Mittwoch, 25. Juni 2014

Mein Sommer am See - Emylia Hall



Eines Tages erhält Beth ein Päckchen. Darin befindet sich ein Fotoalbum, das ihre Mutter Marika zusammengestellt hat, gefüllt mit alten Bildern und Erinnerungen. Nach anfänglichem Sträuben, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen, lässt sich Beth dann doch auf das Buch ein. Während sie von Seite zu Seite blättert, kommen die Erinnerungen an vergangene Sommer in Ungarn wieder hoch, mit vielen negativen Empfindungen, aber auch mit einer Fülle an schönen, positiven Gedanken.

Je mehr man über die Familiensituation erfährt, umso mehr wundert man sich, wie es überhaupt zu einer Verbindung von Erzsébet’s Eltern kam. Sie könnten gegensätzlicher nicht sein: Marika, die temperamentvolle, manchmal ein wenig chaotische Ungarin und David, der kühle, sachliche und besonnene Engländer. Nach der Trennung ihrer Eltern verbringt Erzsébet jedes Jahr einen Teil ihrer Sommerferien bei ihrer Mutter in Ungarn. Seit ihrer Rückkehr in die alte Heimat lebt Marika dort mit dem Maler Zoldan zusammen. Die Villa Serena wird für Erzsi zur zweiten Heimat, zu einem ganz besonderen und faszinierenden Ort. Hier erlebt sie die Leichtigkeit und Unbeschwertheit ungarischer Sommertage.
Während ihres letzten Sommers in Ungarn, als Erzsi gerade 16 Jahre alt und voller Hoffnungen und Pläne war, geschah etwas, das einen Schock bei dem jungen Mädchen ausgelöst hat und nach dem sie nicht mehr dieselbe war. Erzsi nennt sich seitdem Beth und hat ihr Herz gegen Gefühle verhärtet. Dies kann ich ein Stückweit nachvollziehen, nachdem ich nun ihre ganze Geschichte gelesen habe, aber Erfahrungen wie die hier geschilderten machen viele Menschen in ihrem Leben, und ich kann auch gut verstehen, dass sich danach Enttäuschung und Misstrauen breit macht, aber sein Herz derartig zu verschließen und alle Kontakte abzubrechen, das finde ich schon sehr extrem. Da gab es ja in Ungarn auch noch  Tamás, Erzsis erste große Liebe...

Beth’s Verhältnis zum Vater in der Gegenwart wirkt angespannt, obwohl man bei Rückblicken erfährt, dass die beiden eine intensive Bindung hatten. Die Art, wie sie David abkanzelt und wegschickt, als er sie in London besuchen kommt, um ihr das Päckchen aus Ungarn zu bringen, brachte der Protagonistin nicht gerade Sympathiepunkte von mir ein.
Sie blieb mir bis zu einem gewissen Grad fremd und unzugänglich. Nach dem Entschluss, sich das Buch der Sommer doch anzusehen, wirkt sie wiederum sehr verletzlich und einsam.

Der Roman lebt nicht von einer fesselnden Handlung, sondern seine wahre Stärke ist die Sprache, in der die fast magische Atmosphäre vergangener Sommer beschrieben wird.
Man spürt fast die Luft flirren und die Sonnenwärme auf der Haut.
Die Erzählerin spielt mit Worten, fängt Stimmungen und Atmosphäre ein.
Erzsis Besuche in Ungarn sind sehr stimmungsvoll und detailreich beschrieben, wenn auch manchmal fast ein wenig zu ausschweifend.
Ergänzend zur Geschichte findet man im Anhang des Buches noch ein Interview mit der Autorin und ein paar Rezepte von ungarischen Gerichten, die Erzsi in der Villa Serena serviert bekam.
Coverbild und Buchtitel finde ich ein wenig irreführend, denn man gewinnt den Eindruck, dass sich die Handlung größtenteils am Balaton abspielen würde, dem ist aber nicht so. Es gibt nur zwei Besuche am Plattensee, und beide stehen nicht gerade unter einem guten Stern.
Der Originaltitel „The Book of Summers“ trifft es dagegen sehr gut.

Alles in allem ist der Roman eine schöne Sommerlektüre, für mich mit Abstrichen, weil mich das Verhalten der Protagonisten doch zeitweilig sehr irritiert hat.

 mit Tendenz zu



2 Kommentare:

  1. Hm...nun bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das Buch auf meine Wunschliste kommt....ich beobachte es schon eine Weile, aber deine rezi überzeugt mich jetzt nicht wirklich das Buch zu kaufen oder zu lesen....
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Leider, liebe Martina, ich hatte mir auch mehr von dem Buch versprochen.
      Liebe Grüße
      Susanne

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