„Zorn des
Himmels“ schildert eine Naturkatastrophe ungeheuren Ausmaßes, die
Deutschland im Jahr 1342 heimsuchte und große Verwüstungen und
Zerstörungen hinterließ. Es geht um die Madgalenenflut, die mir
erstaunlicherweise bis dato noch kein Begriff war. Obwohl zu dieser
Zeit alle großen deutschen Flüsse über die Ufer traten und die
Spuren bis heute sichtbar sind, liest man nur sehr wenig über diese
gigantische Flut, die sich seither nicht in diesem Umfang
wiederholte.
Hauptsächlicher
Schauplatz des Romans ist Franchenfurt-Sassenhusen, denn da wütete
die Flut, der viele Menschenleben zum Opfer fielen, sehr extrem und
riss ganze Gebäude und Teile der Brücke mit sich.
Der Roman beginnt
in Hasefurthe, dem heutigen Hassfurt, denn in den Gebieten südöstlich
von Franchenfurt tobte das Unwetter bereits einige Tage früher.
Die
Fährmannstochter Philippa, die den Main zwischen Franchenfurt und
Sassenhusen kennt wie ihre Westentasche und auf dem Fluss zuhause
ist, hat plötzlich ein ungutes, unheimliches Gefühl. Sie ahnt, dass
sich etwas verändert hat. Nicht nur die Strömung ist ungewohnt,
auch führt das Wasser unheimliches Treibgut mit sich, das auf
Verwüstungen andernorts hindeutet.
Am Ufer des Mains
lernt Philippa einen Mann kennen, der seltsam verloren wirkt. Er kann
sich nicht an seine Vergangenheit erinnern. Die junge Frau setzt sich
über alle Konventionen hinweg und kümmert sich um den Fremden, der
sich Matthias nennt, da er seinen richtigen Namen nicht weiß. In
langen, vertraulichen Gesprächen auf dem Mühlberg kommen sie sich
näher. Philippa glaubt, in Matthias einen Seelenverwandten gefunden
zu haben, aber dann erfährt sie einiges, was sie an ihm zweifeln
lässt, denn angeblich soll er ein Attentat auf den in der Stadt
weilenden Kaiser Ludwig geplant haben. Sie muss sich entscheiden, wem
sie ihr Vertrauen schenken kann. Währenddessen bricht eine
Katastrophe über die Stadt herein, denn das Unwetter schickt
schreckliche Vorboten.
Eindringlich,
bildhaft und wortgewaltig, aber immer mit einem Quäntchen Humor,
schildert der Autor die prekäre Lage. Er lässt den Leser dieses
gewaltige Unwetter sehr intensiv nachempfinden. Man fühlt mit den
Menschen, die so gar nicht wissen, wie ihnen geschieht.
Umweltkatastrophen
diesen Ausmaßes schreibt man eigentlich eher unserer Zeit zu, aber
dem ist nicht so, denn auch in früheren Jahrhunderten musste die
Bevölkerung mit derartigen Heimsuchungen fertig werden. Und auch
damals war die Ursache zum großen Teil bei den Menschen selbst zu
suchen und auf massiven Raubbau an der Landschaft und Natur
zurückzuführen.
Philippa, die
Heldin des Romans, ist eine für die damalige Zeit sehr
fortschrittliche junge Frau, die weiß was sie will. Wenn es ihrem
Empfinden widerstrebt, setzt sie sich schon mal über
gesellschaftliche Regeln hinweg und entscheidet aus dem Bauch heraus,
was für sie selbst richtig ist. Alle anderen Charaktere, die im
Roman in Erscheinung treten, sind ebenso ausführlich dargestellt,
dass man sich ein lebendiges Bild von ihnen machen kann.
Neben den
erdachten Protagonisten treten auch einige historische
Persönlichkeiten auf den Plan, in erster Linie Kaiser Ludwig, der in
Franchenfurt weilt und dessen Leben bedroht ist. Der Kirchenbann, der
ihm auferlegt ist und die Gefahr, die von Karl von Luxemburg, seinem
Kontrahenten um den Thron, ausgeht, sind neben der großen
Katastrophe ein wichtiges Thema.
Fiktion und
historische Wirklichkeit gehen hier eine eindrucksvolle Verbindung
ein und machen den Roman zu einem fesselnden, spannungsgeladenen
Drama.
Das Cover zeigt
einen Teil der Brücke, die Franchenfurt mit Sassenhusen verbindet,
und man kann auf dem Bild schon die entfesselten Naturgewalten sehen.
Das Vorsatzpapier ist mit einer Luftansicht der gesamten Brücke und
der näheren Umgebung geschmückt, und auch wenn man noch nie vor Ort
war, kann man sich die Ausmaße des Mains und der geschilderten
Zerstörung sehr gut vorstellen.
Ein Nachwort des
Autors, mit Erläuterungen zur Entstehung des Romans und zur
Recherche, komplettiert das Buch, zusammen mit einer Auflistung der
genannten Orte und einer Personenübersicht gleich am Anfang. Wie
bereits von anderen Romanen Richard Dübells gewohnt, findet man in
der Personenliste eine kurze, humorvolle und sehr treffende
Beschreibung zu jeder Person. Nur bei Kaiser Ludwig ist hier
anscheinend ein kleiner Druckfehler passiert, denn hier ist er als
Ludwig I. erfasst. Meines Erachtens handelt es sich aber um Ludwig
IV., der den Beinamen „der Bayer“ führte.
Vielen Dank für die Überlassung des Rezensionsexemplars an
und den Verlag Bastei Lübbe.
Das Buch kann u.a. hier bestellt werden:
Ich hatte leider bei Blogg dein Buch kein Glück bei diesem Roman. Er steht aber ganz oben auf meiner Wunschliste!!! Bis jetzt habe ich nur Gutes gelesn und ich bin wahnsinnig neugierig drauf! Das Cover ist ja auch toll!!!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
Die Bücher von Richard Dübell lese ich sehr gerne, daher wird das eher oder später auch bei mir einziehen. Von der Magdalenenflut habe ich auch noch nie gehört, aber die Namen der Städte sind so interessant. Wusste nicht dass Frankfurt Sachsenhausen früher so hießenl
AntwortenLöschenLG