recht witzig, wenn Betsy beispielsweise als Vampir-Neuling Probleme hat, die Zähne wieder einzufahren, was sich dann durch starkes Lispeln deutlich macht. Ich weiß nicht, ob ich mir weitere Folgen antun werde, denn die Handlung ist, soweit überhaupt vorhanden, doch recht spärlich und oberflächlich. Wie gesagt, eine amüsante Abwechslung für zwischendurch ist es schon, und wer ein kurzweiliges Hörbuch sucht, wird vielleicht seinen Spaß daran haben.

Sonntag, 27. März 2011

Die Tortenbäckerin - Brigitte Janson




Hamburg / Altona 1896:
Greta Voss arbeitet als Hilfsköchin in einem vornehmen Haushalt. Da der Hausherrin die Freundschaft ihres Sohnes Christoph zu der jungen Frau missfällt, entlässt sie diese kurzerhand. Greta ist verzweifelt, denn einerseits muss sie für ihre kranke Mutter sorgen, und dann hat sie auch noch ein Geheimnis, von dem niemand erfahren darf. Eines Tages lernt sie den jungen Fuhrunternehmer Siggo kennen. Er verschafft ihr eine neue Anstellung, und außerdem kann Greta bei seiner Mutter das Konditorenhandwerk erlernen. Siggo ist beeindruckt von Gretas Stärke und ihrer Kämpfernatur. Als er hinter ihr Geheimnis kommt, reagiert er völlig anders als erwartet.

Die Autorin gewährt ihren Leser(inne)n tiefe Einblicke in die Lebensumstände der einfachen Leute an der Schwelle zum neuen Jahrhundert. Einerseits sind die Menschen noch ihren alten Traditionen verbunden und pflegen auch ihre althergebrachten Vorurteile, andererseits hält der Forschritt immer mehr Einzug in den Alltag. Das Leben ist alles andere als einfach, und die Klassenunterschiede treten stark hervor. Gerade die Frauen waren zu dieser Zeit noch stark benachteiligt und konnten kaum eigene Entscheidungen treffen. Ein Verhältnis, wie es hier geschildert wird, zwischen einem Sohn aus gutem Hause und einer Bediensteten, war sicher nicht außergewöhnlich. Im Fall einer Schwangerschaft, die sich unter Umständen daraus ergab, hatten die jungen Frauen keine Handhabe. Ohne eigene Schuld war ihr Leben von einem Tag auf den anderen verpfuscht. 
Es ist äußerst spannend, zu erleben, wie Greta um ihre Existenz kämpft, wie sie das Unmögliche möglich macht und dem Mut aufbringt, einen Lieferdienst für Festbankette und Kaffeegesellschaften zu gründen. Zu ihrem großen Glück findet sie hilfsbereite Menschen in ihrem Umfeld, die sie mit Rat und Tat unterstützen. 
Der Roman hat viele, sehr sympathische und liebevoll beschriebene Charaktere aufzuweisen, wenn es auch einige recht finstere Gesellen gibt, die Greta und Siggo das Leben schwer machen. Neben den beiden Hauptfiguren des Romans  gehört meine besondere Zuneigung den Kindern, die in der Handlung eine tragende Rolle spielen. Leni ist ein ganz zauberhaftes, liebenswertes kleines Mädchen, und der Straßenjunge Oliver ist einfach unbeschreiblich. Er ist für mich der heimliche Held des Romans.
Historische und politische Details bleiben größtenteils außen vor, und das ist gut so, denn die Geschichte spielt sich in der Welt der einfachen Menschen ab, und diese hatten kaum die Zeit, sich ausführlich mit dem Weltgeschehen zu befassen. Für sie war der Alltag mühselig und arbeitsreich, ein stetiger Überlebenskampf.
„Die Tortenbäckerin“ ist ein sehr gelungener Roman, unterhaltsam, gefühlvoll und spannend. Er bringt uns die Vergangenheit und damit die Welt unserer Großeltern ein wenig näher.

Auf ihrer Homepage hat die Autorin noch jede Menge Interessantes und Ergänzendes zusammengestellt. Es lohnt sich, hier einmal nachzulesen:

Donnerstag, 24. März 2011

Der gestohlene Engel - Sabine Kornbichler



Sophie, Ariane und Judith sind gut befreundet.  Bei einem Treffen offenbart Ariane, dass sie an Krebs erkrankt ist. Sie möchte nicht, dass ihre kleine Tochter Svenja zu ihrem Exmann kommt, denn er ist nicht der Vater, gesteht sie den beiden Freundinnen. Die einzige Verbindung zu dem Mann, mit dem sie eine folgenreiche Nacht verbracht hat, ist ein goldener Schutzengel. Da Ariane vielleicht nicht mehr viel Zeit bleibt, sich um ihre Tochter zu kümmern, macht sich Sophie auf die Suche nach dem richtigen Vater.
Sie löst durch ihre Suche eine Welle ungeahnter Emotionen und Ereignisse aus. Neben ihren Recherchen hat sie auch noch Probleme in ihrer Ehe, und dazu kommen die Sorgen um die kranke Freundin. Mit ihren Nachforschungen löst Sophie eine Reihe von seltsamen Ereignissen und Begegnungen aus, die sie zunächst als Zufälle abtut. Aber immer mehr kommt sie zu der Überzeugung, dass es einige Zusammenhänge geben muss.

Romane von Sabine Kornbichler sind für mich mittlerweile ein Garant für gute Unterhaltung, die jedoch alles andere als oberflächlich ist.
„Der gestohlene Engel“ ist inhaltlich sehr brisant, denn da ist nicht nur die Sorge um die Freundin, sondern es tauchen jede Menge unvorhergesehene Verwicklungen auf, welche die Protagonistin regelrecht in ein Gefühlschaos stürzen. Sie versucht, alle Probleme vom Verstand her zu lösen, und ihre überkorrekte Sicht der Dinge bringt Sophie immer wieder in einen Gewissenskonflikt, denn letztendlich muss sie auf ihr Herz und ihr Gefühl hören, um allen und ganz besonders sich selbst gerecht zu werden.


Mittwoch, 23. März 2011

Blog-Aktion für Japan

Vielen Dank an Sternthaler75. Sie hat mich zu dieser schönen und sinnvollen Blog-Aktion eingeladen und mich mit einer Tafel Schokolade beschenkt.

Hier der Original-Text von My Swiss Chocolade:

Wir möchten eine europaweite Blog-Aktion starten und diese aus aktuellem Anlass mit einer Spendenaktion verbinden.
Normalerweise wollen wir mit der Blog-Aktion natürlich die leckere und selbstkreierbare Schweizer Schoggi von mySwissChocolate bekannt machen. In diesem Fall geht es aber um viel mehr. Die unglaublich dramatische Katastrophe in Japan bewegt uns alle. Aus diesem Anlass möchten wir unsere Osterblogaktion mit einer Spende von mySwissChocolate an die Glückskette für die Opfer in Japan verbinden.
Und so gehts:
  1. Wir verschenken mySwissChocolate Gutscheine (1 gratis Tafel inkl. Versand) an 10 Blogger unserer Wahl (dies ist nun bereits geschehen)
  2. Jeder der 10 Blogger kann nun wiederum Gutscheine an max 10 weitere Blogs verschenken. “Weiterschenken”  kann man, indem man in seinem Blog über die Aktion berichtet und 1-10 weitere Blogs benennt. Bitte informiere die von Dir beschenkten Blogs doch auch direkt wenn möglich, damit der Bloglauf nicht stockt.
  3. Ob ein Blog bereits “beschenkt” wurde, erfährt man hier in unserem Blog. Wir aktualisieren die Liste mehrmals täglich. Ein Blog kann nur 1 Gutschein erhalten (aber wie gesagt max. 10 Gutscheine virtuell weiter verschenken an weitere Blogs).
  4. Setzt bitte UNBEDINGT einen Backlink als Kommentar in unserem Blog zu Eurem Bericht – sonst erfahren wir ja nicht, an wen wir nachher all die Gutscheine versenden sollen :-)
Unsere Spende:
  • Es gibt eigentlich keine Limitierung. Jede Art von Blog* kann mitmachen, respektive beschenkt werden.
  • Die internationale Aktion startet JETZT und wird bis zum 31. März 2011 bis 12:00 Uhr mittags laufen.
  • Für jeden beschenkten Blog*, spenden wir 2.00 CHF – mindestens aber 1′000 CHF.  Bei 1‘000 Blogs sind dies also bspw. schon 2‘000 CHF – die maximale Spenden-Grenze wäre 10‘000 CHF. Zusätzlich erhält nachher jeder Beschenkte Blog* per Mail den Gutschein für 1 gratis Tafel inklusive Versandkosten selbstverständlich auch tatsächlich zugesendet. Die Geld-Spende geht an die nationale Glückskette, die derzeit für Japan Spenden sammelt
*der vor Start dieser Aktion bereits aktiv existierte und vor Ablauf der Frist a) tatsächlich beschenkt wurde, b) einen Blogbeitrag verfasst und c) bei uns einen Backlink hier als Kommentar gesetzt hat. Im Streitfall entscheidet alleine mySwissChocolate über die Gutscheinvergabe. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Wir würden uns sehr freuen wenn sogar mehr als die 1′000 CHF als Spende zusammen kämen.

UPDATE:  Hier werden wir jeweils den Spendenspiegel veröffentlichen:
Das Feedback und Teilnahme ist riesig. Wir sind einfach komplett platt, wie gross die Bereitschaft ist an unserer Spendenaktion teilzunehmen. Jeder Blogbeitrag ist Arbeit und dafür verschenken wir Euch ja auch als Dankeschön am Ende der Aktion Gutscheine. Da wir aber einfach mit der Prüfung und Freischaltung nicht hinterher kommen und daher der “Hemmschuh” quasi für den (noch) niedrigen Spendenspiegel sind (es sind immer noch aktuell >221 Kommentare hier von uns zu prüfen und bearbeiten), haben wir uns entschlossen entgegen unserer Regel unten, noch einen drauf zu setzten und nicht nur für jeden beschenkten Blog der einen Beitrag  schreibt, Backling setzt und weitere beschenkt , jeweils 2.- CHF zu spenden, sondern für JEDEN BESCHENKTEN Blog (egal ob er einen Beitrag schreibt oder nicht) bis zum 31.03.2011 mittags 12:00 Uhr. Dies macht wesentlich mehr Spenden aus und darum geht es uns! Einzige Regel hier ist weiterhin, dass er beschenkt wurde und VOR dem Start der Aktion bereits aktiv existierte :-)  Die maximale Spendengrenze von 10′000 CHF besteht natürlich weiterhin. Ich denke es ist aber nun sehr realistisch, dass wir sie auch erreichen – zugunsten von Japan und Dank Eurer Unterstützung. Ach ja, sollte der Betrag von 10′000 vor dem 31.03.2011 mittags erreicht werden ist die Aktion natürlich auch beendet :-) .
Selbstverständlich werden wir dann auch die Einzahlungsbestätigung abbilden, sodass natürlich auch alle dann sehen, was mit Eurer Hilfe geleistet wurde.

Und diese Blogs möchte ich gerne beschenken:










Sonntag, 20. März 2011

Die Vergolderin - Helga Glaesener



Anfang des 17. Jahrhunderts: Elisabeth Weißvogel muss mit ihrer Familie die Heimatstadt Osnabrück verlassen, weil der Vater des Betrugs überführt und verjagt wurde. Der kommende, strenge Winter, den die Weißvogels auf der Straße verbringen, ist schlimm, der Hunger zermürbend. Als der Vater Selbstmord begeht, verspricht Elisabeth ihrer totkranken Mutter, sich immer gut um die beiden Geschwister zu kümmern. Wenig später bleiben Elisabeth, Marga und Christian als Waisen zurück und versuchen, bei ihrem Großvater in Braunschweig Aufnahme zu finden. Bei dem grantigen, hartherzigen Alten arbeitet Elisabeth heimlich als Vergolderin.
Eines Tages wird Elisabeth fast das Opfer von Plünderern, als ihr unerwartet ein blinder Mann zur Hilfe kommt. Später begegnet sie Martin wieder, der als Junge auf rätselhafte Weise sein Augenlicht verloren hat. Er ist mittlerweile in der Fremde zu großem Reichtum gelangt und nun nach Braunschweig zurück gekommen, um seinen Halbbruder und die gemeinsame Mutter zu treffen. Er möchte herausfinden, was damals vorgefallen ist und bittet nun wiederum Elisabeth um ihre Unterstützung.
Unschuldig gerät sie zwischen die Fronten der beiden Brüder. Ohne es zu wollen, hat Martin mit seiner Bitte die junge Frau in Gefahr gebracht. Mit aller Kraft versucht Elisabeth, das gegebene Versprechen einzulösen und ihre Geschwister zu schützen. 
Ich lese zwar viel und auch nicht gerade langsam, aber 460 Seiten in zwei Tagen, das war für mich schon ein gewaltiges Tempo. Dies war nur zu schaffen, weil mich die Handlung absolut gefesselt hat. Es gibt keine Längen, und die Spannung baut sich von Kapitel zu Kapitel weiter auf, die beste Voraussetzung also für ein perfektes Lese-Wochenende.
Sehr schön und ausführlich ist die Beschreibung der Protagonisten.
Elisabeth wird als beherzte junge Frau dargestellt, der ihre Unabhängigkeit über alles geht. Sie verbirgt ihre wahren Gefühle gerne hinter einer couragierten Fassade. Nach außen wirkt sie kratzbürstig und manchmal fast herzlos, was in ihrer schweren Vergangenheit begründet ist. Ihr großer Wunsch wäre, mit dem Verzieren und Vergolden von Rahmen eigenes Geld für den Lebensunterhalt und für eine Lehrstelle des Bruders zu verdienen. Aber Frauen ist es von der Gilde nicht gestattet, ein Handwerk auszuüben.
Der feinsinnige, gutmütige, manchmal etwas zu leichtgläubige Martin möchte das Geheimnis lösen, worauf seine Erblindung zurückzuführen ist. Er kann sich absolut an nichts mehr erinnern, was damals bei seinem Weggang geschah.  Von dem spröden Auftreten Elisabeths lässt er sich nicht täuschen; er fühlt sich unwiderstehlich zu ihr hingezogen. Dankbarkeit und anfängliches Mitleid wandelt sich bald in Zuneigung, die aber allem Anschein nach nicht erwidert wird.
Auch alle wichtigen Nebenfiguren sind lebhaft und sehr ausgeprägt beschrieben, und man kann sie sich gut bildlich vorstellen. Faszinierende Einblicke in das Vergolder-Handwerk lassen auf ausführliche Recherchen der Autorin schließen.
Die Kapitel sind eher kurz gehalten, was dem Lesefluss aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil, die Spannung wird noch verstärkt, da das Ende eines jeden Kapitels ganz raffiniert angelegt ist, so dass man den Fortgang der Geschichte kaum erwarten kann.
Insgesamt gesehen ist „Die Vergolderin“ ein packender und absolut lesenswerter historischer Roman.
Sehr gut gefällt mir auch die äußere Aufmachung. Das Bild auf dem Einband ist perfekt gewählt und bildet, zusammen mit dem schön gestalteten Initial des Titels, eine optimale Einheit. Die Abbildung eines alten Stadtplans auf den inneren Buckdeckeln rundet die optische Gestaltung in gelungener Weise ab.

Samstag, 19. März 2011

Ein Lesekissen

Eigentlich ist dieser Beitrag ja besser in  meinem Handarbeits-Blog untergebracht, und dort steht er auch zusätzlich, aber nicht alle Leseratten gucken dort hinein, und ich hoffe, dass dies vielleicht einige Nutzer der Schmuserolle lesen und mir einen Tipp geben können:

Heute habe ich wieder einmal meine alte Nähmaschine arbeiten lassen. Da ich vom Eulenstoff noch ein großes Stück hatte, ist mir der Gedanke gekommen, mir ein Lesekissen zu nähen. In Sachen Funktion habe ich mich dabei von Bildern der "Schmuserolle" inspirieren lassen. Die Füllung ist von einem unbenutzten Badewannenkissen, das ich seit Jahren im Schrank liegen habe. Es sind kleine Styropor-Kügelchen, die praktischerweise in einem Inlett aus einer Art Netzstoff eingenäht sind. So hatte ich gar kein Gebrösel, sondern konnte das Teil einfach in den neuen Bezug stecken. Wie die elastischen Bänder der Original Schmuserolle auf der Rückseite befestigt sind, weiß ich nicht. Ich habe nun einfach ein Gummiband doppelt um mein Kissen geschlungen, auf der Rückseite verkreuzt und die Enden zusammengenäht. Ich kann das Band also komplett abnehmen, wenn ich das Kissen zwischendurch als Kopfstütze und nicht für ein Buch nutzen möchte. Bei großen Büchern hält das auch optimal. Für Taschenbücher muss ich mir noch etwas einfallen lassen, denn da sind die Gurte dann zu locker bzw. rutschen zusammen. Vielleicht nähe ich sie doch auf der Rückseite ein wenig fest, dass sie einen gewissen Abstand behalten. Weiss jemand, wie das bei der Schmuserolle gelöst ist? Über Tipps würde ich mich freuen.

Einen Award habe ich auch bekommen, vielen Dank an Sylvia von Herzbücher.

Es gibt zwei Aufgaben, die mit dem Award verknüpft sind:
1. Erzähle 7 Dinge über dich - so arg viele interessante Neuigkeiten gibt es eigentlich nicht von mir zu berichten, daher verweise ich auf meine Antworten beim letzten Award: 7 Antworten
2. Gib den Award an 7 Blogs weiter - wie immer kann ich mich nicht für 7 Blogs entscheiden, denn ich bin der Meinung, jeder gibt sich auf seine Art besonders viel Mühe, und die meisten Blogs, die ich kenne, werden mit sehr viel Liebe gestaltet. Wenn ich mich für einige Blogs entscheiden würde, wären viele andere benachteiligt, und das fände ich sehr schade. Ich stelle den Award hiermit zur freien Verfügung. Jeder, der sich angesprochen fühlt, darf in sich mitnehmen.

Donnerstag, 17. März 2011

Verfahren - Ludwig Laher




"Nun erhalten sich aber die Gesetze im Ansehen, nicht weil sie gerecht sind, sondern weil sie Gesetze sind".
                                                          Michel de Montaigne, 1588


Exemplarisch wird das bisherige Schicksal der Kosovo-Serbin Jelena geschildert.
Die junge Frau war in ihrer Heimat mehrfach das Opfer von Gewalt, die ihr unter dem Vorwand ihrer Nationalität angetan wurde. Nach unvorstellbarem Elend und missglückten Selbstmordversuchen ist sie am Ende ihrer Kraft. Ein letztes Mal nimmt sie all ihren Mut zusammen und geht nach Österreich, bittet dort um Asyl. Das Asylgesetz in Österreich ist eines der strengsten in Europa. Wieso die verängstigte, eingeschüchterte Jelena jedoch in Schubhaft genommen wird, kann ich nicht verstehen, denn eigentlich liegt keiner der Punkte vor, die hierfür allgemein als Gründe genannt werden. Der deutschen Sprache noch nicht mächtig, ist sie nun der Willkür von Richtern, Protokollführern und Dolmetschern ausgesetzt, die manches anscheinend gar nicht verstehen wollen.
„Verfahren“ trifft hier im doppelten Sinn zu, denn einerseits erwartet Jelena im Land ihrer Zuflucht ein solches, zugleich ist ihre Situation ebenfalls als verfahren zu bezeichnen.
Der Autor schreibt im Nachwort, dass das Leben seiner Protagonistin beängstigende Parallelen mit einem realen Schicksal hat. Ich habe mir nicht nur bei einer Szene gewünscht, sie möge nicht wirklich passiert, sondern der Fantasie des Autors entsprungen sein.

Parallel zu Jelenas Fall gibt es zwei weitere Handlungsstränge, die auf den ersten Blick  unabhängig nebeneinander herlaufen, sich aber nach und nach zu einem verständlichen Konzept zusammenfügen.
Da ist einmal das Interview mit einem zuständigen Asylrichter. Dieser Doktor Zellweger plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen, ziemlich selbstgerecht, wie mir scheint. Er gibt sich nach außen hin menschenfreundlich und gefällig, aber es gelingt ihm nicht völlig, dies glaubwürdig darzustellen.

Zuletzt erfährt der Leser noch vom Schicksal eines jüdischen Arztes, der als Kind, auf der Flucht vor den Nazis, Wien verlassen musste und in Großbritannien Aufnahme gefunden hat.
Seine Geschichte gestaltet sich somit gegengleich zu Jelenas, und seine schwere Vergangenheit veranlasst ihn, sich in der Hilfe für heutige Asylbewerber zu engagieren.

Anfang und Ende des Romans bilden zwei Kapitel über eine reale Demonstration, bei der ein Brüderpaar verhaftet wurde, dem anschließend ein unverhältnismäßig schwerer Prozess drohte.

Der Roman ist ein harter Brocken,  sowohl was den dramatischen Inhalt betrifft, als auch von der Ausdrucksweise, denn der Autor hat häufig Auszüge aus real existierenden Unterlagen und Protokollen verwendet, und diese sind im absoluten Fachjargon verfasst. "Verfahren" liest sich ganz sicher nicht leicht und schnell, und doch kann man es bis zuletzt nicht beiseite legen. 
Ludwig Laher hat sich mit intensiven Recherchen dem komplexen Thema Asylrecht gewidmet und einen Roman daraus gemacht, der durch die sachliche Schreibweise einerseits distanziert wirkt und doch sehr nahe geht.
Die Geschichte hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Sie gibt viel Stoff zum Grübeln und hat mich animiert, mehr über den Kosovo zu erfahren, mich ausführlicher mit dem Thema Fremdenrecht zu beschäftigen und genauer hinzusehen.

Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich ganz herzlich beim Haymonverlag.


Montag, 14. März 2011

Wenn die Liebe siegt - Janette Oke



Band 1 der Kanada-Serie

Im April 1910 verlässt die junge Lehrerin Elisabeth Thompson die Geborgenheit ihres Elternhauses in Toronto, um in den wilden Westen Kanadas zu übersiedeln, wo ihr Halbbruder Jonathan mit seiner Frau Mary und den Kindern lebt. Eigentlich möchte sie bei seiner Familie in Calgary bleiben, aber das Schicksal will es anders und verschlägt sie in die etwa hundert Meilen weiter nördlich liegende kleine Siedlung Palm Springs, inmitten der Wildnis, wo dringend eine Lehrerin gesucht wird. Kinder unterrichten ist für Elisabeth eine Berufung, und so zögert sie nicht, diese Stelle anzunehmen.
Die Ich-Erzählerin berichtet von ihren ersten Erfahrungen und der Eingewöhnung in ihrer neuen Heimat, von den Problemen, die sich anfangs ergeben, von der Alltagsbewältigung und den Herausforderungen, denen sie sich mit Zuversicht und Freude stellt.
Sehr schnell schließt sie die Menschen dort in ihr Herz und teilt Freud und Leid mit ihnen.
Als Elisabeth einen guten Freund ihres Bruders, den Mountie Wynn Delaney kennen lernt, ist sie gleich fasziniert von dem gut aussehenden und sympathischen Mann. Ihre feste Überzeugung, nie zu heiraten, gerät stark ins Wanken. Aber auch Wynn ist eingefleischter Jungeselle, denn sein Beruf als berittener Polizist verschlägt ihn häufig in wilde, abgelegene Gebiete Kanadas, und er ist der festen Meinung, dies würde sich nie mit der Gründung einer Familie vereinbaren lassen.  Zudem gibt es mehrere Missverständnisse zwischen den Protagonisten, die geklärt werden müssen. Es ist keine stürmische Liebe, und ich würde die Geschichte auch nicht in die Kategorie „Liebesroman“ einordnen, denn die sich zaghaft anbahnende Beziehung zwischen Elisabeth und Wynn spielt eigentlich nur am Rande eine Rolle. Die Schwerpunkte des Romans liegen bei der Schilderung der Lebensumstände und der Probleme in der damaligen Zeit. Die Bücher der Autorin werden meist in die Kategorie „Inspirationals“ eingeordnet, denn es sind Romane mit eindeutig christlicher Prägung, wenn dies auch sehr dezent zum Ausdruck kommt. Wie die Protagonisten ihre Religiosität im Alltag leben, wirkt sehr glaubwürdig und passend, besonders für die Zeit, in der die Handlung spielt. Die Art, wie die Menschen miteinander umgehen, zeugt von Herzenswärme und Mitgefühl.
Obwohl sich das Buch sehr schnell und leicht liest, ist es alles andere als oberflächlich. Es ist ein wundervoller, historischer Roman mit traumhaften Schauplätzen und liebenswerten Charakteren, ein wahrer Lesegenuss. Natürlich möchte ich wissen, wie es mit Elisabeth und Wynn weitergeht und bin schon sehr gespannt auf Band 2 „Wenn es Frühling wird“.

Freitag, 11. März 2011

Die Rebenprinzessin - Corinna Neuendorf



Positiv aufgefallen ist mir bei diesem Buch die Covergestaltung. Der Ausschnitt auf dem vorderen Buchdeckel stammt aus dem Gemälde „Woman with a Glass of Wine“ von Philippe Mercier, das Kleid wurde farblich so angepasst, wie es die Protagonistin des Romans trägt. Mit dem Weinberg im Hintergrund finde ich die Aufmachung sehr gelungen und perfekt zur Handlung passend.

In der Geschichte geht es um die Kinder zweier verfeindeter Grafen und Weingutbesitzer im Rheingau 1437. Graf von Bärenwinkel schickt seinen Sohn Martin als Spion zur Festung des Grafen von Katzenburg. Er soll sich dort als Knecht verdingen und herausfinden, worin der Erfolg des Konkurrenten besteht, dessen Wein besser sein soll. Schnell entdeckt er, das Graf von Katzenburg eine neue Rebsorte anbaut. Noch ehe er sich einen Ableger des Rieslings besorgen kann, lernt Martin die Tochter des Grafen kennen. Bella wurde von ihrem Vater aus dem Kloster zurück geholt, um mit einem Günstling des Königs vermählt zu werden. Allerdings sträubt sie sich mit aller Kraft gegen eine Heirat mit diesem ungeliebten, arroganten Mann. Zu Martin, den sie für einen einfachen Knecht hält, fühlt sie sich vom ersten Moment an hingezogen. Wider alle Vernunft und ohne das Wissen des Vaters trifft sich Bella mit Martin heimlich im Weinberg. Die beiden jungen Menschen hoffen verzweifelt auf einen Ausweg für Bella. Aber zuerst muss Martin seiner Angebeteten ein Geständnis machen, denn diese ahnt nicht, dass der Geliebte eigentlich ihr Feind sein sollte.

„Die Rebenprinzessin“ wird als historischer Roman präsentiert. Ich würde die Geschichte allerdings eher bei den historischen Liebesromanen ansiedeln, denn die Romanze zwischen Bella und Martin nimmt einen sehr großen Raum der Handlung ein. Historische Details sowie Wissenswertes zum Weinanbau in der damaligen Zeit umrahmen das Geschehen, stehen aber nicht im Vordergrund.  
Bella und Martin wirken in ihren Aktionen zum Teil beide etwas unreif, und der Handlungsverlauf war für mich nicht immer logisch nachvollziehbar. Gerade Martin benahm sich ab und zu recht ungeschickt, und bei ihm gab es immer wieder kleine Punkte, die mir nicht sehr glaubwürdig erschienen. Gar nicht verstehen konnte ich das Verhalten des Grafen von Katzenburg. Er wirkt sehr hartherzig und verbohrt, und eigentlich konnte ich nicht durchschauen, wieso er auf Bellas Verheiratung mit Roland von Hohenstein so vehement bestanden hat. Es ist nicht so ganz klar geworden, welchen Vorteil er sich davon erhoffte. Zudem gab es mehrere Ungereimtheiten im zeitlichen Ablauf und lose Fäden in der Handlung, die dann einfach im Sande verliefen. Das sind Einzelheiten, die mir beim Lesen durch den Kopf gegangen sind, aber sie haben letztendlich weder den Lesefluss noch die Freude an der Geschichte gebremst.
Der Roman liest sich insgesamt kurzweilig und angenehm. Wenn man sich dazu ein Gläschen Wein oder Traubensaft schmecken lässt, kann man sich das passende Flair in die Leseecke holen und einfach nur genießen. 


Dienstag, 8. März 2011

Nicht weit vom Stamm - Oliver Uschmann



Wer ist Sven wirklich?
Der intelligente, vielseitig interessierte Junge aus gutem Hause, Sohn eines erfolgreichen Autors
oder der saufende, prügelnde Assi, mit Null-Bock-Einstellung und ohne Perspektive für die Zukunft?
Diese zweite, dunkle Seite seiner Persönlichkeit hat sich erst entwickelt, als seine Schwester vor 5 Jahren einen Unfall hatte, an dem er sich selbst die Schuld gibt. Mit seiner Einstellung zu dem dramatischen Ereignis damals steht er nicht allein. Auch sein Vater ist der Meinung, dass Sven seine Aufsichtspflicht gegenüber der jüngeren Schwester missachtet und somit versagt hat, eine schwere Bürde für den, zu diesem Zeitpunkt erst 14-jährigen, Jungen.
Man hat den Eindruck, der Ich-Erzähler will sich seitdem fortwährend bestrafen. Er benimmt sich so, dass es unweigerlich immer wieder negative Konsequenzen für ihn hat. Die Strafen für seine Missetaten sieht er gerne als Sühne für damals. Offen, schonungslos, teilweise recht brutal geht Sven mit seinen Mitmenschen und auch mit sich selbst um. Wenn er betrunken oder bekifft ist, kann er so wunderbar in Selbstmitleid baden, wobei dieses Bad die einzige „Körperpflege“ für ihn ist. Er vernachlässigt sich selbst, an Körper, Geist und Seele. Seine beiden Kumpels unterstützen ihn dabei aus vollen Kräften. Überschüssige Energie, die der Alkohol frei setzt, entladen sie gerne, indem sie eine Schlägerei anzetteln oder Stunk mit Schwächeren suchen.
Wenn man genauer hinsieht und unter Svens schmuddelige Fassade guckt, erkennt man, dass sein momentanes Leben ein einziges Aufbegehren ist, eine Rebellion gegen den Vater, der nach außen hin immer den Schein der perfekten Familie wahren möchte, denn als erfolgreicher Verfasser pädagogischer Werke kann er sich nicht leisten, ein schwarzes Schaf in der Familie zu haben. Seine Frau wirkt daneben blass und angepasst, ist nur darauf bedacht, den Gatten in seinem öffentlichen Ansehen zu unterstützen, indem sie für die Gäste aus den Medien immer die entsprechenden Lieblings-Snacks und Erfrischungen vorrätig hat, die perfekte Dame des Hauses eben. Für Gefühle ist kein Platz.
Svens Fehler werden kritisiert, seine guten Ansätze und Versuche, sich zu bessern, werden nicht beachtet. Sven bemerkt dazu sehr treffend: „Es ist im Grunde wie mit Dreck und Flecken. Sind sie da, sieht sie jeder, aber wenn es plötzlich sauber ist, merkt kein Schwein etwas.“
Der einzige Mensch, den Sven liebt, ist seine Schwester Lina. Sie nimmt ihn an, wie er eben ist und hat ihn nie für ihren schweren Unfall verantwortlich gemacht. Nun geht sie für ein Jahr nach Australien.
Und dann wird Sven herausgerissen aus seinem Stumpfsinn und seiner Lethargie. Er wird erpresst und erfährt, dass ein Stalker Lina verfolgt und sie in Gefahr ist.
Jetzt oder nie muss er reagieren, um seine Schwester zu retten, muss sein Leben ändern. Ob es ihm gelingt, das Ruder herumzureißen, bevor er vollends auf den Abgrund zusteuert?
„Ruder“ ist ein gutes Stichwort, denn der ganze Roman gestaltet sich wie eine Wildwasserfahrt. Da gibt es immer wieder gefährliche Strudel, ein stetiges Auf und Ab, bei dem man gucken muss dass man über Wasser bleibt. Zu groß ist die Gefahr, auf Grund aufzulaufen oder sich zu überschlagen. Auch ein Boot auf Erfolgskurs kann letztendlich jeden Moment noch kentern.

Was der Ich-Erzähler über sich und sein Leben berichtet, fühlt sich alles unheimlich echt an. Als Leser gerät man in ein emotionales Wechselbad, man schwankt fortwährend zwischen Unmut und Verständnis dem Protagonisten gegenüber. Manchmal möchte man ihn packen und schütteln, wenn er wieder einmal Gefahr läuft, sich zu vergessen und in alte, schlechte Gewohnheiten zurückzufallen. Der Schreibstil des Romans ist vielseitig und vielschichtig, umfasst die ganze Spanne zwischen kultivierten Dialogen und  verbalen Ausbrüchen im Gossenjargon und passt sich den jeweiligen Situationen perfekt an. Gerade dadurch kann man den riesigen Spagat besonders intensiv nachvollziehen, den Sven hier mit seiner ganzen Persönlichkeit ausführt.
Entstanden ist eine packende Story, nicht nur ein Jugendbuch, sondern auch für Erwachsene spannend und aufschlussreich. Es ist eine Geschichte, die sehr real wirkt, den Zeitgeist teilweise beängstigend gut trifft und einige Facetten unserer heutigen Gesellschaft ungeschminkt widerspiegelt.

Mittwoch, 2. März 2011

Die Ludwig-Verschwörung - Oliver Pötzsch



"Geschichte ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat."  
Der Spruch von Voltaire ganz vorne im Buch ist gerade für dieses Thema absolut treffend gewählt!
Nach dem Besuch eines freundlichen älteren Herrn findet der Münchner Antiquar Steven Lukas ein geheimnisvolles Kästchen zwischen seinen Büchern. Darin enthalten sind alte Fotos, eine Haarlocke und ein Buch. Kurz darauf geschieht in der Nähe der Stadt ein brutaler Mord an dem ehemaligen Geschichtsprofessor Paul Liebermann. Als wenig später ein Kunde im Trachtenanzug sehr bestimmt nach Augenzeugenberichten aus der Zeit Ludwigs II. fragt, ahnt Steven, dass es einen Zusammenhang zwischen diesem Mann und dem rätselhaften Kästchen geben muss. Dann wird Steven auf dem Heimweg über die Theresienwiese verfolgt, und am Tag darauf steht er vor den Trümmern seines verwüsteten Ladens. Von nun an wird Steven in eine Reihe von dramatischen Ereignissen verwickelt, die ihn in die Vergangenheit führen. Der alte Band aus dem Kästchen entpuppt sich als Tagebuch, welches ein Vertrauter  Ludwigs II. in einer geheimen Kurzschrift verfasst hat, und es gibt mehrere Interessenten, die diesen historischen Schatz unbedingt haben möchten, egal um welchen Preis!  Unerwartete Hilfe erhält Steven von der Kunstdetektivin Sara. Mit ihr gemeinsam versucht er, dem Geheimnis des Tagebuchs und somit dem wahren Schicksal Ludwigs II. auf die Spur zu kommen.

Für mich ist der neue Roman von Oliver Pötzsch ein absoluter Pageturner. Steven versucht, die geheime Schrift des Tagebuchs zu übersetzen, und so spielt die Geschichte auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen.  In die Rahmenhandlung der Gegenwart mischen sich regelmäßig die bereits entschlüsselten Kapitel der Aufzeichnungen eines Theodor Marot, dem Assistenten des königlichen Leibarztes und zugleich Zeugen der damaligen Ereignisse. Um das Leben und den Tod des Königs ranken sich bis heute viele Gerüchte und Rätsel, die zum Teil wahrscheinlich nie endgültig geklärt werden können. Oliver Pötzsch hat für sich und seine Leser eine interessante Lösung gefunden, die durchaus einleuchtend erscheint. Aus Wahrheit, Legende und einer guten Portion Phantasie hat er einen spannenden Roman geschaffen, der nicht nur durch die eigentliche Handlung fasziniert, sondern eine Fülle an Informationen über Ludwig II. und seine Schlösser vermittelt. Die Glaubwürdigkeit wird noch verstärkt durch die vielen realen Personen und Gegebenheiten, die einen großen Teil des Geschehens mit bestimmen. Wie der Autor selbst im Nachwort berichtet, beruhen gerade viele unglaubliche Details seiner Erzählung auf Wahrheit.
Mit der attraktiven und mutigen Kunstdetektivin Sara und dem liebenswerten, etwas eigenbrötlerischen Steven hat die Geschichte zwei tolle Protagonisten, die sich immer wieder perfekt ergänzen.
„Die Ludwig Verschwörung“ lässt sich in keine Genre-Schublade stecken. Es ist nicht nur ein packender Thriller, sondern daneben auch ein historischer Roman und zugleich eine Familiengeschichte. Auch die Romantik kommt nicht zu kurz. Das Ergebnis ist eine gelungene, gut durchdachte Mischung, raffiniert und mitreißend erzählt, die daneben viel Raum für eigene Spekulationen lässt.
Die Karten am Anfang des Buchs, mit Grundrissen der drei Schlösser Ludwigs, ein Verzeichnis der historischen Personen und eine ausführliche Begriffserklärung im Anhang bilden eine perfekte Abrundung und Ergänzung zur Handlung. Auch die Covergestaltung mit einem düsteren, geheimnisvollen Blick auf Neuschwanstein ist bestens gelungen.