Kurzbeschreibung:
Wuppertal 1826. An einem Sommertag büxen die Industriellenkinder Marlene und Gotthard Marigold aus, um mit dem sechsjährigen Friedrich Engels die Dampfmaschine in der Textilfabrik seines Vaters zu erkunden. Neben dem lärmenden Ungetüm erblicken die drei auch Kinder bei der schweren Arbeit. Der Anblick verändert etwas in Friedrich. Fortan widmet er sein Leben dem Ende der Ausbeutung. Lene verliebt sich in ihn. In Erwachsenenjahren begleitet sie ihn bis nach Manchester, wo ihm sein Kampf mächtige Feinde einbringt, Feinde, die über Leichen gehen …
Mein Eindruck:
Dieser Roman läuft unter der Kategorie „Krimis“, ist aber für mich nicht ein Kriminalroman im klassischen Sinn, denn der Ablauf ist nicht wie üblich, es gibt kein Mordopfer zu Beginn, und es gibt auch keine Ermittler auf der Suche nach dem Täter.
Ich würde das Buch eher zu den historischen Romanen zählen, denn der Protagonist ist Friedrich Engels, der auch heute noch hauptsächlich als kommunistischer Revolutionär des 19. Jahrhunderts bekannt ist. Zu Beginn des Romans ist Friedrich noch ein sechsjähriges Kind. Er lernt das fiktive Geschwisterpaar Marlene und Gotthard Marigold kennen, und gemeinsam entdecken sie die Dampfmaschine in der Textilfabrik von Friedrichs Vater. Friedrich, Lene und Gotthard werden unzertrennliche Freunde und erleben so manches gemeinsame Abenteuer. Auch stimmen sie anfangs in ihren Ideologien weitgehend überein bzw. bringen gegenseitig viel Verständnis auf.
Lene Marigold verliebt sich in Engels und tut alles, um ihm nahe zu sein. Sie folgt ihm bis nach Manchester, ohne sich wirklich klar zu sein, welche Rolle sie in einem falschen Spiel spielt. Friedrich Engels‘ Ideen sind einigen Industriellen ein Dorn im Auge, und er gerät ernsthaft in Gefahr. Auch Lene und ihr Bruder können sich nicht entziehen und werden unwillentlich zum Spielball der Mächtigen.
Friedrich Engels ist sehr lebendig und auch zwiegespalten dargestellt, denn einerseits setzt er sich für die Armen, Schwachen und Unterdrückten ein, aber er ist auch der Sohn eines Textilfabrikanten und diesem in gewissem Sinn verpflichtet, eine Diskrepanz, die ihm zu schaffen macht. Insofern passt der Titel „Revolution und Kaviar“ sehr gut.
Auch wenn die Geschichte fiktiv ist, so enthält sie doch sehr viele reale Tatsachen. Man erfährt so einiges über Friedrich Engels‘ Lebensweg und auch über die damalige Gesellschaft. An Lenes Beispiel ist die damalige Rolle der Frau sehr gut dargestellt, denn Frauen waren in ihren Handlungen und Entscheidungen sehr eingeschränkt und mussten sich oft mit ungewollten Tatsachen arrangieren.
Es ist ein sehr authentischer Roman, mit dessen Hilfe man sich richtig gut in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts versetzen kann. Auch Friedrich Engels‘ Kampfgenosse Karl Marx tritt in Erscheinung, was ich besonders interessant fand, denn über Marx habe ich schon einen Roman gelesen, in dem wiederum Friedrich Engels vorkam, und hier konnte ich das Verhältnis und das gemeinsame Wirken der Beiden aus einer etwas anderen Warte betrachten.
Es ist aber viel mehr als ein historischer Roman, denn auch wenn ich das Buch nicht als klassischen Krimi ansehe, so hat die Geschichte doch jede Menge Spannung zu bieten, und kriminelle Entwicklungen gibt es auf jeden Fall, auch wenn diese eher im Verborgenen ablaufen.
Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und wurde wieder einmal dazu animiert, begleitend zum Roman historische Recherchen auszuführen, wie ich das immer gerne tue. Auf diese Weise habe ich auch wieder einiges dazu gelernt.
Nicht zuletzt könnte man sagen, es ist auch ein biografischer Roman, denn man begleitet Friedrich Engels von seinem sechsten Lebensjahr, als er die Marigold-Geschwister zum ersten Mal trifft, bis zu seinem Tod, wenn auch mit großen Zeitsprüngen in der Handlung. Für mich ist dies ein sehr vielschichtiger, interessanter und fesselnder Roman mit faszinierenden Protagonisten.
⭐⭐⭐⭐⭐
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