Mittwoch, 4. Februar 2015

Himmel über fremdem Land - Elisabeth Büchle


Meindorff-Saga Band 1


Klappentext bzw. Kurzbeschreibung des Verlags:
Am Vorabend des Ersten Weltkrieges geht die Niederländerin Tilla van Campen eine arrangierte Ehe mit einem Berliner Industriellen ein. Ihre 13-jährige Schwester Demy begleitet sie nur widerwillig in die Großstadt. Für das lebhafte Mädchen ist der steife Lebensstil der Familie Meindorff und die strenge Erziehung durch eine Gouvernante die reinste Folter. 

Die Kluft zwischen Arm und Reich und die Standesdünkel vertragen sich nicht mit Demys ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, und immer wieder eckt sie an. Nur Hannes, der sympathische jüngste Sohn des Hauses, scheint ihr wohlgesonnen. Doch dann beginnt sich die politische Lage in Berlin zuzuspitzen ...

Der erste Band einer großen Familiensaga, die die Leser in vergangene Zeiten und an spannende Schauplätze wie Berlin, St. Petersburg und Deutsch-Südwestafrika entführt.

Mein Eindruck:
Dieses Buch fällt schon gleich durch die wunderschöne Umschlaggestaltung positiv auf, die mir bei Büchern von Gerth Medien allgemein meist sehr gut gefällt. Zwei im Buch befindliche Personenregister (vorne die fiktiven Charaktere, im Anhang eine Aufstellung der beteiligten realen historischen Personen) sind sehr hilfreich, denn so kann man gerade anfangs immer wieder nachschlagen, wenn man sich bei den Zusammenhängen noch nicht so ganz sicher ist.

Die Geschichte beginnt im März 1908. Die Redewendung im Klappentext „Am Vorabend des ersten Weltkrieges“ steht in diesem Fall nicht für einen einzelnen Abend, sondern soll allgemein verdeutlichen, dass hier von dem längeren Zeitraum vor Beginn des ersten Weltkriegs die Rede ist.
Die Holländerin Demy van Campen begleitet ihre Schwester nach Berlin, wo sie, nach Tillas Vermählung mit Joseph Meindorff jr., als Gesellschafterin bei der Familie leben soll. Angekommen in dem herrschaftlichen Haus der Meindorffs fühlt sich die Dreizehnjährige jedoch völlig fehl am Platz. Noch dazu hat ihre Schwester bei der vorhergehenden Vereinbarung geschummelt und Demy als drei Jahre älter vorgestellt.
Von einem auf den anderen Tag wird von dem Mädchen nun erwartet, sich wie eine Erwachsene zu benehmen. Das fällt ihr schwer, und besonders bei Rittmeister Meindorff, dem Familienpatriarchen, stößt sie immer wieder auf Unwillen und Ärger, in allem was sie tut. Als sie eines Tages Lieselotte Scheffler aus dem Scheunenviertel kennenlernt, wird sie mit einem völlig anderen Leben konfrontiert. Die junge Frau und ihre Familie leben dort in ärmlichsten Verhältnissen. Demy muss erfahren, wie viel Elend es in Berlin gibt. Sie beweist Courage und versucht zu helfen, wo andere wegsehen, und sie bleibt sie selbst, daran kann auch der strenge Unterricht durch eine Gouvernante nichts ändern. Sie ist und bleibt eine vorwitzige und sehr liebenswerte junge Frau mit einem mitfühlenden Herzen.

Lesend überwindet man große Entfernungen, denn die Protagonisten sind über die halbe Welt verstreut. Da gibt es einen Erzählstrang über Anki, Tillas und Demys Schwester, die eine Anstellung als Kindermädchen in St. Petersburg hat.
Eine weitere Gedankenreise führt den Leser nach Deutsch-Südwestafrika, denn dort ist Philippe stationiert, das „Schwarze Schaf der Familie“, wie er sich selbst gerne bezeichnet. Er trägt sich mit Heiratsplänen, denn seine große Liebe Udako wartet dort auf ihn.
Aber der größte Teil der Handlung spielt in Berlin. Dort geht es hauptsächlich um Demy und die freundschaftlichen Kontakte, die sie in der Stadt knüpft. Ein weiterer Hauptstrang der Handlung schildert Hannes' Kampf gegen die Bevormundung seines Vaters, denn der junge Meindorff hat sich in eine Arbeiterin verliebt. Als der Rittmeister dies erfährt, reagiert er sehr schnell, indem er eine Verlobung arrangiert, die seiner Meinung nach gleich mehrere Probleme lösen soll.

Egal wohin man sieht, überall stehen die Zeichen auf Sturm. Das einfache Volk rebelliert gegen die Bevormundung und Ausbeutung durch einige wenige Reiche. Ein weiteres wichtiges Thema dieser Zeit ist die Frauenbewegung. Demys Freundin Lieselotte, die in ihrem bisherigen Leben schon viel Unrecht und Demütigung erfahren hat, insbesondere durch den eigenen Vater, möchte ihr Leben selbst gestalten und nimmt Kontakt zu den Aktivistinnen Minna Cauer und Hedwig Dohm auf. Im Verlauf der Handlung trifft man immer wieder auf reale Persönlichkeiten der damaligen Zeit, sei es der Industrielle Walther Rathenau, der im Haus der Meindorffs zu Gast weilt, sei es Rasputin in Russland oder Ludwig von Estdorff, Kommandeur der deutschen Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika, um nur ein paar wenige Namen zu nennen.

Die Handlung und die fiktiven Personen sind in die politischen und historischen Gegebenheiten der Zeit perfekt eingepasst, wie fehlende Puzzleteile, die zu diesem vielschichtigen, tiefgründigen Gesamtbild gehören und es vervollständigen. Und stets ist der christliche Glaube präsent, der den Protagonisten den richtigen Weg weist oder Trost spenden kann. Selbst Philippe darf hier erfahren, das ein guter Hirte sich auch um seine schwarzen Schafe sorgt.

Das Ende dieses ersten Bands der Meindorff-Familiensaga hat starke Erwartungen in mir geweckt. Es gibt noch viel zu erzählen, es bleiben einige Handlungsstränge offen, und doch hat dieser Teil einen sehr schönen und passenden Schluss mit einem Liedvers von Thea Eichholz.
Aber ich möchte erfahren, wie es den kleinen und großen Helden der Familiensaga weiterhin ergeht. Nur gut, dass ich diesen Anfangsband jetzt erst gelesen habe, denn inzwischen sind beide Fortsetzungen der Trilogie bereits erschienen, so dass ich sie mir in absehbarer Zeit besorgen kann. Ich bin schon sehr gespannt darauf.



5 Kommentare:

  1. Ich denke ich muss mir das Buch jetzt endlich mal kaufen! Alle drei Bände stehen schon eine Weile auf meiner Wunschliste und ich habe bis jetzt nur Gutes darüber gelesen.....
    Liebe Grüße
    Martina

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  2. Eine tolle Vorstellung, Klusi. Hat mir richtig spaß gemacht, sie zu lesen. Ich werde es auch mal mit dem ersten Teil probieren.

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    1. Freut mich, dass dir meine Vorstellung gefallen hat, liebe Didonia.
      LG
      Susanne

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  3. Das klingt mal wieder so, als ob es mir sehr gut gefallen würde. Gleich auf meine Wunschliste gesetzt.
    LG

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