Montag, 24. April 2023

Ginsterhöhe - Anna Maria Caspari

 

Ginsterhöhe
Anna-Maria Caspari
Ullstein
ISBN: 978-3864932021



Kurzbeschreibung:

>>Eine Geschichte von Liebe und Mut in unruhigen Zeiten<<

1919: Körperlich und psychisch schwer versehrt kehrt der junge Bauer Albert Lintermann in sein Heimatdorf Wollseifen zurück. Seine Frau Bertha begegnet ihm mit Abscheu und Entsetzen. Doch Albert lässt sich nicht unterkriegen, und es gelingt ihm, seinen Platz in der Familie und der Dorfgemeinschaft wiederzufinden, nicht zuletzt, weil ihm Leni, die Verlobte seines im Krieg gefallenen Freundes, dabei hilft. Eine Zeitlang sieht es so aus, als könne das Leben wieder in geordneten Bahnen verlaufen: die Familie wächst, der Hof wird größer und trotz der zunehmenden Inflation hält der Fortschritt Einzug in Wollseifen. Bis die Nationalsozialisten in die karge ländliche Idylle einfallen und das Schicksal der kleinen Eifelgemeinde und ihrer Bewohner für immer besiegeln …




Mein Eindruck:


Der Roman spielt zwischen den beiden Weltkriegen und über den zweiten Weltkrieg hinaus.

1919 kommt der junge Bauer Albert Lintermann aus dem Krieg zurück. Er hat eine extrem schwere Gesichtsverletzung und ist auch psychisch angeschlagen, und dass sich seine Frau Bertha voller Abscheu von ihm abwendet und seinen Anblick nicht ertragen kann, macht die Sache noch schwerer für ihn. Trotzdem übernimmt er die schweren Aufgaben auf dem Hof, da die Eltern bereits alt und gesundheitlich nicht mehr stabil sind. Nach und nach gewöhnt sich die Dorfgemeinschaft von Wollseifen an sein verändertes Aussehen. Leni, die Verlobte seines besten Freundes, der im Krieg gefallen ist, begegnet ihm verständnisvoll und ohne Scheu. Als Bertha wieder schwanger ist, fasst er den Entschluss, sein Kind soll keinen dermaßen entstellten Vater haben und lässt sich operieren. Es könnte alles gut sein, würde da nicht unweit von Wollseifen die NS-Ordensburg Vogelsang gebaut. Im Dorf gibt es einen leidenschaftlichen Anhänger der Nationalsozialisten, der die Atmosphäre vergiftet, die Bauaktivitäten unterstützt und vor allem Albert offene Feindschaft entgegenbringt. Einige Einwohner von Wollseifen hofften wohl, dass durch den Bau der Ordensburg ganz in der Nähe Arbeitsplätze geschaffen würden, aber letztendlich wurde durch dieses Bauprojekt zum Ende des zweiten Weltkriegs das Schicksal des kleinen Dorfes in der Eifel besiegelt.

Klar und ohne Schnörkel beschreibt die Autorin die Einwohner und das Dorf. Weitgehend ist die Geschichte aus Alberts Perspektive dargestellt, aber zwischendurch sind immer Kapitel kursiv gedruckt eingefügt, welche die „Aufzeichnungen des Dorflehrers Martin Faßbender“ wiedergeben, der viele interessante Details und seine Sicht der Dinge einbringt. Die Geschichte ist nicht rein fiktiv, denn Wollseifen hat es wirklich gegeben, und so ähnlich wie im Roman beschrieben, hat sich sein Schicksal wohl wirklich gefügt. Die Charaktere beschreibt die Autorin sehr einfühlsam. Albert ist ein sympathischer, geradliniger Mann, der trotz aller Schicksalsschläge nicht aufgibt. Er bemüht sich stets, das Richtige zu tun und allen gerecht zu werden. Zwar ist er nicht unfehlbar, aber er bedauert seine Fehler und steht dazu. Leni mochte ich ebenfalls sehr gerne. Auch sie trifft im Lauf der Geschichte falsche Entscheidungen, die sie später bereut, aber das ist nur allzu menschlich. Ein Charakter, den ich auch sehr mochte, ist Silvio, Alberts Freund. Er erscheint manchmal wie der Fels in der Brandung, ist loyal, hilfsbereit und hat das Herz auf dem rechten Fleck.
Ähnlich Gutes gäbe es noch von einigen Charakteren zu berichten, die ein Teil der Geschichte sind, aber es sind auch andere, weniger nette Charaktere dabei, wie man ihnen im wahren Leben halt auch begegnet. Es werden viele Probleme der damaligen Zeit im Roman angeschnitten und verarbeitet, und auch hier hat mich erschüttert, wie rücksichtslos die Nationalsozialisten vorgingen und was sie alles getan haben. Es macht mich immer nachdenklich, wenn ich über diese Zeit lese, dass in unserem Land damals so viel Bösartigkeit und Brutalität an der Tagesordnung war, anscheinend völlig losgelöst vom gesunden Menschenverstand. Der Roman um das Dorf Wollseifen und seine fiktiven Bewohner hat mich nachhaltig beeindruckt und wird mir sicher lange in Erinnerung bleiben.

⭐⭐⭐⭐⭐

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