»Bleib
hier, so lange du kannst. In deiner Heimat hast du einen Vorteil: Du
kennst das Spielfeld.« Sie klopfte ihm auf die Schulter. »Jagdzeit
in Westfalen, Atlas.« Ihn lebend zu bekommen, ist einem
mexikanischen Drogenkartell ein hohes Kopfgeld wert: BKA-Zielfahnder
Andreas Atlas ist in seiner alten Heimatstadt im Teutoburger Wald
untergetaucht, nachdem seine Tarnung als verdeckter Ermittler
aufflog. Zu seinem eigenen Erstaunen fühlt er sich unerwartet wohl
in der westfälischen Idylle. Der einzige Wermutstropfen: Er kommt
nicht an seine unterschlagenen Millionen heran. Denn sein
autistischer Ziehsohn Lars hat das Geld entdeckt und versteckt aus
Angst, dass Atlas wieder weggehen könnte. Die Angst ist berechtigt:
Einige Zwischenfälle und mehrere Tote später wird Atlas klar, dass
die Mexikaner ihn gefunden haben ...
Mein Eindruck:
Das Buch lag nun
einige Wochen auf meinem SuB. Es wurde mir überraschend zugeschickt,
und als ich den Klappentext las, klang es so gar nicht danach, als
könnte es mir gefallen. Aber wie man sich doch täuschen kann!
Dieser Krimi hat mir mal wieder gezeigt, dass es gar nicht so
verkehrt ist, sich ab und zu einem anderen Genre zuzuwenden, denn da
kann man durchaus auch positiv überrascht werden.
Dies ist bereits
der zweite Band um den BKA-Zielfahnder Andreas Atlas. Den ersten Teil
habe ich nicht gelesen, hatte aber keinerlei Probleme, mich in die
Handlung hinein zu finden. Trotzdem kann dieses Buch nicht für sich
allein stehen, worauf ich am Ende der Rezension noch eingehen werde.
Atlas ist ein
sympathischer Charakter, wirkt aber, bedingt durch seine
Vergangenheit, etwas verloren in seiner alten Heimatstadt. Aber er
hat auch Freunde wiedergefunden und lebt mit Grete, einer Lehrerin
und ihrem autistischen Sohn zusammen auf einem alten Gutshof. Er
hätte nie gedacht, dass er sich in der Gegend seiner Kindheit jemals
wieder so wohl fühlen könnte. Eigentlich möchte er nur das Leben
mit seiner Grete und mit Lars genießen und in Ruhe gelassen werden.
Aber da gibt es noch das Problem mit den Millionen, die er bei seiner
Flucht aus Mexiko zur Seite geschafft hatte. Sie waren seine
Sicherheit, um irgendwo ein neues Leben anfangen zu können. Der
autistische Lars, der sehr an Andreas hängt, hat jedoch den Koffer
mit dem Geld versteckt, und Atlas weiß nicht, wohin.
Nun ist ihm auch
noch das Drogenkartell auf den Fersen und bedroht nicht nur sein
eigenes Leben, sondern auch das der Menschen, die ihm nahe stehen.
Eigentlich will er Grete nicht verlassen, aber um ihrer Sicherheit
willen sieht er sich dazu gezwungen, denn das Drogenkartell hat einen
Mann auf ihn angesetzt, der ihm bedrohlich nahe kommt und bei seinem
Job über Leichen geht.
Martin Calsows
Schreibstil ist sehr einnehmend und fesselnd. Dabei bringt er ab und
zu auch eine Portion trockenen Humor in die an sich ernste Handlung
ein. Man hat sehr intensives Kopfkino, wenn der Autor diverse
Situationen so lebendig beschreibt, und bei manchen Szenen bleibt
einem glatt vor Spannung die Spucke weg. Atlas, der nach außen hin
gerne sein Pokerface aufsetzt und auf den ersten Blick knallhart
wirkt, was er in der Vergangenheit, in einer Welt der
Drogenkriminalität durchaus sein musste, hat jedoch auch eine
sensible Seite und trägt jede Menge Ängste mit sich herum. Das
nimmt man ihm auch jederzeit ab, und besonders sein gutes Verhältnis
zu Lars, dem autistischen Sohn seiner Partnerin, wie er auf ihn
eingeht und sich für ihn einsetzt, hat ihn mir sehr sympathisch
gemacht. Auch die weiteren Charaktere in seinem Umfeld haben etwas
Liebenswertes.
Dieser Krimi ist
gut und kurzweilig geschrieben und bringt jede Menge Spannung mit.
Auch wenn man so manches über die Gegend um den Teutoburger Wald
erfährt und stellenweise die Atmosphäre direkt spüren kann, würde
ich ihn nicht unbedingt als typischen Heimatkrimi sehen.
Die Geschichte
hat einerseits ein gutes Ende, aber im Epilog geschieht etwas, das
mich auf eine Fortsetzung hoffen lässt, denn ich empfand das als
starken Cliffhanger, der geradezu nach einem weiteren Band schreit.
👍👍👍👍1/2
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