Im April 1837
erblickt Miss Elizabeth,die Tochter eines Tabakplantagenbesitzers,
das Licht der Welt. Sie wird sofort in die Obhut der Sklavin Mattie
gegeben, die ihr in der nächsten Zeit als Amme zur Verfügung stehen
soll. Mattie, die bisher als Feldarbeiterin auf der Plantage tätig
war, hat Sehnsucht nach ihrem eigenen Sohn, den sie in der
Sklavensiedlung zurücklassen musste. Sehr schnell wächst ihr die
kleine Lisbeth, wie sie ihren Schützling liebevoll nennt, ans Herz.
Je älter das Mädchen wird, umso unzertrennlicher wird das Band
zwischen ihr und Mattie, denn bei ihren Eltern stößt sie nur auf
Unverständnis. Sie fordern Gehorsam von ihr und können gar nicht
verstehen, wieso sich Elizabeth überhaupt Gedanken um die Sklaven
macht. Lisbeth begleitet Mattie regelmäßig zu deren Familie. Bei
den Sklaven fühlt sie sich wohl, geborgen und verstanden. Je mehr
sie sich mit Matties Schicksal und dem Leben der Sklaven beschäftigt,
umso deutlicher wird Lisbeth die Ungerechtigkeit bewusst, und sie
kann sich immer weniger mit den Konventionen der vornehmen
Plantagenbesitzer abfinden.
Der Schreibstil
dieser Geschichte ist klar und schlicht gehalten, schildert der Roman
doch das Leben auf einer Tabakplantage aus der Sicht einer einfachen
Sklavin, die bisher ein hartes und arbeitsreiches Leben auf dem Feld
führte und nun zur Haussklavin „aufgestiegen“ ist. Aus diesem
Blickwinkel fand ich die kurzen, prägnanten Sätze sehr passend. Die
Charaktere der wichtigsten Personen sind fein ausgearbeitet, wobei
besonders Mattie und Lisbeth sehr liebevoll dargestellt werden. Mit
diesen beiden so unterschiedlichen Frauen, die sich doch so nahe
stehen, hat der Roman zwei starke Protagonistinnen. Für die
Plantagenbesitzer ist es Normalität, Sklaven zu halten, und Lisbeth
wächst in dem Bewusstsein auf, dass dies einfach so gehört. Aber
als das Mädchen älter wird und nachzudenken beginnt, stoßen ihr
die Ungerechtigkeiten und die rohe Gewalt gegenüber den Sklaven
immer mehr auf, und ihr wird bewusst, dass die farbigen Arbeiter auf
der Plantage ihres Vaters über mehr Herz und Gefühl verfügen als
ihre eigenen engstirnigen Eltern, denen es nur darum geht, bei ihren
Nachbarn einen guten Eindruck zu machen und sich gegenseitig an
Reichtum und Schönheit zu übertrumpfen. Das zeigt sich
beispielsweise sehr deutlich, als es darum geht, ein Ballkleid für
Miss Elizabeth zu wählen. Die junge Frau soll möglichst bald
verheiratet werden und natürlich eine gute Partie machen. Nach Liebe
und Zuneigung wird hier nicht gefragt. Aber die Eltern haben nicht
damit gerechnet, dass ihre Tochter, die dazu erzogen wurde, sich
anzupassen und gehorsam zu sein, einen eigenen, starken Willen
entwickelt.
Der Roman spielt
in den beiden Jahrzehnten vor dem amerikanischen Bürgerkrieg
zwischen Nord- und Südstaaten. Dieser wirft jedoch bereits seine
Schatten voraus, denn schon zu dieser Zeit gab es eine Kluft zwischen
Sklavenhaltern und Gegnern der Sklaverei. Die Atmosphäre des Romans
erinnert unweigerlich ein wenig an den Anfang des alten Klassikers
„Vom Winde verweht“. Leider gibt es über die Zeit vor und
während des Bürgerkriegs und um die Problematik der Sklaverei nicht
allzu viele Romane, was ich sehr bedauere. Umso interessanter fand
ich es, in diese Geschichte einzutauchen und mehr über diese Zeit
und ihre Sitten zu erfahren. Laila Ibrahim zeigt das damals
herrschende Verhältnis zwischen Schwarz und Weiß klar und deutlich
auf, ohne zu beschönigen.
Das Coverbild
auf der Vorderseite finde ich ebenfalls sehr gelungen und absolut zur
Handlung passend. Nur beim Betrachten der Rückseite habe ich
gestutzt und musste dann schmunzeln, denn da hat sich der
Coverdesigner in der Blumenkiste vergriffen. Der Roman heißt „Gelber
Krokus“, weil gelbe Krokusse Matties Lieblingsblumen sind, und so
würde ich auch erwarten, einen Krokus abgebildet zu finden.
Das Foto
auf der Rückseite zeigt jedoch eindeutig eine Freesie. Diese gehört
zwar ebenfalls zur Familie der Schwertliliengewächse, aber ein
Krokus ist sie deshalb noch lange nicht. 😉
👍👍👍👍 1/2
Dieses Buch habe ich schon länger auf meiner medmiops Wunschliste stehen, aber meistens ist es ausverkauft. Doch es wird mit Socherheit bei mir einziehen...nur wann, kann ich noch nicht sagen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina