Kurzbeschreibung:
Reisende
in Sachen Schönheit:
Kristina
Engels historischer Roman aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts
erzählt die Geschichte der ersten deutschen Avon-Beraterin zwischen
Wirtschaftswunder und häuslicher Enge.
Ende
der 50er Jahre ist eine Fernsehtruhe oder gar ein Auto für viele
Deutsche noch ein ferner Traum. Umso begehrter sind die kleinen
Dinge, die das Leben schöner machen.
Wie
sehr sich gerade die Hausfrauen nach ein wenig Luxus und Leichtigkeit
sehnen, weiß Anne Jensen genau. Immerhin geht es ihr selbst nicht
anders, seit ihr geliebter Mann Benno sich beim Aufbau seines
Geschäfts immer weiter von ihr zurückzieht. Was ist aus der großen
Liebe geworden, die sie beide alle Prüfungen von Krieg und
Nachkriegszeit hat überstehen lassen?
Da
entdeckt Anne eine Anzeige des amerikanischen Kosmetik-Herstellers
Avon: Liebend gerne würde sie als Avon-Beraterin mit Puder und
Parfum den Glanz der weiten Welt in deutsche Haushalte bringen. Doch
ist sie auch bereit, für diese Freiheit ihre große Liebe
aufzugeben?
Mein Eindruck:
Der Roman spielt in den Jahren 1959 bis 1961. Anne und Benno Jensen hatten sich während des Kriegs kennengelernt und mussten schwere Zeiten überstehen, aber zusammen haben sie sie gemeistert. Nun leben sie mit ihren beiden halbwüchsigen Kindern in einem Häuschen und hätten allen Grund, zufrieden zu sein, nur glücklich sind sie nicht. Anne muss zusehen, wie sich ihr Mann immer weiter von der Familie zurückzieht. Zusammen mit seinem früheren Schulkameraden Karl will Benno ein Möbelgeschäft eröffnen und groß aufziehen. Aber Anne traut dem Geschäftspartner nicht über den Weg, und immer öfter fragt sie sich, wo ihr geliebter Benno geblieben ist, den sie einst kennengelernt hatte. Trost und Rat findet die junge Frau bei ihrer Schwiegermutter Margarethe. Als Anne beschließt, als Kosmetikberaterin für Avon zu arbeiten, findet sie bei Margarethe volle Unterstützung. Benno wiederum ist alles andere als begeistert von dieser Idee seiner Frau.
Ich bin selbst ein Kinder der 50er Jahre, und vieles, was die Autorin in diesem Roman beschreibt, war mir nur allzu vertraut. Aber ich habe auch Neues über diese Zeit erfahren, was mich erstaunt hat. Beispielsweise wusste ich nicht, dass Frauen zu dieser Zeit immer noch die Genehmigung ihres Ehemanns benötigten, wenn sie einen Beruf ausüben wollten.
Auch
ich bin damals mit Produkten von Avon aufgewachsen und kann mich noch
sehr gut an die Döschen und Fläschchen und
auch noch an manche Düfte
erinnern, die mich als Kind und Jugendliche fasziniert haben.
Während
des Lesens habe ich häufig pausiert, um ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen.
Anne ist eine sympathische Protagonistin, und ich konnte ihre Beweggründe nur allzu gut verstehen. Wie sie und Benno mit der Ehekrise umgehen, ist hier sehr gut und einfühlsam dargestellt. Auch Bennos Sichtweise kann man verstehen, denn damals war eben vieles anders, und viele Situationen können wir heutzutage gar nicht mehr wirklich nachvollziehen, denn die Denk- und Lebensweise haben sich in den vergangenen sechzig Jahren doch gewaltig geändert. Mein heimlicher Star im Roman ist Margarethe. Sie ist eine außergewöhnliche Frau, völlig unkonventionell, und auf den ersten Blick wirkt sie ein wenig schrill, aber je mehr ich über sie erfahren habe und je besser ich sie kennengelernt habe, umso sympathischer wurde sie mir.
Bisher kannte und liebte ich die historischen und auch die humorvollen Romane der Autorin, die hier unter einem neuen Pseudonym schreibt. Sie schreibt mitreißend, und sie kann auch zeitgenössisch und ernsthaft! Ihr neuer Roman ist wunderbar gelungen, lebendig, warmherzig, spannend und mit viel Zeitkolorit.
⭐⭐⭐⭐⭐
Wer steckt den eigentlich hinter dem Pseudonym?
AntwortenLöschenDas ist Brigitte Kanitz bzw, viele Romane hat sie auch unter Brigitte Janson veröffentlicht.
LöschenAh, dake! Ich habe noch kein BUch von ihr gelesen, aber dieses habe ich auch hier...
LöschenAlles Liebe
Martina
Hallo liebe Susanne,
AntwortenLöschenmir hat der Roman auch sehr gut gefallen, weil er den Zeitgeist so wunderbar authentisch zeigt und mich gedanklich in meine Kindheit versetzt hat.
Und die Ehekrise sorgt für etwas mehr Tiefgang als ich zunächst vom Buch erwartet hätte. Da konnte ich auch nicht anders als 5 Sterne zu vergeben.
Oh, wie schön, dass du mein Kuchen-Rezept nachgebacken hast und es gut bei dir ankommt. So einen schnellen und saftigen Zwetschgenkuchen kann man aber auch immer essen.
Ich wünsche dir eine gute Woche!
Liebe Grüße
Barbara
Danke, das wünsche ich dir auch, liebe Barbara.
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