Im Frühling 1890 reisen die englische Malerin Fiona Turlington
und ihr Mann Jefferson Cork, der ebenfalls Künstler ist, nach Ligurien. Beide wollen in ihren Bildern das besondere
Licht des Landes einfangen. Das Künstlerehepaar bezieht eine idyllisch gelegene
Villa in San Remo und widmet sich fortan der Kunst und der Liebe. Das Glück
währt jedoch nicht lange, denn Jefferson verunglückt tödlich. Fiona ist nun
ganz auf sich gestellt.
Von dem Genueser Tuchhändler Fabricio Perlucci erhält sie
den Auftrag, ein Familienporträt zu malen. Die gesamte Familie Perlucci steht
in historischen Kostümen Modell. Außerdem soll ein kostbares altes Tuch, mit
einem kompliziert gewebten Muster, aus den Früchten und Blättern des
Olivenbaums, auf das Gemälde. Bei einem unglückseligen Zwischenfall
verschwindet dieses Tuch, und Fiona wird von Perlucci verdächtigt, es entwendet
zu haben. Nun muss sie beweisen, dass sie unschuldig ist und nichts mit dem
Diebstahl des Tuches zu tun hat. Das schon sehr angespannte Verhältnis zu
Perlucci wird noch komplizierter, denn Fiona hat der Malerin Messalina
Bandonelli am Totenbett versprochen, sich für den Erhalt der alten Olivenbäume
einzusetzen, die Fabricio Perlucci großzügig, aus geschäftlichen Interessen,
abholzen lässt.
Die zwischenmenschlichen Beziehungen im Verlauf der Handlung
gestalten sich größtenteils kompliziert. Besonders Fionas Mutter wirkt sehr
überspannt und macht ihrer Familie das Leben nicht leicht. Fionas Vater leidet
sehr unter den Extravaganzen seiner Gattin, und ich habe mich immer wieder über
seine fast übermenschliche Geduld und Treue ihr gegenüber gewundert, die in
seinen Briefen zum Ausdruck kommen.
Die Romanze, die sich zwischen der jung verwitweten Fiona
und ausgerechnet Perluccis Sohn anbahnt, läuft eher am Rande und wirkt anfangs hoffnungslos.
Daneben kommt Fiona einem alten Familiengeheimnis auf die Spur. Bei der
Entwicklung ihrer Nachforschungen gibt es für meinen Geschmack zu viele
Zufälle, so dass mir die ganze Geschichte nicht sehr glaubwürdig erschien.
Die wahre Stärke und Faszination dieses Romans liegt für
mich nicht so sehr in der Handlung, sondern in den malerischen, üppigen Schilderungen der Landschaft, die fast
etwas Meditatives haben. Man meint fast, das Meer rauschen zu hören und eine
leichte, salzige Brise zu spüren. Daneben gewinnt man noch eindrucksvolle
Kenntnisse zur Malerei und den Farben.
Interessant und fesselnd ist das reichhaltige Wissen über
die Olivenbäume, ihre Früchte und die Vielseitigkeit ihrer Nutzung, denn das wird
mit viel Atmosphäre, sehr lebendig und ausführlich dargestellt. Man erfährt viel
über die Olivenernte, und bei der anschließenden Verkostung des frisch gewonnenen
Öls, die ebenfalls umfassend beschrieben ist, bekommt man richtig Appetit. Um
diesen stillen zu können, findet man im Anhang gleich eine gute Auswahl an
Rezepten für ligurische Köstlichkeiten. Es ist ein Buch für Genießer, auf das
man sich mit allen Sinnen einlassen muss.
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AntwortenLöschendank
Olivenbaum