Die Geschichte behandelt die Ereignisse
im Zeitraum zwischen 1522 und 1525, von dem Zeitpunkt an, als Luther
sein Exil auf der Wartburg verließ, weil ihm zu Ohren kam, dass
radikale Kräfte der Reformation in Wittenberg überhand nahmen und
dem dramatischen Höhepunkt des Deutschen Bauernkriegs, der Schlacht
bei Frankenhausen, die für die Aufständischen so tragisch endete.
Im Großen und Ganzen geht es im Roman
um das Verhältnis zwischen Martin Luther und seinem früheren
Mitstreiter Thomas Müntzer. Aus den ehemaligen Brüdern im Geiste
sind mittlerweile erbitterte Gegner geworden.
Man erfährt ausführlich über die
Beweggründe, die zu dem tiefen Zwist führten. Besonders Thomas
Müntzers Rolle bei den dramatischen Entwicklungen wird deutlich
aufgezeigt. Man erfährt, was Müntzer antreibt. Im Gegensatz zu
Luther wählt er den radikalen Weg, die offene Konfrontation, fernab
von jeglicher Diplomatie, und man vernimmt, wie ihm sein verbissener
Fanatismus letztendlich zum Verhängnis wurde. Liest man ein wenig in
Geschichtsbüchern über die damalige Zeit nach, dann wird einem
bewusst, wie detailliert Tilman Röhrig auch für diesen Roman wieder
recherchiert hat. Dies war nicht meine erste Begegnung mit den Werken
des Autors. Was seine Bücher gemein haben, ist der bildhafte,
außergewöhnliche und sehr markante Schreibstil, den ich bereits in
seinem Roman „Die Könige von Köln“ schätzte und den ich auch
hier wieder sehr genossen habe.
Um die historisch belegten Fakten, die
diesen Roman ausmachen, rankt sich auch noch eine fiktive Geschichte
um ein junges Paar. Barthel, ein Formenschneidergeselle bei Lucas
Cranach, ist verliebt in die hübsche Imkerin Dorothea Gerlach. Bei
ihrem Vater hält er um die Hand seiner Geliebten an, doch der
Spenglermeister Konrad Gerlach gerät immer mehr in Thomas Müntzers
Bann und tut alles, um dem radikalen Geistlichen zu gefallen, und so
lässt er sich schnell überzeugen, Dorlein anderweitig zu
verheiraten. Durch Konrad Gerlachs Vereinbarung mit Müntzer stürzen
die verbohrten Männer gleich mehrere junge Menschen ins Unglück.
„Die Flügel der Freiheit“ ist ein
ausdrucksstarker Roman, der einem die Geschichte der Reformation in sehr
lebendiger Weise nahe bringt und auch die Hintergründe beleuchtet.
Die eingeflochtene Liebesgeschichte zwischen Barthel und Dorlein
bringt neue Aspekte in die Handlung und lockert diese auf.
Ein ausführliches Personenverzeichnis
und eine Aufstellung der erwähnten Handlungsorte runden das Buch
sehr gelungen ab. Nicht unerwähnt lassen möchte ich die
wunderschöne Einbandgestaltung und hochwertige Ausstattung, mit
Lesebändchen und einer übersichtlichen Karte von Thüringen auf den
inneren Buchdeckeln, die ich gerne zwischendurch zu Rate gezogen
habe. Alles in allem ist dies ein großartiger Roman, der mich von
der ersten bis zur letzten Seite fesseln konnte und noch lange in
meinem Gedächtnis nachhallt. Gerade heuer, im fünfhundertsten
Jubiläumsjahr der Reformation, ist dieser Roman besonders passend.
👍👍👍👍👍
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