Teofilo di Tuscolo ist 12 Jahre alt, als er im Jahr 1032 zum
Papst ernannt wird. Unter dem Namen Benedikt IX. geht er als jüngster Papst in
die Kirchengeschichte ein. Er wird zum Spielball der Machthungrigen, denn die
wahre Entscheidungsgewalt liegt nicht bei ihm, sondern wird hauptsächlich von Machtstreben
und Geldgier gesteuert und von der Versammlung der Kardinäle sowie von den
reichen Adelsfamilien Roms ausgeübt, die seine Wünsche weitgehend ignorieren. Für
sein hohes und eigentlich ungewolltes Amt muss er auf eine Heirat mit Chiara di
Sasso verzichten, die ihm von klein auf versprochen war. Vom enttäuschten,
verlassenen Kind entwickelt er sich im Lauf der Jahre zum rücksichtslosen
Despoten, der mit seinen Anordnungen und Handlungen die Römer in Angst und
Schrecken versetzt. Im Ausgleich für seine unerfüllte Liebe wählt er die Macht
und nützt diese unbarmherzig aus.
Teofilo ist ein Suchender, vom Leben und Glauben enttäuscht,
um seine große Liebe betrogen. Seine Handlungen sind Verzweiflungstaten, die
aus immer wiederkehrenden Niederlagen und unerfüllten Hoffnungen entstehen.
Auch wenn vieles, was das Leben und Wirken Benedikts IX. betrifft,
im Dunkeln liegt, so ist es durchaus vorstellbar, dass sich sein Werdegang in
ähnlicher Weise abgespielt hat. Um die bekannten historischen Daten wurde hier
eine faszinierende Geschichte gewoben.
Der Verzicht auf die Liebe seines Lebens treibt Teofilo zu
wahnsinnigen Taten, und der Autor hat es sehr gut verstanden, den inneren
Zwiespalt dieses jungen Mannes darzustellen. Teofilos Schicksal und seine
Gefühle sind einem steten Auf und Ab unterworfen; immer wenn er einen
Hoffnungsschimmer in seinem Leben sieht, gibt es wieder einen enormen
Rückschlag. Genau genommen ist er Täter und Opfer zugleich. Die unerfüllte
Liebe und das mangelnde Verständnis seiner Familie versucht er, durch Macht zu
kompensieren. Mag sein Lebenslauf auch recht blutig und rücksichtslos dargestellt sein, so kann man doch
in gewisser Weise Verständnis für ihn aufbringen. Einerseits wird ihm von klein
auf gesagt, er sei von Gott erwählt und zu Höherem berufen, aber seine Suche
nach Antworten bleibt erfolglos, sein Ruf nach Gott bleibt unbeantwortet. Seine
hier erzählte Geschichte zeigt, wie das Schicksal einen Menschen verändern
kann, der all die Jahre nur zurückstecken musste und dessen Leben so ganz
anders verläuft als gewünscht.
Den passenden Handlungsrahmen und die Überleitung zu diesem
historischen Roman bildet eine Tagung der päpstlichen Kongregation, im Jahr
1981. Der Ich-Erzähler wird von den versammelten Kardinälen und Bischöfen
beauftragt, ein Konvolut alter Schriften durchzusehen, um zu ermitteln, ob einem
Antrag auf Seligsprechung Benedikts IX. nachgekommen werden sollte. Diese
Forderung löst bei der Versammlung weitgehend Empörung und Unverständnis aus,
in Anbetracht der schlimmen Ereignisse, für die der damalige Papst
verantwortlich zeichnete. Aber es gibt auch Befürworter, und so versucht der
Ich-Erzähler, in einer einzigen Nacht Klarheit in dieser Frage zu gewinnen.
Der kardinalrote Einband, mit den goldenen Verzierungen an
den Ecken, bildet eine perfekte Abrundung zu diesem dramatischen, spannungsgeladenen
Roman.
Im Anhang erfährt man Näheres darüber, was an der Geschichte
der Wahrheit entspricht und welche Ereignisse fiktiv sind. Wünschenswert wäre
noch ein ergänzendes Glossar, denn es sind sehr viele lateinische Begriffe und
spezielle Bezeichnungen aus dem historisch-kirchlichen Bereich im Buch
enthalten, die sich zwar teilweise aus der Handlung erschließen, aber eben
nicht immer völlig klar werden. Lässt man sich jedoch davon nicht im Lesefluss
stören, hat man ganz sicher ein beeindruckendes, mitreißendes Leseerlebnis.
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