Sonntag, 28. Juni 2020

Die Henkerstochter - Oliver Pötsch



Kurzbeschreibung:

Kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg wird in der bayerischen Stadt Schongau ein sterbender Junge aus dem Lech gezogen. Eine Tätowierung deutet auf Hexenwerk hin, und sofort beschuldigen die Schongauer die Hebamme des Ortes. Der Henker Jakob Kuisl soll ihr unter Folter ein Geständnis entlocken, doch er ist überzeugt: Die alte Frau ist unschuldig. Unterstützt von seiner Tochter Magdalena und dem jungen Stadtmedicus macht er sich auf die Suche nach dem Täter.




Mein Eindruck:

Dies ist der Auftakt zur Reihe um den Schongauer Henker Jakob Kuisl. Mittlerweile ist bereits Band 8 erschienen, und ich habe dies zum Anlass genommen, endlich mit der Reihe zu beginnen, da die ersten sechs Bände schon länger ungelesen in meinem Regal schlummern.

Die Geschichte ereignet sich im Jahr 1659 in Schongau. Jakob Kuisl hat man bereits im Prolog kennengelernt, der 35 Jahre früher spielt, als Jakobs Vater noch das Amt des Henkers inne hatte.

Inzwischen ist Jakob der Henker von Schongau und lebt mit seiner Frau, der großen Tochter Magdalena und den Zwillingen im Henkershaus. 
Magdalena fühlt sich zu Simon Fronwieser, dem jungen Stadtmedicus, hingezogen, und dieses Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit, wie man immer wieder erkennen kann. Allerdings besteht keine Hoffnung für diese Verbindung, da Henkersfamilien unter sich bleiben und nur innerhalb dieser Zunft heiraten. Aber Magdalena ist nicht der einzige Grund, wieso sich Simon gerne im Henkershaus aufhält, denn Jakob Kuisl hat eine unerschöpfliche Bibliothek an Büchern über Heilwissen, die den Medicus sehr interessieren.

Als die Hebamme Martha Stechlin in Verdacht gerät, Kinder getötet zu haben, sind sich der Henker und der junge Medicus einig, die alte Frau ist unschuldig. Trotzdem muss Jakob die Hebamme festsetzen und peinlich verhören, denn sonst würde er selbst seine Stellung als Henker der Stadt verlieren und mit seiner Familie vor dem Nichts stehen. So schnell wie möglich müssen Beweise für Marthas Unschuld gefunden werden, aber die Sache ist verworren, und sowohl die getöteten Jungen als auch noch weitere Waisenkinder tragen eine seltsame Tätowierung auf der Schulter, die von den Ratsherren sofort als Hexenwerk angesehen wird. Als sich nach Marthas Festnahme weitere seltsame Vorfälle ereignen, ist dem Henker klar, es beginnt ein Wettlauf um Leben und Tod, denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis Martha auf dem Scheiterhaufen landet und mit ihr womöglich weitere unschuldige Frauen und Mädchen.

Oliver Pötzsch ist ein exzellenter Erzähler. Er versteht es, die Lage in Schongau packend und kurzweilig zu schildern. Seine Protagonisten sind alle sehr lebendig und ausdrucksstark dargestellt. Der Henker als Sympathieträger? Das hätte ich mir nie träumen lassen, aber Jakob Kuisl ist ein sympathischer und kluger Mensch, zwar oft ein wenig ruppig, aber im Grunde genommen gutmütig und mit wachem Verstand. Magdalena, seine Tochter, hat die Klugheit von ihm geerbt. Wie ihr Vater versteht sie sich auf die Heilkunde.

Der Roman ist ein richtig fesselnder Schmöker, der mich ausgezeichnet unterhalten hat. Da ist einerseits die spannende Handlung um die verdächtigte Hebamme und die toten Kinder, aber es spielen noch viele weitere Ereignisse eine Rolle und führen sowohl den Henker als auch den Leser auf die falsche Spur. Ein Teil der Lösung war im letzten Drittel des Romans für mich vorhersehbar, aber es gab noch so viel Ungeklärtes, das es zu lösen galt und das den Spannungsbogen der Geschichte bis zuletzt hoch gehalten hat.

Besonders interessant an diesem historischen Roman ist für mich, dass der Autor damit quasi auf seine eigene Familiengeschichte zurück blickt. Wie Oliver Pötzsch im Nachwort erklärt, hat es die Henkersdynastie Kuisl in Schongau wirklich gegeben. Es sind sowohl der Henker Johann Jakob Kuisl als auch seine Frau sowie die drei Kinder historisch belegt. Da sich Oliver Pötzsch ausgiebig mit seinen Vorfahren befasst hat, kann man davon ausgehen, dass alles, was man hier über den Beruf des Henkers erfährt, authentisch ist. Im Nachhinein kann ich sagen, es war höchste Zeit, dass ich endlich mit dieser Reihe begonnen habe, denn solch gute Bücher verdienen es nicht, ewig im Regal zu schlummern. Die Folgebände werde ich wohl zeitnah lesen, denn die Geschichte ist einfach zu faszinierend, und ich bin gespannt zu erfahren, wie es mit Jakob, Magdalena und auch mit dem Medicus Simon weiter geht.


⭐⭐⭐⭐⭐


1 Kommentar:

  1. Schönen guten Morgen!

    Ach, das freut mich, dass dir der erste Band so gut gefallen hat! Da wirst du viel Freude an der Reihe haben, denn ich finde, es steigert sich von Band zu Band :D

    Liebste Grüße, Aleshanee

    AntwortenLöschen

******************Wichtiger Hinweis!!!**********************************

Ab dem 25. Mai 2018 gilt auch in Deutschland die Datenschutzgrundverordnung (DS-GVO).

Mit Abgabe eines Kommentars erklärst Du Dich einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.

Beim Setzen eines Hakens für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärst Du Dich ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.

Weitere Informationen findest Du hier:
Google Datenschutzerklärung
meine Datenschutzerklärung

Bei Fragen wende Dich bitte an klusi56@googlemail.com