Dienstag, 26. Februar 2013

Wiedersehen in Stormy Meadows - Sarah Harvey



Fast zwei Jahre ist es her, dass Natalies Mann Rob bei einem schweren Autounfall ums Leben kam. Seinen Tod hat sie noch immer nicht verwunden. Sie ist nicht die Einzige, die leidet, auch Robs Tochter Cassie aus erster Ehe verschließt sich in ihrer Trauer. Natalie gegenüber ist sie unnahbar und ungerecht, obwohl diese versucht, das Vertrauen und die Zuneigung des 16-jährigen Mädchens zu gewinnen. Als Cassie einer Mitschülerin im Internat einen bitterbösen Streich spielt, wird sie vorübergehend von der Schule verwiesen. Überraschenderweise erhält Natalie Ende November eine Einladung ihrer Mutter, zusammen mit Cassie nach Cornwall zu kommen, um das bevorstehende Weihnachtsfest gemeinsam zu feiern. Zögernd sagt sie zu, unsicher, ob sie die richtige Entscheidung trifft, denn auch mit ihrer Mutter hat Natalie einiges aufzuarbeiten. Das Verhältnis der Beiden ist seit Jahren nicht besonders herzlich.
Zu ihrem Erstaunen ist Cassie gar nicht so abgeneigt, und so machen sie sich auf den Weg zu Natalies Mutter Laura, die an der Küste Cornwalls, auf der Farm „Stormy Meadows“ lebt.
Während ihres Aufenthalts auf Stormy Meadows finden Cass und Natalie langsam zueinander, die starre, abweisende Fassade bekommt Risse.

In erster Linie hat der neue Roman von Sarah Harvey mein Interesse geweckt, weil er an Cornwalls Küste spielt. Meine Erwartungen wurden auch nicht enttäuscht, denn es gelingt der Autorin ganz hervorragend, die wild-romantische Atmosphäre der Landschaft einzufangen und zugleich die Herzlichkeit und Offenheit der Bevölkerung auszudrücken.
Dass der Roman in der Ich-Form und im Präsens geschrieben ist, hat etwas sehr Vertrautes und passt hier ganz besonders gut, denn so hat man als Leser das Gefühl, direkt dabei zu sein, als wäre man selbst ein guter Freund der Familie.
Natalie, Cassie und Laura, die Frauen aus drei Generationen, wirken nach außen hin stark und auf den ersten Blick unnahbar, im Grunde ihres Herzens sind sie jedoch sehr liebenswert und verletzlich.
Natalie ist fast zwei Jahre nach Robs Tod noch lange nicht über diesen Schicksalsschlag hinweg, und auch Cassie vermisst ihren Vater sehr. Trotzdem gibt es lange Zeit keine Annäherung zwischen Stiefmutter und Stieftochter, denn obwohl sie um denselben Mann trauern, haben sie eine Mauer des Schweigens und Misstrauens zwischen sich errichtet.
Auf Stormy Meadows, im Umgang mit den vielen Tieren dort, blüht Cass langsam auf und fasst langsam Zutrauen zu Natalies Mutter Laura.
Als Natalie Connor kennenlernt, den sympathischen Iren, der ganz in der Nähe von Stormy Meadows ein gemütliches Cottage bewohnt, gerät sie in einen Zwiespalt. Einerseits fühlt sie sich zu dem attraktiven Mann hingezogen, aber sie hat dabei auch das Gefühl, ihren verstorbenen Mann zu betrügen. Einfühlsam und mit viel Verständnis gelingt es Connor nicht nur, Natalies Herz zu erobern, sondern auch Cassies rauen Panzer zu durchdringen und das Zutrauen des unglücklichen Teenagers zu gewinnen.

Der Roman besticht gerade durch die eher ruhige Handlung, die weder sehr dramatisch noch kitschig wirkt. Die Liebesgeschichte steht nicht im Vordergrund; ein großes Thema ist die Trauerbewältigung und Aufarbeitung der Vergangenheit. Natalie schreibt sich ihren Kummer in Form von Briefen an den verstorbenen Rob von der Seele. Auch müssen die drei Frauen auf Stormy Meadows einen Weg zueinander finden, was nur durch Offenheit, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen gelingen kann.
Der Charme Cornwalls und seiner Einwohner tut ein Übriges um die zwischenmenschlichen Beziehungen ins Reine zu bringen, denn hier, in der heimeligen Atmosphäre des alten Landhauses, umgeben von liebenswerten Freunden, fühlen sich Natalie und auch Cass geborgen und angenommen.
Ein bezaubernder Roman, voller Herzenswärme, der zum Träumen einlädt.



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