Nachdem Chiara kurz vor Weihnachten
ihren Arbeitsplatz in der Bank verloren hat, ist sie sehr
erleichtert, als ihr aus heiterem Himmel ein Job angeboten wird. Sie
soll für einen Bestseller-Autor, der sich die Handgelenke gebrochen
hat, das Manuskript seines aktuellen Romans tippen. Was sie erst
erfährt, als sie dem Zeitvertrag bereits zugestimmt hat: der Autor
lebt nicht in der Schweiz, wie sie vermutete, sondern in einer
einsamen Hütte in den kanadischen Rocky Mountains. Aber Chiara lässt
sich so schnell nicht entmutigen und ergreift die Gelegenheit beim
Schopf. Kurz entschlossen nimmt sie die weite Reise auf sich und
landet bei einem mundfaulen Einzelgänger. Florian Forster ist ebenso
wenig erfreut wie Chiara, dass seine Einsamkeit plötzlich durch eine
Frau gestört wird.
Während der gemeinsamen Arbeit am
Manuskript arrangieren sich der Autor und seine Schreibkraft mit der
Zeit, und Florian merkt sehr bald, dass die eigenwillige Chiara sich
nicht so leicht einschüchtern lässt, sondern ihm durchaus paroli
bietet, wenn ihr etwas an dem wortkargen Mann nicht gefällt.
Je länger Chiara in dieser einsamen,
verzauberten Bergwelt mit Forster lebt, umso wohler fühlt sie sich,
und auch menschlich kommt sie dem Autor näher, hat sie Shakespeare,
Forsters eigensinnigen Neufundländer, doch schon vom ersten Tag an
für sich eingenommen.
Als Chiaras Freunde von Deutschland aus
Erkundigungen über den Autor einholen, stoßen sie auf einen dunklen
Punkt in dessen Vergangenheit, und sie fürchten um Chiaras
Sicherheit.
Elisabeth Büchles neuester Roman
unterscheidet sich in einigen Punkten von ihren bisherigen Werken.
Waren diese immer dickere Wälzer, so kann man diesen Roman, mit
seinen zweihundert Seiten, durchaus als ein „Büchle“ im wahrsten
Sinn des Wortes bezeichnen. Außerdem ist dies der erste
zeitgenössische Roman der Autorin.
Mit „Unter dem Polarlicht“ beweist
die Autorin einmal mehr ihr Können, denn auch die Handlung in der
Gegenwart ist absolut mitreißend und berührend. Zudem zeigt dieser
Roman, dass man durchaus auch mit einem relativ überschaubaren Plot
die Leserschaft begeistern kann. Den größten Teil der Handlung
bestreiten nur die beiden Protagonisten Chiara und Florian, mit dem
Hund Shakespeare in einer bezaubernden Nebenrolle. Zwar tauchen
dazwischen noch einige Charaktere auf, aber im Grunde genommen geht
es ja um die beiden Menschen, die sich in der Einsamkeit der
kanadischen Berge zusammenraufen müssen. Auf so engem Raum, umgeben
von der Stille frisch gefallenen Schnees in der Landschaft, bleibt
nichts oberflächlich oder gleichgültig. Die beiden Hauptpersonen
stehen vor dem Leser quasi wie auf einer Bühne und lassen sich bis
auf den Grund ihrer Seele schauen. Da wird so manches offenbart, was
schon lange in den Protagonisten schlummerte, sei es Verbitterung,
Enttäuschung oder Resignation. Sowohl Chiara als auch Florian haben
in der Vergangenheit Verletzungen erfahren, die erst heilen müssen,
und wie sagt man so schön, um gut zu heilen, muss eine Wunde zuerst
gesäubert werden. Dies trifft hier auch im übertragenen Sinn zu.
In diesem Roman kommen tiefe Gefühle
zum Ausdruck, und Chiara und Florian müssen lernen, alte Schuld
loszulassen und zu vergeben, um ihren eigenen Frieden zu finden.
Unter dem Polarlicht erkennen die
Protagonisten ihren persönlichen Weg aus all ihrer Gewissens- und
Seelennot. Aber auch wenn es um ernste Themen geht, so ergeben sich
im Verlauf der Handlung zwischendurch viele heitere, humorvolle
Momente, die das Herz wärmen. So ganz nebenbei erfährt man auch
einiges über die tiefere Bedeutung der Candy Canes, denn die süßen
Zuckerstangen spielen ebenfalls eine wichtige, symbolische Rolle.
Wie bei allen Romanen der Autorin
spielt auch hier der christliche Glaube eine wichtige Rolle, dabei
wird dieses Thema stets sehr behutsam und dezent umgesetzt. Die
Handlung wird getragen von den sympathischen Protagonisten und den
wunderbaren Landschaftsbeschreibungen. Man taucht ein in diese
Geschichte, wie in den watteweichen Schnee der Bergwelt, und man
begleitet die Protagonisten und möchte sie am liebsten gar nicht
mehr aus den Augen lassen, bis sie ihr ganz persönliches
Weihnachtswunder erfahren.
Dieses schöne Buch ist nicht nur für
einen selbst eine Bereicherung, sondern es eignet sich auch sehr gut
als kleines Weihnachtsgeschenk für einen lieben Menschen, mal so als
Tipp für alle, die noch kurzfristig vor dem Fest ein schönes,
herzliches und persönliches Präsent suchen.
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