Freitag, 4. Dezember 2015

Holunderherzen - Brigitte Janson


Anne hat kein Glück in der Liebe. Gerade erst ist ihre Beziehung mit Roland gescheitert, und Anne weint sich die Augen aus dem Kopf. Doch dann beschließt sie kurzerhand, sich eine Auszeit zu nehmen und zieht zu ihrer Tante Tilly auf deren Öko-Hof an der Lübecker Bucht. Hier möchte sie einfach mal abschalten.
Was Anne jedoch vorfindet, als sie bei ihrer Tante ankommt, ist ein verwahrlostes Grundstück mit einem windschiefen Häuschen und ein paar Wohnwagen. Tilly wirkt zerstreut und plötzlich gar nicht mehr so forsch und schwungvoll, wie Anne sie in Erinnerung hat. Auch wenn sie es nie zugeben würde, ist die alte Dame ist doch irgendwie froh, ihre Nichte nun bei sich zu haben. Ihr Mops Hugo, den Tilly sehr verwöhnt hat, ist jedoch nicht davon überzeugt, dass er und sein Frauchen Gesellschaft brauchen, und wenn ihm jemand zu nahe kommt, beißt er auch schon mal zu.
Und doch fühlt sich Anne nach kurzer Zeit wohl an der Ostsee und beginnt, Pläne für ihre Zukunft zu machen. Die drehen sich hauptsächlich ums Geschäft, aber es kommt auch ein anziehender Mann darin vor, der attraktiv sein könnte, wäre er nicht so dünn und ernst. Das Interesse ist durchaus nicht einseitig, wie Anne bald bemerkt.
Aber es gibt da ein Problem, das alles überschattet und Annes Pläne ins Wanken bringt.

Mit dem fiktiven Städtchen Glückshafen und Tillys Öko-Hof an der Ostsee hat die Autorin auch für ihren neuesten Roman wieder eine idyllische, stimmungsvolle Kulisse geschaffen. Sie beschreibt Land und Leute sehr authentisch und wartet auch diesmal wieder mit einer ganzen Reihe interessanter Charaktere auf. Neben Anna sind die Hauptpersonen des Romans in erster Linie Tante Tilly, außerdem der Glückshafener Arzt Carsten Sörensen und seine Tochter Kyra sowie Thies, ein wortkarger, kauziger Fischer. Brigitte Janson haucht ihren Protagonisten Leben ein, und man schließt die verschiedenen Charaktere schnell ins Herz. Auch Hugo ist ein richtiger kleiner Sympathieträger, wenn er auch öfters ziemlich verzogen und frech erscheint. Bei seinem exzentrischen Frauchen ist es aber kein Wunder, dass auch der Hund etwas eigenwillig ist. Es lässt sich alles so schön an, Anne fühlt sich schnell heimisch in der neuen Umgebumg und beschließt, zu bleiben. Aber etwas am Verhalten ihrer Tante bereitet ihr Sorgen. Die entstehenden Probleme sind hier sehr feinfühlig und mit Herzenswärme dargestellt. Sehr schön fand ich das Verhältnis zwischen Kyra und Tilly, und auch Thies, der alte Fischer, hat eine ganz besondere Beziehung zu der störrischen alten Dame. Seine liebevolle Art Tilly gegenüber fand ich sehr berührend.

Beim Betrachten des schönen Covers, mit erhabenen, glänzenden Holunderbeeren auf mattem Grund, hatte ich an diesen Roman ähnliche Erwartungen wie an „Winterapfelgarten“, denn das war für mich ein richtiger „Wohlfühlroman“. Aber diesmal wird die insgesamt positive Handlung von einem Problem überschattet. Über dessen Lösung, wie sie im Roman erfolgt, musste ich seitdem immer wieder nachdenken und auch darüber, ob so der einzige Ausweg aus dem Dilemma sein kann. Die Art, wie die Protagonisten mit der Angelegenheit umgehen, hat mich ins Grübeln gebracht, und ich muss sagen, dass mich der Roman am Schluss recht niedergeschlagen zurückgelassen hat, obwohl dieses Ende zum Teil durchaus auch positiv war, aber einige der Ereignisse haben dem Roman seine Leichtigkeit genommen.

Es liegt ganz sicher nicht an der Schreibweise der Autorin, denn die ist toll, wie immer. Aber ich kann mich mit der Problemlösung, wie sie hier erfolgte, nicht recht anfreunden; sie hinterlässt ein ungutes Gefühl bei mir. Wieso genau, das kann ich hier nicht erklären, denn sonst würde ich zu viel von der Handlung vorwegnehmen. Das Buch ist insgesamt sehr schön geschrieben und auch auf jeden Fall lesenswert, aber man sollte sich eben nicht ausschließlich auf "Friede, Freude, Eierkuchen" einstellen.


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