Klappentext:
Das
Glück liegt in den Vierlanden
Maike
Matthiesen muss immer die Wahrheit sagen. Nach einem Sturz verspürt
die sonst so distanzierte Hotelmanagerin einen unerklärlichen Zwang,
jedem auf den Kopf zuzusagen, was sie gerade denkt - auch ihren
Gästen. Ein berufliches Desaster! Vor dem Zorn ihres Chefs flieht
die 48-Jährige in ihre Heimat, die Vierlande. Doch dort erwarten
Maike nicht nur Windmühlen und Blumenfelder, sondern auch eine alte
Liebe und jede Menge Konflikte. Vor allem mit Stiefmutter Rosa, mit
der sie seit Jahren nicht gesprochen hat. Erst langsam beginnt Maike
zu begreifen, wie hart Rosas Leben als junge Frau auf einem
Vierländer Hof gewesen sein muss. Jetzt da Maike selbst in einer
Krise steckt, kann sie Rosa plötzlich verstehen und fragt sich, ob
sie die Frau, die sie immer abgelehnt hat, eigentlich kennt ...
Die unterhaltsame und warmherzige Geschichte einer Frau, die sich der Vergangenheit stellt und dabei die Liebe findet.
Mein
Eindruck:
Nach
einem Unfall, bei dem sich Maike Matthiesen den Kopf angestoßen hat,
muss sie plötzlich immer die Wahrheit sagen. In ihrem Beruf ist das
fatal, denn die Wahrheit ist nicht immer angenehm, und Maike stößt
so manchen Kunden damit vor den Kopf. Ihr Chef ist verärgert und
beurlaubt sie kurzerhand, damit sie sich von ihrem Unfall erholen und
zu sich kommen soll. Nicht nur der Zwang, immer die Wahrheit zu
sagen, setzt ihr zu, sondern sie verspürt auch plötzlich das
Bedürfnis, in ihre alte Heimat zu fahren, um sich der Vergangenheit
zu stellen. Dreißig Jahre war sie nicht mehr in ihrem Elternhaus,
und selbst den Menschen, die ihr nahe stehen, hat sie nie anvertraut,
was damals wirklich geschah.
Der
Roman spielt auf mehreren Zeitebenen. Da ist einmal das gegenwärtige
Geschehen um Maike, dazwischen erzählen mehrere Rückblenden die
Geschichte von Rosa, die als Kind nach Südwerder kam und auf dem Hof
von Onkel und Tante lebte.
Die
Einblicke in Rosas Leben lassen Verständnis und Mitgefühl für sie
aufkommen. Maike hingegen zögert lange, ob sie sich einem Gespräch
mit der Frau stellen soll, von der sie so bitter enttäuscht ist.
Erst nach und nach, während ihres Aufenthalts in Südwerder, beginnt
sie zu verstehen. Es gibt viel für sie aufzuarbeiten und zu klären.
Da geht es nicht nur um das Verhältnis zu ihrem Vater und ihrer
Stiefmutter, sondern Maike muss sich alten Freundschaften stellen und
sich darüber klar werden, was sie im Leben wirklich will. Ihre
zwanghafte Ehrlichkeit wirkt auf ihre Mitmenschen zum Teil verstörend
und verletzend, aber andererseits hilft sie ihr auch, andere nicht
nur oberflächlich zu betrachten und zu beurteilen, sondern ihnen ins
Herz zu sehen. Durch diese unfreiwillige Eigenschaft findet sie
heraus, wer es wirklich gut mit ihr meint.
Der
neue Roman von Brigitte Janson ist warmherzig und tiefgründig, und
doch blitzt immer wieder ein leiser Humor auf. Neben aller
Nachdenklichkeit und Problembewältigung gibt es auch heitere Szenen,
beispielsweise wenn Bradley, das Shetlandpony, seine Auftritte in der
Geschichte hat.
Es
sind viele Gespräche und Begegnungen nötig, bis man erfährt, was
mit Maike los ist, wieso sie ihr Elternhaus dreißig Jahre zuvor
verlassen hat. Je mehr ich über sie und ihr Leben erfahren habe,
umso besser konnte ich sie verstehen. Nicht nur Maike und Rosa, die
Hauptpersonen, sind großartig dargestellt, daneben gibt es noch
viele interessante und lebendig beschriebene Charaktere, von denen
jeder, wie im richtigen Leben, gute und schlechte Eigenschaften hat
und auf seine Art besonders und liebenswert ist. Natürlich kommt
auch die Romantik nicht zu kurz, wobei die Einwohner von Südwerder
ihre Hoffnung in Liebesdingen gerne auf das traditionelle
Windmühlenfest setzen. Die entsprechende Windmühle, die dem Roman
auch seinen Titel gegeben hat, ist eine Art Orakel, das alljährlich
befragt wird, was jedoch auch oft zu Enttäuschungen führt. Was es
damit genau auf sich hat, erfährt man in diesem schönen Roman, der
mir ausgezeichnet gefallen hat und mir, neben der kurzweiligen und
fesselnden Handlung, auch die Hamburger Vierlande nahe gebracht hat,
denn die Autorin erzählt mit viel Lokalkolorit, und man spürt ihre
Liebe zu dieser Region.
⭐⭐⭐⭐⭐
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