Mittwoch, 14. September 2022

Raue Havel - Tim Pieper

"Er blickte auf die Havelbucht, die in der Dämmerung bleiern schimmerte. Die Wandelbarkeit des Wassers faszinierte ihn seit Langem. Doch bei allem Staunen vergaß er manchmal, dass er nur einen Blick auf die Oberfläche tat und dass in der Tiefe ganz andere Kräfte wirkten."

Raue Havel
Tim Pieper
emons
ISBN: 978-3740813659

Kurzbeschreibung:

Ein Spionagefall nach wahren Begebenheiten. In einem alten Bootshaus an der Havel werden drei jahrzehntealte Skelette gefunden. Kurz darauf wird eine Journalistin ermordet. Sie recherchierte in einem Spionagefall aus dem Jahr 1949 um eine junge Frau, deren Identität bis heute unbekannt ist. Hängen die Todesfälle von damals und heute zusammen? Als Hauptkommissar Toni Sanftleben klar wird, dass er selbst familiär in den Fall verstrickt ist, ist es schon fast zu spät: Er bekommt es mit einem Gegenspieler zu tun, für den ein Menschenleben nicht viel zählt…


Mein Eindruck:

Hauptkommissar Toni Sanftleben wird diesmal mit seinem sechsten Fall konfrontiert. Dieser führt ihn nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch zu seiner eigenen Familiengeschichte.

Der Prolog zeigt uns das Jahr 1946. Im Untersuchungsgefängnis des sowietischen Geheimdienstes in Potsdam warten einige Schüler der Einstein-Oberschule auf eine Nachricht über ihr gestelltes Gnadengesuch. Das „Verbrechen“ der Schüler war lediglich, dass sie den Russisch-Unterricht geschwänzt hatten, und das wurde mit dem Tode bestraft. Der Krimi basiert auf wahren Begebenheiten, denn die Verurteilung der Schüler hat damals real stattgefunden.

In der Gegenwart werden drei uralte Skelette in einem Bootshaus gefunden, und wenig später wird eine junge Journalistin umgebracht. Toni hat sehr bald eine Ahnung, dass die Fälle zusammenhängen könnten, denn die Journalistin recherchierte einen Spionagefall aus dem Jahr 1949. Hatte sie etwas entdeckt, was nicht ans Tageslicht kommen sollte? Musste sie deshalb ihr Leben lassen? Toni tut alles, um den Fall zu lösen, hat er es doch dem Vater der jungen Frau versprochen. Dabei geht ihm die Geschichte näher als gedacht, denn urplötzlich sieht er eine sehr persönliche Verbindung, die in die eigene Familie führt.

Die Ereignisse in der Gegenwart wechseln sich mit Rückblicken in das Jahr 1949 ab, und man kann gar nicht anders, man muss am Ende eines Kapitels einfach weiterlesen, weil es immer wieder kleine Cliffhanger gibt. Die Geschichte entwickelt sich sehr fesselnd, und die verschiedenen Charaktere sind so plastisch dargestellt, dass man das Gefühl hat, sie persönlich vor sich zu haben. Die Protagonisten haben sich weiter entwickelt, was mir besonders bei Tonis Assistenten Wong aufgefallen ist. Ein weiterer Aspekt, der mir an Tim Piepers Krimis sehr gefällt, ist, dass man Toni Sanftleben auch persönlich sehr nahe kommt und an seinen Gedanken, Gefühlen und Ängsten teilhaben kann. Die beiden Zeitstränge werden am Ende geschickt zusammengeführt, und alle auftauchenden Fragen klären sich auf. Auch wenn der Fall irgendwann von höherer Dienststelle abgeblockt werden soll, finden Toni und Wong einen mutigen und raffinierten Weg, ihn zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen.

Es ist ein sprachlich sehr angenehmer und niveauvoll geschriebener Krimi, der keine Effekthascherei nötig hat, sondern durch einen gut recherchierten und durchdachten Plot überzeugt, der einen mitreißt. Mir haben alle bisher erschienenen Krimis von Tim Pieper sehr gefallen, so dass ich den Eindruck hatte, es wären sicher keine Steigerungen möglich. Hier hat der Autor aber nochmal „draufgelegt“, und der sechste Fall ist absolut genial.

⭐⭐⭐⭐⭐



2 Kommentare:

  1. Liebe Susanne,
    ich habe deine rezension nur kurz überflogen, weil mein Buch ist ja erst am Montag angekommen!! ich weiß nicht, ob du es bei der LR mitbekommen hast, dass wir Österreicher und Schweizer das Buch sooo lange nicht bekommen haben. Ich habe gestern gleich angefangen zu lesen und bin wieder schwer begeistert.
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Liebe Martina, ich habe die Sache verfolgt, dass ihr so lange warten musstet. Das war eine schwere Geduldsprüfung. Gut, dass du das Buch nun bekommen hast. Ich wünsche dir ganz viel Lesefreude damit. In die Leserunde werde ich ab und zu nochmal reinschauen, um zu erfahren, wie es euch, die ihr das Buch jetzt erst lesen könnt, so ergeht und gefällt.
      Liebe Grüße
      Susanne

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