Anne hat kein Glück in der Liebe.
Gerade erst ist ihre Beziehung mit Roland gescheitert, und Anne weint
sich die Augen aus dem Kopf. Doch dann beschließt sie kurzerhand,
sich eine Auszeit zu nehmen und zieht zu ihrer Tante Tilly auf deren
Öko-Hof an der Lübecker Bucht. Hier möchte sie einfach mal
abschalten.
Was Anne jedoch vorfindet, als sie bei
ihrer Tante ankommt, ist ein verwahrlostes Grundstück mit einem
windschiefen Häuschen und ein paar Wohnwagen. Tilly wirkt zerstreut
und plötzlich gar nicht mehr so forsch und schwungvoll, wie Anne sie
in Erinnerung hat. Auch wenn sie es nie zugeben würde, ist die alte
Dame ist doch irgendwie froh, ihre Nichte nun bei sich zu haben. Ihr
Mops Hugo, den Tilly sehr verwöhnt hat, ist jedoch nicht davon
überzeugt, dass er und sein Frauchen Gesellschaft brauchen, und wenn
ihm jemand zu nahe kommt, beißt er auch schon mal zu.
Und doch fühlt sich Anne nach kurzer
Zeit wohl an der Ostsee und beginnt, Pläne für ihre Zukunft zu
machen. Die drehen sich hauptsächlich ums Geschäft, aber es kommt
auch ein anziehender Mann darin vor, der attraktiv sein könnte, wäre
er nicht so dünn und ernst. Das Interesse ist durchaus nicht
einseitig, wie Anne bald bemerkt.
Aber es gibt da ein Problem, das alles
überschattet und Annes Pläne ins Wanken bringt.
Mit dem fiktiven Städtchen Glückshafen
und Tillys Öko-Hof an der Ostsee hat die Autorin auch für ihren
neuesten Roman wieder eine idyllische, stimmungsvolle Kulisse
geschaffen. Sie beschreibt Land und Leute sehr authentisch und wartet
auch diesmal wieder mit einer ganzen Reihe interessanter Charaktere
auf. Neben Anna sind die Hauptpersonen des Romans in erster Linie
Tante Tilly, außerdem der Glückshafener Arzt Carsten Sörensen und
seine Tochter Kyra sowie Thies, ein wortkarger, kauziger Fischer.
Brigitte Janson haucht ihren Protagonisten Leben ein, und man
schließt die verschiedenen Charaktere schnell ins Herz. Auch Hugo
ist ein richtiger kleiner Sympathieträger, wenn er auch öfters
ziemlich verzogen und frech erscheint. Bei seinem exzentrischen
Frauchen ist es aber kein Wunder, dass auch der Hund etwas
eigenwillig ist. Es lässt sich alles so schön an, Anne fühlt sich
schnell heimisch in der neuen Umgebumg und beschließt, zu bleiben.
Aber etwas am Verhalten ihrer Tante bereitet ihr Sorgen. Die
entstehenden Probleme sind hier sehr feinfühlig und mit
Herzenswärme dargestellt. Sehr schön fand ich das Verhältnis
zwischen Kyra und Tilly, und auch Thies, der alte Fischer, hat eine
ganz besondere Beziehung zu der störrischen alten Dame. Seine
liebevolle Art Tilly gegenüber fand ich sehr berührend.
Beim Betrachten des schönen Covers,
mit erhabenen, glänzenden Holunderbeeren auf mattem Grund, hatte ich
an diesen Roman ähnliche Erwartungen wie an „Winterapfelgarten“,
denn das war für mich ein richtiger „Wohlfühlroman“. Aber
diesmal wird die insgesamt positive Handlung von einem Problem
überschattet. Über dessen Lösung, wie sie im Roman erfolgt, musste
ich seitdem immer wieder nachdenken und auch darüber, ob so der
einzige Ausweg aus dem Dilemma sein kann. Die Art, wie die
Protagonisten mit der Angelegenheit umgehen, hat mich ins Grübeln
gebracht, und ich muss sagen, dass mich der Roman am Schluss recht
niedergeschlagen zurückgelassen hat, obwohl dieses Ende zum Teil
durchaus auch positiv war, aber einige der Ereignisse haben dem Roman
seine Leichtigkeit genommen.
Es liegt ganz sicher nicht an der
Schreibweise der Autorin, denn die ist toll, wie immer. Aber ich kann
mich mit der Problemlösung, wie sie hier erfolgte, nicht recht
anfreunden; sie hinterlässt ein ungutes Gefühl bei mir. Wieso
genau, das kann ich hier nicht erklären, denn sonst würde ich zu
viel von der Handlung vorwegnehmen. Das Buch ist insgesamt sehr schön geschrieben und auch auf jeden Fall lesenswert, aber man sollte sich eben nicht ausschließlich auf "Friede, Freude, Eierkuchen" einstellen.
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