Das kleine Schwein lebt glücklich auf
einem Bauernhof. Neben ihm gibt es da auch noch eine ganze Schar
gemeiner Hühner, eine Kuh und nicht zuletzt Ente, Schweins besten
Freund. Vom Bauern und seiner Frau fühlt das kleine Schwein sich
sehr geliebt, denn die beiden haben immer ganz viel leckeres Futter
dabei, wenn sie es besuchen. Auch krault der Bauer ihm immer so schön
den Rücken, und das kleine Schwein glaubt, sein ganz besonderer
Liebling zu sein. Aber Ente ist skeptisch und befürchtet, dass der
Bauer es nicht gut mit dem kleinen Schwein meint, sondern es
schlachten will, wenn es genügend Speck angesetzt hat.
Mein erster Eindruck nach dem Lesen der
Kurzbeschreibung war positiv, auch die einfachen Illustrationen fand
ich passend, da Schwein sie ja anscheinend selbst in sein Tagebuch
gemalt hat. Davon zeugen auch die unterschiedlichen Schriftarten und
-größen, die im Text verwendet wurden und die den Anschein eines
handgeschriebenen Tagebuchs verstärken, ebenso wie die vielfach
eingefügten „Schmutzabdrücke“. Auch kann es nicht schaden,
schon Kinder dazu zu animieren, sich auch einmal in die Situation der
Tiere zu versetzen, deren Einzelteile meist gedankenlos verarbeitet,
serviert und verzehrt werden, damit nicht der Eindruck entsteht, dass
Schweinebraten oder Würste im Supermarkt wachsen, sonder dass dafür
ein Tier geschlachtet werden muss.
So weit, so gut, aber als ich anfing,
das Buch zu lesen, bekam ich schon nach wenigen Seiten Zweifel, ob
diese Geschichte der Zielgruppe gerecht werden könnte. Der
Schreibstil ist sehr einfach, wie man das von einem kleinen Schwein
auch gar nicht anders erwarten würde, aber er ist auch
grammatikalisch ziemlich daneben. Ich weiß nicht, ob dies so extrem
im Sinn der Autorin war, oder ob es an der Übersetzung liegt, aber
wenn ich bedenke, dass sich das Buch hauptsächlich an Grundschüler
der Altersgruppe 8 – 10 wendet, habe ich starke Zweifel, ob diese
Geschichte hierfür geeignet ist. Wortspielereien wie beispielsweise
„Trakete“, was für eine Rakete steht, die aus einem Traktor
gebaut wurde, finde ich ja noch ganz amüsant. Mag es auch noch
angehen, dass die Rechtschreibung der Gartenzwerge nicht korrekt ist,
sondern das Wort hier mehrfach geschrieben wird wie gesprochen,
nämlich „gatenswerge“, aber immer wieder bin ich über
Redewendungen folgender Art gestolpert: „Ente, der wo mein Freund
ist...“ oder „mein bestester Freund...“ und ähnliche.
Wenn man bedenkt, dass es nicht gerade
wenige Grundschulkinder gibt, die noch massive Probleme mit der
deutschen Sprache und ihren (Grund)Regeln haben, so finde ich es
problematisch, ihnen einen derartigen Text vorzusetzen, denn ich
befürchte, der würde dazu beitragen, Fehler noch zu verstärken
oder sogar erst entstehen zu lassen. Klar, man kann argumentieren,
ein kleines Schwein weiß es halt nicht besser, und es soll eben
gerade durch diese Schreibweise möglichst identisch wirken, aber der
gleiche Effekt würde sich auch mit einem einfachen aber
grammatikalisch richtigen Text erzielen lassen. Auch gibt es in der
Geschichte eine sehr unrealistische Kluft zwischen dem kleinen
Tagebuchschreiber und den Hühnern, die allesamt überdurchschnittlich
intelligent sind und aus diesem Grund auf das dumme kleine Schwein
herabsehen, das immer zu viel frisst und als Ergebnis jede Menge
heiße Luft von sich gibt. Die Handlung entwickelt sich zunehmend
skurril und bedient sich vieler Klischees, beispielsweise das vom
langhaarigen, vegetarischen Bauern, der natürlich auch keine
Stiefel, sondern Sandalen trägt.
Wenn ich versuche, mich in Kinder
hinein zu versetzen, die dieses Buch lesen, gibt es meines Erachtens
zwei Möglichkeiten:
- Wenn Kinder so weit sind, zu erkennen, dass diese Geschichte vor Grammatikfehlern und Schreibfehlern nur so wimmelt, werden sie mit der Handlung unterfordert sein, denn die ist recht simpel gestrickt und teilweise an den Haaren herbeigezogen.
- Erkennen Kinder die sprachlichen Fehler (noch) nicht, besteht zu befürchten, dass sie die falschen Redewendungen und Schreibweisen übernehmen und verinnerlichen, was ja ganz sicher nicht Sinn der Sache sein kann.
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