Wenn Martha tanzt Tom Saller List Verlag ISBN: 13 9783471351673 Die Urheberrechte am Coverbild liegen beim List-Verlag |
Klappentext:
Eine
magische Kindheit in Pommern und eine wilde Zeit am Bauhaus!
Ein
junger Mann reist nach New York, um das Notizbuch seiner Urgroßmutter
Martha bei Sotheby's versteigern zu lassen. Es enthält bislang
unbekannte Skizzen und Zeichnungen von Feininger, Klee, Kandinsky und
anderen Bauhaus-Künstlern. Martha wird 1900 als Tochter des
Kapellmeisters eines kleinen Dorfes in Pommern geboren. Von dort geht
sie ans Bauhaus in Weimar - ein gewagter Schritt. Walter Gropius wird
auf sie aufmerksam, Martha entdeckt das Tanzen für sich und erringt
so die Bewunderung und den Respekt der Bauhaus-Mitglieder. Bis die
Nazis die Kunstschule schließen und Martha in ihre Heimat
zurückkehrt. In ihrem Arm ein Kind und im Gepäck ein Notizbuch von
immensem Wert - für sie persönlich und für die Nachwelt. Doch am
Ende des Zweiten Weltkriegs verliert sich auf der Flucht Marthas Spur
...
Von
Weimar in die Welt - ein Jahrhundertroman!
Mein Eindruck:
Die Rahmenhandlung des Romans spielt in
der Gegenwart, genau genommen im Jahr 2001 in New York. Thomas
Wetzlaff, der Ich-Erzähler, ist aus Deutschland angereist, um das
Tagebuch seiner Urgroßmutter Martha bei Sotheby's versteigern zu
lassen. Es handelt sich natürlich nicht um irgend ein Tagebuch,
sondern Martha, 1900 in einem kleinen Örtchen in Pommern, als
Tochter des Kapellmeisters geboren, ging als junge Frau nach Weimar
ans Bauhaus. Dort fand sie ihre Berufung im Tanz und lernte viele
Bauhaus-Künstler kennen, die sich alle in ihrem Notizbuch verewigt
haben. Entsprechend wertvoll ist dieses, denn es enthält bislang
unbekannte Zeichnungen von Klee, Kandinsky und anderen Künstlern der
damaligen Zeit.
Als die Nazis die Kunstschule
schlossen, kam Martha nach Hause zurück – mit dem besagten
Tagebuch und mit einem Kind.
Ich muss gestehen, dass ich einige Zeit
brauchte, um mich an den besonderen Schreibstil zu gewöhnen. Während
Thomas Wetzlaffs Ausführungen in der Gegenwart flüssig und in einer
modernen Sprache geschrieben sind, bedient sich der Autor für die
Rückblenden diverser besonderer Stilmittel, durch die sich die
Atmosphäre der Geschichte völlig verändert.
In den Kapiteln, wo man über Marthas
Kindheit und ihre Zeit am Bauhaus erfährt, wirkt die Sprache sehr
reduziert, teilweise abgehackt; die Halbsätze überwiegen. Dadurch
bleibt immer eine gewisse Distanz zu den Charakteren, auch zu Martha.
Diese wirkte immer ein wenig geheimnisvoll, was vermutlich im Sinn
des Autors ist. Auch viele der anderen Charaktere wirkten auf mich
zum Teil rätselhaft, wobei sich das meiste im Lauf des Romans klärt
und so manches Geheimnis zutage kommt.
Sehr interessant fand ich die
Schilderungen rund um das Bauhaus, seine Menschen und seine Kultur.
Hier erfährt man viele historisch interessante Details zu dieser
Zeit. Die Bauhaus-Bewegung forcierte nicht nur eine Zusammenführung
von Kunst und Handwerk, sondern ihre Anhänger und Künstler pflegten
einen ganz neuen, anderen Lebensstil und Zeitgeist.
Insgesamt fand ich den Debütroman von
Tom Saller sehr interessant und informativ. Marthas Geschichte ist
fesselnd und berührend erzählt. Es ist ein tiefgründiger Roman,
der bis zuletzt immer ein wenig rätselhaft bleibt. Nur das Ende war,
wenn es auch rund ist, für mein Empfinden etwas zu
schicksalsträchtig und dramatisch. Auf jeden Fall finde ich, es ist
ein guter, sehr ausdrucksstarker und lesenswerter Roman um eine Zeit
und eine Entwicklung in der Kunst, über die ich bisher nur sehr
wenig wusste.
⭐⭐⭐⭐
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