Montag, 29. Januar 2018

Die Geschichte von Herrn Sommer - Patrick Süskind


Klappentext:
Herr Sommer läuft stumm, im Tempo eines Gehetzten, mit seinem leeren Rucksack und dem langen, merkwürdigen Spazierstock von Dorf zu Dorf, geistert durch die Landschaft und durch die Tag- und Alpträume eines kleinen Jungen. Erst als der kleine Junge schon nicht mehr auf Bäume klettert, entschwindet der geheimnisvolle Herr Sommer.


Mein Eindruck:
Vorweg muss ich sagen, dass Süskinds einziger Roman „Das Parfum“ zu meinen Lieblingsbüchern gehört. Daher war ich neugierig, was der Autor sonst noch geschrieben hat. „Die Geschichte von Herrn Sommer“ ist ca. sechs Jahre nach „Das Parfum“ entstanden. Es ist eine Novelle in einem eher schmalen Büchlein mit ca. 130 Seiten. Der Text ist relativ groß und übersichtlich gedruckt, und dazwischen sind zahlreiche Illustrationen des Zeichners Jean-Jacques Sempé zu finden. Die Aufmachung des Buches ist insgesamt sehr schön und liebevoll gestaltet.

Die Novelle erzählt in erster Linie die Geschichte eines kleinen Jungen. Herr Sommer, dem das Buch seinen Titel verdankt, ist eigentlich eher eine Randfigur, zumindest was die Handlung betrifft, und doch ist seine Rolle in der Geschichte von großer Bedeutung. Von klein auf beobachtet der Ich-Erzähler Herrn Sommer, diesen rast- und ruhelosen Geist, der ständig zu Fuß unterwegs ist und sich von nichts und niemandem aufhalten lässt. Die Erwachsenen schwingen kluge Reden, und jeder hat so seine eigene Ansicht dazu, was wohl Herrn Sommer antreibt. Die fremdartigen Begriffe, die bei solchen Unterhaltungen fallen, wenn beispielsweise der Vater des Erzählers der Meinung ist, Herr Sommer möge es wohl nicht, wenn man in Stereotypen zu ihm spricht, während die Mutter zu der Vermutung neigt, der arme Mann könne unter Klaustrophobie leiden, rauben dem Jungen den Nachtschlaf und bescheren ihm wilde Träume.
Dabei hat der junge Mann ganz andere Probleme, so dass er sich gedanklich nicht ausgiebiger mit Herrn Sommer befassen kann, denn der Ich-Erzähler erlebt die erste Liebe, er klettert auf Bäume und lernt Fahrrad fahren. Das und seine Erlebnisse mit seiner Klavierlehrerin, die für ein Kind wohl der reine Horror sein mussten, sind sehr lebendig und bildhaft beschrieben. Bei diesen Ausführungen war für mich die Faszination zu spüren, die auch „Das Parfum“ auf mich ausübt.
Dieses Büchlein kommt zwar bei weitem nicht an den oben erwähnten Bestseller des Autors heran, aber es ist auf seine Art sehr schön geschrieben und auf jeden Fall lesenswert.

Wie gesagt, Herr Sommer ist ständig unterwegs, er ist jedem bekannt, aber keiner kennt ihn dabei wirklich. Obwohl er sich ständig in der Öffentlichkeit bewegt, ist er dabei seltsam anonym; die Menschen nehmen ihn gar nicht richtig wahr, zumindest nicht bewusst. So fällt es auch erst gar niemandem auf, als Herr Sommer verschwunden ist. Nur einer weiß, was wirklich passiert ist: der Ich-Erzähler, aber er schweigt, aus einem besonderen Grund, den er seinen Lesern am Ende anvertraut. Das Buch mutet für mich tragikomisch und auch ein wenig skurril an, wobei dieser Eindruck von Sempés Illustrationen noch unterstrichen wird.

✦✦✦

Dies ist mein Januar-Buch zur Klassiker-Lesechallenge, wo es darum geht, alte Schätze zu entdecken, das heißt, einen Klassiker oder ein Buch, das mindestens zehn Jahre alt ist, zu lesen.

⭐⭐⭐⭐


2 Kommentare:

  1. Guten Morgen liebe Susanne.

    "Das Parfum" fand ich auch grandios, danach habe ich dann noch einige andere Bücher von Süskind gelesen. Toll fand ich auch "Die Taube" - die hat mich in der richtigen Lesestimmung erwischt. ALle anderen konnten dann da leider nicht mithalten.

    Liebe Grüße
    Sabine

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    1. Hallo liebe Sabine,
      vielen Dank für den Tipp, da muss ich mir "Die Taube" auf jeden Fall einmal näher ansehen.
      Liebe Grüße
      Susanne

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