1944 Der letzte Schuss - Sibylle Baillon

 

1944 -Der letzte Schuss
Sibylle Baillon
Independently Published
ISBN: 979-8846256996

Kurzbeschreibung:

Deutschland Mai 1944 - Seit dem Einfall der Wehrmacht in Frankreich und der damit verbundenen Einsetzung der Vichy-Regierung wird Charles, ein junger Soldat aus dem Süden Frankreichs, unter verheerenden Bedingungen im Grenz-Stalag Malschbach gefangen gehalten. Als Gerüchte über eine baldige Verlegung der Lagerinsassen ins Innere des Landes aufkommen, entschließt er sich Hals über Kopf, seine Fluchtpläne in die Tat umzusetzen. Vom unerschütterlichen Wunsch getrieben, seine Heimat und seine große Liebe wiederzusehen, ist Charles bereit, alle Hindernisse zu überwinden, die ihm auf dem gefährlichen Weg durch ganz Frankreich in die Quere kommen, bis ihn das Grauen einholt und sein Leben zur Hölle auf Erden werden lässt …

Mein Eindruck:

Im Roman geht es um den Südfranzosen Charles, der während des zweiten Weltkriegs in deutsche Gefangenschaft geriet. Es gelingt ihm die Flucht, und er will nur eines, nämlich nach Hause, zu seiner Familie und seiner geliebten Frau Lisa. Sein Weg ist nicht leicht, denn er muss viele Gefahren und Hindernisse überwinden. Parallel zu seiner Geschichte gibt es einen zweiten Handlungsstrang, in dem wir Charles‘ Frau Lisa kennenlernen und lesen, was ihr in der Zeit widerfährt, denn in ihrem Heimatort sind Besatzungstruppen untergebracht, die ihr zum Teil das Leben schwer machen, da sie ein gefährliches Geheimnis hütet. Während sie in Hyéres ihren eigenen Kampf ausfechten muss, schließt sich Charles den Maquis an. Allerdings muss er sich erst bewähren, denn die Mitglieder der Widerstandsorganisation sind misstrauisch. Sein langer Weg nach Hause ist eine ständige Gratwanderung zwischen Freiheit und Tod, denn immer wieder gerät er ins Visier deutscher Truppen. Der Protagonist ist fiktiv, hat jedoch ein reales Vorbild, nach dessen Schicksal Sibylle Baillon den Roman geschrieben hat. Auch die meisten anderen Charaktere hat es so nicht gegeben, jedoch bringt die Autorin einige wahre und erschütternde Begebenheiten ins Spiel, beispielsweise die Massaker von Tulle und Oradour. Die hier berichteten Ereignisse haben wirklich in dieser Art stattgefunden. Charles und Lisa – beide hadern mit ihrem Schicksal, beide kämpfen mit ihrem Gewissen, beide machen Fehler und zahlen einen hohen Preis.

Der Roman spielt mitten im Krieg und die geschilderten Schicksale gehen unter die Haut. Die Atmosphäre ist fast durchgehend düster, und die Hoffnungsmomente sind rar. Darum kann ich auch nicht sagen, dass mir der Roman „gefallen“ hat, das wäre hier der völlig falsche Ausdruck. Aber er ist gut geschrieben, und im Nachwort erzählt die Autorin auch noch einiges über die Hintergründe. Das alles, besonders der Bezug zur Realität, ist mir sehr nahe gegangen und wird mir auch noch lange in Erinnerung bleiben. Die Schrecken des Krieges werden hier sehr deutlich geschildert, darum braucht man beim Lesen starke Nerven.

Über die damalige Situation in Frankreich wusste ich bisher noch recht wenig und habe hier viel Unbekanntes und Schreckliches erfahren. Es gibt ja auch heute noch Franzosen, die alles Deutsche ablehnen, und nach allem was ich hier erfahren habe, kann ich es ihnen nicht verdenken, denn auch ich bin fassungslos, welche Verbrechen die eigenen Landsleute damals begangen haben. Dieses Buch ist nicht „schön“, aber auf jeden Fall wichtig und lesenswert.

⭐⭐⭐⭐⭐