Eines Tages erhält Beth ein Päckchen. Darin befindet sich
ein Fotoalbum, das ihre Mutter Marika zusammengestellt hat, gefüllt mit alten
Bildern und Erinnerungen. Nach anfänglichem Sträuben, sich mit der
Vergangenheit auseinander zu setzen, lässt sich Beth dann doch auf das Buch
ein. Während sie von Seite zu Seite blättert, kommen die Erinnerungen an
vergangene Sommer in Ungarn wieder hoch, mit vielen negativen Empfindungen,
aber auch mit einer Fülle an schönen, positiven Gedanken.
Je mehr man über die Familiensituation erfährt, umso mehr
wundert man sich, wie es überhaupt zu einer Verbindung von Erzsébet’s Eltern
kam. Sie könnten gegensätzlicher nicht sein: Marika, die temperamentvolle,
manchmal ein wenig chaotische Ungarin und David, der kühle, sachliche und
besonnene Engländer. Nach der Trennung ihrer Eltern verbringt Erzsébet jedes Jahr
einen Teil ihrer Sommerferien bei ihrer Mutter in Ungarn. Seit ihrer Rückkehr
in die alte Heimat lebt Marika dort mit dem Maler Zoldan zusammen. Die Villa
Serena wird für Erzsi zur zweiten Heimat, zu einem ganz besonderen und
faszinierenden Ort. Hier erlebt sie die Leichtigkeit und Unbeschwertheit
ungarischer Sommertage.
Während ihres letzten Sommers in Ungarn, als Erzsi gerade 16
Jahre alt und voller Hoffnungen und Pläne war, geschah etwas, das einen Schock
bei dem jungen Mädchen ausgelöst hat und nach dem sie nicht mehr dieselbe war.
Erzsi nennt sich seitdem Beth und hat ihr Herz gegen Gefühle verhärtet. Dies
kann ich ein Stückweit nachvollziehen, nachdem ich nun ihre ganze Geschichte gelesen
habe, aber Erfahrungen wie die hier geschilderten machen viele Menschen in
ihrem Leben, und ich kann auch gut verstehen, dass sich danach Enttäuschung und
Misstrauen breit macht, aber sein Herz derartig zu verschließen und alle
Kontakte abzubrechen, das finde ich schon sehr extrem. Da gab es ja in Ungarn
auch noch Tamás, Erzsis erste große Liebe...
Beth’s Verhältnis zum Vater in der Gegenwart wirkt
angespannt, obwohl man bei Rückblicken erfährt, dass die beiden eine intensive
Bindung hatten. Die Art, wie sie David abkanzelt und wegschickt, als er sie in
London besuchen kommt, um ihr das Päckchen aus Ungarn zu bringen, brachte der
Protagonistin nicht gerade Sympathiepunkte von mir ein.
Sie blieb mir bis zu einem gewissen Grad fremd und
unzugänglich. Nach dem Entschluss, sich das Buch der Sommer doch anzusehen,
wirkt sie wiederum sehr verletzlich und einsam.
Der Roman lebt nicht von einer fesselnden Handlung, sondern seine
wahre Stärke ist die Sprache, in der die fast magische Atmosphäre vergangener
Sommer beschrieben wird.
Man spürt fast die Luft flirren und die Sonnenwärme auf der
Haut.
Die Erzählerin spielt mit Worten, fängt Stimmungen und
Atmosphäre ein.
Erzsis Besuche in Ungarn sind sehr stimmungsvoll und
detailreich beschrieben, wenn auch manchmal fast ein wenig zu ausschweifend.
Ergänzend zur Geschichte findet man im Anhang des Buches
noch ein Interview mit der Autorin und ein paar Rezepte von ungarischen
Gerichten, die Erzsi in der Villa Serena serviert bekam.
Coverbild und Buchtitel finde ich ein wenig irreführend,
denn man gewinnt den Eindruck, dass sich die Handlung größtenteils am Balaton
abspielen würde, dem ist aber nicht so. Es gibt nur zwei Besuche am Plattensee,
und beide stehen nicht gerade unter einem guten Stern.
Der Originaltitel „The Book of Summers“ trifft es dagegen
sehr gut.
Alles in allem ist der Roman eine schöne Sommerlektüre, für
mich mit Abstrichen, weil mich das Verhalten der Protagonisten doch zeitweilig
sehr irritiert hat.
Hm...nun bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das Buch auf meine Wunschliste kommt....ich beobachte es schon eine Weile, aber deine rezi überzeugt mich jetzt nicht wirklich das Buch zu kaufen oder zu lesen....
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
Leider, liebe Martina, ich hatte mir auch mehr von dem Buch versprochen.
LöschenLiebe Grüße
Susanne