Die Fährmannstochter (Myntha Bd. 1) Andrea Schacht Blanvalet ISBN: 978-3442382552 |
Kurzbeschreibung:
Brandstiftung
in der Domstadt? Bei einem mysteriösen Feuer im Kloster der
Machabäerinnen kommt die Oberin zu Tode. Verdächtigt wird eine
kranke Pilgerin, die vor einigen Tagen von Myntha, der Tochter des
Mülheimer Fährmanns, aus den Fluten des Rheins gerettet wurde.
Myntha glaubt nicht an die Schuld der Pilgerin, zumal bekannt wird,
dass die Oberin unmittelbar vor ihrem Tod mit einem Mann über die
Qualität von Weihrauch gestritten haben soll. Steckt womöglich der
düstere Fremde dahinter, der sich vor Kurzem mit einer Schar
Kolkraben in der Nähe des Fährhauses einquartiert hat?
Mein
Eindruck:
„Die
Fährmannstochter“ ist im Februar 2015 erschienen und war der
Auftakt zu einer neuen Reihe von Andrea Schacht. Die Protagonistin,
Myntha, die Fährmannstochter, ist „besonders“ wenn man ihre
Familie oder ihre wenigen Freunde fragt. Für Fremde ist sie eine
Unholdin, denn nach einem schweren Schicksalsschlag neigt sie zum
Schlafwandeln, und das ist vielen ihrer Mitmenschen unheimlich. Ein
weiterer wichtiger Charakter im Roman ist Frederic Bowman. Er ist auf
der Flucht vor einem Unbekannten, der sein Leben und das seines
Sohnes Emery bedroht. Auch er ist den Menschen nicht geheuer, denn er
zähmt Raben und richtet sie als „Schutzmannschaft“ für sich ab.
Aber auch neben diesen beiden Hauptpersonen gibt es einige
interessante Charaktere im Buch. Da ist einmal Mynthas Familie. Ihr
Vater neigt zu Wahnvorstellungen und phantasiert gerne von Rheinnixen
und Goldschätzen, und auch ihre Großmutter Enna wirkt ein wenig
versponnen. Ihre Brüder Withold und Haro sind starke, bärtige
Männer, aber extrem schüchtern, und Myntha möchte sie gerne unter
die Haube bringen. Als geeignete Frau für einen ihrer Brüder sieht
sie ihre Freundin Bilke, die Nonne werden soll, so wollen es
zumindest ihre Eltern. Bilke selbst ist nicht erbaut von dieser Idee
und verlässt das Kloster, so oft sie kann.
Als
es zu mehreren Brandunfällen kommt, werden schnell Stimmen laut, die
entweder Myntha die Schuld zuschieben wollen oder den „Rabenmeister“
verdächtigen. Aber es gibt auch immer wieder Gerüchte von
gestrecktem oder gepanschtem Weihrauch, und sowohl Myntha als auch
Frederic forschen auf eigene Faust, was hinter den mysteriösen
Bränden steckt, denn immer ist dabei Weihrauch im Spiel. Unterstützt
werden sie dabei von Henning, einem jungen Taschendieb, den Frederic
bei sich aufgenommen hat. Wie Frederic, so hat auch Henning
vermutlich eine schwere Vergangenheit und einige Geheimnisse, denn er
gibt nichts von seinem Vorleben preis. Genauso verschlossen wie
Henning ist auch die Pilgerin Agnes, die ins Fährhaus eingezogen ist
und an Fährmeister Reemt van Huysens Lippen hängt, wenn er einmal
wieder von den Rheinnixen und dem Goldschatz erzählt.
Vor
allem für Myntha wird es im Verlauf des Romans richtig gefährlich,
denn der Mühlheimer Vikar Volmarus wähnt sie von Dämonen besessen
und will die junge Frau vernichten. Die Geschichte ist sehr fesselnd
erzählt, und ich mag den Schreibstil der Autorin sehr gerne, denn er
ist reich an Metaphern und Wortspielereien. Sprachlich ist der Roman
der Zeit gut angepasst, was meiner Meinung nach für Autoren sicher
nicht einfach ist, denn hier muss behutsam überlegt werden, welche
Worte und Redewendungen man den Menschen des beginnenden 15.
Jahrhunderts in den Mund legt, so dass es auch glaubwürdig wirkt.
Das ist Andrea Schacht hier wieder ausgezeichnet gelungen. Im Verlauf
der Handlung habe ich festgestellt, dass die Reihe um Myntha wohl auf
früheren historischen Reihen aufbaut, denn Frau Alyss kommt ins
Spiel, und auch über sie gibt es eine Reihe, ebenso wie über ihre
Mutter, die Begine Almut. Bisher hatte ich nur einige Einzelbände
der Autorin gelesen, aber durch Myntha bin ich nun auf den Geschmack
gekommen und werde mir auch die erwähnten älteren Reihen näher
ansehen. Alles in allem hat mir dieser erste Band ausgezeichnet
gefallen. Die Handlung ist, was den Fall mit den Bränden angeht,
abgeschlossen, aber einige lose Fäden wollen noch verknüpft werden.
Dass dies geschieht, weiß ich ganz sicher, denn ich habe inzwischen
mit dem Folgeband begonnen, und es geht spannend weiter.
Einen
Kritikpunkt habe ich, allerdings betrifft dieser nicht den Roman
selbst, sondern das Cover. Die junge Frau, die darauf abgebildet ist,
findet sich auf allen weiteren Bänden wieder, und man geht davon
aus, dass es sich bei ihr um die Fährmannstochter handelt. Die
Myntha in meinem Kopfkino ist also schwarzhaarig wie auf dem
Titelbild. Ich habe dann einigermaßen gestutzt, als ich eine
Beschreibung über die junge Frau im Buch gelesen habe, und dort wird
sie als zart und silberblond beschrieben. Ich weiß, dass Autoren bei
der Covergestaltung oft wenig Mitspracherecht haben, aber ich würde
mir wünschen, dass man markante Persönlichkeiten, so wie sie im
Buch beschrieben sind, auch auf dem Cover wiedererkennen kann.
Aber
für die falsche Illustration kann ja die Autorin nichts, und der
Roman selbst hat volle fünf Sterne verdient.
⭐⭐⭐⭐⭐
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