Klappentext
des Verlags:
Süditalien
im 11. Jahrhundert: Trotula de Ruggiero wächst in einer der
reichsten und mächtigsten Familien Salernos auf. Von ihrem
Kindermädchen Iuzzella, das für jede Krankheit oder gegen jeglichen
Schmerz ein Mittel kennt, wird sie früh in die Geheimnisse der
Heilpflanzen eingeweiht. Als die Mutter bei der Geburt des Bruders im
Kindbett stirbt, beginnt Trotula sich für Medizin zu interessieren,
die sie in Salerno, an einer der besten Schulen des Mittelalters, als
erste Frau studiert. Zunächst mit Wut, dann mit wachsender
Leidenschaft brennt sie für ihre Berufung als Heilerin. In einer
Zeit, in der ihr als Frau wenig Anerkennung entgegengebracht wird,
schafft sie es, Geschichte zu schreiben – und für ihr privates
Glück zu kämpfen …
Mein
Eindruck:
Der
Roman beschreibt das Leben der Trotula de Ruggiero, die im 12.
Jahrhundert wirklich gelebt hat und als Ärztin in Salerno
praktizierte sowie ein Mitglied der dortigen Fakultät war und
unterrichtete. Sie schrieb einige bedeutsame medizinische
Abhandlungen, hauptsächlich über Frauenkrankheiten und
Geburtshilfe, wobei ihre Ansichten für die damalige Zeit sehr
fortschrittlich waren. Beispielsweise legte sie großen Wert auf
Hygiene, was für das Mittelalter schon außergewöhnlich ist.
Es ist
leider nicht allzu viel über diese interessante Frau bekannt, und in
den wenigen Informationen, die es über sie gibt, sind sich die
Forscher auch nicht einig, was denn nun der Wahrheit entspricht und
was eher auf Spekulationen beruht.
Aus
diesem Grund musste die Autorin sehr vieles über Trotulas Leben
ihrer Phantasie überlassen und neu erfinden. Sie präsentiert in
ihrem Roman ein Frauenbild, das sich in vieler Hinsicht von den
Informationen unterscheidet, die ich bisher über Trotula hatte.
Der
Roman ist komplett in der Ich-Form geschrieben, wobei die Erzähler
von Kapitel zu Kapitel wechseln. Zum großen Teil berichtet Trotula
selbst, aber es kommen verschiedene Personen aus ihrem Umkreis zu
Wort, beispielsweise der Mönch, der sie in ihrer Kindheit
unterrichtete, ihr Kindermädchen Iuzzella, ihre Cousine und noch
einige mehr. Leider geht aus den Kapitelüberschriften nie hervor,
wer hier gerade aus seiner Sicht über Trotula berichtet. Manchmal
kann man das schon nach wenigen Sätzen aus dem Sinn erschließen,
aber bei vielen Kapiteln muss man schon ein paar Seiten lesen, bis es
sich klärt. Das stört den Lesefluss ungeheuer, und ich musste so
manchen Abschnitt noch einmal lesen, um richtig zu erfassen, wer der
Ich-Erzähler gerade ist und was er mir sagen möchte.
Trotula
selbst wirkt auf mich ziemlich exzentrisch, und ihre Mitmenschen
verehren sie und heben sie quasi bei ihren Erzählungen auf ein
Podest. Wenn man ihnen allen glauben mag, war sie die perfekte Frau,
völlig ohne Makel, denn sie wird von den Erzählern als schön, klug
und so gut wie unfehlbar beschrieben. Anhand anderer Romane, in denen
es ebenfalls um die Heilerin ging, hatte ich mir Trotula als
scharfsinnig und intelligent, dabei aber auch bodenständig und
tatkräftig vorgestellt. Die Trotula, die dieser Roman zeichnet,
wirkt dagegen eher wie eine kapriziöse Kunstfigur.
Sprachlich
ist der Roman sehr schön, manchmal poetisch und oft ein wenig
philosophisch. Man spürt, dass der Autorin diese wichtige und
interessante Frauenfigur des Mittelalters sehr am Herzen liegt, und
wie Paola Presciuttini im Vorwort berichtet, waren die Recherchen für
ihren Roman immens umfangreich. Aber leider bin ich weder mit der
hier beschriebenen Trotula noch mit einem der anderen Charaktere
richtig warm geworden, was sicher viel daran lag, dass ich bei jedem
Kapitel erst überlegen oder suchen musste, welcher der Ich-Erzähler
aktuell gerade berichtet.
Das
fand ich sehr schade, denn die Person der Trotula de Ruggiero hat so
viel zu bieten, was für mein Empfinden leider viel zu kurz kam.
Liebe Klusi,
AntwortenLöschendas klingt nach einem Buch für mich, auch wenn ich historische Romane aus dem Mittelmeerraum nicht so gerne mag. Doch die von dir beschriebene Erzählform stört mich... ich mag es nicht, wenn man bei jedem neuen Kapitel erst überlegen muss, wer denn gerade "spricht".
Was mich auch ärgert ist das Cover. Dieses Bild steht für mich einfach für "DieHexe von Freiburg" und ich finde es furchtbar wenn zwei Bücher das selbe Cover haben. Aber naja, sollte mir das Buch mal über den Weg laufen gebe ich ihm vielleicht eine Chance.
Danke auf jeden Fall für die aufschlussreiche Rezension!
Liebe Grüße
Jacy
Liebe Jacy, mit dem Cover hast du Recht, das verbindet man unwillkürlich mit der "Hexe von Freiburg". Leider ist es häufig so, dass man Cover-Doppelgänger findet.
LöschenDass du dem Buch trotz meiner Kritik eine Chance geben möchtest, finde ich gut, denn es kann ja sein, dass der Roman auf dich ganz anders wirkt. Wie man eine Geschichte empfindet, ist ja eine sehr individuelle Sache, und das ist auch gut so.
Liebe Grüße
Susanne